Re: Alcest – Shelter

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DeineMudda

Registriert seit: 17.07.2007

Beiträge: 650

Lazarus_132Normaler Weise gebe ich ja was auf deine Meinung aber hier musste ich mal die Nase rümpfen. Das hat auch nichts mit Gechmack zu tun, finde nur die komplette Aussage daneben. Ich meine nach dem letzten Album wolltest du die Band abschreiben und jetz ist der gleiche Kram wie immer, nur in etwas softer, plötzlich ein Meisterwerk? Mittelmaß und Meisterwerk scheinen bei dir nicht weit auseinander zu liegen.
Ich finde das Album ja selbst nichtmal schlecht aber man kann es auch hart übertreiben.

Du machst deine komplette Ausführung daran fest, wie wenig sich am Klangbild von Alcest geändert hat. Und deswegen werden wir nicht auf einen Nenner kommen. Denn im Gegensatz zu dir sehe ich eine ganze Menge Veränderung zwischen „Shelter“ und den drei Vorgängern.
Das fängt bei den Vocals an. Die sind wesentlich prägnanter in den Vordergrund gemischt während sie bei den Vorgängern schwer greifbar im Hintergrund blieben. Das hatte bei den beiden ersten Platten ne Menge Charme indem es den mystischen und sehnsüchtigen Charakter unterstrich, hat sich aber bei mir danach auch abgenutzt.
Zweiter Punkt : Die Gitarren. Die flirrenden, schnellen Riffs (die vielerorts als der BM-Anteil interpretiert werden) sind weg. Stattdessen arbeitet „Shelter“ mit fast schon poppigem Songaufbau. Das meinst Du wahrscheinlich mit „softer“, geht aber deutlich weiter.
Dritter Punkt : „Shelter“ klingt wie aus einem Guss und hat keine Qualitätsschwankungen. Während auf „Les Voyages De L’ame“ mit „Beings Of Light“ und „Summer’s Glory“ zwei absolute Tiefpunkte enthalten sind und auch in den anderen Songs mehr als eine Länge zu finden ist, lässt sich „Shelter“ ohne Gähnen am Stück hören. Und das liegt auch daran, dass es keine wirklichen Hits gibt, sondern das musikalische Level absolut konstant bleibt.
Und last but not least : Die drei Vorgänger waren die pure Naivität und der personalisierte Kitsch. Das aber auf eine sehr positive Art. Für mich war aber spätestens mit dem letzten Album der Kitsch-Bedarf gedeckt. „Les Voyages De L’ame“ klang nur noch wie eine Wiederholung der beiden Vorgänger. Die gleichen Emotionen, die gleiche Vertonung, die immerwährende paradiesische Unschuld. Das war nett aber gleichzeitig auch ziemlich langweilig. „Shelter“ dagegen ist ein Blick nach vorne und vor allem ein Abschied vom Paradies. Die heute zitierten Emotionen wirken deutlich reifer, geerdeter und gesetzter. Alcest klingen zwar immer noch sehnsüchtig, melancholisch und träumerisch. Allerdings beschränkt sich diese Träumerei heute auf einen verträumten Blick auf die Weiten des Ozeans und nicht mehr auf Utopien unendlicher Schönheit.
Wenn Du jetzt immer noch der Meinung bist, dass „Shelter“ bloß ein softerer Abklatsch der Vorgänger ist, ist das dein gutes Recht. Meiner Meinung nach haben Alcest an einigen Stellschrauben gedreht und das genau in die richtige Richtung. Nenn es wie du’s willst aber für mich ist dieses Album das „hart übertriebene“ Meisterstück.