Re: Filmbewertungsthread

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Tordenskjold

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Richard III.

Worum geht es:

Hm… n Wikilink zu Shakespeare´s Stück würde eg. reichen. Wurde allerdings um manch witzige Szene bereichert. Dialoge sind weitestgehend Original.

meine Kritik:

Richard Loncraine macht aus „Richard III“ ein bildgewaltiges, eher kurz gehaltenes Epos über einen Mann, der absolut keine Skrupel kennt und jeden ausschaltet, der sich ihm in den Weg stellt. [Siehe mein Avatar]

Als erstes fällt das Umfeld auf, in dem dieser Film spielt. England in den Dreißigern als Nation, die ein doch nicht so starkes Königshaus besitzt, wie man es kennt. Ein Putsch macht aus dem Land eine zweigeteilte Nation, die von einem adeligen Oberhaus regiert, aber von der Militärkaste unter der Führung des Hauptdarstellers Ian McKellen beherrscht wird. Loncraine gibt den Uniformen und Bauten bewusst ein nationalsozialistisch angehauchtes Ambiente, welches sich perfekt in die Handlung einfügt. Gemischt mit vielen englischen Attributen, zeigt Loncraine, wie ein faschistoider Staat in England hätte aussehen können.

Zweitens muss man den gewaltigen Cast erwähnen, den der Regisseur für seinen Film gewinnen konnte. Ian McKellen, Annette Bening, Robert Downey jr., Nigel Hawthorne, alles Schauspieler, die für sich alleine die „Leading Role“ eines Filmes beanspruchen können und konnten. Hervorstechend ist aber besonders Ian McKellen, der auch am Drehbuch mitgearbeitet hat. Er gibt seinen Richard als durchaus charmanten und wortgewandten Mann, der aber, wenn es sein muss, mit äußerster Skrupellosigkeit und Härte gegen potentielle Gegner vorgeht. So schafft er es, mit seinem Charme die Frau für sich zu gewinnen, deren Ehemann er im Zuge des Putsches ermordet hat. McKellen gibt dem Zuschauer ein plastisches Bild der Figur wieder, wobei die Monologe, welche mM nach oftmals die Schwäche eines Shakespeare-Filmes sind, hier zu den wichtigsten Bausteinen zur Zeichnung des Charakters des Richard werden.

Die Handlung wird durch den Regisseur kurz und prägnant dargeboten, weswegen auch keinerlei Längen entstehen. Loncraine hat das Shakespeare-Stück perfekt „ausgemistet“ und nur das Interessanteste übrig gelassen. So endet der Film nach starken hundert Minuten in einem „finale furioso“, in dem McKellen auch den berühmten Satz „A Kingdom for a horse“ herausschmettern kann. Somit ist „Richard III“ auch für Shakespeare-Geschädigte durchaus ein Grund, es noch einmal mit einer Verfilmung des englischen Dichters zu versuchen.

Fazit: Perfekt durchgestylte Ein-Mann-Show von Ian McKellen.

Bewertung: 8/10[

Man muss übrigends nicht Shakespeare mögen, um diesen Film zu geniessen…

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Of the gladest moments in human life, methinks is the departure upon a distant journey to unknown lands. -Sir Richard Francis Burton, 1856