Re: Wozu noch CD’s kaufen?

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Der Zerquetscher

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Beiträge: 178

Daray
Kernaussage war, dass du mir zeigen musst, dass dein Genuss von „Human“ hochwertiger (um das Wort „intensiv“ zu vermeiden unter dem wir offensichtlich nicht dasselbe verstehen) ist als mein Genuss von Portishead’s „Dummy“, das ich in etwa gleich oft gehört habe, das etwa so komplex ist wie ein Rezept für Spiegelei mit Speck, deren Sängerin kein Volumen hat und deren Gitarrist definitiv nicht zu den 100 besten gehört. Ein Album, dessen Songs (die ich meist nicht als Album gehört habe) mich jedesmal überwältigen.

Vielleicht liegt es tatsächlich daran, dass wir unter „Intensität“ etwas anderes verstehen. Meines Erachtens erhöht sich die Intensität eines Genusses, wenn man mehr als eine Zugriffsmöglichkeit auf ein zu genießendes Etwas hat. Ein Beispiel: Karlchen steht auf die Melodie eines Songs der Punkband „Hasstirade“, dessen Text er nicht so richtig versteht. Als er das Booklet liest und erfährt, dass die Punkband davon singt, Bullen zu verkloppen, findet Karlchen, dem das gefällt, (sogar noch) einen weiteren Zugriff auf die Band. Nämlich, dass sie seine persönlichen Neigungen und politischen Ansichten bewirbt. Nun liebt er das Lied noch mehr als zuvor. Wenn Karlchen jetzt auch noch Berufsmusiker wäre, der sich vortrefflich darauf versteht, auch komplexe Gitarrenarbeit nachzuvollziehen, und die Band „Hasstirade“ die anspruchsvollste Punkband aller Zeiten ist und Gitarrenarbeit der Sorte Jeff Loomis hinlegt, fände er sogar noch einen dritten Zugriff auf/Zugang zur Band, denn er würde durch seine Erfahrung und sein Wissen erkennen, dass das, was er da hört, höchst anspruchsvoll und musikalisch ungleich ernst zu nehmender ist als der Rest der Punkbands, die er so kennt.

Und jetzt unterscheiden sich vielleicht unsere Sichtweisen. Denn ich bin davon überzeugt, dass sich der Genuss des Songs für unser Karlchen durch die Mehrschichtigkeit seines persönlichen Zugriffs potentiell erhöht. Und Komplexität von Musik ist für denjenigen, der Komplexität a) erkennt und b) goutiert ein fassbarer Mehrwert an Spaß. Ich kenne eine Menge Menschen, denen das so geht – mich eingeschlossen. Natürlich, und es ist wichtig das zu sagen, darf man daraus keine Religion machen und es gibt immer Ausnahmen. Nichts ist ausschließlich immer wahr oder der Fall.

Natürlich ist es schwer, die Intensität des Genusses eines Liedes zu messen. Geht halt nicht.

Um bei unserem Teen im McDonald’s zu bleiben. Ich kann mir nicht vorstellen, dass der seinen Burger so vielschichtig genießt wie etwa ein Weinkenner seinen Jahrhundertwein.

Kannste ein bisschen nachvollziehen, was ich meine?

Daray
edit: ach ja und du differenzierst beim Metal aber die ungleich diverseren und älteren Kategorien Jazz und klassische Musik nimmst du als Ganzes? Und auch noch als etwas das scheinbar einen homogenen Qualitätsgrad hat?^^

Natürlich hast du da im Grunde recht. Genres sind nicht gleich Genres und die Musiker nicht alle auf einem Level, was Können angeht. Nur, und das ist die Crux und mein Gedankengang, spielt man nicht einfach so Jazz. Vorzeigbar Jazz zu spielen erfordert ungleich mehr (vor allem auch theoratisches) Wissen als Powerchords vor sich hinzuklampfen und etwa Green Day zu spielen. Deshalb mein Vergleich zur Klassik und zum Jazz, der von mir differenzierter hätte formuliert werden sollen.

@Axe to Fall: Bzgl. der Insensität des Hörgenusses und der Komplexität erlaube ich mir, es mit der Antwort auf Daray zu belassen.

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Wenn die Vernunft häufiger ihre Stimme gegen den Fanatismus erhebt, dann kann sie die künftige Generation vielleicht toleranter machen, als die gegenwärtige ist; und dann wäre schon viel gewonnen. Friedrich der Große