Re: Sofa 331 – Derbytime!

Home Foren METAL HAMMER’s Ballroom Couch Sofa 331 – Derbytime! Re: Sofa 331 – Derbytime!

#6822159  | PERMALINK

Nik

Registriert seit: 24.04.2011

Beiträge: 9,611

Die seltsamen Fälle des Inspektor Buhmann.
Episode Eins: Der Cybersexmoobiemörder.
[Spoiler]Das Licht warf den kleinen, schmutzigen Raum in ein zuckendes Licht, welches durch den kalten Schein eines Computermonitors erhellt wurde. Der überhitzte PC nervte die Spurensicherung mit beständigem Brummen.
Auf dem Boden, neben einem umgeworfenen Stuhl, lag die nackte Leiche eines Mannes mittleren Alters, sein Kopf von einem Kranz aus Blut umrandet. Roter Schaum trat aus seinem Mund, die Gliedmaßen grotesk abgewinkelt.
„Vermutete Todesursache?“ „Kann noch nix genaues sagen, es deuten aber alle Zeichen auf einen epileptischen Anfall hin.“ „Hmpf.“ Der kleine Mann räusperte sich merklich, „…was mach ich denn dann jetzt hier?“ „Schau mal auf den Bildschirm.“
Alle Programme waren geschlossen, der Hintergrund schwarz. Nur ein einzelnes Fenster war geöffnet.
„Heilige Scheiße…“ entfuhr es ihm. Ein Videochat war geöffnet. Zu sehen war ein fast leerer Raum, lediglich mit einem Stuhl befüllt, welcher von einer Schaufensterpuppe besetzt war. Auf ihrer Brust klebte ein Foto, welches die tote Frau zeigt.

Ein lautes Klingeln riss mich aus dem Schlaf. „Chrr. Inspektor Buhmann am Apparat.“

Mit schnellem, nervösem Gezeter rief Herr Derby mich aufs Revier. Scheinbar war wieder eine Leiche gefunden worden, die Fünfte in drei Wochen. Natürlich wurde es mir wieder auferlegt, den kauzigen Rechtsmediziner aufzusuchen, und mich zu erkundigen.
„Hast du was vielversprechendes entdeckt?“ „Ein Stück Clementine, in meiner Hemdtasche.“ „Hemdtasche… chrr… warum trägst du keinen Kittel, das wirkt seriöser!“ „Jaja, schon gut. Also, alles so wie bei den vorangegangenen Opfern. Anfang dreißig, männlich, ausgeprägte Männerbrust. Tod durch SUDEP“ „Hö?“ „sudden unexpected death in epilepsy, ein plötzlicher Tod durch oder als Folge eines epileptischen Anfalls. Die Schnittverletzungen, Muskelrisse, Wirbelverletzungen und der Zungenbiss lassen auf einen außergewöhnlich starken Anfall schließen. Also alles wie immer. Sonst nix:“

Leicht verbittert verließ ich die Leichenhalle und machte mich auf den Weg ins Präsidium. Meine Assistentin Bastianné, eine Frankokanadierin mit ausgeprägtem Gespür für Zusammenhänge, machte sich an dem weißen Brett mit bisherigen Vermutungen und Zusammenhängen zu schaffen.
Während ich nervös auf meinem Stift herum biss, erläuterte sie die neuesten Erkenntnisse.
„Ich hab herausgefunden, dass alle unsere Opfer etwas gemein haben! Sie sind Stammkunden in einem zwielichtigen Bordell namens ‚Sofa 331′. Es wird vom berüchtigten Drogenboss H0az Zibit geführt.“ „Würd‘ mich nicht wundern, wenn der schmierige Dreckssack da seine Finger im Spiel hat, chrr. Machen wir uns auf den Weg zu ihm.“

Das Rotlichtviertel grenzte ans Industriegebiet der Stadt, und auch hier war es nicht sinderlich schöner. Schmierige Wände, überzogen von Rissen und Schmutz. Drogensüchtige Prostituierte, welche sich verzweifelt an gierige Kunden ranwarfen. Dies war das Reich des H-Zibit. Schon mehrmals hatte ich gegen ihn ermittelt, doch nachweisen konnte ich bislang noch nichts. Er war für seine Schlägertruppe angeführt, den Nachtblutern, angeführt von einer Persönlichkeit, welche man nur als ‚Den Hati‘ kannte. Man wusste nicht, wer er war, was er war. Es hieß, er sei ein kaltblütiger Mörder, bekannt dafür, im Blut der Opfer eine Spielkarte mit dem Bild des Jokers zu hinterlassen.
Sein Äußeres, so sagte man, glich dem eines Clown aus einem schlechten Kinderfilm, von einem Zeichner, welcher zu viel LSD genommen hatte. Irgendwann würde ich die beiden schnappen, garantiert. Doch heute hatte ich ein anderes Ziel: Das ‚Sofa 331‘, ein Club, welcher für seine exklusiven Angebote bekannt war.
„Na Süßer, Lust ’ne Runde auszureiten?“ „Buhmann, Mordkommission. Kennen sie diese Männer?“ „Klar doch, die sind Stammgäste.“ „Haben sie vielleicht… eine gemeinsame…“ „Ach, die machens nicht hier. Das sind welche von den Spannern. Die schaffen’s nur übers Internet, die nehmen den Cyberdienst.“

Nachdenklich fuhr ich zurück. Der Cyberdienst also. Deshalb die Computer, deshalb die Videochatfenster. Die Rezeptionistin hatte mir die Adresse ‚ihres Mädchens‘ genannt, welche sie gebucht hatten, sobald wir einen Durchsuchungsbeschluss hatten, würden wir uns auf den Weg machen.

Energisch trat ich die Tür ein. „HÄNDE HOCH…CHRRR…., POLIZEI!“ Der Wagen stand vor der Tür, also müsste sie auch da sein. Das erste, was mir auffiel, war der stechende Geruch. „Rein da, da ist irgendwas…“ Schon im Flur fanden wir ihre Leiche. „Ach du…“ entfuhr es einem unerfahrenen Kollegen, welcher prompt herauslief und sich übergab. Die halb verweste Leiche der Frau lag gekrümmt in der Ecke, der Boden von geronnenem Blut überzogen. Im Nebenraum fand ich den PC, von welchem sie scheinbar gesendet hatte, au dem Stuhl davor auch die unheimliche Schaufensterpuppe. Schnell wählte ich eine Nummer. „Bastianné, chrr, sie ist nicht die Täterin, sie ist selbst eines der Opfer. Aber der Täter hat von hier aus agiert, schick mir die Spurensicherung her!“

Am Tatort fanden wir einige intakte Fingerabdrücke, welche wir einem Mann namens Ardor vom Venushügel zuordnen konnte, ein Abkömmling einer ehemaligen Adelsfamilie, welche mittlerweile jedoch verarmt und in Ungnade gefallen war.
Wir konnten ihn in seiner Wohnung festnehmen. Nun saß er mir im Verhörraum gegenüber.
Das goldene Haar fiel über ein markantes Profil, die adlige Abstammung war im anzusehen.
„Ha, sie haben mich, das hat ja wirklich gedauert. Lassen sie mich raten, sie wissen immer noch nicht, wie. Wollen sie es wissen?“ „Warum sollten sie es mir sagen wollen? Sie wissen, dass das zu einer direkten Verurteilung führt…chr.“ „O, man wird Filme über mich drehen, Bücher über meine Raffinesse schreiben. Ist das allein nicht Grund genug? Man will den Tathergang ja nicht zweitklassigen Autoren überlassen.“ „Dann schießen sie mal los…“
„Tja, wie sie wohl gemerkt haben, waren alle Opfer übergewichtig. Was sie wahrscheinlich übersehen haben, war, dass sie unter leichten Herzrhythmusstörungen litten. Wie der Zufall es wollte, bekam ich mit, dass sie alle Kunden der liebreizenden Madame waren. Und so ergab es sich, dass sich in meinem wunderschönen Kopf ein genialer Plan formte. Zuerst musste sie natürlich… entsorgt werde. Kein Verlust für die Welt… dann musste ich nur zu ihren Terminen in ihrer Wohnung erscheinen. Wenn sich die Affen angemeldet haben, spielte ich ein Video namens ‚Electric Soldier Porygon‘ ab. Die grellen Lichtblitze führten zu starken epileptischen Anfällen, welche, bedingt durch ihre Herzrhythmusstörungen, ein SUDEP hervorriefen. Einen Screenshot zu machen, auszudrucken und für euch da aufzuhängen, war keine große Kunst. Und da sie illegal für H-Zibit arbeitete, konnte ich sicher sein, dass ihr die IP-Adresse nicht entschlüsseln würdet. So einfach ist das alles.“

Nachdenklich blies ich den Rauch der Zigarette in den kühlen Abendwind. Wieder einmal hatten wir einen der unzähligen Täter dieser Stadt überführt. Auf dem Weg zu seiner Gerichtsverhandlung wurde er auf offener Straße erschossen, an der vermuteten Abschussstelle hing eine Pokerkarte an die Wand geheftet. Joker. Nun würde er wirklich legendär werden.
Doch er war nur ein kleiner Fang gewesen. Die Monster der Stadt, H0az-Zibit, der Hati, die Nachtbluter, und noch viele mehr, waren noch immer auf freiem Fuß.
Es war an mir, sie zur Strecke zu führen.
Mein Name ist Buhmann. Inspektor Buhmann.

--