Re: Brüderle – Sexismusdiebatte

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Leukon

Registriert seit: 14.07.2010

Beiträge: 1,385

abrakadabraauch von juristischen minimalstandards abgesehen gibt es was flirtversuche angeht einen akzeptablen und inakzeptablen bereich. dass es keine optimale situation ist, wenn sich wer einer person nähert, diese es aber nicht in dem maße wünscht, ist eine tatsache, an der man nichts ändern kann.
man braucht jetzt aber nicht gleich das handtuch werfen, sondern kann wenigstens versuchen das problem zu lindern, in dem man zb. möglichst wenig aggressiv bei der annäherung vorgeht. es ist eine sache, eine frau zu einem essen einzuladen, und eine völlig andere, ihr zu sagen was sie für tolle titten hat. natürlich kann in bestimmten situationen beides eine völlig legitime vorgehensweise sein, aber man hat gefälligst sicherzustellen, dass die situation auch passt – und die wahrscheinlichkeit, dass eine junge frau an einem alten mann sexuelles interesse hat, wenn sie vorher keine anstalten in die richtung gemacht hat, ist nunmal leider gering.
nicht der flirtversuch wurde hier als sexismus bezeichnet, sondern die einstellung von gewissen männern die meinen, dass sie das (moralische/gesellschaftliche) recht hätten, sich jeder frau in jeder situation derartig nähern zu können. wie es jetzt konkret bei brüderle war, weiß ich nicht, die situation kenne ich nicht. wenn sie ihm vorher ein ähnliches kompliment gemacht hätte, wäre es in ordnung gewesen, ansonsten eigentlich nicht.

als extrembeispiel: ich habe gestern eine wirklich sagenhaft hübsche ordensschwester gesehen. abgesehen davon, dass ich momentan eh eine „freundin“ habe, wäre es von mir ein absolut selbstüberschätzendes, räudiges verhalten gewesen, hätte ich irgendwelche sexuellen näherungsversuche unternommen – ganz einfach weil die wahrscheinlichkeit dass sie etwas derartiges von mir will sehr gering ist. und auf die gleiche weise (wenn auch nicht so extrem, zugegeben) ist es auch „ungehörig“ als alter mann aggressiv junge frauen anzumachen.

Ich stimme dir größtenteils zu. Dass es geglückte und missglückte, schickliche und unschickliche Annäherungsversuche gibt, ist klar. Und natürlich gibt es respektloses, völlig inakzeptables Verhalten. Dabei wären wir allerdings mE gut beraten, mit dem Kriterium des Anstandes zu argumentieren, soweit keine Straftaten gemeint sind. Weiter oben habe ich schon die These aufgestellt, dass in diesem Lebensbereich die kulturellen Selbstverständlichkeiten schwinden, es mithin an Verhaltens- und Erwartungssicherheit fehlt. Das sollte man bedenken und als Kontext gewärtigen. Was den Begriff des Sexismus angeht, bleibe ich bei meiner Ansicht: er ist unscharf; er ist eine politische Waffe; er gehört aus dem Verkehr gezogen. Nicht zuletzt aufgrund der pauschalen Täter-Opfer-Dogmatik, die er bemäntelt.

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