Re: Paula Pantoffeltierchens Drogentrip mit Nikki dem Clown, Schachtmenschen, Mördern und einer Aberratio Mentalis Partialis

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Nik

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The 3rd and the Mortal – Magma
Na gut, ich mach dann halt mal weiter.Ich komme zum finalen Block des Samplers. Und ehrlich gesagt auch zu dem, auf den ich mich thematisch am meisten gefreut habe. Den Anfang macht hier die Band The 3rd and the Mortal, welche mir erst einmal gar nichts sagen. Norweger, was ich ja sehr sympathisch finde, ich mag dieses knuddelige Land einfach. Bei Wikipedia stand dann noch etwas von Doommetal. Und dementsprechend konsequent dann auch die Auflösung: Gibt keine, mal meldet sich irgendwann nur einfach nirgends mehr. Pazi könnte mir bestimmt sagen die wie-vielte Rule of Doom Metal das ist. Aber gut, ist auch eigentlich am Thema vorbei, denn entweder Paulas Auswahl war ungewöhnlich, ich hab ein falsches Verständnis von Doom Metal oder der Wikipediamensch hat einfach keine Ahnung. Oder gabs da Wandel im Laufe der Diskographie?
Den Beginn machen durchaus dronig anmutende Soundscapes, die eine wundervoll bedrückende Stimmung erschaffen, atmosphärisch ist das Doom also durchaus angemessen. Eine verzerrte Sirene, blecherne, verheißungsvolle Schläge. Zwischendurch schon fast The Angelic Process-que Melodien, und auch der Gesang könnte da fast rein passen, wenn auch nicht verzerrt. Doch was an Verzerrung fehlt, wird an leidendem Überhang wettgemacht – langgezogene, verwackelte Worte, darüber ein penetrantes, unpassendes Saxophon, welches wirkt, als hätte man mehrere Melodien übereinandergelegt. Nicht im schlechten Sinne, eher im Sinne einer Rihm-Komposition. Im folgenden Teil nimmt das Saxophon dann schon Dark Jazz verwandtes Gehabe an. Toll, einfach toll.Genau sowas hab ich mir gewünscht!

Graue Wolken können den Himmel hier so bedecken, dass er wie eine geschloßene Fortsetzung der Betonwände wirkt. Sie verschmelzen mit den Plattenbauten und schaffen Säulen, welche den Hebräern den Weg in den Schlund der Anonymität weisen. Ich schließe meine Hände zu fragilen Muscheln, setze die Lippen an die Öffnung zwischen Daumen und Zeigefinger. Tiefes Inhalieren, ein neckisch saugendes Geräusch und Knistern. Mein Hals kratzt leicht, durch die Nase entfliehen die wunderschön duftenden Schwaden. Fast spielerisch hebt sich ihr reines weiß gegen die graue Wand, welche nun leicht verschwimmt, ein surreales Ziehen im Augenwinkel.
Eine Leichtigkeit, welche sich in mir ausbreitet, eine wohlige Wärme, wie Magma im Inneren des Vulkans.
Meine faltigen nackten Zehen klammern sich leichtsinnig um den kühlen Stein. Mein Hemd weht, der Wind umstreichelt meine Brust. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen. Die Fingerkuppen am Fensterrahmen sind mein Sicherungsseil in sechszehn Etagen Höhe. Diese Freiheit, diese schwere, verlockende Freiheit.
Blendende Impulse durchzucken meine Synapsen, erfüllen sie mit den Farben welche die Stadt meinen Photorezeptoren viel zu lange verwährt blieben. Ich atme tief ein. Meine Trachea erblüht wie eine Lavalampe.
Ich schließe die Augen.
Ich lasse los. Meine Fingerkuppen gleiten vom Rahmen. Gravitation umarmt mich. Mit dem Mehrfachen meines Gewichts falle ich. Ich falle.
Ich mache die Augen auf. Meine Fußsohlen berühren wieder den kalten Stein. Meine Vertebrae krümmen sich, ich ziehe den Kopf leicht ein, und lasse mich rückwärts auf das Bett fallen.
Ich spüre mein Blut mit harten Schlägen pulsieren. Es weitet meine Aorta meine Aterien meine Venen meine Ateriolen meine Veniolen meine Kapillaren. Die Dehnung erzeugt Spannung, die Spannung zerreisst meine Haut.
Magma fließt.
Es verbrennt mein klägliches Fleisch zu grauer Asche. Schreie in meinem Kopf. Schwefelgeruch. Eine steinerne Seele. Ich lasse meinen Arm auf die Seite fallen, und lasse die Asche mit leichtem Tippen in die Tonschale fallen. Scheiße, dieser Ort macht mich so krank.

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