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Anonym
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BibschErzähl mal bitte n bisschen!
Ist es wirklich so schlimm, wie alle Hater sagen?
Nö. Im Gegenteil, mir hat’s deutlich besser als das Summer Breeze gefallen. Kann aber auch daran liegen, dass es für mich einfach was neues war, da bin ich mir nicht wirklich sicher. Da, wo ich gecampt habe (also Campsite A, ohne Autos), waren weit und breit nur freundliche und gewiss keine „Ballermann-Metaller“ vorzufinden.
Abgesehen davon zieht bei mir das Kommerz-Argument auch nicht so wirklich. Man kriegt nichts aufgedrängt, und wenn einem das Wackinger Village nicht gefallen hat, ist man eben nicht hin. Ich war vor allem abends/nachts während der Wartezeit auf den nächsten Act im Infield dort, um mir ein bisschen die Zeit zu vertreiben und da gibt’s eben ein paar kleine Spielereien, um sich die Zeit zu vertreiben – schlimm finde ich das jedoch nicht. Man sollte einfach nicht jedes Thema mit den selben Vorurteilen angehen. Klar, auf den anderen Campsites gab’s auch vermeintliche „Idioten“ (liegt auch immer im Auge des Betrachters, denn für diese ist man vermutlich auch ein Idiot, viel darf man da einfach nicht drauf geben), aber bei welchem Festivals ist das bitte nicht? Da braucht mir niemand anzukommen, weil wo viele Menschen sind, gibt’s auch unüberbrückbare Meinungs- oder „Gesinnungsverschiedenheiten“ (nicht im politischen Sinne) und ehrlich gesagt ist das auch gut so. Wäre langweilig, wenn jeder gleich wäre – einfach mal bedenken: Wenn man sich selbst nicht für den Allergrößten hält (helium ist da so ein Kandidat), kommt man vermutlich ganz gut durch’s Leben und diverse Festivals. Und Kommerz ist sowieso jegliches Festival. Ich glaube nicht, dass das Party.San Jahr für Jahr nur um des Anti-Kommerz-Willens diverser Wichtigtuer Miese macht. Und wenn einem das Line-Up bei einem Wacken nicht gefällt, sucht man sich eben ein anderes Festival, aber bei diesen Diskussionen nervt mich meist die latente Diffamierung irgendwelcher Veranstaltungen, nur damit man seiner eigenen Meinung Geltungsdrang das Futter gibt, um sich im eigenen Mikrokosmos wohler zu fühlen. So viel erstmal zu der Diskussion, die ja während dem Festival hier lief. Ich wusste erst nicht, ob ich was dazu schreiben soll, da es ohnehin zwecklos ist, weil der eine eben so und der andere anders ist. Kann man nicht vermeiden. Ob man dann den Macker mimen muss, steht auf einem anderen Blatt, aber jeder muss selbst wissen, ob das seinem eigenen geistigen Alter gerecht wird, oder nicht 😉
In dem Zusammenhang ist vielleicht doch der Ticketpreis zu erwähnen, bei dem sich der ein oder andere eben doch fragt, ob es sich lohnt, 150€ dafür auszugeben, auf einem Festival den Asozialen raushängen zu lassen, aber das ist ein rein subjektives Empfinden meinerseits. Kann mich jedenfalls weder über die alten Eisen der Old School Heavy Metal Fraktion noch über die Core-Fans beschweren, man kam super zurecht.
Zu den Bands: Leider hab‘ ich Vreid verpasst, weil ich irgendwie gar nicht drauf geachtet habe – schade! Dafür haben King Diamond (absolut überragende Leistung von ihm und seiner Truppe + grandioses Bühnenbild bzw. grandiose Bühnenshow), Emperor (trotz Hitze Gänsehautatmosphäre erzeugt und mit dem Bathory-Cover noch mal einen geilen Rausschmeißer präsentiert; sollte man mal gesehen haben, Ihsahn und Co. sind in bestechender Form), Kreator (was soll man groß dazu sagen, die haben einfach alles abgerissen und das Publikum war wirklich fantastisch) und Accept (unfassbar wie viel Energie die von der Bühne in’s Publikum transportieren, jedenfalls bin ich sehr glücklich, dass ich sie endlich gesehen habe, die Setlist war grandios). Schlechte Bands habe ich eigentlich nicht gesehen, im Falle von HammerFall hat es schon einen schlechten Sound gebraucht, um Kritik an der eigentlich abgezockten und hervorragenden Performance üben zu können. Dafür war es schön zu sehen, dass es Jesper Strömblad offenbar wieder gut geht und er seine Probleme überwunden hat. Die Gastauftritte der anderen früheren Mitglieder waren auch geschickt inszeniert. Überrascht haben mich Childen of Bodom, die, seitdem sie sich vor den Auftritten nicht mehr sinnlos betrinken, eine absolute Bombe auf der Bühne platzen lassen, auch hier war die Setlist genial und hat auch viel früheres Material geboten („Downfall“ natürlich auch, was mich persönlich extrem gefreut hat), die Band war geschlossen wirklich sehr gut drauf. Ebenfalls überrascht haben Heaven Shall Burn bzw. ihr Sänger Marcus, der gesanglich an sich gearbeitet hat und live mittlerweile richtig brutal klingt, und der Gastauftritt von Dan Swanö war ein echter Leckerbissen. Ich will jetzt auch gar nicht zu allen Interpreten Stellung nehmen, denn das würde ewig dauern, aber erwartungsgemäß stark waren auch Saxon, Behemoth und Knorkator. Slayer sind nach 2-3 Songs ordentlich in Fahrt gekommen und haben eine durchaus gute Show abgeliefert, auch wenn der Sound gerade bei Kerry’s Gitarre miserabel war und man eigtl. nur die Soli von Gary Holt so wirklich vernommen hat, aber der Typ ist ohnehin ein lässiger Gitarrist. Wie der sein Zeug runterspielt, hat mich beeindruckt. Studiomäßig gehört er ja scheinbar laut Wikipedia nicht zur festen Formation.
Scheiße waren Motörhead und Megadeth. Lemmy sollte einfach aufhören, das hat keinen Sinn mehr. Die Leute haben’s gefeiert, weil’s halt Motörhead bzw. Lemmy sind, die da auf der Bühne stehen, aber unterm Strich war das einfach ein blutleerer und völlig emotionsloser Auftritt, der mich schnell gelangweilt hat. Bei Megadeth weiß ich eigentlich gar nicht, wo ich zuerst anfangen soll. Mitten im Intro fällt der Sound aus, und dann lassen sie sich erstmal gut 6-7 Minuten Zeit, bis sie auf die Bühne kommen. Auch hier sprang der Funke einfach nicht über, was man größtenteils auch am Publikum gemerkt hat. Chris Broderick ist gelangweilt über die Bühne flaniert und hat ein bisschen mit seinen Solo-Künsten geposed und Dave sah nach dem ersten Song schon so aus, als wäre er auf Drogen- bzw. Alkoholentzug. Kaum einen Meter bewegt und schon tropfnass. Irgendwie wirkte er mit seiner seltsamen Gestik auch zugedröhnt bzw. völlig wirr. War aber auch insgesamt völlig „abwesend“, deren Auftritt.
Gab‘ noch ’n paar kleinere Negativpunkte wie z.B. die Willkür der Security, die Doppelt-und-Dreifach-Kontrollen auf dem Konzertgelände oder der Sand vor den Bühnen, der bei jedem bewegungsintensiven Gig aufgewirbelt wurde und in die Atemwege gelangen konnte. Ich hab mir auf die Weise wohl ’n Infekt eingehandelt und wirklich toll war’s darauf auch nicht zu stehen. Die Organisation hat insgesamt super geklappt, vor allem mit den Wasserstellen und der faltbaren Flasche in der Full Metal Bag. Ich hab das ganze Festival über keinen Cent für Getränke ausgegeben.
Eigentlich bin ich nun total k.o., aber ich werde wohl aufbleiben, um mir ein Ticket für 2015 zu sichern. Die bisherigen Bestätigungen munden mir eigentlich allesamt und die Atmosphäre hat mir gefallen, sodass ich das gerne ein weiteres Mal mitmache 🙂
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