Re: Asylrecht und Migration

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Souls to Deny

Registriert seit: 11.08.2014

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Roy Black MetalIch überlasse unreflektiertes Muslim-Bashing gern den Populiten aller Couleur. Eine Reflexion muss aber nicht unbedingt immer in einem postiven Ergebnis münden. Ich beschäftige mich seit Jahren hoch interessiert mit dem Islam. Meine Meinung über ihn wird dabei aber eher kritischer als freundlicher. Das hat ebenso wie eine fundierte Koran-Kritik nichts mit Herabwürdigung zu tun. Gerade als Nicht-Muslim würde ich von der islamischen Welt gern einige Antworten auf brennende Frage haben. Ganz generell: Eine Kritik am Islam ist nicht automatisch eine Herabwürdigung oder Beleidigung der Menschen, die ihm anhängen. Das religiöse Fundament der Gläubigen sollte soweit gefestigt sein, dass sie auf Kritik antworten können. Was in der islamsichen Geistesgeschichte auch ölange der Fall war. Das es heute kaum mehr möglich scheint, einen kritischen Dialog zu führen, der mehr als eine kleine akademische Oberschicht erreicht, ist ja wiederum Ausdruck der Krise, in der sich der Islam befindet. Aber hier geht es um weit mehr als nur den Islam. Es geht um wirtschaftliche Umwälzungen, politische Neuorientierungen und eine unglaublich junge Gesellschaft, welche die vorgefunden Strukturen in frage stellt. Dummerweies eben auch auf sehr radikale Weise.

Beurteilungen über diese Weltreligion und einigen tief verbundenen Staaten sind auch gewiss wünschenswert. Es gibt viele fragwürdige Punkte wie Demokratiedefizite, fehlende Meinungsfreiheit oder das Tabuthema Homosexualität. Nichtsdestotrotz gibt es auch zig unfaire und gegenstandslose Kritikpunkte an dieser Welt und haben mit der Wirklichkeit wenig zu tun. Der Koran vergibt nun mal keine Tötungslizenzen und diese Auslegung hat schon etwas herabwürdigendes. Das die ISIS für eine Radikalisierung der muslimischen Jugend steht, finde ich auch sehr weit hergeholt.

Roy Black MetalUnd genau deshalb hat der IS hier sehr wohl etwas zu suchen. Denn er ist Kind der wirtschaftlichen, sozialen und religiösen Krise. Die allermeisten Unterstützer haben nachweislich im übrigen kaum religiöse Interessen, sondern handfeste wirtschaftliche. Trennen lässt sich das alles nicht. Den IS mit „Das hat nichts mit dem Islam zu tun“ zu verharmlosen heißt ganz einfach, die Zusammenhänge zu missachten. Das Christentum, und jede andere Weltreligion auch, konnte in der Vergangenheit einer Konfrontationen mit seinen Extremisten nicht ausweichen. Wenn der Islam jeden Zusammenhang mit dem Islamismus verneint, hat er keine Chance mit diesem Problem irgendwie fertig zu werden.

Diese terroristische Vereinigung, die den Namen des Islam missbraucht, ist auch und gerade ein Problem des Westens. Durch Invasionen westlicher Länder, Anti-Terror-Kriege und Tötungen von Zivilpersonen (es gibt noch mehr Punkte) sind wir genauso beteiligt an den bedauernswerten Terrornetzwerken. Kein Mensch kommt auf die Welt, liest den Koran und entwickelt auf einmal Gewaltfantasien gegen den Westen. Die Krisen sind wahrlich zu groß, als dass irgendjemand sich herausnehmen könnte, nicht mit anzupacken.

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