Home › Foren › METAL HAMMER’s Ballroom › Talkpit › Arbeiten im Ausland › Re: Arbeiten im Ausland
Ich bin vor viereinhalb Jahren nach Frankreich ausgewandert. Gerade hier ist das mit der Sprache sehr wichtig, da die Franzosen da schon recht empfindlich sind. Wenn man die auf Englisch anlabert, antworten sie gern auf Französisch und wenn man gut Englisch kann, fühlen die sich gern mal provoziert (mit Fremdsprachen ist es hier noch nicht so weit her, wobei sich das auch ändert). Im Grunde kann ich mich allem anschließen, was hier bereits gesagt wurde. Festhalten möchte ich aber, dass ein Urlaub Dir keine, wirklich keine Auskunft darüber gibt, wie der Alltag wird. Das kannst Du nur herausfinden, indem Du es versuchst.
Eine wichtige Erfahrung für mich ist, dass meinetwegen in der Verwaltung einige Dinge hier völlig anders laufen als in Deutschland. In vielen Bereichen wird hier noch mit Papier gearbeitet (nicht digital), vieles ist deutlich aufwendiger und langwieriger. Viele Behörden, Banken, die Post, sind nur auf, wenn Du selbst gerade arbeitest, und mit etwas Glück noch am Samstagvormittag. Da gehst Du dann da hin und natürlich ist es voll, da gehen dann schon mal ein paar Stunden drauf. Oft ist es auch so, dass in der Verwaltung Dir jemand sagt, um diese und jene Sache zu bekommen, brauchst Du diese und jene Unterlagen. Dann besorgst Du Dir die und gehst hin, da sitzt dann jemand, der aber plötzlich was ganz anderes verlangt. Auch ist es so, dass man schon mal laut und unangenehm werden muss, um zu kriegen, was man will.
Das ist nur ein Beispiel, und vielleicht klingt das auch banal, aber es krempelt einem den Alltag schon sehr stark um und manchmal ist es einfach nur anstrengend und entnervend, weil es auch nach diesen mehreren Jahren immer noch eine Umstellung bedeutet.
Richtig schwierig war hier die Wohnungssuche. Erst mal sind die Preise extrem hoch, dann ist die Konkurrenz sehr groß, und ohne Bürgen in Frankreich kommt man hier im Grunde nirgendwo rein. Eine Bekannte von mir hier ist Ärztin, sogar die brauchte einen Bürgen, obwohl sie ein sehr gutes Gehalt verdient.
Schwierig finde ich es auch, mit Einheimischen sich wirklich anzufreunden (in der Hinsicht ist Paris aber auch ein sehr schwerer Fall). Meine Freunde hier sind praktisch alles Ausländer. Mit den Franzosen kommt man schon in Kontakt, aber über hin und wieder mal ein Bier trinken gehen geht es selten hinaus (und das obwohl ich Französisch praktisch so wie das Deutsche beherrsche).
Auf der anderen Seite ist es unglaublich interessant und bereichernd. Andere Gewohnheiten, Esskultur usw.
Eigentlich kann ich sagen, dass es sicher schwieriger als in der Heimat ist und oft eine Herausforderung, aber ich bin froh, mich dazu entschieden zu haben. Wichtig für den Anfang ist es meiner Meinung nach auch, wenigstens eine Person vor Ort zu haben, die man ganz gut kennt (hängt aber natürlich von einem selber auch ab).
Was Dokumente und Papierkram angeht, kannst Du innerhalb der EU im Grunde einfach in das Land gehen und Dich auch vor Ort um alles kümmern (eventuell müssen manche Sachen dann schnell gehen), meine ich.
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Wurstberge sind auch juristisch schwer einzuordnen.