Re: Jahressampler 2013 – Die Reviews

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Dwelk

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Da ich im bisher noch nicht wirklich viel Zeit hatte, um mich eingehend mit dem Sampler zu beschäftigen, stell ich wenigstens schonmal das rein, was ich bisher geschrieben habe.
Diesmal habe ich den Sampler von Bibsch erwischt. Es war einiges vertreten, was ich schon gekannt habe, aber auch einiges völlig unbekanntes und ein paar Sachen wo ich eh mal reinhören wollte.

Summoning – Caradhras
Der Berg ruft – und ich folge ihm mal zu den schönen Klängen der langsamen Melodie, die sich durch den ganzen Song durchzieht. Was mich an Summoning stört ist, dass das ganze sehr nach billig Keyboard klingt – das Album hätte meiner Meinung nach um ein vielfaches besser klingen können, wenn man mehr Budget für die Produktion verwendet hätte. Aber zurück zum Song. Neben der erwähnten Melodie und den „Fanfarenklängen“ krächzt der Sänger von der eisigen Schönheit des Berges (für die Nichtkenner – der Caradhras ist ein Berg aus Herr der Ringe, den die Gefährten überqueren wollen, aber daran scheitern, weil zu viel Schnee und böse Zauberer etc…). Gegen Mitte des Songs kommen noch Chöre hinzu. Alles in allem entwickelt sich hier eine tolle Atmosphäre, bei der allerdings der Richtige Höhepunkt ausbleibt. Dennoch ein toller Titel, ideal für Sonntag Nachmittag. Abzüge gibt’s wie gesagt für das Keyboard und so bleiben noch 07/10 Punkte.

Woe – Song Of My Undoing
Nach dem locker beschwingten ersten Track geht’s jetzt erstmal garstiger zur Sache.
Der Anfang erinnert mich sehr an Kvelertak. Das ändert sich allerdings nach einer Minute und der Song driftet erstmal in doomig-post-irgendwasige Gefilde ab und drosselt sein Tempo. Klagender Gesang kommt dazu und wechselt sich mit dem agressiveren Gesang vom Anfang ab.
Nach 4 Minuten zieht das Tempo wieder an und es wird erstmal ausgiebig geschreddert, was das Zeug hält, während der Sänger seinem Hass freien lauf lässt. Zum Ende hin wird nochmal richtig losgeknüppelt. Die Band war mir bisher komplett unbekannt, aber ich bin grad total begeistert davon. Werde ich mir auf jeden Fall zulegen. So kanns weiter gehen. 09/10

The Vision Bleak – Hexenmeister
Die neue Platte von The Vision Bleak hatte mich ja leider ein wenig enttäuscht, aber der Hexenmeister hier gehört zu den besseren Songs der Platte. Das Lied fasst eigentlich prima alle Trademarks der Band zusammen. Es geht gut vorwärts, der markante Gesang lässt einen sofort erkennen, mit wem man es zu tun hat und eine Portion beschwörende Chöre darf natürlich auch nicht fehlen. Nach 4 Minuten ist Schicht im Schacht. 07/10

Saor – Carved in Stone
Die Band sagt mir auch gar nichts, aber das Video klärt mich auf, dass sich die Band umbenannt hat und früher Àrsaidh hieß – kenne ich aber trotzdem nicht. Gut, mit einer Länge von 14 Minuten hol ich mir erstmal nen Eimer Popcorn und mach es mir gemütlich.
Zuerst gibt es mal ein akustisches Intro, bevor einen eine tolle Wall of Sound erstmal gebannt aufhorchen lässt – zumindest kurz, dann wird’s mal wieder ruhiger und nach gut 3,5 Minuten glaubt man dann, dass das Intro wohl doch erst jetzt rum ist und das Tempo anzieht und Gesang dazukommt. Ungewöhnlich ist, dass hier Black-Metal-Raserei von den sanften Klängen der Panflötenindianer aus der Fußgägnerzone hinterlegt wird. Ungewöhnlich, aber passt irgendwie ganz gut. Hier wird anscheinend eh Abwechslunggroß geschrieben, denn auf einmal gibt’s noch einen Klavierpart., nachdem es dann aber traditionell schwarzmetallisch weitergeht. Ah, die Flöten dürfen auch wieder ran und bringen den Song mit dem Geknüppel an der Seite und esoterisch angehauchtem Gesang zum Ende. Wow, ich glaub da muss ich auch mal näher reinhören, da gibt’s wohl einiges zu entdecken. Gibt’s das Album noch irgendwo zu kaufen? 8,5/10

Ereb Altor – Nifelheim
Ok, die Band habe ich letztes Jahr auch durch den Jahressampler hier kennengelernt und mir dann auch gleich 2 Alben von denen geholt. Das neue Album kenne ich leider noch nicht, aber ich bin schonmal positiv gespannt, was kommt. Stilistisch kann man das ganze unter „Quorthons legitime Erben“ einsortieren, denn den Bathory-Touch kann man beim besten Willen nicht wegleugnen.
Der melancholische Gesang und die Chöre bilden mit dem schönen Text über nordische Göttersagen eine tolle Atmosphäre. Für ein paar Punkte mehr hätte allerdings noch ein wenig Abwechslung gefehlt. So bleibt der Song weitestgehend einer Melodie und einem Tempo treu.
Gibt unterm Strich 7,5/10

Nocte Obducta – Leere
Das Lied kannte ich vorher schon und fast wäre es auch auf meinem Sampler gelandet, letztendlich ist´s dann doch der Dinner auf Uranos geworden. Macht aber nix, auch Leere ist super.
Von zornigen Black Metal der früheren Glanztaten der Band ist hier allerdings nichts mehr übrig geblieben. Vielmehr bekommt man hier eine kalte hypnotische Szenerie, in der Verzweiflung und Einsamkeit die Begleiter des Hörers werden.
Der Song fängt dazu langsam mit akustischen Gitarren und klarem, träumerischen Gesang an, der aber nur kurz zu Wort kommt, bevor es dann erstmal gaaanz lange bis zum Ende hin instrumental zugeht. Schöne Gitarrensolos, psychedelische Keyboard-Teppiche und ein schleppender Rhythmus bilden einen postrockigen Sog, der einen erstmal die Zeit vergessen lässt. Großes Kino! 09/10

Blood Red Throne – March Of The Undying
Werfen wir nun erstmal den ganzen Anspruch und Intellekt des letzten Songs über Bord und packen den groben Knüppel aus. Jetzt ist traditionell-stumpfer Death Metal angesagt. Geht gut vorwärts und groovt. Der Gesang wechselt ab und an mal zwischen rumpelig-growlend, keifend und dann mal wieder erzählend. Was schlechtes kann ich über das Lied nicht sagen, allerdings gibt es auch keine wirklichen Höhepunkte, was es letztendlich relativ austauschbar macht. 6,5 /10

Caladan Brood – Echoes Of Battle
Der „kleine Bruder“ von Summoning erwartet mich als nächstes. Ich glaube den Vergleich muss sich die Band öfters mal gefallen lassen – die Ähnlichkeit ist aber auch so eindeutig, dass das wohl auch das Ziel von Caladan Brood sein dürfte. Auch hier ist das Keyboard relativ dominierend, allerdings hört es sich für mich nicht ganz so billig an wie bei Summoning. Die Chöre treten hier auch stärker in den Vordergrund, was dem ganzen Album wie ich finde sehr gut steht.
Der Song an sich wird erstmal mit lockeren Keyboard-Melodien und krächzendem, erzählenden Gesang eingeleitet, dazu kommt noch Schlachtenlärm, bevor die Chöre einsetzen und die Gitarre präsenter wird. Allerdings wechselt das dann wieder und der Song klingt mit Keyboard und Gesang so aus, wie er angefangen hat. Wie gesagt, für mich hat Caladan Brood leichte Pluspunkte im Gegensatz zu Summoning und von daher gibt’s hier dann auch 08/10 Punkte.

Agrypnie – Dezember
Mit Agrypnie könnte man ja auch wieder Vergleiche zu Nocte Obducta ziehen, allerdings hat sich der Stil der beiden Bands inzwischen ziemlich voneinander entfernt, was das ganze nicht sonderlich sinnvoll macht. Man könnte natürlich anmerken, dass ein wenig von der vorher angesprochenen fehlenden Wut von Nocte bei Agrypnie hängengeblieben ist und das auch gut so ist 🙂
Das Album insgesamt hat mir sehr gut gefallen, leider konnte ich mich bisher noch nicht gebührend damit beschäftigen. Müsste ich dringend mal nachholen.
Das Lied bietet wie es für Agrypnie typisch ist, tollen deutschsprachigen Black Metal, der nicht auf klischeeige „Satan is ein ganz toller Typ“-Lyrics zurückgreifen muss, sondern auch was zu sagen hat. In dem Song hier geht´s um Isolation, Kälte (menschlich und wetterlich) und letztendlich Tod als Konsequenz. Von der Atmosphäre her sehr melancholisch und gleichzeitig erhaben, gespickt mit diversen Stimmungs- und Tempowechseln, quasi vom Flüstergesang bis hin zu verzweifelten Wutausbrüchen. Packt mich auf jeden Fall, das Lied. 08/10

Aethernaeum – Zur Mittwinternacht
Aethernaeum hatte ich dieses Jahr auch schon für mich entdeckt und zwar genau mit diesem Lied (wobei auch der Rest vom Album absolut empfehlenswert ist). Der Song wird gesanglich in einem Flüsterton vorgetragen und bietet textlich Heidentum gemixt mit Naturromantik á la Empyrium. Also Heidentum im eigentlichen Sinne – Methornschwingende Kasperkapellen dürfen sich gerne mal 3-4 Scheiben davon abschneiden oder sich einfach auflösen. Atmosphärisch kommts auf jeden Fall super rüber und ist auch so eingängig, dass es auch prima in Gehör bleibt. Bei dem Link, den mir Bibsch geschickt hatte, fehlen allerdings irgendwie 90 Sekunden, aber egal, das Lied hatte ich auch so.
Da sich der Song auch in meinen persönlichen Jahrestoplisten wiederfindet gibt’s hier 9/10 Punkte

Ewigheim – Ein Nachruf
Ja nee, das war ein Griff ins Klo. Der erste Totalausfall des Samplers. Wir haben hier eine möchtegern-Rammstein-Kopie allererster Güte. Zumindest wird das im Ansatz wohl versucht. Heraus kommt dabei ein NDH-stampfendes Keyboardgeklimper mit extrem peinlichen Gesang. Wie krampfhaft kann man denn die Rs rollen wollen? Find ich ja echt erstaunlich dass eigentlich fähige Musiker (und der eine Fuzzi von Eisregen) da am Werk sind. Also dann doch 1000 mal lieber The Vision Bleak als das hier. 02/10

Soilwork – The Living Infinite I
Soilwork hab ich damals zu Figure Number 5 / Natural Born Chaos Zeiten rauf und runter gehört. Leider ging es mit der Band nach Stabbing The Drama musikalisch etwas bergab, aber das neue Album war wieder ein Schritt in die richtige Richtung. Stilistisch fällt der Song ja ziemlich aus dem Rahmen dessen, was hier bei dem Sampler sonst geboten wurde. Ist aber auch nicht weiter tragisch, das Lied gefällt. Es gibt hier den Soilwork-typischen Sound – modern und mit großartigen Melodien, die im Kopf hängen bleiben und dem Gesang von Björn Strid, der ja auch einen großen Wiedererkennungswert hat. Ich glaub, bei dem Album hätte ich mich zwar für nen anderen Song entschieden, aber die Wahl ist da auch nicht ganz leicht, weil es etliche Songs auf dem 2 CDs gibt, die eines Jahressamplers würdig gewesen wären. 7/10

Fyrnask – Saltrian
Sagt mir erstmal so gar nix die Band. Getagged wurde das ganze als Ambient Black Metal, was ja erstmal gar nicht verkehrt klingt. Leider muss ich feststellen, dass das angestrebte Ambiente anscheinend der alte Kartoffelkeller des Drummer zu sein scheint, in dessen Ecke der Song mit einem alten Kassettenrekorder aufgenommen wurde, während der Sänger im Nachbarraum ist. So hört sich das ganze jedenfalls an. Man bekommt nur einen Soundwirrwarr mit, aus dem man manchmal sowas wie Melodien oder Textfetzen erahnen kann. Und dann dauert das auch noch fast 9 Minuten. Schrecklich. Irgendwie stellt sich mir die Frage, wie man sich sowas freiwillig antun kann? Ich war jedenfalls froh, als das Lied vorbei war. Einen Punkt gibt’s noch für das, was eventuell hätte sein können, wenn man es auch nur halbwegs vernünftig produziert hätte. 01/10

Skeleton Witch – Burned From Bone
Irgendwie hab ich Skeleton Witch wohl mit Skull Fist verwechselt und so wundert es mich erstmal, dass es hier etwas ruppiger als bei Skull Fist gewohnt zugeht. Muss am verdammt ähnlichen Schriftzug und Namen liegen….Skeleton Witch jedenfalls haben hier einen Bastard aus Thrash, Black und einer Prise Punk am Start. Es geht ordentlich vorwärts und wenn man das ganze in Bildern beschreiben müsste, würden man sagen können, dass ein Typ in ne Bar kommt, kurz allen aufs Maul haut, auf den Tresen kackt und wieder geht. Musikalisch ist das ganze natürlich nicht sonderlich anspruchsvoll, aber das ist auch garantiert nicht das Ziel. Macht auf jedenfall Laune auf mehr 🙂 08/10

Imperium Dekadenz – Aue Der Nostalgie
Zum Abschluß gibt’s nochmal ein kleines 10-Minuten-Epos von Imperium Dekadenz. Meadows Of Nostalgica war für mich eins der besten Black-Metal-Alben des letzten Jahres. Und auch wenn der Track hier teilweise kürzer hätte ausfallen können ist er doch recht repräsentativ für das Album. Die Trademarks der Band sind jedenfalls alle vorhanden. Textlich wandert man hier auf naturromantischen Pfaden (nicht zart und zerbrechlich vorgetragen, wie z.B. bei Empyrium, sondern brachial schwarzmetallisch), was zusammen mit den tollen ausschweifenden Gitarrenmelodien auch ein entsprechendes Kopfkino auslöst, in dem man gerne eine Weile verweilen will. Der keifende deutsche Gesang fügt sich auch gut ins Bild ein. 7,5/10

Fazit:
Hab ich mal wieder Glück gehabt dieses Jahr. Gar nicht gefallen haben mir nur 2 Lieder, das was ich kannte war toll und ein paar gute Neuentdeckungen gabs mit Woe und Saor auch. Passt 🙂

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