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DarayKlar, was spricht dagegen? Weil es weniger teuer ist, oder einen anderen gesellschaftlichen Stratus geniesst? Ja, klar, das kann den einen oder anderen beeinflussen, wie man etwas wahrnimmt. Aber sind wir ehrlich, Metal ist musikalisch gesehen auch eher auf der Burger Seite (billig zu produzieren, in rauen Mengen verfügbar etc.) und wir haben kein Problem ihn zu geniessen, oder?
Metal ist nicht gleich Metal. Es mag zwar, analog zum Mainstream auch innerhalb der Metalszene der Fall sein, dass Anspruchsloses (zum Beispiel „Six Feet Under“) breiteren Zuspruch findet als technische oder kompositorische Höchstleistungen, aber einige der besten Gitarristen der Welt sind Metal-Gitarristen. Und mit Sicherheit kann ein Genie an seinem Instrument sein Können im Kommerzbereich nur sehr selten an den Mann oder die Frau bringen, weil die Masse nicht an der Güteklasse der Musik interessiert ist, sondern nur am fertigen Endprodukt, das eingängig sein und nur in eine angenehme Stimmung versetzen soll. Ob der Musiker, dem man da lauscht, einer von hundert Leuten auf der Welt ist, der sowas spielen kann, interessiert überhaupt nicht.
Komplexe Musik bietet mehr Zugriffsmöglichkeiten. Damit mehr Intensität. Was mich zum nächsten Punkt bringt.
Daray
Bist du sicher dass du intensiv meinst? Ich meine du sprichst hier von Vergänglichkeit des Genusses und Veränderung der Präferenzen. Beides hat mit Intensität nichts zu tun (im Gegenteil, wo immer eine Ressource vorhanden ist, führt Intensität zu einem schnelleren Verbrauch dieser Ressource.
Ja, ich meine „intensiv“. Und nein, „Intensität“ führt nicht zwangsläufig zu einem schnelleren Verbrauch einer Ressource. Jedenfalls nicht, wenn das, was man da konsumiert, Substanz hat und nicht innerhalb des Bruchteils einer Sekunde geistig durchdrungen ist, Nähr- oder Mehrwert besitzt und komplexer angelegt ist. Die Scheibe „Human“ von Death etwa habe ich mir im Jahre 1992 gekauft. Da war das Ding ein Jahr alt. In den letzten 24 Jahren habe ich sie bestimmt 300 Mal gehört. Oder 400 Mal. Keine Ahnung. Zugegeben, drei viertel der Male war in den 90ern. Aber selbst heute, nachdem ich die Scheibe auswendig kenne, läuft es mir (in der richtigen Stimmung) kalt den Rücken runter, wenn ich höre, zu welch kompositorischen Fähigkeiten der verstorbene Schuldiner fähig war. Die Soli. Die mehrschichtigen Arrangements. Für mich nachhaltige Genialität. Und extrem intensiv. Nach 24 Jahren.
Daray
Angenommen ich mag einen Song sehr, beschäftige mich dann intensiv damit und stelle fest dass dieses Riff in jenem Song schon vorkam, die Lyrics bei genauer Betrachtung strunzdoof sind (=99% aller Songs) etc. dann hat das Einfluss, wie ich den Song wahrnehme.
😆 Das stimmt allerdings auch wieder. Ich bin zwar im Gegensatz zu dir der Meinung, dass Metal – oder sagen wir Bereiche des Metals – qualitativ auf einer Stufe mit klassischen Inszenierungen und dem Jazz stehen (übrigens im Gegensatz zur Kommerzmusik), doch sind die lyrischen Ergüsse meistens recht jugendlich. In ihren Themen (Satan, Gore usw.) und, sollten sie politisch werden, in ihrer Weltsicht.
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Wenn die Vernunft häufiger ihre Stimme gegen den Fanatismus erhebt, dann kann sie die künftige Generation vielleicht toleranter machen, als die gegenwärtige ist; und dann wäre schon viel gewonnen. Friedrich der Große