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abrakadabra

Registriert seit: 31.03.2008

Beiträge: 4,809

damit dass die verteuerung einer leistung mit dem wunsch nach einer günstigeren alternative einhergeht, stimme ich natürlich überein. dass ein extrem hoher mindestlohn die schwarzarbeit „fördern“ würde, ebenso wie die fortscheitende automatisierung (wogegen ich nichts habe), ist klar. trotzdem haben auch roboter und schwarzarbeiter ihren preis, und das unternehmen wird sich nur für diese varianten entscheiden, wenn der mindestlohn SO HOCH ist, dass er teurer ist als die anschaffung von automaten zur erledigung gewisser arbeiten (was in vielen branchen heutzutage absolut unmöglich ist), und auch das risiko schwarzarbeiter zu beschäftigen (das man ja als staat mittels besserer kontrollen erhöhen kann) überwiegt.

ganz nebenbei existieren in deutschland bereits heute für die reine marktwirtschaft „unnatürliche“ verteuerungen von arbeit: es gibt sicherheitsstandards (obwohl es vielleicht leute gäbe, die bereit wären ohne sie zu arbeiten), es gibt sozialversicherungspflicht (obwohl es leute gibt, die ohne versicherungsanspruch arbeiten würden), es gibt kündigungsschutz, es gibt krankengeld das der arbeitgeber zahlen muss (ist doch auch in D so, oder?), es gibt für frauen diverse schwangerschaftsregelungen, die den arbeitgeber etwas kosten können…

wir haben also bereits schon längst entschieden, dass einer künstlichen verteuerung von arbeit nichts grundsätzlich entgegenzusetzten ist. all diese regelungen gibt es, weil die gesellschaft (ja, ich mag das wort) entschieden hat, dass es zum menschenwürdigen dasein in unserer gesellschaft dazugehört, auf solche leistungen ansprüche zu haben. ebenso trivialerweise gehört es für mich dazu, dass jemand der hart arbeitet darauf anspruch darauf zu haben hat, dass er auch ein menschenwürdiges leben mit seinem gehalt führen kann – und wenn die reine marktwirtschaft (von der du ein fan zu sein scheinst) nicht in der lage ist das sicherzustellen, dann zum teufel mit ihr.

edit: ad „wenn die löhne steigen, steigen auch die preise, und die leute die besagte löhne bezahlt bekommen haben erst nichts davon“:
es stimmt schon, dass dadurch die preise für ARBEIT steigen. dieses argument wäre nur stichhaltig, wenn wir nur menschliche arbeit kosumierten – das ist aber nicht der fall. wir komsumieren rohstoffe, und wir bezahlen gewinne von unternehmen – und diese „kosten“ steigen eben nicht durch verteuerung von menschlicher arbeit – also hätten die niedrigverdiener durchaus was davon, wenn sie mehr bezahlt bekämen. außerdem nimmt dein argument an, dass die einzige kompensierung für steigende lohnkosten ein steigender preis wäre – und nicht zb. auch auch geringere gewinnspannen, wie dieses paper im fall der gastronomiebranche suggeriert. (einen hässlicheren textsatz habe ich übrigens schon lange nicht mehr gesehen)

das paper
„Exploiting variation in the cost impact of the MW across restaurants, we find no significant effect of the MW increases on employment or hours over the three years. Cost increases were instead absorbed through other channels of adjustment, including higher prices, lower profit margins, wage compression, reduced turnover, and higher performance standards.“

um ehrlich zu sein, will ich mich aber gar nicht auf eine wirtschaftswissenschaftliche diskussion mit dir einlassen, weil ich von dem thema null ahnung habe, und ich gar nicht weiß, ob es überhaupt jemanden gibt, der genug weiß, um eine komplexe frage wie diese mit sicherheit beantworten zu können.

meine politische meinung hat ihren ursprung auch nicht in dem glauben an die funktionalität eines bestimmten wirtschaftsmodells, sondern in meinem ethischen empfinden.