Re: Das Beste der Besten Vol. II – Die Ergebnisse

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Tiz

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Tempuras Sampler

1. Type 0 Negative
Yay, Tempura bietet mir hier gleich zu Beginn die Chance zur musikalischen Selbstdisqualifikation. Denn von Type 0 Negative kenn ich gerade mal „Bloody Kisses“, welches ich mir aufgrund des immerwährenden Lobes, das die Band ja erfährt, mal blind gekauft habe. Nunja, das Porno-Intro ist bis heute mein Favorit der Platte, das sagt wohl einiges.
Nun denn, vielleicht kann mich ja Tempura von der Qualität der Mannen rund um Monster-Penis Pete Stelle näherbringen. Der Versuch startet mit „White Slavery“, das mit seinen knapp achteinhalb Minute zumindest mal eine anständige Songlänge mitbringt. Und so startet das Stück auch ziemlich gut, mit einem doomigen aber nicht zu aggressivem Riff, das ich wohl in die Gothic Metal Ecke stecken würde. Daraufhin gesellt sich die tiefe, sonore Stimme von Pete Steele hinzu. Mit seinem Gegrummel kann mich der Herr aber leider nicht sonderlich beeindrucken, was eigentlich schade ist, denn die Musik hat zumindest für eine angenehm düster-depressive Stimmung vorgesorgt.
Zum ersten Mal stark wird es dann, wenn Steele mit seiner Stimme in die höheren Lagen geht. Dort kann er meiner Meinung nach viel eher überzeugen als in den tieferen Regionen. Sodenn ist der „Refrain“ des Songs eindeutig der beste Part, der auch als einziger wirklich emotional auf mich wirken kann. Der ruhige, leicht elektronische Part der auf den ersten Refrain folgt erinnert mich dann an die Sisters of Mercy was per se eigentlich nicht schlecht ist. Aber irgendwie habe ich jetzt eher Lust mir die „Floodlands“ zu geben als hier weiterzuhören, aber ich zieh das jetzt durch.
Richtig stark wird „White Slavery“ dann wiederum um 5:30 herum, wenn Steele seine gequälte, mich leicht an Ozzy erinnernde Stimme auspackt, die sehr gut mit den aufwallenden Gitarren harmoniert. Wieder wird daraufhin in den Refrain übergeleitet, der sich mit der Länge des Lieder leider ein bisschen abnutzt bevor es dann mit Videogame-Soundtrack ähnlichen elektronischen Spielerein gegen Ende zugeht.
Alles in allem ist „White Slavery“ ein Beginn mit Licht und viel Schatten, der insgesamt wohl lieber ein paar Minuten kürzer hätte ausfallen sollen, denn in der Form wirkt der Song auf mich ordentlich in die Länge gezogen.

„September Sun“ setzt aber gleich noch eine Schippe drauf und kommt mit insgesamt fast zehn Minuten Spielzeit daher. Eigentlich bin ich langen Songs gegenüber immer positiv eingestellt, doch nach „White Slavery“ hält sich meine Euphorie in Grenzen. Nun denn, der Song beginnt mit einem netten Klavierspiel, das alsbald dann von Steeles Stimme begleitet wird. So weit so gut, kurz darauf setzen dann wieder diese Gothic Metal Gitarren ein, begleitet von einem Pete Steele, der sich die Lunge aus dem Leib zu schreien scheint. Dann wieder der Wechsel zum Klavier und zurück. Nun ja, schlecht ist es ja nicht und warscheinlich auch besser als der letzte Song, doch richtig packen kann mich hier gar nichts. Auch der elegische Gitarrenausbruch so um 3:10 herum ist zwar schön anzuhören, aber emotional wirkt dies auf mich genausowenig wie das darauffolgende Wechselspiel zwischen laut und leise, das dann wieder mehrere Male wiederholt wird. Irgendwie scheinen sich Type 0 Negative hier im Kreis zu drehen, aus dem sie auch die Stakkatogitarren, die fast schon an Industrial Metal Vertreter erinnern, kaum rausholen. Und so drehen sich Type 0 dem Ende des Songs entgegen, fast immer in diesem Wechselspiel, in dem sich Steeles Stimme als das variabelste Instrument inszeniert, abgesehen von dem kurzen Gitarrensolo. Und gegen Ende wird der Song so richtig quälend, da kommen mir einige 20-minüter kürzer vor. Alles in allem ist auch dieser Song nicht richtig schlecht, aber für das was er ist, ist er mir einfach viel zu lange geraten.

Da kann ich ja fast schon froh sein, dass der nächste Song mit seinen sechs Minuten vergleichsweise kurz ist. „IYDKMIGHTKY“, der so unaussprechliche Titel des Songs, der wiederum mit diesen wohl typischen Gitarrenriffs startet. Dann folgt wieder ein ruhigerer Part, der von Steeles Stimme getragen wird und dann in einen lauteren überleitet. Stark wird auch dieser Song dann, wenn Steele seine Stimme leicht überschlagen lässt und so zumindest ein bisschen etwas an Emotionen rüberzubringen scheint. Die ruhigeren Parts sind dafür hier eher schlimm, abgesehen von dieser relativ coolen Gitarrenmelodie, die fast schon sakral klingt. Auch die Dynamik des Songs hat was, doch auch hier fehlt mir insgesamt die Emotion und das packende Element, auch wenn dieser Song der beste der bisherigen Type 0 Negative Beiträge war. Auch weil es sich hier nicht so unglaublich in die Länge zieht, wenngleich das Gejaule gegen Ende nicht hätte sein müssen und wiederum unnötig nervig ist.

„Wolf Moon“ also noch, dann habe ich es geschafft. Und der Song beginnt schon mal vielversprechend, den eine Geige ist immer gut, auch wenn sie von kitschigen Gothic-Synthies und einem zu klagen versuchenden Steele überlagert wird. Dann setzt mal ein schön stampfendes Riff ein, das eine schöne Doom Metal Nähe beherbergt. Der Refrain, wieder mit diesen Synthies unterlegt, ist dann aber schon arg kitschig geraten und zerstört diese luftig-schöne Gothic Atmosphäre ein bisschen. Allgemein flackern hier immer wieder kleine Lichtblicke auf, Momente bei denen ich denke, dass mich Type 0 endlich packen können, doch dann verfliegt alles sofort wieder. Irgendwie ist es ja schade, doch auch „Wolf Moon“ grenzt an eine Tortur, ist unglaublich zäh und versucht viel, schafft aber wenig. Am besten ist hier eindeutig der Part, in dem die Violine und die Synthies alleine regieren. Doch irgendwie erinnert mich das frappant an den Anfang des Songs, wo wir wieder bei beim Kreis wären, in dem sich Steele und seine Band auch in diesem Song zu drehen scheinen.

Fazit:

Ich und Type 0 Negative werden in diesem Leben wohl keine Freunde mehr. Die vier Songs, die mir Tempura hier zusammengestellt hat, berühren mich null und nerven ziemlich, manche schneller als andere. Auch wenn hier und da einige tolle Parts vertreten waren, vorallem bei Steeles Gesang, so ist das, was die Band hier abliefert für mich eindeutig zu langwierig und repetitiv. Naja, wenigstens habe ich es hinter mir.

2. Silent Stream of Godless Elegy

Ein cooler Bandname ist dies auf alle Fälle und SSoGE sind auch die einzige Band, von der ich mir im vorab überhaupt kein Bild machen konnte. Metal Archives sagt, dass die Band aus Tschechien stammt und sogar zwei ehemalige Mitglieder von Forgotten Silence in ihren Reihen hat. Dies ist zumindest schon mal ein gutes Omen.
Den Namen glaube ich zwar auch schon gehört zu haben, doch ich habe die Band immer in die Female Fronted Gothic Kitsch Ecke gesteckt, was wohl ein Fehler war, wie der Anfang zu „Summoning of the Muse“ zeigt. Schwere, walzende Doom Metal Riffs überrollen den Hörer von erster Sekunde an, begleitet von wunderbar gespielten und perfekt passenden Celli und Violinen. Wie ich bereits bei Type 0 Negative gesagt habe, damit hat man mich immer. So auch hier, und wie. Sofort stellt sich eine wunderbar elegische und melancholische Stimmung ein, die durch den starken Growlgesang gut verstärkt wird. Einzig und allein der Sound stört mich ungemein, hat der Song wirklich solche „Sprünge“ drin oder ist einfach das File leicht beschädigt bzw. der Rip schlecht? Denn es wäre äusserst schade um den wirklich tollen Song, der hier gespielt wird. SSoGE spielen ihren Doom Metal äusserst stark und die Streicher sorgen für eine schöne Individualität und viel Emotionen im Song, genauso wie die starken Gitarrenmelodien. So mag ich meinen Doom Metal, mit viel Emotionen und drückend-schweren Riffs, das ist schon mal ein sehr optimistisch stimmender Beginn des zweiten Teils.

Und auch beim zweiten Song, namentlich „Garden“, begrüssen mich sofort wieder diese grosartigen Streicher, die sofort wieder diese melancholische Atmosphäre zu kreieren verstehen. Auch das daraufhin einsetzende Riffs, dieses Mal noch weniger krachend und leicht polierter, fast schon Gothic Metal-mässig, als vorhing, weiss zu überzeugen. Besonders toll finde ich hier das wortwörtliche Spiel zwischen Streichern und Gitarre, das vor und nach der ersten Strophe zu finden ist. Dann zum ersten Mal Klargesang, der im Gegensatz zum Rest des Songs ein bisschen blass bleibt. Doch ziemlich schnell setzen dann wieder diese starken, unglaublich träge wirkenden Riffs, die für eine fast schon niederschlagende Stimmung sorgen, immer wieder begleitet und kontrastiert durch die tollen Streicherarrangements und Gitarrenmelodien. So trägt „Garden“ den Hörer sanft auf seiner schwarz schimmernden Oberfläche, wirft einen zwischen Abgrund und Himmel hin- und her und ist bis dato klar der stärkste Track auf dem Sampler.

Bis hierhin sind SSoGE also wirklich eine starke Überraschung und spielen Doom Metal auf einem beachtlich hohen Niveau, das sie hoffentlich auch mit „The Last Place“ halten können. Hier macht für einmal die Gitarre den Anfang, zusammen mit dem Bass, bevor wieder die Streicher einsetzen. Hier klingen die Melodien schon fast orientalisch, was aber nicht unbedingt schlecht ist. Ist der Sänger der gleiche wie auf den letzten Songs? Wenn ja, soll er doch bitte wieder auf Growls zurückgreifen, dieses halbgegrowle, halb gekrächtzte steht ihm irgendwie nicht so. Aber auch so ist „The Last Place“ leider nicht ganz auf dem Niveau der beiden anderen Songs, es scheint fast, dass SSoGE hier ein bisschen zu viel auf einmal wollen, denn der Song wirkt unangenehm überladen und unstrukturiert, obwohl genau dieses feinfühlige Songwriting die Stärke der anderen beiden Songs war. Dass sie es auch hier noch könnten, das zeigen sie im folkloristischen Mittelteil, bei dem die Streichinstrumente auch mal gezupft werden und die initielle Nähe zu DEAD CAN DANCE, zumindest vom folkloristischen her, noch ein bisschen verstärkt wird. Dann aber wieder diese überladen wirkende Strophe, bevor der relativ kurze Song mit atmosphärischen Synthies gegen Ende geht. Nicht schlecht, aber bei weitem nicht so stark wie die letzten beiden Songs.

Vielleicht kann „Hrob“ die Latte ja wieder höher legen, und dies scheint, zumindest zu Beginn, auch der Fall zu sein. Wiederum schön mäandriernde Streicher, die dann nach einer gewissen Zeit ins Zusammenspiel mit den toll gespielten Gitarren treten. Und hier gesellt sich dann fast schon Black Metal Gekeife hinzu, das ein bisschen deplatziert wirkt, denn der Song erinnert momentan eher an Neoklassischen Darkwaven denn an Metal. Und doch hat diese Mischung etwas eigenartig spannendes, vorallem weil sich die Gitarren immer weiter aufbauen und für kurze Zeit fast schon in noisige Gefilde überzugehen scheinen. Allgemein tritt aber in „Hrob“ wieder dieses tolle, feingliedrige Songwriting zu Tage. Daraufhin entfernen sich SSoGE immer weiter vom Metal, schweben irgendwo zwischen Darkwave und Ambientmässigen Black Metal, ohne wirklich Black Metal zu sein. Insgesamt aber ein äusserst spannender und auch mitreissender Song, der den Vorgänger sofort wieder vergessen macht und zeigt, dass die Band auch mehr als „nur“ Doom Metal mit Streichern spielen kann. Mir gefällt dieser eigenwillige Ansatz auf alle Fälle sehr gut.

Fazit:

Silent Stream of Godless Elegy sind eindeutig ein kleiner Höhepunkt auf diesem Sampler. Abgesehen vom leicht überladenen „The Last Place“ bieten die Tschechen äusserst tollen und emotionalen Doom Metal, der vorallem mit den tollen Streichinstrumenten überzeugen kann. Aber auch die restlichen Instrumente, allen voran die mitreissenden Gitarren, wissen sehr zu überzeugen. Ich bin zumindest äusserst angetan von der Band, insbesondere von „Hrob“, das zeigt, dass die Tschechen offensichtlich auch zu Experimenten fähig waren, bei denen es ihnen gelungen ist, ihre Emotionalität mit musikalisch eigenwilligen Mitteln genausogut rüberzubringen. Starke Band auf alle Fälle und eine schöne Entdeckung, die nächsten Winter zu erkunden sich anscheinend lohnt.

3. Summoning

Auf Summoning habe ich mich, wenn ich ehrlich bin, am meisten gefreut, als ich den Sampler gesehen habe. Dies auch, weil ich von den Österreichern bisher noch nichts kenne und dies, obwohl ich es mir schon oft vorgenommen habe, bis dato auch noch nicht geändert habe. Nun denn, mal schauen, was mir Tempura von den österreichischen Tolkien-Liebhaber zum reinhören spendiert hat.
Los geht der schwarzmetallische Reigen mit dem fast zehnminütigen „Land Of The Dead“, das zugleich mit epischen und leicht kitschigen Keyboardklängen einsteigt, bevor sich dann noch die Flöten dazugesellen. So in etwa habe ich mir das auch vorgestellt, fehlt nur noch der Black Metal. Dieser stellt sich dann in der Form des typischen Gesanges und einigen langgezogenen Gitarrennoten vor, der allerdings vor dem fast schon Fantasy-Soundtrack mässigen Hintergrund ein wenig deplatziert wirkt. Nun ziehen die Gitarren endlich mal ein bisschen an und der Gesang setzt wiederum ein, wobei er in dem verwaschenen und rauschigen Umfeld der – nun wohl so etwas wie Black Metal spielenden Gitarren – eine bessere, weil passendere Figur macht. Irgendwie will diese Lo-Fi Black Metal Produktion für mich nicht so mit den Keyboards zusammenpassen, auch weil es diese fast schon penetrant in den Vordergrund setzt. Aber passend, um in den kitschigen Sonnenuntergang vor meinem Fenster zu schauen, ist es schon. Irgendwie habe ich aber das Gefühl, dass einem im Hintergrund ein paar ziemlich starke Riffs entgehen. Nun aber mal ein Break und die Gitarren dürfen wiederum ein paar ziemlich simple Melodien spielen, bevor wieder das Keyboard übernimmt: wunderbar zum mitschunkeln. Ah, jetzt dürfen die Flöten mal wieder ran, klingt toll, auch wenn nicht unbedingt schwarzmetallisch. Der einzige Rhapsody Of Fire Song, den ich mir jemals angehört habe, hatte ähnlich Flötentöne drin. Nun seis drum, das drumherum bei Summoning ist zumindest stärker, obschon ziemlich repetitiv. Einzig und allein die Gitarren und der Gesang scheinen sich nun in eine Art Höhepunkt zu steigern, was leider von diesem (mittlerweile ziemlich nervigen) Keyboard überdeckt wird. Oh, jetzt kommen die Chöre, cool gemacht, auch wenn das File wohl gerade ein bisschen am rumspinnen ist.
„Land Of The Dead“ war leider nicht der erhoffte Initialzünder für die Beziehung zwischen Summoning und mir, auch weil der Black Metal mir persönlich zu sehr im Hintergrund steht. Würde diese Band die Gitarren in den Vordergrund rücken und den Tolkienkram mal sein lassen, würde ich das wohl feiern ohne Ende.

Vielleicht kann „Like Some Snow-White Marble Eyes“ mich mehr überzeugen. Hier ist zu Anfangs das Keyboard wenigstens nicht mehr so arg im Vordergrund. Dafür kommt jetzt noch mehr Lo-Fi Black Metal, zumindest glaube ich das. Der Gesang klingt leider nicht mehr ganz so gut wie im letzten Song. Ui, die Bassdrum ist aber übel übersteuert. Das versaut mir leider gerade ein bisschen den Gesamtsound, das wummert ja übelst. Ansonsten bieten Summoning auf diesem zweiten Song wiederum fast schon tanzbaren, mit vielen Fantasy-mässigen Melodien ausgestatteten Black Metal, der seine Aufwartung vorallem in der rauschigen und undurchschaubaren Produktion macht. Auch das musikalische scheint mir dabei ziemlich durcheinnandergeraten zu sein, oder ist dieses Mischmasch etwa Absicht? Am besten ist der Song wirklich dann, wenn alles einen Gang zurückfährt und die Melodien etwas Platz zur Entfaltung erhalten. Ah, jetzt aber, Black Metal, wenngleich dieses fast schon Stakkato-mässige Riffing wieder wummert wie doof. Und so schunkle ich mit bis zum Ende und bleibe auch hier unerwartet konsterniert zurück, irgendwie packt mich das ganz und gar nicht, sondern nervt eher, eigentlich schade, denn die Grundideen sind ja schon toll und auch die musikalische Klasse ist klar erkennbar, doch ich und Summoning scheinen offensichtlich eine völlig andere Sichtweise auf diese Musik (und ihre Produktion) zu haben.
Nicht falsch verstehen, ich mag unterproduzierten Black Metal äusserst gerne, doch bei Summoning passt es meiner Meinung nach einfach irgendwie nicht. Und die Übersteuerung ist leider so ziemlich übel.
Nun denn, zweimal „Let Mortal Heroes Sing Our Fame“ noch, zuerst mit „Farewell“. Und leider erwartet mich auch hier wieder das gleiche Spiel. Der Gesang und die starken Gitarren werden von den penetranten Keyboardmelodien völlig überdeckt. Aber die Bläser sind schon geil, das muss ich ihnen lassen. Aber auch so, dieses Ork-Getrommel ist einfach nicht meins, auch wenn hier wieder die Melodien für eine wunderbar kitschige Atmosphäre sorgen können. Der Chor ist dann wiederum ziemlich cool und für einmal auch äusserst passend in Keyboard und Gitarren eingebettet. Die Trompeten sind auch ok, aber eben, auch hier können mich Summoning nicht mitreissen. Vielleicht liegt es daran, dass ich Tolkiens Saga zwar als Filme mag, aber mehr auch nicht. Und nun wieder die Chöre, die bis dato wohl das Highlight meiner Bekanntschaft mit Summoning sind. Und auch dieser Song kann bis zum Ende keine weiteren aufsehenerregende (oder neue) Akzente setzen, sodass es nun an „Ashen Cold“ ist, einen versöhnlichen Abschluss zu finden.

Und auch hier starten wir gleich wieder mit Synthies und Keyboard, klingt aber zu Anfang gar nicht mal schlecht. Auch das Schlagzeug kommt schön verhalten ins Spiel und die Gitarren haben zum ersten Mal wirklich Raum um sich zu entfalten. Das tun sie auch, das Riff ist ziemlich toll. Dann gesellt sich noch ein bisschen Gesang dazu, doch der ist nicht wirklich störend, wenngleich auch nicht unbedint mehrwertsfördernd. Kaum zu glauben, dass die letzten beiden Songs vom gleichen Album stammen sollen. „Ashen Cold“ wirkt bis hierher viel aufgeräumter und zielgerichteter als der Vorgänger. Auch ist der Songs angenehm entschlackt und man kann sich gut auf die wesentlichen Elemente konzentrieren. Ui, nun hat Gollum noch einen Gastauftritt, bevor dann der erste wirklich epische Teil des Songs kommt. Toll in Szene gesetzt mit dem Chor und endlich mal ohne ein sich-in-den-Vordergrund-drängendes Keyboard.
Dann geht der Song über die Strophe wieder in einen epischeren Teil über, der auch hier wieder viel kompakter und mitreissender daherkommt als bisher.
Auch wenn „Ashen Cold“ nicht wirklich ein Übersong ist, dafür ist er mir persönlich dann doch zu einfach gestrickt, ist er doch der beste Summoning Song auf dem Sampler, woraus ich leider schliessen muss, dass ich und die Österreicher wohl nicht wirklich beste Freunde werden.

4. Paradise Lost

Kommen wir also zum Abschluss des Samplers und zu der einzigen Band, die ich auch aktiv höre. Kennengelernt habe ich die Briten mit ihrem selbstbetitelten Album, doch erst die 2009er „Wiederauferstehung“ hat mich wirklich gepackt und mich auch dazu gebracht, mich mal mit den älteren Werken auseinanderzusetzen, wovon mir vorallem „Icon“ und „Draconian Times“ zusagten. Warum ich das erzähle, hat damit zu tun, dass drei der vier hier vertretenen Songs aus Alben stammen, mit denen ich mich noch nicht beschäftigt habe. Insofern gibt es doch noch etwas zu entdecken.

Den Anfang macht „Rotting Misery“, das, wie schon vom Titel und der Spielzeit von acht Minuten abgelesen werden kann, von einem frühen Album stammt, „Lost Paradise“ namentlich. Und die merkt man dem Song auch sofort an. Die schlurfigen, düsteren und bedrückend-schweren Gitarren passen perfekt in den frühen Doom/Death Sound der Briten und erinnern auch an die Frühwerke Katatonias. Der Anfang ist insgesamt äusserst stimmig und macht Lust auf mehr, auch weil Paradise Lost von der ersten Sekunde an wunderbar melancholisch-depressiv klingen. Glockenschläge leiten dann in den eigentlich Song über, der wiederum von gequälten Riffs getragen wird und die düstere Stimmung nur noch verstärkt. Langsam und dennoch unerbittlich schleppt sich der Song vorwärts, öffnet eine Spirale aus Verzweiflung und Finsternis, wie ich sie bei der Band noch selten gehört habe. Die bedrohlichen, fast schon orientierungslos herumschwirrenden Melodiefetzen, die den nun einsetzenden, niedergeschlagenen Gesang begleiten, bestätigen diesen Eindruck nur noch. Auch der abrupte Wechsel zu einem fiebrigen Keyboard ist äusserst gelungen, bevor dann wieder die Gitarren ans Werk machen, die sich fast schon mahlend durch die Gehörgänge des Hörers arbeiten. Weiter und weiter dreht sich der Song in Richtung abgrund entgegen, die Gitarren nehmen ganz leicht an Fahrt auf und der Part, wo sich das fiebrige Klavier und die Gitarren ergänzen sorgt für einen grossartigen Gänsehautmoment. Und auch nach dem Solo, obwohl man den Hörer schon lange gepackt hat, lassen Paradise Lost nicht locker und nehmen einen immer weiter in die Mangel, quälen den Hörer mit ihrem verloren-verzweifelnden Mahlstrom aus Traurigkeit und Hass, stark in Szene gesetzt durch den gruftmässigen Gesang. So schleppt sich der Song zum Ende hin und dürfte wohl, unübertrieben, zu den besten Outputs zählen, die ich von dieser Band bisher gehört habe. Auf den Winter werden wohl die ersten beiden Alben mal fällig, ziemlich sicher sogar.

Als Abwechslung gibt es nun mal einen Song den ich kenne, und zwar „As Horizons End“ vom erwähnten, starken „Faith Divides Us – Death Unites Us“. Und damit hast du sogar einen meiner zwei Lieblinge des Albums (der andere wäre „Frailty“) erwischt. Grund hierfür ist die bereits im Beginn auftretende, gänsehauterregende Gitarrenmelodie. Aber auch die treibende, unermüdlich vorantreibende Strophe tut ihr übriges. Der Gesang ist stark und schwankt zwischen Melancholie und anprangerndem Unmut. Der Song besitzt äusserst viel Dynamik und so sieht man sich nach 1:50 zum ersten Mal diesem grossartigen Refrain gegenüber, die perfekte Mischung aus resigniertem Gesang und schmerzhaft aufheulenden Gitarren. Dann geht der Leidensweg wieder von vorne los, die Gitarren schwirren durch den Raum und tragen den Hörer durch den Song, der trotz seiner fünf Minuten Spielzeit äusserst kurzweilig daherkommt, was auch der erwähnten Dynamik zu verdanken ist. Nach der Mitte gibt es dann mal eine kurze Verschnaufspause, ein ruhiger Part der wiederum von den Gitarren getragen wird, die in diesem Moment fast schon an Katatonia in ihren progressiven Momenten erinnern. Doch schnell schlägt es wieder um, diesmal in ein stark gespieltes Solo, welches fast nahtlos in den Refrain übergeht. Wunderbarer Song.

So, zum Abschluss des Samplers spendiert mir Tempura gleich zwei Songs von „Tragic Idol“, das ich auch nicht kenne. Dies ist insofern interessant, weil ich ja „Faith Divides Us…“ ziemlich stark fand, dem Nachfolger bis heute aber keinerlei Beachtung geschenkt habe. Etwas verwunderlich ist es ja schon, dass hier gleich zwei Songs des Albums stehen, weil ich mindestens einen „Draconian Times“ Song erwartet hätte, aber ja, mal schauen ob „Tragic Idol“ hier einen angenehmen Abschluss stellen kann.
Nachdem die Horizonte geendet haben, steht nun „The Glorious End“ auf dem Parkett und eröffnet gleich mal mit den altbekannten, tollen Gitarrenmelodien. Der Song kommt ziemlich verhalten daher, beschränkt sich auf eine eher simple Gitarrenmelodie und den Gesang. Auch im Refrain sieht es nicht anders aus. Insgesamt finde ich den Gesang aber leider nicht ganz so stark, wie auf dem letzten Song, auch nicht mehr ganz so eindringlich. Aber auch sonst lässt der Song ein bisschen diese letzte Konsequenz und äusserste Hingabe des vorherigen vermissen. Natürlich ist das Ganze stark gemacht und toll anzuhören, aber ganz so mitreissen wie das Material der Vorgängers tut es mich nicht. Auch kommt der Song nicht so kurzweilig daher, wie „As Horizons End“. Aber gegen Ende steigern sich Paradise Lost und bringen noch ein bisschen mehr Feuer und Emotion in den Song, was ihnen wieder besser zu Gesicht steht.

„Honesty in Death“ stellt somit den Abschluss von Tempuras Sampler dar. Mit schon nach vorne treibendem Riff fängt der Song an und kommt um einiges kraftvoller daher als der Vorgänger. Auch die fiebrigen Gitarrenmelodien sind wieder im Hintergrund da und der Refrain reisst wieder mehr mit. Insgesamt ein eher kurzweiliger Song, der aber mit seiner Dynamik und den melancholischen Gitarrenmelodien punkten kann. Stäker as „The Glorious End“ und insgesamt ein toller Abschluss für einen interessanten Sampler, vielen Dank an Tempura!