Home › Foren › Maximum Metal › Metal, Menschen, Sensationen › Was sagt es über die deutsche Metalszene aus.. › Re: Was sagt es über die deutsche Metalszene aus..
KosmonautDie Beispiele, die du jetzt gegeben hast, sind doch viel eindeutiger, als alle, die du bisher gebracht hast.
Aber jemand, der bei REWE an der Kasse sitzt, kann nunmal genau so gut „Metal sein“, wie jemand, der als Schmied arbeitet – und das meine ich jetzt nicht im übertragenden Sinne -. Vielleicht sieht er/sie ja die ultimative Erfüllung darin, in einem Discounter an der Kasse zu sitzen. Oder er/sie hat aus irgendeinem Grund keinen Abschluss, der ihn/sie für mehr qualifiziert. Das Geld zum Überleben muss trotzdem irgendwie her.
Das ist halt eine Definitionsfrage. „Metal“ ist vieles und damit ist es eigentlich unmöglich, nicht „metal“ zu sein, womit der Begriff aber beliebig wird. Die Erfüllung darin zu sehen, beim Discounter an der Kasse zu sitzen, deutet aber auf einen schwachen und unterwürfigen, eigentlich nichts-wollenden Charakter hin. Wer keinen Abschluss hat und einen will, der macht ihn halt nach. Wer das nicht will und sonst auch nichts dafür tut, die Situation zu ändern, obwohl er sie scheisse findet, der ist resignativ. Da dann das ganz harte Zeug zu hören, hat für mich eher mit Frustabbau oder ähnlichem zu tun, aber nicht damit, dass die Musik besonders gut das Lebensgefühl des Hörers widerspiegelt, zumindest nicht in dem Sinn, dass Stärke auch Stärke bedeutet und nicht aufgestaute Schwäche.
Die zweite Aussage ist mir vollkommen bewusst. Du hast aber häufig darauf gepocht, dass es Leute, die du beschreibst, auch hier in diesem Forum zu finden sein müssen, was aber letztendlich nicht der Fall ist.
Darüber kann man streiten, aber gesetzt den Fall, es gibt sie, dann sind sie still. Ich sehe keinen Grund, weshalb definitiv auszuschliessen ist, dass es solche Charaktere hier nicht gibt.
Es gibt diese Leute. Aber nicht (mehr) in diesem Forum. Und es gibt sie nur vereinzelt.
Was es also für die deutsche Metalszene bedeutet, wenn es hier nur wenig Aktivität gibt? Es bedeutet, dass die, die den Metal in der Art ausleben, die du zu beschreiben versuchst, sich in ihrer lokalen (Untergrund-)Szene etabliert haben. Dass sie um Internetforen wie diesem hier, wo beinahe mehr J-Pop-Hörer [nichts für Ungut an die Asienfraktion, ihr seid die Besten 🙂 ] rumlaufen, als Menschen, die sich noch als Metaller sehen würden, einen großen Bogen machen.
Das glaube ich wiederum nicht. Ich bin ein paar Mal in meinem Leben umgezogen und habe dadurch die eine oder andere lokale Szene kennengelernt, da sieht es im Grunde nicht viel anders aus als hier. Es ist halt alles sehr normal sehr gediegen, man geht seinem Job nach oder seinem Studium, hat ein paar Probleme mit seiner Familie oder mit seiner Freundin, vielleicht fehlt etwas Kohle oder man hat Ärger mit dem Nachbarn und macht sich Gedanken, wie man den nächsten Festivalbesuch organisiert.
Solche Sachen sind mir natürlich nicht fremd, aber scheinbar betrachte ich das Leben eben doch noch auf anderen Ebenen. Es findet sich kaum einer, der etwas wagt. Es ist niemand da, der all die Sachen macht, die ich hier nicht mal anzusprechen brauche, weil sie ohnehin verurteilt werden.
Alles ist nett und brav, beschaulich und idyllisch, gut sortiert und einfach langweilig. Die meisten dämmern im Grunde schon mit 20 in der immergleichen Routine, die sie bis an ihr Lebensende nicht verlassen werden.
Ich denke, dass viele hier – mich eingeschlossen – wirklich nicht zu einhundert Prozent verstehen, was du meinst, aber das kommt daher, dass du dich oft nur vage ausdrückst, vereinzelt Beispiele einwirfst, teilweise gegensätzliche Positionen übernimmst, und viel zu viel Erklärungsbedürftiges als selbstverständlich hinnimmst.
Das mag auch an der Natur der Sache liegen, weil man bei solchen Diskussionen im Grunde erstmal viele grundlegende Begriffe definieren müsste usw.
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