Poesiealbum Written In Blood – Von Liebe, Lærm und Glasscherben

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  • #80509  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    So, nachdem palez, diese gemeingefährliche Vandalin, es sich hat einfallen lassen, mein Fenster kaputtzumachen (zum Glück nicht mein Windows, sonst könnte ich das hier ja gar nicht schreiben ), müssen wir uns wohl oder übel gegenseitig mit einem weiteren Sampleraustausch züchtigen.
    Die Waffen der Wahl sind diesmal:

    palez
    01. Eyedea & Abilities – Burn Fetish (02:55)
    02. Imntl819 & Reindeer – Phoenix Rising (10:15)
    03. Woven Hand – Deerskin Doll (05:33)
    04. Telstar Ponies – Her Name (04:21)
    05. Planes Mistaken For Stars – To Split A Sparrow (02:48)
    06. Modern Life Is War – I’m Not Ready (02:52)
    07. Wipers – Youth Of Ameria (10:27)
    08. The Stooges – 1970 (5:14)
    09. Bodychoke – Your Submission (06:20)
    10. Nico – Evening Of Light (05:40)
    11. The Velvet Underground – Sister Ray (17:24)
    12. Tim Hecker – Hatred Of Music: I (06:11)
    13. Cindytalk – Memories Of Skin And Snow (05:37)
    14. Enmerkar – This Ancient Land Of Sorrow And Beauty (07:47)
    15. Troum & All Sides – Shutûn (53:41)

    DMG
    01. James Plotkin – Euphoria Passing (07:20)
    02. Little Girl Terrorist – In Absence (10:17)
    03. Planning For Burial – Oh Pennsylvania, Your Black Clouds Hang Low (05:38)
    04. Sunday Munich – Ugly (04:56)
    05. Alkahest – Duchess (09:01)
    06. Oranssi Pazuzu – Andromeda (08:57)
    07. OLD – Z.U. (09:12)
    08. kAlte fArben – Again (05:52)
    09. Earthling – Me And My Sister (03:33)
    10. Pink Turns Blue – Celebration’s Day (04:51)
    11. Nils Petter Molvær – Song Of Sand II (06:11)
    12. The Vyllies – The Black Raven (05:03)
    13. Swandive – Finally (05:55)
    14. Amstrong – Silence Is Never Nothing (08:28)
    15. Shelving – I (24:37)
    16. Tanen – Rien (13:09)

    Ein Blick auf die Playlists verrät, dass palez wesentlich mehr illustre Namen ins Rennen schickt als ich…d.h. ich habe wieder einmal größtes Potenzial, mich durch weniger wohlwollende Reviews unbeliebt zu machen. Geschickt eingefädelt…

    --

    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    Highlights von metal-hammer.de
    #6585899  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Dancing Mad Godd.h. ich habe wieder einmal größtes Potenzial, mich durch weniger wohlwollende Reviews unbeliebt zu machen.

    Einen ersten Durchlauf habe ich deinem Sampler schon gegönnt. Hast du nicht.

    Viel mehr Sorgen mache ich mir darum, wie bei der nunmehr dritten Staffel DSDS im Wohncontainer ((c) by Birnosaurus) mein diesmal arg heterogener und mit Noise und Haushaltsrobotern gespickter Sampler aufgenommen wird…

    #6585901  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    palezEinen ersten Durchlauf habe ich deinem Sampler schon gegönnt. Hast du nicht.

    Wie meinen? Ich wollte damit sagen, dass ich Gefahr laufe, mit negativen Kommentaren über Woven Hand, Wipers, Stooges, Velvet Underground, Tim Hecker…einen Mistgabel-Mob heraufzubeschwören. Wobei die Wahrscheinlichkeit dafür wahrscheinlich im AMF wesentlich höher wäre als hier…

    Ein erster Durchlauf (naja, fast…“Shutûn“ habe ich nicht ganz geschafft) verrät mir allerdings, dass solche Gedanken ohnehin rein hypothetisch sind, also egal. Nicht, dass ich mir darüber wirklich Sorgen gemacht hätte…

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6585903  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Dancing Mad GodWie meinen? Ich wollte damit sagen, dass ich Gefahr laufe, mit negativen Kommentaren über Woven Hand, Wipers, Stooges, Velvet Underground, Tim Hecker…einen Mistgabel-Mob heraufzubeschwören. Wobei die Wahrscheinlichkeit dafür wahrscheinlich im AMF wesentlich höher wäre als hier…

    Ein erster Durchlauf (naja, fast…“Shutûn“ habe ich nicht ganz geschafft) verrät mir allerdings, dass solche Gedanken ohnehin rein hypothetisch sind, also egal. Nicht, dass ich mir darüber wirklich Sorgen gemacht hätte…

    Gut, das hatte ich falsch verstanden. Dachte, das wäre auf deinen eigenen Sampler bezogen…

    Keine (hypothetische) Sorge, auch die Bands von meinem Sampler haben (bis auf vielleicht Modern Life Is War und 1-2 Nico-Fans) keine nennenswerte Lobby hier. :haha:

    #6585905  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    *Schweiß von der Stirn wisch*

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    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6585907  | PERMALINK

    Dr. Schiwago

    Registriert seit: 01.08.2006

    Beiträge: 7,904

    Also von Palez Sampler kenn ich nur Nico, Bodychoke u. The Velvet Underground^^
    Bei dem Kollegen hingegen gar nichts 😆

    Ich würde aber mal anklopfen u. um beide Dinger bitten 🙂

    #6585909  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

    Beiträge: 1,998

    An beiden Tapes wäre ich ebenso gerne interessiert. 🙂

    --

    #6585911  | PERMALINK

    Nezyrael

    Registriert seit: 05.11.2009

    Beiträge: 21,410

    Tim Hecker find ich persönlich ja nicht so geil, von mir aus kannst den ruhig verreißen. Hab aber auch nur einmal reingehört

    --

    Bad Ass Me ~ Totgehört ~ Verkaufe CDs Prüchtepunch mit Schuss "also ich würd mich echter als dumm den als einen Troll ansehe" - Ivan Dirus
    #6585913  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

    Beiträge: 1,998

    Von Hecker hatte ich persönlich nur gutes gehört. Der zählt aber auch eher zur Electronica, würde ich sagen.

    --

    #6585915  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    Eine Premiere: Das erste Mal in einem Battle zwischen uns schreibe ich die ersten Reviews 🙂

    Eyedea & Abilities – Burn Fetish

    Gemeinsamkeiten zwischen diesem und Nezyraels letztem Mixtape:
    1. Ein Song ist nach einer Jahreszahl benannt
    2. Einige der interessantesten Lieder sind kürzer als drei Minuten
    3. Am Beginn steht Hip-Hop

    Der Name Eyedea & Abilities ist mir vertraut, das Album E&A betrachte ich aber eher als Fehlkauf; zwar hat auch das seine spaßigen Momente, ich bin aber doch froh, dass wir uns auf „Burn Fetish“ recht weit abseits von Oldskool-Beats und Skill-Show-off bewegen.
    Das musikalische Gewand setzt sich neben kräftigem Bass-Fundament aus unheilschwangeren Keyboardteppichen, allerlei elektronischen Effekten und gelegentlich auch dröhnenden Gitarren zusammen und wirkt – besonders während der Hookline – dicht und beklemmend düster; unter anderem deswegen fühle ich mich etwas an ältere Sachen von Sage Francis erinnert.
    Die Stimme allerdings ist anders und lässt keine unmittelbaren Assoziationen mit anderen Künstlern zu. Besonders auffällig ist für mich diese subtile Weinerlichkeit, die zynischen Zeilen wie „Empathy is the poor man’s cocaine / and love is just a chemical by any other name“ einen Teil ihrer Kälte nimmt und eine Verletzlichkeit erahnen lässt, die den Vortrag um ein Vielfaches emotionaler und eindringlicher wirken lässt. Kombiniert mit Sprachspielen, die Inhalt nicht bloß wie lästigen Ballast wirken lassen („The greatest trick the devil ever pulled / was convincing me that I was him“) und dem beeindruckenden Beat ergibt das einen großartigen Hip-Hop-Song, der dieses Duo für mich wieder interessant machen könnte, wenn er sich nicht radikal vom Rest des Albums unterscheidet.

    lmntl819 & Reindeer – Phoenix Rising

    Ein weiteres Mal Hip-Hop, eine weitere Gruppe mit „&“ im Namen. An dieser Stelle hören die Gemeinsamkeiten zu „Burn Fetish“ aber eigentlich auch schon auf.
    Wenn es irgendwo einen Hip-Hop-Song jenseits der Zehn-Minuten-Grenze gibt, kann ich sicher sein, dass palez ihn auftreibt und mir auf einen Sampler packt. Und das ist auch gut so!
    Der mir völlig unbekannte lmntl819 (der vorne mit kleinem „l“ und nicht mit großem „I“ geschrieben wird, wie ich über einige Google-Irrwege feststellen durfte) hat für dieses Opus einen relativ minimalistischen Beat erschaffen, der sich neben den Basics wie Bass und Schlagzeug vor allem aus Streichern, insbesondere einer sehr prägnanten Violine zusammensetzt. Im (so wie der ganze Song) für Hip-Hop-Verhältnisse überlangen Intro und immer wieder zwischendurch gibt es außerdem Field-Recordings wie typisches Windrauschen zu hören; was sich vielleicht etwas abgedroschen liest, funktioniert im musikalischen Kontext ausgezeichnet.
    Das ganze musikalische Gerüst vermittelt eine gewisse Trostlosigkeit, allerdings auf subtile Weise; ein Gefühl, das als sanfte Melancholie beginnt und einen erst mit voller Wucht erwischt, sobald man sich Gedanken darüber macht und plötzlich von einer inneren Leere ergriffen wird, die eigentlich schon immer da war.
    Diese Leere wird (glücklicherweise nur) zum Teil gefüllt von den Raps, für die sich hier kein einzelner MC, sondern ein Kollektiv verantwortlich zeichnet. Vorherrschend sind dabei relativ hohe Stimmlagen, die für Indie-Hip-Hop typisch zu sein scheinen; fast könnte man meinen, Dose One sei hier beteiligt. Dessen Virtuosität wird zwar nicht ganz erreicht, die Qualitäten von „Phoenix Rising“ liegen aber auch anderswo, nämlich in der ausladenden und in dieser Form ziemlich einzigartigen Vermittlung einer Stimmung mit den Mitteln des Hip-Hops. Besonders effektiv sind dabei die desorientierenden Passagen, in denen verschiedene Stimmen durcheinander rappen, die die nachfolgende Leere ganz ohne Vocals umso intensiver wirken lassen. Und wie gut die Streichermelodien gelungen sind, macht sich spätestens daran bemerkbar, dass ich mich an diesen zehn Minuten ohne nennenswerte Variation noch nicht satt gehört habe – auch nicht nach einem halben Dutzend Durchläufen.
    Wie ist denn das Album so?

    Woven Hand – Deerskin Doll

    Dunkler Country war ja vor allem im letzten Jahr eine wichtige Sache für dich, wenn ich mich recht erinnere. Woven Hand dürften ein Zeugnis dessen sein, denn sie fallen passgenau in diese Sparte. Von allen Bands dieser Richtung, die ich bis jetzt gehört habe (was trotz durchaus vorhandenen Interesses meinerseits bis jetzt nicht viele waren), würde ich Woven Hand am ehesten mit Jay Munly vergleichen.
    Die Musik ist reichhaltig und klingt äußerst organisch und warm. Neben den eher spartanischen Klängen einer Akustikgitarre sind es vor allem die Streicher, die hier den Ton angeben. Sie zeichnen das Bild einer einsamen Landschaft, nicht arm an natürlicher Schönheit, doch verlassen und menschenleer.
    Die Stimmung des Songs jedoch bestimmt der Gesang. Gerade hier höre ich Parallelen mit Munly, mit einem wichtigen Unterschied: Wo der Einsiedler in seinem „River Forktine Tippecanoe“ sich dem Wahnsinn schon vollends hingegeben hat, von seinen Psychosen in eine eigene Welt fernab der trostlosen Realität gelockt wurde, nimmt der Sänger von Woven Hand die Wirklichkeit noch sehr klar wahr. Die Einsamkeit zehrt an ihm, er kann auf seine Emotionen reflektieren und weiß, auf welchem Weg er sich befindet – und wird doch nicht von ihm abweichen können, ohne die betäubende Schönheit seiner Heimat hinter sich zu lassen.
    Die Grauzone zwischen wohltuender Melancholie und tiefer Traurigkeit, die sich langsam aber sicher Richtung Depression verfärbt, wird von diesem Song in beeindruckender Weise eingefangen. Wenn „Deerskin Doll“ Rückschlüsse auf die Tiefgründigkeit von Woven Hands Œuvre zulässt, sollte ich mich auch mit dieser Band mal näher beschäftigen.

    Telstar Ponies – Her Name

    Diese Band kenne ich wiederum gar nicht.
    Das Lied beginnt ohne echtes Intro, die Akustikgitarre zupft apathisch vor sich hin, gleich von Anfang an ist der Sänger zu hören. Auch hier scheint der emotionale Ausdruck anfangs vor allem durch die Stimme getragen zu werden, allerdings ist die Atmosphäre völlig anders als beim vorhergehenden Song.
    Der Sänger klingt…beherrscht. Sein Vortrag ist relativ monoton, darum bemüht, wenig von dem, was in ihm vorgeht, nach außen dringen zu lassen. Dennoch ist unverkennbar, dass es unter dieser mühsam aufrechterhaltenen oberflächlichen Ruhe brodelt, dass etwas versucht auszubrechen, vor dem man Angst haben sollte. Das allein gibt dem Song eine bedrohliche, unheimliche Ausstrahlung; nicht unheimlich wie in einem Horrorfilm, sondern wie in einem Psychothriller, in dem das immer wahnsinnigere und mit normaler Vernunft nicht mehr nachvollziehbare Verhalten der Figuren fasziniert.
    Nun verändert sich der Gesang im ganzen Verlauf des Songs kaum, jedenfalls kommt zu keinem Augenblick irgendein emotionaler Ausbruch. Der immer aufreibendere Kampf mit inneren Dämonen wird jedoch durch die musikalische Untermalung eindrucksvoll verdeutlicht. Erst durch langsam anschwellende Drums und subtiles Dröhnen im Hintergrund, dann durch verzerrte Gitarren und schließlich vielschichtige Lärmflächen wird das Gefühl der Bedrohung intensiviert. Der Protagonist unseres Thrillers trägt die ganze Zeit den gleichen Gesichtausdruck wie eine Maske, doch der Film zeigt, wie er seine Umwelt immer verzerrter und bedrohlicher wahrnimmt und seine Nerven sich bis zum Zerreißen spannen.
    Einzig den Schluss finde ich hier nicht optimal gelungen, weil er die großartige Dramaturgie des Songs meiner Meinung nach nicht sinnvoll zu Ende führt. Von einem tatsächlichen Ausbruch bis zu einer gefährlichen Ruhe, die eine vorübergehende Beruhigung nach einer manischen Episode darstellen könnte, kann ich mir diverse Möglichkeiten vorstellen; leider entscheidet sich „Her Name“ nicht wirklich für etwas und bricht einfach mehr oder weniger ab.
    Nichtsdestotrotz hat mich dieser Song sehr neugierig auf die Band gemacht und ich würde mich über ein paar zusätzliche Infos freuen.

    --

    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
    #6585917  | PERMALINK

    palez

    Registriert seit: 04.01.2007

    Beiträge: 10,795

    Dancing Mad GodEine Premiere: Das erste Mal in einem Battle zwischen uns schreibe ich die ersten Reviews 🙂

    Als ich nach Hause kam, hielt ich das Malen von einem romantischen Landschaftsgemnälde ungefähr eine Stunde lang irgendwie für reizvoller.

    Dancing Mad GodEyedea & Abilities – Burn Fetish
    […]einen großartigen Hip-Hop-Song, der dieses Duo für mich wieder interessant machen könnte, wenn er sich nicht radikal vom Rest des Albums unterscheidet.

    Tut er nicht. Der Rest ist teilweise heller und rocklastiger, gibt auch klar gesungene Strophen und den Optimismus von Leuten mit ausgeschlagenen Zähnen. Nichtsdestotrotz eine emotionale Tour De Force, die deinem Geschmack komplett entsprechen dürfte.

    http://www.youtube.com/watch?v=z9-eKhCukW8
    http://www.youtube.com/watch?v=JREjbvpQQfs

    Dancing Mad Godlmntl819 & Reindeer – Phoenix Rising
    Wie ist denn das Album so?

    Ungefähr genauso, qualitativ wie stilistisch. Schreibmaschinenrattern, roter Nebel, Ghost Hop.

    http://www.youtube.com/watch?v=5k-Tbu2vHms

    Dancing Mad GodWoven Hand – Deerskin Doll
    Wenn „Deerskin Doll“ Rückschlüsse auf die Tiefgründigkeit von Woven Hands Œuvre zulässt, sollte ich mich auch mit dieser Band mal näher beschäftigen.

    Die restlichen Songs auf „Mosaic“ (welches das einzige Album von Woven Hand ist, das ich besitze) sind weniger dramatisch, aber ähnlich einnehmend. Einen besseren Sänger in diesem musikalischen Bereich als David Eugene Edwards kann ich mir kaum vorstellen.

    Dancing Mad GodTelstar Ponies – Her Name
    Einzig den Schluss finde ich hier nicht optimal gelungen, weil er die großartige Dramaturgie des Songs meiner Meinung nach nicht sinnvoll zu Ende führt. Von einem tatsächlichen Ausbruch bis zu einer gefährlichen Ruhe, die eine vorübergehende Beruhigung nach einer manischen Episode darstellen könnte, kann ich mir diverse Möglichkeiten vorstellen; leider entscheidet sich „Her Name“ nicht wirklich für etwas und bricht einfach mehr oder weniger ab.
    Nichtsdestotrotz hat mich dieser Song sehr neugierig auf die Band gemacht und ich würde mich über ein paar zusätzliche Infos freuen.

    Das mit dem Schluss sehe ich eigentlich genauso, ohne dass er sich für mich negativ auf den Restsong auswirken würde.
    Telstar Ponies gehören für mich unter den verschollenen Alternative-/Indie-Diamanten der 90er sicherlich zu den schillerndsten. Die Glasgower Band, zu deren Mitgliedern unter anderem Ex-Musiker von Mogwai und Teenage Fanclub gehörten, reicherte ihren Sound mit Elementen aus Shoegaze, Psychedelic und prototypischem Post-Rock an – dankenswerterweise ohne sich für einen dieser Stile zu entscheiden. So entstand auf den beiden Studioalben „In The Space For A Few Minutes“ und „Voices From The New Music“ ein sehr spannender und düsterer Hybrid, dessen vor allem vom apathischen (Wechsel-)Gesang geprägter Geist heute zum Beispiel in der Band True Widow weiterlebt.

    1. James Plotkin – Euphoria Passing

    James Plotkin hat von seiner Arbeit mit den Old Lady Drivers gelernt und überführt seinen Sound, den ich schon jetzt als charakteristisch bezeichnen kann, aus dem Metalkontext in eine elektronisch-ambientale Umgebung. Als die schwebenden, verzerrten Gitarrenschwaden einsetzen, weiß ich noch nicht, ob die Welt, die ich sehe, gerade dabei ist, hinter einem Deliriumsschleier zu verschwinden, oder sich doch wieder vor meinen Augen zusammensetzt. Ein rauschender, hauchzarter Beat versetzt das Stück in Bewegung, die Musik bettet sich auf ein weiches Bassfundament. Klarer angeschlagene Töne streichen mir über das Gesicht…Hände, angespannte Arme unter meinen tauben Gliedern, meine Beine schleifen über den Boden.

    Ihre Bewegungen verschwimmen hinter dem Tränenschleier. Ich höre nicht, was sie sagen. Ich werde auf eine ausklappbare Krankenhaustrage gelegt und in die stabile Seitenlage gebracht, das dünne Metallgestell scheint instabil. Menschen laufen an mir vorbei, für Bruchteilsekunden sind sie in der Schwebe. Es muss vor dem Eingang des Krankenhauses in Teheran passieren, in dem gerade der Freund des Ich-Erzählers aus Christian Krachts „1979“ an einer Drogenüberdosis stirbt, grüne Schlieren laufen an den Wänden herab, auf dem Boden sind dunkle Pfützen, es ist heiß. Ich drehe mich wieder auf den Rücken. Sofort setzt das Würgegefühl wieder ein, ich kriege keine Luft mehr. Wahrscheinlich sollte ich der anonymen Frauenstimme, die ich mir die ganze Zeit einbilde, besser zuhören. Dann setzen sich die Rädchen wieder klappernd in Bewegung, das Geräusch verschwindet aber sofort hinter dem milchigen Ohnmachtsweiß, das mich umfängt, aber noch nicht von der Außenwelt abschneiden konnte. Mir wird während der Fahrt eine Kanüle in den linken Arm gesteckt, der Korridor ist fahlgelb und voller Menschen. Im Operationszimmer scheint das betäubende Gas sofort zu wirken, die Liege unter mir und der Boden lösen sich nach ca. der fünften Songminute auf. Doch nur, um nach ungefähr 30 Sekunden wiederzukommen, unter meinem in Zeitlupe fallenden Körper neu zu entstehen und ihn nach seiner ebenmäßigen Härte neu zu formen – so träge, so biegsam, wie er ist. Schließlich löst sich aber doch alles auf – die Schmerzen, die Gebundenheit an eine physische Hülle, die besorgten Menschen mit schwarzen Strähnen in ihren schweißnassen Gesichtern.

    Sehr gutes Stück. Wer Musik macht, die einem Bilder in den Kopf malt, bei denen man auch mehrere Durchläufe lang ununterbrochen verweilen kann, darf mit seinen Klangflächen ruhig hinter diesen Bildern verschwinden.

    2. Little Girl Terrorist – In Absence

    Wie viel – oder wie wenig – darf man von einer Band erwarten, die als „Irgendwo zwischen Screamo, Noise und Grind mit ruhigen und elektronischen Versatzstücken“ stehend angekündigt wird und darüberhinaus über einen ausreichend kuriosen Bandnamen verfügt, um mich bruchteilsekundenlang aufhorchen zu lassen? Aber gut, wenn die ihr Zuckerbrot und Peitsche-Prinzip so gewissenhaft und drastisch durchziehen, dürfen sie sich nicht wundern, wenn einige Leute die ersten Minuten von „In Absence“ noch darauf warten, dass der Song vorbei ist. Manche mögen auch einfach kein Zuckerbrot. Wenn ich es nicht schon vor dem ersten Durchgang besser gewüsst hätte, ich hätte die Band bereits nach den ersten Minuten abgeschrieben.
    Normalerweise kann man den Blümchen-Post-Rock am Anfang von „In Absence“ gar nicht richtig scheiße finden, höchstens ein wenig belanglos mit seinem Träumerklavier und den höhen Gitarrentönen, aber irgendwie wirkt er wie eine Perwoll-Werbeeinblendung vor dem Film, den ich eigentlich sehen will. Als dann noch kurzzeitig dieses auf Französisch singende japanische Schulmädchen im duftenden Gras unter fast wolkenlosem Himmel liegt, wird’s mir endgültig zu niedlich, aber der folgende Wechsel gerät zum Glück ausreichend abrupt und unsanft.

    Mit dem gebieterisch schweren Einsetzen der Gitarren fällt diese ganze hübsche Frühlingswelt nämlich binnen Sekundenbruchteilen in sich zusammen und der verhinderte Post-Rock-Leadgitarrist darf sich eine Schneise durch die Verwüstig schlagen, während alles um ihn herum explodiert und der Boden unter seinen Füßen wegbricht. Nun klingt der Anfang rückblickend auch gar nicht mehr so harmlos, man sollte jetzt die Elektroameisen und die beunruhigenden Sprachsamples wieder aus dem Unterbewusstsein kramen, auf die man zuvor nicht sonderlich geachtet hat. Einen ersten Screamopartikel kann ich hier zumindest schon heraushören, der Kreischgesang ist aber eher in den Hintergrund gemischt, während die Musik sich in ihren höheren Ambitionen besser gefällt. Höre ich da Keyboards? Flächige, Metal-pathetische Fugendichtungskeyboards? Auch dazu kommen wir noch in aller Ausführlichkeit.

    Erst einmal wieder neue Realitätsebene, eine Kneipe in gedimmtem Licht, ein Mann weint erzählend in sein Bier. Was erst wie eine entfernte Radioaufnahme klingt, wird zu einer den Umständen entsprechend realen Barsängerin, die Kamera blendet über auf ihren tiefroten Mund. Einige Sekunden lang darf man ihr und den sanften Jazzklaviertupfern ungestört zuhören, dann zerschneidet eine digilale Kettensäge das Bild. Hier hätte der verhinderte Post-Rock-Gitarrist keine Sekunde lang überlebt. Völlig undurchschaubarer hysterischer Grind-Zusammenbruch zwischen aufeinanderfallenden Metallwerkzeugen und Computerfiepen, kaum, dass man sich versieht, liegt man schon am Boden. Irgendwann gibt es genug Strukturansätze für angedeutete Breakdowns und wieder diese Berserkerkeyboards, aber knapp bis zur acht-Minuten-Marke keine Gelegenheit zum Luftschnappen. Nach 30 Sekunden setzt aber alles mit noch größerer, konzentrierterer Wucht ein. Das Grande Finale lässt man sich auch ohne immanenten Kausalzusammenhang nicht nehmen. Dimmu Borgir reißen wieder schwarze Löcher in den Boden, Sänger ist wieder auf ein Legosteinchen getreten. Kurz darf ein zerrender, positiv nervenstrapazierender Electrobeat das Stück gegen den Strich bürsten, bis alles kraftstrotzend und effektvoll in sich zusammenfällt.

    Komischer Song. Spannend, ohne Sinn zu ergeben. Fast schon ein bisschen wie „Matrix“ mit mehr bunt und jetzt und Popkultur. Was darf man von der Band auf Albumlänge erwarten?

    3. Planning For Burial – Oh Pensylvania, Your Black Clouds Hang Low

    Das Interessanteste an Planning For Burial war für mich bisher, dass die Band in der Theorie so völlig meinen musikalischen Vorlieben entspricht und es dennoch irgendwie geschafft hat, mir nicht zu gefallen. Dieses Battle, das einen mit den zu besprechenden Songs so lange, wie man will, im Fahrstuhl einsperrt, ist eine gute Gelegenheit, meine Meinung entweder zu revidieren oder zu festigen und mir bewusst zu werden, was genau ich an der Band nun nicht mag. Ich habe mich für die zweite Möglichkeit entschieden.

    Die ersten paar Sekunden des Einstiegs sind gar nicht mal völlig misslungen…aber was bitte tut denn der Drummer da? Verspieler und völlig deplatzierte Störungen des rhythmischen Flusses haben auch bei Hellhammer nicht zur Atmosphäre beigetragen, mehr als 20 Jahre danach und bei schlauen, musikbewanderten jungen Leuten, wie PFB es sicher sind, tun sie es erst recht nicht. Das zieht den ganzen Song beinahe schon ins Lächerliche, und am schlimmsten wäre es, wenn die Band das mit Absicht gemacht hätte. Ansonsten (nicht, dass man das furchtbare Drumming überhören könnte) ist das schon okay so, da haben wir wieder deinen BM-Gestus, im Hintergrund kreischt wer und der Song schreitet grimmig, geisterbahnmäßig und vornehm voran. Tut er aber auch nicht lange in der Form, nach einem Ambientintermezzo wird auf dem im wesentlichen gleichen musikalischen Gerüst wie vorhin mit Delaygitarren herumgespielt. Garniert wird der plüschige Mädchendrone mit Metalkante mit dramatischem Blechdosenklavier, ich weiß zwar nicht, wieso, aber wird sicher Leute geben, deren innerer Projektor bei der Musik nicht ausgeschaltet bleibt.

    4. Sunday Munich – Ugly

    Ich kenne die Band ja von deinem Trip Hop-Tape für Tiz, und da sind sie mir durchaus schon positiv aufgefallen (wenn auch nicht gar so positiv wie andere). Beim ersten Durchgang konnte ich dann aber nicht glauben, dass es sich hierbei überhaupt um die selbe Band handeln soll (ständiges Einbauen von Übertreibungen zeugt nicht von gutem Stil). Nun ist das zwar einerseits schade, weil die Sunday Munich vom Trip Hop-Sampler mir ja gefallen haben, aber diese irritierend anderen Sunday Munich gefallen mir aus völlig anderen Gründen zum Glück auch.

    Erst einmal: Hat die Band zwischen den Alben ihre Sängerin gegen Alison Shaw von Cranes eingetauscht? Völlig andere Stimmlage, völlig andere Ausstrahlung als noch bei „Bed“, aber eine, die den von Geistermädchen Shaw frappant ähnelt. Entsprechend klingt die Musik wie „Wings of Joy“, wäre es drei Jahre später, also im Schatten von „Dummy“ veröffentlicht worden. Der Beat ist nicht so abgründig grazil wie bei den mutmaßlichen anderen Vorbildern (ja, ich gehöre zu den Leuten, die kaum was aus dem Trip Hop-Bereich kennen, aber alles, was in die Richtung geht, mit den üblichen Verdächtigen vergleichen müssen), der Sound klingt auch eher nach Keller mit flackernder Deckenlampe und Schimmel an den Wänden. Dafür gibt es Gitarren. Darauf stehe ich in diesem musikalischen Zusammenhang ja sehr. Das Laut-leise-Spiel ist mal nicht sonderlich ermüdend, das LoFi-Klangbild und der Einsatz der Streicher waren richtige Entscheidungen und vor allem durch den Gesang wird die „Wings of Joy“-Stimmung super adaptiert. Nur die Melodie ist bedeutend langweiliger als beim netten, kleinen, unaufdringlichen Hit „Bed“ und wird mich wahrscheinlich nicht als Ohrwurm verfolgen, wenn ich über knarrende Dielen durch dunkle, enge Korridore gehe. Ist wohl Pech. Band interessiert mich jetzt trotzdem.

    #6585919  | PERMALINK

    Dancing Mad God

    Registriert seit: 22.03.2011

    Beiträge: 804

    palezAls ich nach Hause kam, hielt ich das Malen von einem romantischen Landschaftsgemnälde ungefähr eine Stunde lang irgendwie für reizvoller.
    Ausreden, alles Ausreden… :haha:

    Sehr gutes Stück. Wer Musik macht, die einem Bilder in den Kopf malt, bei denen man auch mehrere Durchläufe lang ununterbrochen verweilen kann, darf mit seinen Klangflächen ruhig hinter diesen Bildern verschwinden.

    Tut er in diesem Fall anscheinend tatsächlich. Allerdings verblassen Plotkins Solo-Anstrengungen nicht zwangsläufig zu Hintergrundbeschallung…
    http://www.youtube.com/watch?v=i_xbj3OJSx0
    Eigentlich will ich aber auch nicht zuviel Werbung dafür machen, ist nämlich nicht mehr so leicht bzw. billig zu bekommen. Zumindest ein Download würde sich hier aber lohnen.

    Komischer Song. Spannend, ohne Sinn zu ergeben. Fast schon ein bisschen wie „Matrix“ mit mehr bunt und jetzt und Popkultur. Was darf man von der Band auf Albumlänge erwarten?

    Eigentlich gibt „In Absence“ bessere Hinweise darauf, was man von Little Girl Terrorist erwarten kann, als ich mit Worten geben könnte. Chaos, Ausbrüche, Widersprüche, Verstörung…den süßlich-ruhigen Passagen, die dir ja nicht gefallen haben, wird auf „In Absence“ aber von allen Songs am meisten Raum gegeben. die Compilation Verses+, die alle bislang entstandenen Stücke der Band enthält, bringt noch zwei weitere Lieder vom Kaliber „In Absence“ an den Start, eine alternative Version eines dieser Songs und einige sehr kurze Noise/Grind-Granaten als Garnierung.

    Es ist interessant zu lesen, wie so ein Erstkontakt mit Little Girl Terrorist ausfällt (deswegen bin ich froh, dass der Song bleiben durfte, während du Diapsiquir ja nicht wolltest). Deine Ablehnung der verträumten Passagen in der ersten Songhälfte kann ich unter diesem Gesichtspunkt nachvollziehen – im Gesamtkontext der Musik allerdings nicht mehr. Indem sie im Folgenden so extrem konsequent konterkariert werden, bleiben die Andeutungen von Kitsch nicht einfach isoliert stehen, vielmehr zieht die Musik eine Menge Energie aus den dynamischen Wechseln.
    Dass „In Absence“ keinen Sinn ergibt, würde ich deshalb auch nicht unbedingt unterschreiben…das Chaos selbst ist der „Sinn“, das Aufflackern von inkohärenten Bildern, die Manie, die bei mehrfachem Hören selbst den niedlichen Parts innezuwohnen scheint. Ich weiß nicht, ob du das überhaupt sagen wolltest, aber: Ich würde mich gegen die Annahme wehren, dass LGT die Versatzstücke ihrer Musik willkürlich aneinandergereiht haben. Dafür ist das – in meinen Ohren – alles viel zu effektiv.
    http://www.youtube.com/watch?v=J04Ro7NnGDw
    (Song ist unvollständig und sehr leise, was seine Wirkung ziemlich beeinträchtigt, aber was anderes gab’s nicht…ansonsten ist da halt noch MySpace).

    Was Planning For Burial betrifft…ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei denen noch kein einziges Mal auf die Drums geachtet habe. Und selbst wenn ich es tue, verdirbt mir das den Song nicht…es gibt einfach Wichtigeres in diesem Lied. Mich haben sie mit diesen Melodien in diesem musikalischen Kontext jedenfalls gekriegt.

    Naja, das nächste Mal, wenn du angibst, eine Band eigentlich nicht zu mögen, glaube ich dir das einfach :haha:

    Band interessiert mich jetzt trotzdem.

    Stimmt schon, das Soundbild ist hier erheblich interessanter als die Melodie an sich, wobei mich diese auch in keinster Form langweilt oder abstößt. Aber nicht nur der Einsatz von Gitarren, sondern wie lärmig und unstrukturiert diese ausfallen, finde ich im Trip-Hop-Kontext (argh! ich muss dringend weniger oft das Wort „Kontext“ benutzen!) faszinierend, weil einzigartig.
    Das ist übrigens schon dieselbe Sängerin wie auch auf „Bed“, allerdings stammen beide Songs von verschiedenen Alben. Sowohl „Pneuma“ als auch „Vinculum“ bieten eigenständigen Trip-Hop im Low-Fi-Gewand; einen Vergleich mit Portishead anzustellen wird der Band übrigens ungefähr so gerecht, wie jede Post-Punk-Band mit Joy Division zu vergleichen :haha: Allein die Instrumentierung mit Cello und Akustikgitarre hebt sie IMHO deutlich hervor; hat mich ein bisschen gewundert, dass niemand von den Tiz-Hop-Rezensenten darauf eingegangen ist, aber da war der ungeschliffene Sound wohl ein deutliches Hindernis.
    http://www.youtube.com/watch?v=XUokgI74muA
    http://www.youtube.com/watch?v=xIcnDg1lylw

    --

    [indent]Jerry lacht wie ein Kind. Schlurft wie ein alter Mann. Langsame, schleppende Sprache. Zufällige Gedanken, die in einem sterbenden Gehirn hängenbleiben. Verworrene Erinnerungen. Stimmen, die sonst niemand hört.[/indent]
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    Leo-suomi

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    Dancing Mad God
    Was Planning For Burial betrifft…ich muss ehrlich zugeben, dass ich bei denen noch kein einziges Mal auf die Drums geachtet habe. Und selbst wenn ich es tue, verdirbt mir das den Song nicht…es gibt einfach Wichtigeres in diesem Lied. Mich haben sie mit diesen Melodien in diesem musikalischen Kontext jedenfalls gekriegt.

    Sieht bei mir genauso aus.

    Übrigens finde ich euren erneuten Austausch bisher super. Außer Planning For Burial und Eyedea & Abilities kannte ich bisher keinen der obigen Interpreten, aber es gefällt mir eigentlich alles bis auf James Plotkin richtig gut und die entsprechenden Alben kommen wohl auch alle ins Haus. Bin gespannt, was sonst noch so kommt.

    #6585923  | PERMALINK

    palez

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    Beiträge: 10,795

    Dancing Mad GodTut er in diesem Fall anscheinend tatsächlich. Allerdings verblassen Plotkins Solo-Anstrengungen nicht zwangsläufig zu Hintergrundbeschallung…
    http://www.youtube.com/watch?v=i_xbj3OJSx0
    Eigentlich will ich aber auch nicht zuviel Werbung dafür machen, ist nämlich nicht mehr so leicht bzw. billig zu bekommen. Zumindest ein Download würde sich hier aber lohnen.

    :haha: Wäre eine späte Rache für The Angelic Process.

    Dancing Mad GodEs ist interessant zu lesen, wie so ein Erstkontakt mit Little Girl Terrorist ausfällt (deswegen bin ich froh, dass der Song bleiben durfte, während du Diapsiquir ja nicht wolltest). Deine Ablehnung der verträumten Passagen in der ersten Songhälfte kann ich unter diesem Gesichtspunkt nachvollziehen – im Gesamtkontext der Musik allerdings nicht mehr. Indem sie im Folgenden so extrem konsequent konterkariert werden, bleiben die Andeutungen von Kitsch nicht einfach isoliert stehen, vielmehr zieht die Musik eine Menge Energie aus den dynamischen Wechseln.
    Dass „In Absence“ keinen Sinn ergibt, würde ich deshalb auch nicht unbedingt unterschreiben…das Chaos selbst ist der „Sinn“, das Aufflackern von inkohärenten Bildern, die Manie, die bei mehrfachem Hören selbst den niedlichen Parts innezuwohnen scheint. Ich weiß nicht, ob du das überhaupt sagen wolltest, aber: Ich würde mich gegen die Annahme wehren, dass LGT die Versatzstücke ihrer Musik willkürlich aneinandergereiht haben. Dafür ist das – in meinen Ohren – alles viel zu effektiv.

    Wollte ich eigentlich nicht…die einzelnen Songparts sind ja auf ihre Weise dramaturgisch extrem richtig platziert, bloß ohne stilistisch/atmosphärisch annähernd zusammenzupassen (was mich auch – nicht negativ gemeint! – maanchmal komplett verwirrt, „In Absence“ dürfte gar nicht so gut funktionieren). Dass die Plüschparts ihre Funktion in dem Ganzen haben mögen und nur auf dem ersten Blick harmlos sind, habe ich schon beim ersten Durchlauf eingesehen, als „das Schlimmste“ überstanden war – sie nerven aber trotzdem.

    Danke auch für die weiteren Hörproben, ich werde mich da mal dranheften, wenn wieder Zeit und Energie da ist. 🙂

    #6585925  | PERMALINK

    tonitasten

    Registriert seit: 13.08.2011

    Beiträge: 1,998

    Poesiealbum Written In Blood

    Bitte nicht den Kopf abreißen. 😕

    palez- Teil I

    01. Eyedea & Abilities- Burn Fetish

    Deeper, schneller Hip- Hop mit pfeilschnellen Vocals. Wirkt sehr jammig, aber auch sehr gleichförmig. Da passiert mir letztendlich zu wenig. Ist mir aber auch viel zu kurz, um mir ein endgültiges Urteil über das Projekt anzumaßen.

    02. Imntl819 & Reindeer- Phoenix Rising

    Das gefällt mir schon weitaus besser. Etwas Regen und Wind und eine sehnsüchtige Violine sorgen für eine passende triste Stimmung. Und was hier für ein tieftrauriges, klagendes Rap- Feuerwerk über eine geradezu epische Spielzeit vorgelegt wird, macht völlig sprachlos. Das auch Hip Hop fernab von bösen Gangsta- Klischees als Kunstform funktionieren kann, beweist dieser Track umso eindrucksvoller. Manchmal etwas zu sehr klagend und am Ende wirkt das Ganze etwas künstlich in die Länge gezogen, aber das soll nicht stören. Mir gefällt es im Gesamten nämlich ausgesprochen gut.

    03. Woven Hand- Deerskin Doll

    Das ist auch sehr schön. Schön von der Instrumentierung, schön von der Stimmung und schön von der Spannung. Wir bewegen uns Richtung Country, fernab ausgetretener Countrypfade. Oder ist es schon spiritueller Gospel? Dieses zum einen wehmütige, zum anderen mahnende und klagende ist David Eugene Edwards wie auf dem Leib geschnitten. Der Mann lebt seine Musik. Das wird vielleicht umso deutlicher, wenn man ihn mal live gesehen hat. Das gleicht einer Art Zeremonie.

    04. Telstar Ponies- Her Name

    Hier haben wir es mit 90er- Alternative- Rock zu tun, der ein wenig trist und nihilistisch daherkommt, man könnte auch sagen weinerlich. Es wird eine Art sich stetig steigender Spannungsbogen aufgebaut, der sich dann in der Mitte des Tracks langsam entlädt. Eh der Song sich aufbäumt , ist er aber schon fast wieder vorbei. Naja. Und weinerlich ist er auch.

    05. Planes Mistaken For Stars- To Spit A Sparrow

    Ziemliches Sludge- Riffgewitter. Crowbar meets Neurosis. Hört man zur Zeit ja ständig sowas. Auch hier viel zu kurz, dass es ein komplettes Urteil zulassen würde. Auch fehlt was, wodurch der Song irgendwie herausstechen könnte.

    06. Modern Life Is War- I´m Not Ready

    Müsste stilistisch eher Postcore sein. Der Song wird durch nette Alternative- Riffs und fette Shouts durchzogen. Nett allemal, aber das reicht nun mal nicht aus.

    07. Wipers- Youth Of America

    Ein völliger Stilbruch. Hier gibts Punk mit sägenden Akkorden und brummenden Bass. Das entspricht schon eher meinen Geschmack. Der Gesangsteil ist schon beeindruckend, geht sofort ins , aber der Instrumentalteil macht das Ganze noch besser. Hier gibts Feedbacks und kreischende Gitarren en masse und dürfte auf Bands wie den Pixies, Sonic Youth oder Jesus & Mary Chain einen nicht zu unterschätzenden Einfluss ausgeübt haben. Kurt Cobain nannte sie mal als große Inspirationquelle und das hört man auch. Das hier ist pure Energie.

    08. The Stooges- 1970

    Der gute Iggy. Auch hier ist die Nummer durch den Bass geprägt. Iggys Organ pendelt wie so oft bei den Stooges zwischen Wut und Zweifel. Die Musik steckt voller Energie, aber auch voller Ideen. So viel Ideen, wie die Stooges in einen Song verbraten konnten, schafften manche Bands nicht mal auf kompletter Albumlänge. Da gesellt sich noch ein schönes Gitarrensolo gen Mitte und am Höhepunkt der Entladung noch ein jazzig dareinplatzendes Saxophon. Das das Ganze auch noch heftig rockt ist Ehrensache.

    09. Bodychoke- Your Submission

    Müsste stilistisch ja mein Ding sein. Trotzdem mag ich den Song nicht. Fängt schleppend an, versprüht auch eine gewisse Kühle. Liegt zum einen am Gesang, der irgendwo auf mich einen quälenden, verlorenen Eindruck macht. In der Mitte entlädt sich der Song in einen heftigen Gitarrensturm. Zum anderen passiert dort aber herzlich wenig. Unerhört monoton quälen sich der immer gleiche Gesang und die sich ins Fleisch sägenden Gitarren gen Ende entgegen. Nur weg.

    10. Nico- Evening Of Light

    Für mich der Höhepunkt des Tapes. Getragen von einen Klangfundament, dass ich eher der neuen Musik zuordnen würde, thront über allen Nicos entrückt- mystischer Vortrag. Das finde ich trotz aller Trostlosigkeit ertragbar, da über allen diese gewisse Erhabenheit und Würde in Nicos Stimme schwebt. Und das hat Nico in meinen Augen zu etwas ganz Besonderen in der Musiklandschaft gemacht. Mit Selbstmitleid hat die Musik nicht viel am Hut. Auch nicht mit Pathetik und Weinerlichkeit. Und es stört mich auch kein bisschen, dass der Song gegen Ende durch dissonante Violaakkorde immer schmerzhafter wird. Das hier ist völlig zeitlos. :angel:

    Und da ich auf knapp eine Stunde übelsten Dark- Ambient keine Lust habe, werde ich Dancing Mad Gods Tape danach mal auf Herz und Nieren testen. Teil 2 von palez Tape folgt später.

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