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Der arme Kunrad
blacklebaron
1. Das Image als geläuterte Ex-NeoNazi’s. Egal, ob das nun eine erfolgreich inszenierte Marketingstrategie war, oder sie tatsächlich bessere Menschen geworden sind, jedenfalls lässt sich’s prima vermarkten. Tatsache ist auch, daß sie vor dem „Seitenwechsel“ kaum ein Aas kannte.
Schwachsinn. Die kannte vorher keiner und auch nacher keiner. Der erste nennenswerte Popularitätsschub kam erst anfang der 90er. (Ausstieg aus der Skinhead-Szene – nicht “Neonazi-Szene“ – vollzog sich Mitte der 80er)
Und inwiefern sich die Sache auch nur ansatzweise positiv ausgewirkt haben soll, hätte ich gerne ausführlich dargelegt.
….
Mal vorneweg:
Man kann ja anderer Meinung sein, trotzdem kann glaube ich auch hier so viel Anstand erwarten zu können, daß man andere Ansichten nicht mit „Schwachsinn“ oder „soweit langts bei Dir nicht“ kommentiert. Das fiel mir schon bei dem ersten „Beitrag“ unangenehm auf und ist armselig.
Zum Thema:
Ich kann nicht erkennen, wo Du mich widerlegt haben willst. Ich hab‘ ja nie behauptet, daß der Popularitätsschwung über Nacht kommt. Meine These ist vielmehr, daß die jetzt ganz gut mit / von diesem Image leben. Ob Sie nun mal tatsächlich rechtsradikal waren oder „nur“ Skinheads (wobei ich persönlich eher ersteres annehme, wenn ich mir so manchen Text zu Gemüte führe) ist dabei fast egal, denn das Image ist nun mal wie es ist. Ich kann mich auch nicht erinnern (aber vielleicht kannst Du mich ja eines besseren belehren), daß sie sich ernsthaft gegen dieses Image gewehrt hätten.
Außerdem hab ich – wie du hoffentlich bemerkt hast – auch nicht behauptet, daß es das Image allein war, das zu dem Erfolg führte. Es ist die Kombination mit den anderen Faktoren.
Der arme Kunrad
blacklebaron
2. Der Mitgröl-Faktor (absichtlich räudige Stimme; Stampf-Rhythmen; simple Melodien, die man noch mit 3 Promille begreift). Übrigens eine Masche, die auch viele rechte Bands anwenden – insofern haben sie sich wohl doch noch nicht ganz von der Vergangenheit gelöst.
Du nennst es Mitgröl-Faktor, ich nenne es das Vermögen Hits zu schreiben. Gute, stimmige Rocksongs, die einem nicht mehr aus dem Kopf gehen. Übrigens in der populären Musik eine häufig verwendete “Masche“.
Ich kann mich eigentlich nur wiederholen: es nicht dieser Faktor allein, sondern das Zusammenwirken. Und diese Kombination wenden viele rechtsextreme Bands an. Woraus übrigens nicht der falsche Schluß zu ziehen ist, daß jeder, der solche Musik macht, ein Nazi ist.
Der arme Kunrad
blacklebaron
3. Die Texte. Und um gleich mal Deinen ach-so-gelungenen Text zu verwenden: er bedient doch auch nur das schon tausendmal rezitierte Sei-Du-Selbst-Prinzip und das in praktisch jeder Zeile. Nur daß es hier mit ein paar markigen Begriffen aufgepeppt wird – das ist es, was ich mit kitschigem Pathos meinte.
„Sei-Du-selbst-im-Kampf-gegen-die-so-furchtbar-garstige-Umwelt-auch-wenn-Du-dabei-untergehst („nur die Besten sterben jung)“
Ich kann dir noch ne ganze Menge andere geben, die gar nicht in dein Schema passen. Was jedoch, zugegebenermaßen kehrt das Thema regelmäßig wieder, an einer Konstante in den Texten falsch sein soll, erschließt sich mir nicht.
andere Beipiele: “Sowas hat man“; “Lass mich gehen“, “Koma“, “Kinder dieser Zeit“, “Deutschland im Herbst“, “Überstimuliert“, “Narben“, “Mutier mit mir“, “Schutzgeist der Scheiße“, “Keine Zeit“.
“Nur die besten sterben jung“ hast du anscheinend nicht verstanden…übrigens einer der besten Ergüsse des Herrn W. Direkte, klare Sprache, doch gleichzeitig irgendwo auch wieder poetisch.
Btw. handelt der Song von einem ermordeten Freund und hat überhaupt gar nichts mit:
„Sei-Du-selbst-im-Kampf-gegen-die-so-furchtbar-garstige-Umwelt-auch-wenn-Du-dabei-untergehst
zu tun. Aber soweit langts bei dir anscheinend nicht.
Und noch was zu musikalischer Brillianz o.ä.
Wenn es nur danach ginge, würde wir alle Mozart, Beethoven & co hören.
Mach ich übrigens sogar.
Weiterhin ist es beileibe nicht so, dass die Onkelz nix könnten – hierzu natürlich wie immer auch die neueren Sachen hören.
Stichwort: “Macht für den der sie nciht will“ z.B.
Was heißt hier mein Schema? Ich hab nur das eine genannte Beispiel aufgegriffen. Du magst es eine Konstante im Text nennen – von mir aus. Das machen andere auch, z.B. indem sie über blutiges Gemetzel singen. Die nehmen sich dann aber meistens nicht so furchtbar ernst. Oft genug dient es nur dazu, überhaupt etwas zu sagen.
Wenn man sich aber so furchtbar ernst nimmt, wie dies die Onkelz eindeutig tun,
wenn sie nicht nur kritisieren, sondern auch zu Handeln auffordern,
wenn gerade so auf deutsche Text geachtet wird und sie ja von vielen gerade dafür geliebt werden,
dann tragen die deutlich mehr Verantwortung für das Gesagte,
und dann ist es deren verdammte Pflicht und Schuldigkeit sich zu überlegen, was man da von sich gibt.
Und hier bin ich nachwievor davon überzeugt, daß es sich um redundante Phrasen handelt. Jedenfalls konntest Du mir anscheinend nicht meine vorhergehende Frage nach dem tieferen Sinn ihrer Appelle erklären. Das ist es, was mich am meisten interessieren würde. Wenn man von so vielen derart ernst genommen wird – zwei meiner ehemaligen Mitbewohner sprachen gar davon, die Onkelz wären so etwas wie ein Seelentröster – dann muß doch eine einigermaßen glaubwürdige und ernstzunehmende Botschaft dahinter stecken. Die kann ich nicht erkennen. Aber vielleicht kannst Du’s mir ja aufzeigen.
Bis dahin ist die für mich einzige erkennbare Botschaft der verbalisierte und vertonte, destruktive Frustabbau, gegen wen und was auch immer er sich richten mag.
Meine beiden Mitbewohner hatte ich übrigens auch gefragt, aber die hörten die Onkelz meist, wenn sie Frust (Zufall?) hatten und dann kam oft noch viel Sprit dazu (Zufall?), so daß keine klaren Antworten herumkamen.
Zum Thema musikalischen Könnens nur noch so viel:
Es ist auch nicht so, daß nur simple Lieder Hits werden können.
Und ich habe wie schon gesagt kein generelles Problem mit einfachen Melodien.
Aber wenn ich mir manch wirklich versierte Band (z.B. Cult of Luna, Burst, Dillinger Escape Plan, Cryptopsy, Opeth, Mike Patton, Pelican, Apocalyptica, Devin Townsend, etc. etc.) im Vergleich zu den Onkelz anschau, dann wirkt das doch eher… bescheiden…..sehr bescheiden – Hausmannskost halt. Auch Klassiker wie Maiden, Metallica, Ozzy, und, und, und haben Hits ohne Ende gemacht und hatten dabei zehn mal mehr drauf, technisch und kompositorisch.
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Qui tacet consentire videtur!