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mir gings jetzt nicht um seine Expertise auf diesem Gebiet. Aber Behauptungen wie „geschlossene Grenzen führen dazu, dass die momentan fliehenden Menschen ihre Kraft in ihr eigenes Land investieren“ sind einfach viel zu naiv formuliert, selbst wenn da natürlich etwas Wahres dran ist. Trotzdem hört es sich derzeit aus Sicht von Ländern, denen regelrecht die Bude eingerannt wird, angenehmer und an, weil man die Probleme in solchen Szenarien dann nicht mehr selbst am Hals hätte.
Dieses Interview bestätigt irgendwie wieder meine Meinung, dass kritische Stimmen wie von der AFD oder von Personen wie Sarrazin um ein Vielfaches effektiver und hilfreicher wären, wenn sie nicht immer mit blauäugigen Grundannahmen und gönnerhaften Schnelllösungen angereichert werden. Aber damit kann man halt momentan am einfachsten Leute für sich gewinnen. Dabei braucht man genau diese Stimmen auch, keine Frage. Spätetstens nach dem letzen Wochenende ist jedem klar, dass das momentan kein Dauerzustand ist. Und auch über „Wirtschaftsflüchtlinge“ kann eigentlich gerade nicht debattiert werden.
Gestern Nacht wurde wieder ne Unterkunft angezündet, diesmal 10 km von meiner Wohnung entfernt. Ich will damit keinen direkten Zusammenhang herstellen, aber die vereinzelt schlechte Stimmung gegenüber Asylbewerbern muss nicht zwangsweise immer auf eigenen Erfahrungen basieren, sie wird auch von außen angestachelt. Deshalb geht es eben nicht nur um „das wird man ja wohl noch sagen dürfen, ohne rechts zu sein“, sondern auch darum, welche Wellen man mit seiner Wortwahl auslösen kann. Wobei Sarazzin sich da mittlerweile auch defensiver äußert, das find ich gut. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass er sich in Bezug auf Politik und Gesellschaften bewusst dümmer stellt, als er ist, um bestimmte Adressaten anzusprechen.