Antwort auf: Filmbewertungsthread

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MrPsycho

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The Conjuring 2

„Ist ja nur wieder ein weiteres müdes Sequel eines sehr starken ersten Teils“, hab ich mir gedacht. „Horrorfilme heutzutage sind doch sowieso nur noch innovationslos und auf öde Jumpscares ausgelegt“, hab ich mir gedacht. „Bist ja eh schon so abgebrüht in diesem Horror-Bereich, da überrascht dich nichts mehr“, hab ich mir gedacht. Wie falsch ich doch liegen sollte.
Nach diesen 134 (!) Minuten The Conjuring 2 gestern im Kino fühlte ich mich wieder wie ein Teenager, der gerade seinen ersten Horrorfilm gesichtet hat und nicht wusste, worauf er sich eingelassen hat. Ich wurde wieder regelmäßig daran erinnert, dass ich Nackenhaare habe, der Kinosessel zum Reindrücken sehr gut geeignet ist und durfte seit langem mal wieder bei einem Film diesen eiskalten Schauer spüren, der einem über den Rücken läuft. Was für ein Erlebnis.
The Conjuring 2 schafft insbesondere das, was die meisten Horrorfilme der Neuzeit nicht mehr schaffen – und das verleiht ihm (wie schon bei Teil 1) sein Alleinstellungsmerkmal: Der Film ist – so banal es klingen mag – gruselig. Umso mehr ist es aber wichtig, genau diesen Kern bei The Conjuring 2 zu rühmen, da im Jahre 2016 das Adjektiv „gruselig“ oder die Bezeichnung „guter Horrorfilm“ ja gemeinhin mit „Jumpscares“ gleichgesetzt wird, was schlicht ein Unding ist und die wahre Intention eines solchen Films verkennt. Sicher, The Conjuring 2 kommt letztlich auch nicht komplett ohne Jumpscares aus, eine Handvoll davon muss man schon erdulden. Aber abseits dieses Mainstream-Elements zeigt sich der Film wie ein wahrer, klassischer Vertreter seines Genres, der dem Zuschauer ordentlich das Fürchten lehrt und dazu nicht ständig auf Mittel wie plötzliche laute Soundeffekte zurückgreifen muss. Insbesondere liegt das an der tollen Kameraführung und der Kreativität, mit der hier zu Werke gegangen wird. The Conjuring 2 scheint schier ein Spielplatz für die Macher gewesen zu sein, auf dem sie sich nach Lust und Lauen austoben konnten. Das Ergebnis sieht man in den angsteinjagenden Dämonen (insbesondere die Nonne kickt Arsch), die Art und Weise, wie die Spannung gesteigert bzw. nicht (!) gesteigert wird (vorhersehbar ist in The Conjuring 2 recht wenig) und die Storyline, die wieder mit einem netten kleinen Twist gegen Ende aufwartet. Auch schafft es The Conjuring 2 als einer der wenigen Horrofilme, seine Charaktere sympathisch zu zeichnen und so – zumindest bis zu einem gewissen Grad – ans Publikum zu binden (vor allem natürlich Ed und Lorraine Warren).
Abzug gibt es lediglich für ein paar wenige Jumpscares und eine kurze Durstrecke im Übergang vom Anfangs- zum Mittelteil.
Unterm Strich ist The Conjuring 2 wieder ein Lichtblick am Horrorhimmel, aber was für einer. Endlich mal ein Horrorfilm, der diesen Namen auch verdient – Unbedingt im Kino anschauen!

8,5/10