Re: Ist Fleisch essen ok?

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Daray

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LeukonWir sollten wohl grundsätzlicher werden: Ich behaupte einfach, dass das Argument “Das ist ein Sein-Sollen-Fehlschluss!“ nicht den geringsten Wert hat. Sein-Sollen-Fehlschlüsse im eigentlichen Sinne gibt es gar nicht. Ethisch-moralisches Argumentieren vebindet stets – und darauf zielt mein Beispiel – Erkenntnisse über das Sein mit normativen Aussagen, also mit Wertungen. Manchmal werden die Wertungen eben nicht ausgesprochen oder sind schwer begründbar, aber da sind sie immer.

Wieder ein Beispiel. Diskutant X sagt: “Fleisch essen ist geboten, weil es die Menschen schon immer gemacht haben“. Ist das ein Sein-Sollen-Fehlschluss? Nein; es sieht nur so aus. Eigentlich steckt nämlich die Wertung darin, dass es geboten sei, sich an der Lebensweise seiner Vorverfahren zu orientieren. Und damit ist die normative Prämisse gegeben, die man braucht, um auf einen normativen Satz zu schließen.

Siehe dazu einer meiner ersten Posts in diesem Thread:

DarayWir haben hier die (stark vereinfachten) Aussagen „Der Mensch ist ein Allesfresser“ und die Konklusion „Es ist gut Fleisch zu essen“. Und nun bleibt die Frage offen, wie man vom einen zum anderen kommt. Da fehlt doch noch etwas um die Verbindung herzustellen. Eine Aussage wie „Alles, was die körperlich-gegebenen Fähigkeiten des Menschen ermöglichen, ist gut“

Dies wäre ein Argument.

Prämisse 1: Der Mensch ist ein Allesfresser
Prämisse 2: Alles, was die körperlich-gegebenen Fähigkeiten des Menschen ermöglichen, ist gut
Konklusion: Fleisch Essen ist gut

Hier wäre es in der Tat so, dass wenn die Prämissen wahr sind, die Konklusion wahr ist. Aber die Konlusion Pädophilie, Mord, Vergewaltigung, Folter etc. ist gut, wären dann auch alle wahr^^

Also gehe ich davon aus, dass die Prämisse 2 etwas anderes sein soll, aber was?

das ganze geht natürlich auch mit Bombenlegers Prämisse und Konklusion:

Prämisse 1: In der Natur ist das Halten und Töten anderer Lebewesen zum genuss ein ganz normaler Prozess
Prämisse 2: ???
Konklusion: Es ist moralisch nicht verwerflich, andere Lebewesen für den eigenen Genuss zu töten und zu halten

Die von dir angeführte Prämisse 2 „Es ist geboten , sich an der Lebensweise seiner Vorverfahren zu orientieren“ ist natürlich extrem einfach zu widerlegen. Wäre sie war, wäre jegliche Entwicklung in allen kulturellen und wissenschaftlichen Aspekten verwerflich.

Der naturalistische Fehlschluss gibt es, weil es keine sinnvolle Prämisse 2 gibt. Oder zumidnest hat noch niemand bisher eine gefunden. Du kannst dich aber gerne daran versuchen.

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