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LeukonDann versuche ich das Argument klarer zu formulieren. Es geht um folgendes: Nehmen wir an, Europa nimmt im Lauf der nächsten Jahre bis zur Obergrenze der Kapazität Einwanderer auf, die insbesondere aus dem nahen und mittleren Osten und Schwarzafrika hierher kommen. Der Vereinfachung halber könnten wir eine Million pro Jahr annehmen; diese Schätzung dürfte sicherlich schon hoch gegriffen sein. Wenn man bedenkt, dass sich etwa die Bevölkerung Afrikas allein in diesem Jahrhundert um 3,2 Milliarden Menschen vermehren soll, kann nicht seriös behaupten, die humanitäre Lage in den einschlägigen Erdregionen hinge davon ab, ob wir das tun oder nicht. Und wenn du mich fragst, ist es auch ziemlich abwegig, eine moralische Verantwortlichkeit der entwickelten Welt für dieses blindwütige und hochriskante Bevölkerungswachstum zu konstruieren.
Hä?
Ich muss das ganze von mehreren Seiten her angehen:
1. Der Begriff der moralischen Verantwortlichkeit, scheint dir nicht ganz klar zu sein. Eine moralische Verpflichtung ist universal, d.h. völlig unabhängig vom Verursacherprinzip. Die Flüchtlinge aufnehmen ist nicht das begleichen einer Schuld sondern eben das Erfüllen einer Pflicht. Nun sind die moralischen Verpflichtungen inhaltlich natürlich von der Moral abhängig. Deutschland bekennt sich jedoch im GG ganz klar zu den Menschenrechten, hat also geradezu einen Katalog moralischer Verpflichtungen ggü. Nicht-Bürgern.
2. Meine Lösung ist nicht das endlose Aufnehmen jeder Art Flüchtlinge. Meine Lösung ist die Entwicklungshilfe (die vermutlich auch die Geburtenraten in den Griff bekommt- bisher hat sich immer eine umgekehrte Korrelation zwischen Bildung und Bevölkerungswachstum gezeigt, so dass wahrscheinlich eine Kausalität vorliegt).
3. Sehen wir uns das ganze als Rechnung an (die Faktoren sind natürlich rein beispielhaft)
Wir haben also das Leid der Flüchtling Lf und das Leid der Deutschen Ld und das Leid der „Neugeborenen Flüchtlinge“ in den Flüchtlingsländern Ln
Wenn wir die Flüchtlinge nicht aufnehmen haben wir z.B.
t0: Lf+Ld
t1: Lf+Ld+Ln
t2: Lf+Ld+Ln+Ln
etc.
Wenn wir einmalig Flüchtlinge aufnehmen habe wir:
t0: (Lf/2)+(Ld*1.05)
t1: (Lf/2)+(Ld*1.05)+Ln
t2: (Lf/2)+(Ld*1.05)+Ln+Ln
etc.
Wenn wir jedes Jahr Flüchtlinge aufnehmen:
t0: (Lf/2)+(Ld*1.05)
t1: (Lf/2)+(Ld*1.1)+(Ln/2)
t2: (Lf/2)+(Ld*1.15)+Ln
etc.
Die Aussage, dass die Humanitäre Situation dieselbe sei ist also Nicht wahr, sofern die Minderung des Leids der Flüchtlinge das entstehende Leid der Deutschen übersteigt.
Prekär wird die Lage, wenn es um Szenario 3 geht und die Frage ist, wann erreicht das Leid der Deutschen (aufgrund der Flüchtlingsaufnahme) einen Wert, der das Leid der Flüchtlinge übersteigt. Denn in dem Fall würde die moralische Verpflichtung ggü. den Flüchtlingen in der Tat in den Hintergrund treten. Aber genau deswegen mein Lieblingswort: Entwicklungshilfe. Wir müssen alles dafür tun, dass es eben nicht zu dem Szenario kommt, dass wir jedes Jahr eine Million Flüchtlinge aufnehmen müssen. Denn das wäre unverantwortlich ggü. den Bürgern und den Flüchtlingen.
Zu der Grenzkrieg Sache:
Was ich gemeint habe ist, dass wir – sofern wir nichts weiteres tun als die Grenzen schliessen – in dieselbe Situation gelangen wie die USA an der Grenze zu Mexiko. Und auch wenn das Wort „Krieg“ natürlich falsch gewählt ist, so werden an der Südgrenze der USA Drohnen, Panzerwagen und die schwer bewaffnete Border Patrol eingesetzt um die (in erster Linie Wirtschafts-)Flüchtlinge einzufangen und zu deportieren und das hat absolut keinen negativen Einfluss auf die Flüchtlinge die es tag für tag versuchen.
Das Budget der US Border Patrol musste jährlich aufgestockt werden um der Sache Herr zu bleiben von 260’000 US$ 1990 auf 3’600’000 Mio US$ 2014 http://www.cbp.gov/sites/default/files/documents/BP%20Budget%20History%201990-2014_0.pdf
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Treat everyone the same until you find out they're an idiot. http://www.last.fm/user/daray