Re: Beste Band mit deutschen Texten

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blacklebaron

Registriert seit: 29.02.2004

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Gegen ’nen normalen Beat-Rhythmus bzw. Strophe-Refrain-Prinzip wäre ja an sich nix einzuwenden – sonst wäre ich tatsächlich falsch.
Auch die sehr einfachen Songstrukturen und die technische – bestenfalls – Mittelmäßigkeit könnte ich noch verschmerzen. Ich höre auch mal ganz gerne primitiven, schepprigen Death Metal. Mit etwas gutem Willen könnte man die Onkelz sogar noch als „groovig“ bezeichnen.
Damit könnte man aber nur etwas erfolgreich werden.

Bleibt die Frage: warum sind die Onkelz derart erfolgreich?
An musikalischer Brillianz kann’s also nicht liegen, da gibt’s es hunderte Bands die deutlich mehr drauf haben – dem hast ja selbst Du indirekt zugestimmt.

Für mich bleiben genau drei Faktoren, die sie so erfolgreich machen:

1. Das Image als geläuterte Ex-NeoNazi’s. Egal, ob das nun eine erfolgreich inszenierte Marketingstrategie war, oder sie tatsächlich bessere Menschen geworden sind, jedenfalls lässt sich’s prima vermarkten. Tatsache ist auch, daß sie vor dem „Seitenwechsel“ kaum ein Aas kannte.

2. Der Mitgröl-Faktor (absichtlich räudige Stimme; Stampf-Rhythmen; simple Melodien, die man noch mit 3 Promille begreift). Übrigens eine Masche, die auch viele rechte Bands anwenden – insofern haben sie sich wohl doch noch nicht ganz von der Vergangenheit gelöst.

3. Die Texte. Und um gleich mal Deinen ach-so-gelungenen Text zu verwenden: er bedient doch auch nur das schon tausendmal rezitierte Sei-Du-Selbst-Prinzip und das in praktisch jeder Zeile. Nur daß es hier mit ein paar markigen Begriffen aufgepeppt wird – das ist es, was ich mit kitschigem Pathos meinte.
„Sei-Du-selbst-im-Kampf-gegen-die-so-furchtbar-garstige-Umwelt-auch-wenn-Du-dabei-untergehst („nur die Besten sterben jung)“
Und jetzt erzähl mir nochmal, das seien keine Platitüden. Was soll bitte der tiefere Sinn dieser Aussagen sein? Und selbst wenn es einen tieferen Sinn gäbe, was ich stark bezweifle, so versteht ihn der Durchschnittsbürger sicher nicht.
Meiner Ansicht nach sind das billige Parolen, mit denen sich auch noch der gescheiterte Herr Kasuppke nach dem hastigen Genuß von zwei Flaschen Doppelkorn identifizieren kann. [Ironie an] Wie immer liegt das eigene Versagen an der schrecklich feindlichen Umgebung. Gleichzeitig hält man sich für einen mordsmäßigen Rebellen, nur weil man die Musik dieser „geächteten Outlaws“ und musikalischen APO hört. [Ironie aus]
Jetzt wirst Du wieder sagen: Polemik & das trifft auf mich gar nicht zu!
Ich aber sage Dir: Schau dir mal genau die Leute an, die die Musik hören. Es ist die Sprache des bräsigen Bildungsproletariats, das nicht den Arsch hochkriegt, den Kopf zu verwenden und selbst für ihre Ansichten einzustehen. Statt dessen lassen sie solche pseudo-ernsten Marketing-Puppen für sich sprechen. Die Onkelz dienen sich einem breiten und damit zahlungskräftigen Publikum freilich gerne an.
Übrigens gibts auch hier wieder seltsame Parallelen zur Musik der rechten Szene.

Summa summarum:
Über die Qualität der Musik ist nicht toll – aber das finde ich nicht das eigentlich so unerträgliche. Es ist die Kombination mit diesen grauenhaften, als besonders sozialkritisch und tiefgehend getarnten Texten, wie ich sie mir innerhalb von 2 Minuten zusammenschustern könnte.
Da ist die volkstümliche Musik noch besser, die betreibt wenigstens nicht so eine dreiste Maskerade (Verarsche), um ihre seichten „Messages“ unters Volk zu bringen.

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Qui tacet consentire videtur!