Re: Neaera Tour-Tagebuch!

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Neaera_Armamentarium

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Beiträge: 7

Schweinfurt, 25.10.

Da heute die von der Distanz her längste Strecke auf dem Programm steht, geht es verhältnismäßig früh aus Wien los. Aber nicht, ohne dass man sich nicht vorher beim gemeinsamen Billighotel-Frühstück noch mal was in die Pocke gehauen hätte… Danach heißt es „Aufgesessen“ für die Deadlock- und Neaera-Busbesatzungen, denn es geht ohne Umschweife direkt auf die Autobahn Richtung Norden, Richtung Norwegen, äääähhh… Deutschland, har har…

Die Unbekannt: Schweinfurt

Die Show in Schweinfurt ist zugegebenermaßen so etwas wie die erste große Unbekannte der bisherigen Tour, was zweierlei Gründe hat: zum einen ist sie sozusagen als „Ersatzshow“ für eine ausgefallene Österreich-Show erst relativ spät ins Billing gerutscht. Zum anderen „kommuniziert“ der lokale Promoter mit unserem Tour-Manager Thomas, indem er anstelle seines eigenen Namens oder des Personalpronomens „Ich“ lediglich den Namen der durch ihn vertretenen Bookingfirma benutzt – von der er auch nur in der dritten Person spricht.

Genaue Ansage über den geplanten zeitlichen Ablauf sind nicht aus ihm herauszukriegen. Als sich dann im Laufe des Tages auch noch herausstellt, das er selbst aus „Krankheitsgründen“ gar nicht vor Ort sein wird, obwohl angeblich seine eigene Band als Opener fungieren soll (oder so ähnlich), hat er natürlich erst recht die Lacher auf seiner Seite. Angesichts eines solch undurchsichtigen Verhaltens wird einem aber natürlich in erster Linie in Hinblick auf die zu erwartenden Zuschauerzahlen ein wenig flau im Magen.

Der „Alte Stadtbahnhof“ ist uns eigentlich als professionell geführte, Band- und Zuschauer-freundliche Location mit geräumiger Bühne in sehr guter Erinnerung. Bereits 2005 waren wir hier im Rahmen der „Hell on Earth“-Tour zu Gast, und im Mai letzten Jahres fand hier die „Darkness Over Europe“ Tour mit Caliban ihren würdigen Abschluss.

Ankunft am Alten Stadtbahnhof

Bei unserer Ankunft an der Location stehen wir zunächst mal vor verschlossener Tür. Zum Glück trifft aber wenig später eine freundliche Dame ein, die uns in den Backstage-Bereich lässt und ein leckeres Catering-Menü auf die Beine stellt. Alsbald schlagen auch unsere Freunde von Deadlock auf. Und nachdem alle gegessen haben, wird der Load-In in Angriff genommen, da laut Zeitplan bald der Soundcheck anstehen soll.

Auch hier macht sich schnell eine gewisse Ernüchterung breit: der Techniker, der den Soundcheck durchführt, ist nach eigener Auskunft nur dazu beauftragt worden, die ersten beiden Bands des Abends zu mischen. Aber was nützt ein Soundcheck, wenn später beim Konzert die Mannschaft gewechselt werden soll? Vom organisatorischen Standpunkt her nicht ganz nachvollziehbar, aber egal. Auf jeden Fall erweist sich Tonmann Stefan als sehr fähig und bringt einen guten Sound an den Start.

Freizeit auf Tour

Jetzt ist bis zur Show erst mal Leerlauf angesagt. Die Zeit lässt sich natürlich mit Metal Hammer-Tour-Tagebuchschreiberei sehr gut rumbringen 😉

Zwischendurch gehe ich immer mal schauen, wie viele Leute letztendlich in den „Alten Stadtbahnhof“ gepilgert sind. Tatsächlich sieht der Konzertsaal dann auch gar nicht so leer aus, als Maintain als zweite Band des Abends auf die Bretter gehen. Das lässt zumindest darauf hoffen, dass trotz der offensichtlich eher bescheidenen Promo (auf den Flyern ist die Show in mikroskopisch kleiner Schrift neben diversen anderen Veranstaltungen angekündigt worden, Band-Logos oder showeigene Flyer: Fehlanzeige) noch einige Fans aus dem Umkreis den Weg zum Konzert finden werden.

Als Deadlock die Bühne entern, ist die Fläche davor sogar schon ganz gut gefüllt, der Verlauf des Abends scheint sich zum Guten zu wenden. Die Show der sechs kommt gewohnt gut an. Obwohl in den hinteren Reihen immer noch nicht allzu viel Aktivität zu beobachten ist, bangen die vorderen Ränge pausenlos um die Wette.

Showtime

Jetzt gilt es für uns… Zwischendurch ist auch der etatmäßige Mischer eingetroffen, um die Deadlock-Show abzunehmen, was auch sehr gut funktioniert hat. Auch bei unserer Show ist der Sound ein echtes Brett, also soll es an der Spielfreude auf jeden Fall nicht scheitern. Außerdem wollen wir uns auf keinen Fall nachsagen lassen, dass wir trotz der nicht ganz optimalen Umstände nicht alles gegeben hätten! Diejenigen, die gekommen sind, um eine Neaera-Show zu sehen, sollen auch auf ihre Kosten kommen!

Und tatsächlich entwickelt sich die Show viel, viel besser, als ihre Vorgeschichte hätte vermuten lassen! Die ersten Reihen knöpfen nahtlos dort an, wo sie beim Deadlock-Gig aufgehört haben, und geben vom ersten Ton an alles! Leider entsteht zwischen den vorderen und den hinteren Reihen anstelle eines gepflegten Pits eine Lücke, da einer der Konzertbesucher es mit dem Abgehen ein wenig übertreibt und in der Menge deutlich leichtere und schwächer gebaute einfach wild hin und her schubst. Außerdem nötigt der Bollo-Bulle auch diejenigen, die sich das Konzert einfach nur entspannt aus den hinteren Reihen anschauen oder einfach nur bangen wollen, durch wildes Zerren an der Kleidung zum Mitmachen in „seinem“ Pit. Dass Metal keine Musik für Pussies und ein Moshpit kein Kindergeburtstag ist, ist klar. Aber wenn er zum Spielplatz für solche Deppen wird, die Verletzungen anderer in Kauf nehmen, dann kommt mir die Kotze hoch! Wie bereits geschrieben, liefen bisher alle Walls of Death sehr diszipliniert ab, aber dieser eine Typ versaut wohl einigen der Anwesenden durch sein penetrantes Rumgehampel die Show. Das kann nicht angehen, und da die anwesenden Securities leider auch eher durch Passivität glänzen, sage ich unserem Tour-Manager bescheid, der dem Moscher klarzumachen versucht, er solle es doch bitte um der anderen Konzertbesucher willen etwas ruhiger angehen lassen.

Bezeichnenderweise sucht der aber, anstatt Einsicht zu Zeigen, mit erhobenem Mittelfinger das Weite… soviel dazu.

Die Show geht weiter, aber verständlicherweise scheinen einige der Anwesenden etwas die Lust am Moschen verloren zu haben. Den Leuten in den vorderen Rängen ist das aber egal, und sie feiern kräftig mit uns weiter. Wieder wird beim letzten Song die Bühne dem Publikum übergeben, und das haut fast noch besser hin als in Wien. So erfährt ein Konzert, das aufgrund der manchmal widrigen Umstände unter einem etwas ungünstigen Stern stand, doch noch einen mehr als versöhnlichen Abschluss! Abschluss? Nicht ganz, denn für die Die-Hards knattern wir noch eine Zugabe hinterher!

Vielen Dank an alle, die gekommen sind, um die Show zu sehen und die Bands zu unterstützen! Wir hoffen, dass wir bald wieder nach Schweinfurt kommen können, diesmal hoffentlich mit etwas mehr Promo-Vorlaufzeit, und dass dann hoffentlich dementsprechend mehr Leute am Start sind, die MITEINANDER den Pit zum Brodeln bringen!

Zum Pennen geht es nach dem absolvierten Load-Out in einen nahe gelegenen Gasthof. Zum Glück können wir morgen wieder etwas länger ratzen, da das österreichische Lustenau, die nächste Station der „Armamentarium“-Karawane, nicht allzuweit entfernt ist. Dann mal ab in die Pofe und vom nackten Anzo träumen…

Habe ich das gesagt?! STREICHT DAS, HAHAHAHAHA!!!

Bald gibt´s mehr!

Benjamin und Neaera

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