Re: Jahressampler 2012 – Ergebnisse

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Nik

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So, ich hab also Ardors Sampler erwischt. Hätte mich definitiv schlimmer erwischen können. An sich sehr schöner Sampler, halb aus Sachen, die ich zwar kenne, aber bei denen ich unfassbar Bock drauf habe, da mal was drüber zu schreiben, und halb mir völlig unbekannte oder nur vom Namen mal untergekommene Interpreten. Na gut, dann gehts direkt mal los:


Kate Nash – Death Proof
Kate Nash eröffnet meinen Ausflug in Ardors persönliches Jahresgebirge. Wie kaum anders von einem Mann mit dem Adelstitel vom Venushügel zu erwarten, hat dann auch schon das erste Lied seinen eigenen, verruchten und leicht lasziven Charme.
Kate Nash sagte mir vorher nicht viel. Klar, der Name ist bekannt, aber so richtig zuordnen – hm, ne, nicht wirklich… ehrlich gesagt hab ich aber auch nicht erwartet, dass mir das zusagen würde. Hab die Frau dann doch eher in diese ganze liebliches-kleines-Mädchen-Singer-Songwriter-Schublade gesteckt.
Nun versucht Death Proof, mich eines besseren zu belehren – und verdammt, dass schafft es auch.
Beginnen tut es mit sehr dominantem, groovigem Bass, welcher monoton vor sich hinspielt, ohne dabei langatmig zu wirken (was natürlich auch durch gelegentliche Ausbrüche begünstigt wird), dazu einzelne Schläge auf den Drums. Der Rock ’n‘ Roll-Charme, welcher sich andeutet, ach, viel mehr sogar penetrant aufdrängt (im positiven Sinne), wird von einer hohen und kreativ verspielten Westerngitarre unterlegt. Diese legt sich sanft über den Bass, ohne seine Vorherrschaft anzuzweifeln, entführt das Klangbild jedoch irgendwo in die tiefste amerikanische Wüste – Cadillacs, Whiskey, ein verstaubter Jahrmarkt. Dieses rauhe, ungeschliffene, wird mit der zugleich einsetzenden Stimme von Frau Nash geradezu eingeprügelt. Und die Frau hat nen verdammt gutes Organ.
Anfangs noch verführerisch redend, irgendwo zwischen zartem Flüstern und rauchigem Angebot, schwingt sie sich im Refrain zu hohem, weiblichen – aber kraftvoll anmutendem – Gesang hoch.
Vor allem die Strophen haben diesen abgeklärten, und doch verdammt heißen Rockabilly-Spirit, welcher vor allem in der zweiten mit sinnlichen und verspielten, aber doch toughen Ansagen hervortritt. Death Proof ist einfach ein verdammt gutes Lied, dass alles richtig macht. Das Ganze klingt abgerundet, vollendet – aber nicht in einem aalglatten Sinne, im Gegenteil, es behält seinen Reiz gerade durch die Ecken und Kanten. Und verdammt, die Nash hat einfach so etwas anrüchiges, laszives.
9/10

Diablo Swing Orchestra – Honey Trap Aftermath
Diablo Swing Orchestra sind klasse. Leider kenn ich nur das neue Album, doch auf diesem präsentiert sich die Band schon überaus facettenreich, vielfältig und kreativ. Die Musik ist abgedreht, aber toll.
Und, als hätte Ardor es geahnt. bekomme ich nun die Möglichkeit, über meinen Lieblingssong zu schreiben. Geradezu superb – sowohl diese Möglichkeit, als auch das Lied.
Honey Trap Aftermath – ein wundervoller Name, der die Wirkung des Liedes beschreibt – klebrig, süß, verschlagen und irgendwie so richtig schön böse und dramatisch. Und vor allem ganz eigenwillig.
Nur kurz hält das harmonische, seichte Cellointro, welches an einen Moe-Anime erinnert, um schon nach den ersten zehn Sekunden in die Falle zu tappen -was ein fataler Fehltritt. Denn die darauf folgenden, rhythmisches Gitarren, begleitet von fies schnatternden Trompeten entführen den Hörer nun in dieses kranke Meisterwerk. Zugegeben, unter all dem Swing und Avantgarde bleibt in Honey Trap Aftermath nicht mehr viel Metal übrig, aber dass wäre auch überflüssig. Viel mehr das hat Lied den Zauber eines Zeichentrickfilms aus den 40ern, in den promt grotesk überspitzte Realität eingeworfen wird – Disneys Micky Epic, anyone?
Packende Motive durchziehen das Lied, erschaffen einen tollen Mix aus elektrischen Gitarren, wabberndem Bass und aufregenden Trompetenangriffen – darüber erhebt sich der Gesang, welcher zumeist von einem Mann mit beeindruckend hoher Stimmlage übernommen wird. Vor allem im Refrain, wird dieses zirkusartige, irre abfallen der Stimme zelebriert, welcher ein gewisses Maß an Wahnsinn in das Klangbild bringt. Geradezu tückisch und verschlagen wirkt der Sänger, trotz seinen versuchen mit der harmonischen Höhe darüber hinwegzutäuschen. Sozusagen das Honigglas in der Hand und das Messer hinterm Rücken. Dazu schummelt sich – dann und wann – schon fast schnurrender Frauengesang. Um dem Lied dann ein wenig den Druck wegzunehmen findet sich in der Mitte ein gesetzter, swinglastiger Teil, welcher dem Opfer eine Illusion von süßem Traum vorgaukelt, ihn in Wirklichkeit aber in seinen klebrigen Wolken vollends einwickelt. Dank dem Einsatz von essentiellen Swinginstrumenten wie Klarinette oder Kontrabass (leider kein Saxophon, das hätte bestimmt noch den letzten Schliff verpasst) wirkt dieser Teil authentisch und angenehm. Nach einem letzten Aufbäumen des Refrains singt ein kehliger Männerchor die letzten Worte, um diesen nervenaufreibenden Fünfminüter abzuschließen. On our way down. On our way down… We… are… on… our… way… down…
9/10

Tormented – Graveyard Lust
Das Ardor son oller Defmöddler ist, weiß man ja. Deswegen duscht der auch nie, damit der wie nen Ghoul riecht undso. Naja, gut, da war dann auch klar, dass ich mich auf dem Jahressampler durch todesmetallische Dickichte kämpfen muss… was ich eher gemischt aufgenommen habe, denn einerseits heißt das, dass ich da nur das Beste aus dem Jahr vorgesetzt bekomme, sozusagen die Delikatessen, die creme de la creme (wird das so geschrieben, ich find französisch doof, no homo) und all das. Heißt aber natürlich auch was anderes – das ich Deathmetal auf dem Sampler haben werde. So mancher wird wahrscheinlich schon drauf gekommen sein, worauf ich hinauswill – das Genre ist mittlerweile zu großen Teilen einfach nicht mehr mein Teekännchen. Und groß heißt hier nicht so groß wie’n Bus, sondern eher so groß wie die Sahara. Dementsprechend bin ich da mal gespannt, was das wird.
Begrüßt werd ich in dem Bereich also von Tormented – da sagt mir das Internet, dass das eher old schoolig ist, also noch bedenklicher für meinen Geschmack.
Aber Graveyard Lust ist entgegen aller Befürchtungen ein sehr spaßiger und cooler Song. Groovendes schwedisches Riffing (hier wäre noch zu erwähnen, dass Tormented Schweden sind und aus einem Ort namens Östergötlands län, gepriesen seien Umlaute) paart sich mit punkiger Crustdampfwalze, und erschafft so einen eingängigen, druckvollen Gesamteindruck mit ordentlich Eiern und noch mehr Leichengeruch. Den Graveyard Lust verpestet die Luft geradezu mit modrigem Hauch. Nach spanischem Sprachsample und akkustischem Frickelintro (das sich übrigens dezent weiter fortzieht), setzt das vernichtende Riffing inklussive menschenverachtendem Matschklangmauernsound ein, während das Schlagzeug im Midtempo vorwärtstreibt (zwischendurch in Blastsalven verfallend) und die leicht verzerrt wirkende Stimme geradezu zur Leichenschändung aufzurufen scheint. Die Vocals sind übrigens ein Pluspunkt, denn statt 0815-Gegrunze klingt das eher nach ner ziemlich rauchigen Stimme, die irgendwo durch die Gruft krächzt. Die Motive sind verspielt und kreativ, wirken also zu keiner Zeit langweilig, und auch die langsame Passage gegen Ende und die schon fast wie ein unheilvoll aufheulender Chor wirkenden Gitarren machen das Lied zu ner ziemlich geilen Sau. Als ich gerade am Friedhof vorbeigegangen bin, und das laut aus den Kopfhörern preschte (erstaunlich, wie viel ich heute gamcht habe, ich dachte eigentlich ich hab nur rumgelegen) glaub ich auch ein paar modrige Köpfe aus der Erde steigen und headbangen gesehen zu haben.
810

Chapel of Disease – The Nameless City
Weiter, und tiefer rein, gehts in die Gefilde des Deathmetal. Jetzt trifft mich also Chapel of Disease, die Band eines Forenusers und von einigen hier sehr gefeiert – ich werd mal schauen, ob ich mich da anschließen kann. Interessiert bin ich nämlich.
Okay, der Anfang gefällt mir noch sehr gut. Atmosphärisch dichtes Intro mit Windbrausen und leicht verzerrtem, aber doch ruhigen Intro. Die Stimmung geht schon fast ins Okkulte, und hat definitiv was…
Schade nur, dass dann auch schon das Lied beginnt. Schnelle Gitarren, direkt mit einem powermetalligen Solo begonnen, und danach mit monotonen, treibenden Gitarren vorwärts.
Leider passiert relativ wenig, was mich jetzt begeistern würde – okay, die Musik prescht sehr gut voran, auch die Stimme hat mit ihrem rauhen Gekrächze ihren eigenen Charme. Langsame, walzende Passagen sorgen für Abwechslung, das Tempo ist variabel, und auch eine coole Bassline hat ihren Auftritt, wenn sie das Solo einleitet. Von eben so einem, und sogar einem ziemlich guten, wird das Lied dann seinem Ende entgegengetragen. Und auch die Produktion, welche ein wenig holprig und mies wirkt (im guten Sinne, bei Blackmetal könnte ich jetzt wohl trve and raw sagen :haha:), unterstützt die Stimmung.
Man merkt also, die Jungs von Chapel in Disease sind echt gut in dem, was sie da machen. Leider ist nur eben das etwas, womit ich gar nichts anfangen kann… dieser holprige Oldschool Deathmetal weißt einfach zu viele Elemente auf, welche eindeutig von Heavy und Powermetal inspiriert sind (bei der Entwicklung des Musikgenres natürlich kein Wunder, schließlich ist es daraus entstanden), oder sogar Trashparalellen aufweisen – genau kann ich das nicht zuordnen, da ich mich da nicht auskenne – und zwar, ganz einfach, weil es mir überhaupt nichts gibt, und mir auch nicht zusagt.
Somit ist The Nameless City ein sehr gutes, in sich stimmiges Lied, mit dem ich aber leider nicht viel anfangen kann – trotzdem versteh ich den forumsinternen Hype um die Band nun wenigstens.
5.5/10

Skeletal Remains – Extirpated Vitality
Und noch mehr Oldschool Deathmetal… man man man. Aber okay, mal schauen was mich jetzt erwartet. Dieses mal eine Amiband, die dieses Jahr wohl ihr Debüt rausgebracht hat.
Schon nach den ersten paar Sekunden wird klar – das hier ist weitaus härter und brachialer als der Vorgängersong. Aber es bleibt Oldschool… hm.. naja, okay, dann mal ran da.
Tackernder Doublebass, unterlegt von wuchtigen, tiefen Gitarren leitet das Lied auf. Auf Atmosphäre wird hier gänzlich verzichtet, das Lied soll einfach ordentlich ballern wie es scheint. Nach dem schleppenden Anfangteil – welcher sich meiner Meinung nach einen ordentlichen Tacken zu lang hinzieht (ein Durchgang statt dreien hätte gereicht) setzt der Gesang mit einem rotzigen Ruf ein.
Das Schlagzeug (für meinen Geschmack viel zu blechern) zieht das Tempo ordentlich an, auch die Gitarren werden immer schneller, und der Gesang brüllt sich kehlig voran. So geht das an auch recht monoton weiter, brettert ordentlich, aber mehr auch nicht. Auch hier wird es für meinen Geschmack wieder zu gleichtönend, beziehungsweise langweilig, um ehrlich zu sein.
Auch die zwei sehr gleichen Soli und das schnelle, harte Geknüppel am Ende können da nicht sonderlich viel rausreißen. Alles in allem haut mich Extirpated Vitality nicht wirklich aus dem Hocker.
Da rein, da raus. Mich kann das nun wirklich nicht begeistern. Schade, Deathmetal scheint größtenteils wohl wirklich nicht mehr meins zu sein…
4/10

Deserted Fear – My Empire
Nachdem ich bis auf Diablo Swing Orchestra bisher nichts kannte, begegnet mir nun der letzte mir völlig unbekannte Interpret in Form von Deserted Fear, vorerst der letzte Song des todesmetallischsten Part des Sampler. Und da reißt Ardor den Karren wieder aus dem Graben und zeigt mir, dass es eben auch anders geht.
Nach den (für mich) eher enttäuschenden Liedern von Chapel of Disease und Skeletal Remains geht es jetzt ganz ordentlich ab. Deserted Fear wissen definitiv was sie machen, und das machen sie einfach extrem gut. Obwohl ebenfalls sehr oldschoolig angehaucht, bietet es eine interessante Mischung (welche Chapel of Disease zwar auch hatten, aber eben mit Elementen die mir überhaupt nicht gefallen haben), und hebt sich so deutlich von den beiden Vorgängern ab.
My Empire ist ein abgrundtief böser, richtig guter Song. My Empire geht von Anfang an sehr atmosphärisch vor, was mir gut gefällt. Düstere Klangsphären, seltsame Geräusche. Tiefes Brummen und sirrende Töne, in die sich langsam die schon doomig anmutende, schleppende Instrumentalisierung anschleicht, um dann im Blastbeathagel ordentlich vorwärtszupreschen.
Der Gesang brüllt heiser vorwärts, klingt dabei äußert böse und wird von schnellen Gitarren und treibendem Drumming vorwärtsgetragen. Ab der Mitte wird dann zu hymnischen Gitarren eine langsame und umso härtere, walzende Passage fortgetragen – die letzten Klänge erneut in stürmisches, schnelles Gepolter ausbrechend.
My Empire ist abwechslungsreich, hat einen satten und guten Sound und macht einfach Spaß. Alles passt zusammen, die Übergänge der Tempiwechsel sind kreativ – wenn auch teils recht holprig – gestaltet, und an sich macht der Aufbau des Liedes ordentlich was her. My Empire ist nichts, was ich mir öfters mal geben würde, da ich wie schon gesagt nur noch recht wenig für Deathmetal übrig habe, macht aber sehr viel her, und hat mich tatsächlich gereizt, mir das ganze Album dann mal anzuhören. Auf jeden Fall eine spannende Neuentdeckung. Auch wenn es nicht die Neuentdeckung des Samplers war – das war nämlich eindeutig Tormented.
7/10

Ahab – Antarctica the Polymorphis
Es gibt viele Wege über Musik zu schreiben. Ich kann mich nie entscheiden, und Ende dann immer in einem Wirrwarr, was aber scheinbar mittlerweile doch soetwas wie mein Stil geworden ist. Worauf ich hinauswollte, weiß ich jetzt auch gar nicht mehr. Deshalb fangen wir an. Also, Ahab. Mit ihren bisherigen Veröffentlichungen ist die Band – definitiv zurecht – an die Spitze des Funeraldoomgenres geschossen. Schon die vier Vorgänger – Demo 1, Demo 2, Album 1 und Album 2, haben sich mit Geschichten über das Meer beschäftigt. Nach The Stream, The Oath und The Call of the wretched Sea, welche sich mit Melvilles großartigen Moby Dick beschäftigten, und The Divinity of Oceans die Grundlage ebendieses Romans aufgriff – dem Untergang des Walfängers Essex – wagt sich die Band nun an den einzigen Roman Edgar Allan Poes: The Narrative of Arthur Gordon Pym of Nantucket.
The Giant ist für mich definitiv eines der Alben des Jahres, und rückt bei jedem Hörer weiter nach oben, wenn es um die Liste geht. Dementsprechend erfreut war ich, dass ich mich beim Jahressampler an einem meiner Lieblingslieder dieses Monstrums austoben darf.
The Giant behält seine Wurzeln zwar im Funeraldoom, doch im Gegensatz zu den vorrausgehenden Veröffentlichungen verlässt es auch die Grenzen ebendieses Bereiches, zeigt sich experimentierfreudiger, anders, und vor allem noch interessanter, und sogar noch atmosphärischer.
Mit lauten Schlagzeugschlägen und verträumten Gitarren geht es los. Geradezu postrockig, ohne diese Schwere zu verliren, welche Ahab auszeichnet. Schleppende, verzerrte, tiefe Gitarren setzen ein, als das Schiff sein Bug durch die tosenden Wellen bricht. Gurgelnder Gesang tönt aus den tiefen der See, als Wellen sich aufbäumen und zerbersten. Foreshadow immense fields of ice. South. Where the giant sleeps… motionless, cold and proud. Dann wird das Tempo etwas schneller, und klarer Gesang setzt ein, wehleidend, verloren. Nebel zieht auf, verschleiert die Sicht, während die Klage aus der Ferne hallt. Langsam, zu verträumten Gitarren, gesellen sich weitere Stimmen dazu, verschmelzen zu einer Einheit, singen ein Lied von Kälte und Verlust, als die Jane Guy die unerforschten Gewässer der Antarktis passiert. Es wird still. Der Nebel lichtet sich, als eine einsame Melodie geisterhaft über den unendlichen Ozean hallt. Die Stimme scheint nun zu erzählen, als sich gigantische Eisberge aus dem tiefen Blau erheben, alles überragend und die Luft zerreissen. To the west: icebergs, four hundred fathoms high… our passage south is doubtful! O Father, hear our mournful sighs! Eine friedvolle Ruhe liegt in den weißen Giganten. Brutal werden die Seeleute aus diesem verwunschenen Traum gerissen, als tobende, schäumende Gischt gegen die Seite des Schiffes schlägt, und walzende Gitarren und sprudelnde Vocals einsetzen, und es zu hymnischen Riffs wiegen. Immer dramatischer verschärft sich die Stimmung, als die ersten Eisschollen am Rumpf zerbrechen, und erneut mehrstimmiger Gesang sich erhebt, und den antarktischen Meeren in ihrer Schönheit und doch ihrer Zerstörungskraft huldigt. Antarctica the Polymorphess plays her game of bloody dice. She’s so ragged and broken, yet shatteringly adorable… many words have been spoken. Her ways purely impassable.
Ich kenne nur wenige Lieder, bei denen Atmosphäre, Text und Musik so gut zusammenspielen, funktionieren und zu einer Einheit werden. Als ich gerade nachhause gelaufen bin, ist ein wahrer Sturm aufgezogen, hat die Äste gebogen, mir eiskalten Wind ins Gesicht geblasen und Wasser gegen meinen Körper und den Boden gepeitscht. Die Straße wurde zum reißenden Strom, auf welchen der Regen gnadenlos niederprasselte.Und auch, wenn viele dass nun auf meine viel zu stark ausgeprägte Fantasie schieben werden, war es beim Hören, als würde ebendiese Straße zum reißenden Meer, die Häuser und Bäume, welche bedrohlich neben mir aufragten, zu monströsen Eisbergen, und als wäre ich der junge Arthur G. Pym, welcher an Deck steht, der Regen durchnässt den flüchtig umgeworfenen Wanderrock, als sich das Schiff den gigantischen Eisflächen nähert. Mag jetzt doof klingen, aber ich finde, so etwas macht das Hören noch um einiges intensiver, und hilft, noch mehr in den Strömen eines solchen Liedes zu versinken. Mehr weiß ich dazu nun auch nicht zu sagen. Eindeutig mein Lieblingslied des Albums, des Samplers, und wahrscheinlich auch der Neuerscheinungen diesen Jahres. Wundervoll. Einfach nur wundervoll.
10/10

Mumford and Sons – Hopeless Wanderer
Seichte, leichtfüssige Klavieranschläge. You heard my voice I came out of the woods by choice… ich bin verliebt.
Es hat schon seine Gründe, dass Mumford and Sons zu meinen absoluten Lieblingskünstlern gehören. Die Schönheit ihrer Musik ist für mich grotesk schwer zu beschreiben, da ich sie ehrlich gesagt gar nicht genau erklären kann… nicht anderen, aber genauso wenig mir selbst.
Fast schwerelos leicht führt das Klavier durch die erste Stropfe, einzeln erklingen tiefe Nebentöne, ohne die hoffnungsvolle Melodie zu unterbrechen. Darüber legt sich Marcus Mumfords Stimme, welche wohl, ohne zu übertreiben, meine Lieblingsstimme ist. Dieses rauchige, kratzige und brüchige, und doch unfassbar einfühlsame und gefühlvolle. And I will remember the words that you said, left a clouded mind and a heavy heart. But I was sure we could see a new start. Schon diese ersten Sekunden schaffen in mir eine emotionale Resonanz, welche andere Interpreten noch so verzweifelt auf ganzen Alben nicht erschaffen könnten. Dann verdichtet sich das Lied, leise singen auch die anderen Mitglieder der Band mit, um dann für den Refrain loszulegen – nach reissendem, zerrendem Gitarrenintro in eine Flut des Repertoires dieser durchweg multiinstrumental begabten Truppe – Gitarre, Klavier, Kontrabass, Trompete, Schlagzeug und eine einprägsame Banjomelodie, im Einklang mit dem kräftigen Gesang von Marcus. But hold me fast, hold me fast…’cause I’m a hopeless wanderer! Und schon bin ich weg. In Erinnerungen schwelgend, große, eindrucksvolle und nebelbehangene Berge. Kalter Regen, welcher schottrige Feldwege besprenkelt, während eindrucksvolle Bäume sich biegen und riesige, grüne Flächen preisgeben, narbengleich von zerrütteten Steinmauern durchzogen. Rieisge Klippen, auf denen kleine Häuschen stehen, welche grauen Rauch in den verhangenen Himmel pusten, enge Gassen mit verwinkelten Fachwerkhäusern, aus denen lautes Gelächter, der Duft von Gebäck und Bier und dicker Zigarettenrauch auf nasse, kühle Straßen weht. Stampfend spielt sich die Truppe durch die zweite Stropfe, um erneut in die wundervolle Bridge zu verfallen. So when your hope’s on fire, but you know your desire. Don’t hold a glass over the flame, don’t let your heart grow cold. Dann folgt der Refrain instrumental, und folgt erneut wie gehabt.
Nach diesem Klimax folgt dann, nach all dem herumirren, endlich die Erkenntnis des lyrischen Ichs, und auch des Liedes. Ein letztes Aufbäumen, mit aller Kraft, Energie und Hoffnung erfolgt. I will learn, I will learn to love the skies I’m under. I will learn, I will learn to love the skies I’m under, the skies I’m under.
Seicht, ruhig, klingt das Lied aus. Erneut haben Mumford and Sons mir ein paar wenige, aber wundervolle Minuten geschenkt. Hopeless Wanderer ist nicht mein Lieblingslied des neuen Albums, aber was heisst das schon, wenn das ganze Album so unfassbar erhaben ist.
10/10

Kadavar – Goddess of Dawn
Retro ist schick, und vor allem wieder in. Da, wo Hipster am verzweifelten imitieren einer vergangenen Zeit und ihrer Ästhetik kläglich scheitern, und tatsächlich der Meinung sind, pastelfarbene Haare und Nietenlederjacke würden sie grunge machen, schafft es die Musik mal wieder, längst vergangene Zeiten eindrucksvoll wiederaufleben zu lassen. Kadavar sind dafür wohl das beste Beispiel, denn die Jungs aus Berlin spielen druckvollen und weitgehend authentischen Psychedelic-, Retro- und Stonderrock.
Mit einer ordentlichen Prise Black Sabbath und doch eigenem Charme hat sich das Trio auch in meine Jahres Top-15 gespielt. Ordentlich verzerrt und dröhnend spielt sich ein rhythmisches Riff vorwärts und eröffnet die Dämmerung dieses Liedes. Wie aus weiter ferne und ordentlich verzerrt singt die Stimme los, hallt irgendwo durch die Gegend und fängt dieses bekiffte, dass der Musik innewohnt, schon sehr gut ein.
Goddess of the Dawn ist ein leichter Song, nicht sonderlich lang, nicht sonderlich komplex, nicht sonderlich ausgefallen – aber grundsolide in dem, was er tut, denn das tut er gut. Irgendwo zwischen Höhenflug und staubtrockenem Wüstenwind macht das Lied ordentlich Spaß, reizt mit allerlei Spielereien – sei es nun das impulsive Drumming, oder das dauernde Rumzicken und Ausbrechen der einzelnen Gitarren, bis hin zum verspielten Solo, welches ebenfalls nichts sonderlich ausgefallenes ist, dafür aber ebenfalls Spaß macht. Und zudem muss ich zur Band noch ein paar Sachen erwähnen: das Logo ist unfassbar stylisch, die LP hat eine Spirale, welche geradezu hypnotisierend wirkt, wenn sie sich dreht, und der Sänger hat unfassbar coole Haare mit einem unfassbar stylischen Bart. Wollt ich nur noch mal loswerden.
9.5/10

Swans – Lunacy
Swans sind dafür bekannt, eher schwer verdauliche Musik zu machen. Dass kann als negativ angesehen werden, da es vielen den Einstieg in ihre Musik verweigert – jedoch auch als etwas positives, denn die Musik macht, wenn man sich die Mühe macht, sich damit zu beschäftigen, ordentlich was her.
Lunacy ist der erste Song des neuen Albums The Seer, und wohl am Besten für einen Sampler geeignet. Aber das heißt bei Swans auch nicht viel, denn so gut wie jedes Lied ist absolut verstörend und doch faszinierend auf seine ganz eigene, seltsame und wunderschöne Art und Weise.
Nur von einzelnen, unglaublich leisen, feinen Tönen eingeleitet beginnt ein wahrer Sog, welcher sich zum hypnotisierenden Maelstrom entwickelt. Kreisend flüstern mehrere Stimmen durcheinander. Die Töne werden lauter, warnende Drums schlagen monoton und laut zu, während immer wieder repitiv ein Ton erklingt, welchen ich gar nicht genau zuordnen kann – vermutlich eine Lap Steel-Gitarre – und klingt, als würde sich etwas aufrichten, um dann (in der Zeit rückwärts) wieder zusammenzufallen. Im Hintergrund erklingt ein leises, verführerisches Hackbrett, und die Klangmauern werden immer massiver, bauen sich auf, das Schlagzeug wird immer schneller und extatischer.
Dann, ganz plötzlich und unerwartet, fällt dieses bizarre, massive Gebilde vollkommen in sich zusammen.
Ein Chor erklingt, redet starr, emotionslos und gleichförmig. Weiterhin klimpert das Hackbrett leise im Hintergrund, als sich die Situation langsam aber stetig zuspitzt. Weiterhin reden die Stimmen, fast beschwörend, mit einer unvergleichlichen Wirkung. Lunacy. Lunacy. Lunacy. Eine flötenartige Melodie, wahrscheinlich eine Klarinette, gesellt sich hinzu. Lunacy. Lunacy. Lunacy. Die Atmosphäre verdichtet sich erneut, entwickelt eine zum zerspringen dichte Intensität. Lunacy. Lunacy. Lunacy. Die Stimmen werden lauter, schneidender, bestimmender. Lunacy. Lunacy. Lunacy. Erneut Stille. Gespenstisch erklingen flüsterne Töne, eine Westerngitarre klingt merkwürdig verzerrt durch den Raum. Erneut tritt diese monotone Stimmung ein, welche das ganze Album hinweg zu spüren ist. Und erneut erklingt der geisterhafte Chor. Childhood is over. Childhood is over. Childhood is over. Immer wieder. Und immer wieder. Dann verstimmt das Lied. Absolute Stille folgt – und ich fühle mich ziemlich fertig…
10/10

Cytotoxin – Abysmal Dawn
Und erneut geht es in die Todesschneise. Dieses Mal sogar mit einer Band, die ich kenne, und gerne mal höre.
Ein Geheimtipp, der mittlerweile keiner mehr ist, so könnte man es wohl nennen. Ziemlich brachiales Todesmetall, und nun auch wieder mit neuem Album. Dabei entführen sie mich nach Osteuropa, vermut eich einfach mal aufgrund der Schrift auf dem Cover.
Los geht es sofort mit einem lauten Knall – walzendes Gitarrenspiel leitet hohe Melodien und Spielereien ein, welche einen äußerst technischen Eindruck machen – wohl auch der Grund, dass danach alles zusammenbricht (nicht vom Song, sondern vom Konzept), diese Technik.
Denn der Zusammenbruch eines Atomkraftwerkes ist es, welches die Welt der kleinen Bürger verschlingt, ihre Leben auseinanderreisst, alles was sie besitzen vernichtet.
Nun, einige Zeit später, muss sich eine Gruppe Wagemutiger herunterbegeben – ihn die Finsternis, entgegen dem Grauen, welches sie erwarten wird.
Tackerndes Schlagzeug, hohe Gitarren, auszischendes, heißes Gas und vernichtendes, tiefes Grunzen stellt sich ihnen entgegen, und lässt das an sich schon grotesk gruselige Szenario geradezu surreal abartig erscheinen. Überall zertrümmerte Gerätschaften, herunterhängende, zuckende Kabel.
EIn lautes Quieken. Die Arbeiter bleiben stehen, lauschen. Beunruhigendes Brummen, das Licht beginnt zu flackern. Stille.
Balken brechen herab, erneut infernalisches Grunzen. Die Männer flüchten, alle Auswege sind verbarrikadiert – lediglich ein Weg bleibt: Tiefer in den Abgrund.
Alle Geräte fallen aus – Ende mit der Technik. Brachial kämpfen sie ihren Weg vorwärts, die Masken schmelzen langsam und lassen Blasen auf der Haut entstehen.
Rauch, Gestank, versengte, nicht zu erkennende Fleischhaufen auf dem Boden. Ein letztes Aufflackern der Gerätschaften, dann plötzlich hohe, schnelle Gitarrensoli. Laute Walzen setzen erneut ein. Die Gruppe ist restlos verloren.
Joa, ziemlich genau das, was ich erwartet habe eigentlich. Viel Druck, vor allem in der letzten Minute, in welcher die Vocals im Gegensatz zum vorigen ‚rumgegrunze über die Instrumente‘ im Takt der treibenden Gitarrenwände… naja… grunzen. :haha:
Seltsam, da vorher nie aufgefallen (hab die Band aber auch lange nicht mehr gehört)… ist das neu, dass die technischen Passagen so hoch und schnell sind? Erinnert mich schon fast an rohere Frühvertreter des Deathcores wie alte Chelsea Grin oder alte Thy Art is Murder.
Auf jeden Fall sehr solides Lied, das gut Spaß macht.
7.5/10

Converge – A Glacial Pace

Mit All we love, we leave behind haben Converge wohl eines der sensationellsten Alben des Jahres geschaffen. Von einigen hier schon (verständlicherweise) verehrt – bis hin zum Begattungswunsch – habe ich nun also die Aufgabe, einen Song dieses Monuments zu bewerten.
A Glacial Place ist ein ziemlich genialer Song, so viel schonmal vorweg.
Eine einzelne, äußerst verzerrte Gitarre spielt – von der Melodie schon einer Sirene gleich, wenn auch wesentlich gleichmässiger vom Klangbild. Schnelles, forderndes Drumming setzt ein. Die Gitarren nehmen an Lautstärke zu, beginnen teils, hart und bedrückend zu spielen.
Kraftlos, verzweifelt, irgendwie abwesend legt sich eine Stimme darüber. Sie spricht, fern, irgendwie… wie durch einen Schleier. Die Betonung ist seltsam, wie im Rausch.
Ein technisch anspruchsvolles Riff, welches einfach ‚typisch Converge‘ klingt, übertönt den schon fast drucklosen Klanggrund. Dann bricht es los, stapft vorwärts, schnelles, hardcoretypisches Vorwärtspreschen, kombiniert mit dissonanten Zwischenakkorden und wütendem Gebrüll – klingt aus, und verfällt erneut in dieses Riff. Dieses Mal jedoch weitaus druckvoller, um dann erneut in den schon fast grindig anmutenden, harten Teil zu verpassen. Es wird immer intensiver, um dann zu arhythmischen Gitarrenstücken, schnellem Geknüppel, melodischen Versätzen, Stakkatospiel, und asynchronen Taktbrüchen anzusteigen.
Über all das wird penetrant hinweggebrüllt, vom anfangs schwachen, typischen Gekeife zu immer verzweifelteren, übleren, schon fast kakophonischen Schmerzensschreien, welche gleichzeitig an Wut und Boshaftigkeit gewinnen. Wie man merkt, macht das ganze Lied einen extremen Klimax durch, welcher in seiner Intensität immer weiter zunimmt.
Let us tread in silence as their world drowns beneath a glacial pace.
10/10

Livstid – Du Vil At E Ska Slå

Livstid sind wohl eine der tollsten Bands, was den modernen Crustbereich angeht.
Dementsprechend gerne hätte ich das Lied bewertet. Aber der Link ist tot. Ardor?

Rex Schachath – Sepulchral Torment
Puh, ich hab gelogen. Doch noch eine Band, die ich nicht kenne. Rex Shachath kommen aus dem Norden Irlands und spielen ziemlich trashigen, oldschooligen Deathmetal.
Leider hätte es mich wohl nicht gestört, wenn der Song auf dem Sampler gefehlt hätte.
Der wohl erste Gedanke, als das Lied begonn, war: Ey, ist das Slayer? Hat der mit da was falsches draufgepackt? Ihr könnt mich natürlich steinigen wenn das falsch ist, ich kenne lediglich zwei/ drei Songs, um Slayerrufe auf Festivals und Konzerten zu legitimieren, so wie P4Z1 das auch tut.
Dann wird auch weiter brachial vorwärtsgeknattert, die trashigen (im wahrsten Sinne) Melodien beibehaltend, ohne wirklich auf Atmosphäre oder Wirkung Rücksicht zu nehmen… dann kommt es auch schon zu einem weiteren Knackpunkt des Liedes.
Während bei den vorigen Liedern aus diesem Bereich wenigstens ordentlich Innovation und kreativer Gesang was rausgerissen haben, setzt Rex auf altbewährtes. Tiefes, hohles Gegröhlgrunze und stupides Knattern. Eine walzende Passage, welche recht gleichtönend brettert.
Ein Solo, welches mich weder mitreisst noch begeistert, oder auch nur im geringsten tangiert.
Dann wieder schnell vorwärts. Schon wieder das Solo, war das echt schon ne ganze Strophe? Wieder Gebretter, das Solo in lauter und schneller.
Wie fand ich das jetzt? Ich hatte mir vorgenommen, keinen Verriss drauf zu machen, aber – wie man an meiner negativ konnotierten Wortwahl merkt – fand ich das echt nicht sonderlich knorke. Um genau zu sein, fand ich es sogar sehr belanglos und extrem langweilig. Sorry, das war wohl ein Schuss in den Oooooooooooooofen.
1/10

Mgla – III
Und wieder etwas, das ich kenne. Mgla wird ja so ziemlich als neuer Geheimtipp des Blackmetals angepriesen, und das Album sehr gehypet.
Dieser Euphorie kann ich nicht zustimmen, aber Fakt ist – die Musik ist richtig gut.
Mit einer schön düsteren Melodie und schnellen, wenn auch dezenten Blastbeats beginnt das Lied.
Was schon hier positiv ins Auge springt, ist der Klang. Die Drums sind eher zurückhaltend, und relativ organisch, die Gitarren überzeugen mit frischen, ideenreichen Melodien statt überzogenem Einsatz des Verzerrers. Die Melodie bleibt recht lange monoton gleich, was eine fesselnde Stimmung erzeugt. Der Gesang überzeugt mit fiesem, düsteren Sprechen statt unverständlichem Gekeife. Vor allem die Kleinigkeiten sind es hier, die das Ganze so spannend machen, und hinter all der Monotonie Abwechslung bringen – eine kleine asynchrone Motivfolge hier, ein Bassdrop da, das Auslassen eines Taktes dort.
Dann geht es mit schon fast groovigen Rhythmen vorwärts, über welche sich mitreißende Melodien legen. Auch hier sind immer wieder kleine Spielereien – vor allem im Drumming – zu finden.
Leichter Hall erfüllt die Stimme nun, und immer wieder reißen trommelnde Blastbeats für einen kurzen Moment aus der Monotonie, um in ein schnelles Gewitter auszubrechen.
Dann kommt es sogar noch besser. Das Schlagzeug stimmt einen Marsch an. Wenn es eine Sache gibt, mit der mich ein Lied sofort bekommt, sind es Marschtrommeln! Höher setzen die Gitarren wieder ein, nun ruft der Sänger aus weiter ferne durch einen nachhallenden, dunklen Raum. Das erste mal wird schwarzmetallisch gekeift – Hearts… towards… none… – und auch das klingt gut.
Ein repitives, hohes Motiv spielt sich herein, das Drumming wird dominanter, und gibt dem Abgang einen Leitfaden, gleichmässig und beklemmend.
Ich revidiere meine Aussage natürlich, das am Anfang war nur zur Verwirrung. Im Gegenteil, ich finde, dass Mgla in seinem Bereich einer der Interessantesten und vor allem Überragendsten Interpreten ist. Toll finde ich einfach, wie er es schafft, mit einfachsten Mitteln – ohne Verzerrung, typischen Blackmetalklang, mit organischer Produktion und sogar ohne ziemlich tiefe Gitarrenstimmung eine Beklemmung zu erschaffen, die viele selbst mit den hier fehlenden Mitteln kaum zu vollbringen mögen. Auch toll ist, dass immer wieder Kleinigkeiten und Spielereien zu finden sind – eine Detaillliebe, welches jedes Hören zum Erlebnis macht.
Ganz großes Kino, definitiv.
10/10

Das Fazit:
Ardors Jahressampler war definitiv interessant, und es hat ordentlich Spaß gemacht, ihn zu bewerten.
Viel Gold war dabei, auch sehr interessante Neuentdeckungen (Tormented auf der to-do-Liste, Kate Nash auf der Wird-bei-Sehen-sofort-eingetütet-Liste), einige Überraschungen, und die ultimative Erkenntnis, dass mir Deathmetal größtenteils echt nichts mehr gibt, und das Trash oft sogar den besten Ansatz vollends zerschlagen kann – für mich. Doch wie Nazy immer gerne sagt, ich mag halt keinen Metal :haha: An sich wirklich ne sehr schöne und spaßige Angelegenheit, danke dafür, Ardor.
Und die Bewertungen noch einmal auf einen Blick:
Kate Nash – Death Proof – 9/10
Diablo Swing Orchestra – Honey Trap Aftermath – 9/10
Tormented – Graveyard Lust – 8/10
Chapel of Disease – The Nameless City – 5.5/10
Skeletal Remains – Extirpated Vitality – 4/10
Deserted Fear – My Empire – 7/10
Ahab – Antarctica The Polymorphess – 10/10
Mumford and Sons – Hopeless Wanderer – 10/10
Kadavar – Goddess of Dawn – 9.5/10
Swans – Lunacy – 10/10
Cytotoxin – Abysm Nucleus – 7.5/10
Converge – Glacial Pace – 10/10
Rex Schachath – Sepulchral Torment 1/10
Mgla – III – 10/10
Durchschnitt: 7.18

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