Re: Jahressampler 2014

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Gekochtes fuer Tiere

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Dann mal der längst versprochene, aber aus Zeit- und Gesundheitsgründen nicht eher abgegebene Senf zu InFictions Bewertung. Danke auf jeden Fall für die ausführlichen Bewertungen. Auch wenn sich unsere Eindrücke da naturgemäß nicht immer decken, hat’s jeder Zeit Spaß gemacht, deine Eindrücke zu lesen. Nur über das grimmige Corpsepaint und den Patronengurt müssen wir uns nochmal unterhalten 😉

Das Dornenreich-Album ist für mich ein richtiges Meisterwerk geworden, dem man eigentlich absolut Unrecht tut, wenn man einen Titel daraus entfernt und gesondert betrachtet, aber ich fand’s als Opener einfach zu perfekt, um es nicht zu berücksichtigen. Den Vorwurf, dass das Lied zu lang ist, kann ich zwar grundsätzlich nachvollziehen, aber mich hat’s nie gestört. Ich genieße wirklich jeden Ton des Liedes. Wenn du mal wirklich Zeit und auch Lust hast, dich auf das Album einzulassen, dann kann ich dir nur dazu raten. Die Zeit wird dabei aber auch wirklich groß geschrieben, denn die braucht das Album, um in all seinen Facetten zu wirken und zu wachsen.

Den Ohrwurmfaktor von The Whistleblowers musstest du ja auch schon leidig erfahren 😉 absurd melodiös für Laibachsche Verhältnisse, aber irgendwie hat die Nummer es mir total angetan. Fun Fact: Laibach live waren wohl so ziemlich das abgedrehteste, was mir dieses Jahr untergekommen ist.

Primordial hat bei mir auch lange gebraucht, um zu zünden, aber dann war es wohl Liebe auf den ca. 28. Blick. Das lag allerdings nicht am Gesangsstil von Allen Averill, denn den fand ich schon immer verdammt groß. Ich kann verstehen, dass man das nicht mögen kann, aber für mich persönlich ist er stimmlich mit das Beste, was man momentan im Metal hören kann. Der Rest vom Album ist für Primordial solide Kost (was für andere Bands mMn trotzdem ein unerreichbares Level ist), mir fehlte dieses Mal leider ein Hit der Klasse „Death Of The Gods“. Trotzdem wollte ich einen Titel des Albums auf dem Sampler unterbringen. Ob dies auch passiert wäre, wenn das Album nicht so frisch im Kopf gewesen, sondern bereits im Frühjahr veröffentlich worden wäre, muss ich allerdings selbst offen lassen.

Das neue Broilers-Album ist in meinen Augen auch tatsächlich ein Pop-Album mit stellenweise punkigem Einschlag geworden. Da ich mit gut gemachter Popmusik aber kein Problem habe und außerdem auch einfach ein kleiner Fanboy bin, hat mich das nicht sonderlich gestört, da ein paar richtige Perlen dabei sind. Das Stück hatte dieses Jahr auch eine gewisse persönliche Bedeutung für mich. So pathetisch der Text auch sein mag, das will ich nicht mal bestreiten. Je nachdem, wie offen du Ska, Punk bzw. Oi! gegenüber stehst, könntest du in der Diskographie der Broilers allerdings durchaus was für dich finden.

Fäulnis polarisieren natürlich. An denen schätze ich allerdings das, was ich auch an Lifelover so schätze: Da wird gar nicht erst versucht, pseudopoetische Lyrikgebilde aufzubauen, sondern „von der Lung uff die Zung“ einfach gesagt, was einen anpisst. Nichts für jeden, aber mir gefällt sowas. Musikalisch weiß darüber hinaus die Mischung aus Black Metal und Punk-Attitüde zu gefallen. Daher kann ich nur zustimmen, für Puristen ist das alles in allem wirklich überhaupt nichts, aber so einer bin ich auch nicht.

Kall sind der Phönix aus Lifelovers Asche, ja. Mussten daher für mich einfach mit auf den Sampler. Den Produktionsaspekt kann ich durchaus verstehen, aber für mehr scheint es momentan wirklich an finanziellen Mitteln zu fehlen, was sehr schade ist. Dass sich auch nach dem Verlust von Jonas noch wirklich kreative Köpfe unter den Musikern befinden, zeigt das Lied ziemlich deutlich, deswegen ist meine Wahl auch speziell auf die Nummer gefallen. Ich hoffe, dass sich Prophecy der verbliebenen Jungs wieder annimmt, damit auch eine ordentlichere Produktion möglich ist. Nichts desto trotz: Selbst wenn ich kein Lifelover-Tattoo auf dem Unterarm hätte, wäre ich äußerst gespannt, wo die Reise von Kall noch hin geht.

Die Wahrheit bei Harakiri For The Sky liegt wohl dazwischen, ich würde es als Post Black Metal bezeichnen, hatte aber schon immer meine Probleme damit, stilistische Grauzonenbands in eine Schublade einzuordnen. Was bleibt ist die für mich vielleicht größte Neuentdeckung des Jahres. Ich hab mich beim ersten Hören in die Band verliebt. Schade, dass der Track dich nicht überzeugen kann, aber auch hier würde ich dir empfehlen, dem kompletten Album einmal einen Durchlauf zu gönnen. Wenn dich auch das restliche Album nicht überzeugen kann, hast du wenig verloren, wenn der Funke doch überspringen sollte dafür mMn aber verdammt viel gewonnen.

Zu Slipknot hast du eigentlich weitestgehend alles gesagt. Ich hätte nicht gedacht, dass Slipknot im Jahre 2014 noch einmal so angepisst klingen könnten, von daher hat mich der Track ziemlich schnell in seinen Bann gezogen. Das restliche Album ist solide Kost und hat seine Highlights, genau wie die anderen Slipknot-Alben, von denen ich noch keines durchgängig wirklich grandios fand, dafür aber auch keines durchgängig langweilig. Will nicht so weit gehen, sie als Durchschnittsband zu bezeichnen, aber live kickt mich das mehr, als auf Platte.

Weiteren Senf gibt es entweder im Laufe des Abends, oder morgen, für’s Erste ist mir gerade aber etwas die Zeit davon gelaufen.

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