Re: Neaera Tour-Tagebuch!

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Neaera_Armamentarium

Registriert seit: 10.10.2007

Beiträge: 7

OK, hier die nächsten Berichte:

Lustenau, Österreich 26.10.:

Nach einem ausgiebigen Frühstück wird die Reise nach Lustenau in der österreichischen Region Vorarlberg angetreten. Vorarlberg? Da klingelt doch was? Richtig, heute wird das „Armamentarium Tour“-Package durch niemand geringeren als die Lokalmatadore von The Sorrow ergänzt. Die Jungs werden nach Maintain als zweite Band des heutigen Abends auf die Menge losgelassen. Nicht zuletzt aufgrund des Local Hero – Faktors verspricht dieses Konzert einer der Höhepunkte der Tour zu werden. Das heutige Konzert läuft zu wiederholten Mal unter dem uns wohlbekannten Namen „Pleasure of Rock“, und in diesem Jahr geht dieses Festival bereits in seine dritte Runde. Wir waren bereits bei den ersten beiden Auflagen dabei, und die „Pleasure of Rock“-Festivals zähle ich aus verschiedenen Gründen zu den intensivsten Shows überhaupt. 2005 haben wir in Lustenau im mittlerweile eingestampften „Sporthotel“ eine unserer ersten Shows mit Fear My Thoughts gespielt, die mittlerweile zu unseren besten Kumpels zählen, und ich habe diesen Gig als einzige riesige Party mit anschließendem Massenbesäufnis und Nacktschwimmen im nebenan gelegenen Freibad inklusive Vollsuff-Sprung vom 10-Meter-Brett in „Erinnerung“ ( obwohl der Filmriss damals wohl nur ein paar Pils entfernt war, har har!!!… ). Letztes Jahr stand Lustenau auch bei der bereits erwähnten Mini-Tour mit Misery Speaks auf dem Fahrplan, auch damals waren The Sorrow mit am Start, und die Show kann ich passenderweise nur mit einem Wort beschreiben: Abriss! Und wieder ist es mit der Culture Factory derselbe Klub. Was soll eigentlich bei so vielen positiven Vorzeichen überhaupt falsch laufen?

In der Tat läuft von Anfang an alles sehr flüssig ab, Promoter Steven hat bereits für die Bereitstellung das Get-In-Catering sorgen lassen. Und da Deadlock, die das Schlagzeug für die Tour stellen, noch unterwegs sind, wird sich erstmal entspannt im Backstageraum vor das Internet geklemmt und gefuttert. Die Deadlocks lassen nicht lange auf sich warten, und alsbald können Backline-Aufbau und Soundcheck über die Bühne gebracht werden. Noch ein positives Vorzeichen: Werner, den wir von diversen gemeinsamen Shows kennen, wird wie in den Jahren davor erneut für den Sound verantwortlich sein.

In aller Ruhe wird das Merch aufgebaut, bevor es Abendessen gibt. In der Zwischenzeit sind auch Maintain und The Sorrow in der Culture Factory aufgeschlagen. Für die Maintain-Jungs stand bis kurz vor der Show noch gar nicht fest, ob sie überhaupt spielen würden, da es wohl ein paar Besetzungswechsel bei der Bookingfirma gegeben hat, und die Jungs wohl zwischendurch aus dem Billing gestrichen worden waren…

Dementsprechend pragmatisch konstatiert Hauptsongschreiber Niels: „Lieber Opener als gar nicht zocken.“ Weise Worte, denn die Openerposition ist gerade bei einem solch hungrigen Publikum nicht wirklich ein Nachteil, wie sich später noch zeigen wird.

Die Menge ist nämlich heiß. Von Beginn des Konzertabends an geben die Lustenauer Vollgas. Maintain werden mit offenen Armen empfangen, und wenn das Publikum in der Lage ist, den ganzen Abend über ein solches Bewegungspensum abzurufen oder es sogar noch zu steigern…da kann einem schon fast angst und bange werden ;)…

Multipliziere ein eingängiges Metalcore-Brett von The Sorrow mit dem „Vorarlberg Pride“-Faktor, und Du kannst Dir schon denken, was bei der Gleichung herauskommt: richtig, ein schwitzender, brodelnder Mob! Lustenau, was geht ab? Bitte hebt Euch noch etwas Energie für den Rest der Show auf, sonst müssen wir ein paar Notarztwagen rufen, hahahaha…!!! Eindeutiger Sieg für Vorarlberger Band und Publikum!

Bei Deadlock geht der Pit in die nächste Runde. Sehr cool finde ich, dass der Abend bis jetzt ein Gewinn für alle Bands ist, obwohl die Ausprägungen des ( Death ) Metal ( -core…bla bla bla, Ihr kennt das Thema, HAHA… ;)…) in verschiedene Richtungen gehen, feiert das Publikum alle Bands gleichermaßen ab, so auch das mal wieder gnadenlos tight runtergebretterte Deadlock-Set! Engstirnigkeit und musikalische Haarspalterei scheinen Fremdwörter zu sein für das Lustenauer Publikum. Vor allem aber beginnt man sich während der Deadlock-Show zu fragen, ob es schon jemals Wörter wie „ausgepowert“, „dehydriert“ etc. gehört hat…anscheinend nicht ;), denn in der Culture Factory – Waschküche übergibt uns die Regensburg-Leipzig-Connection eine schwitzende Menschenmenge, die anscheinend immer noch nicht genug hat.

Soll ich in aller Ausführlichkeit auf diese Show eingehen, wo ich mich doch eigentlich nur wiederholen kann? Ihr habt das Wort schon eingangs gelesen, und ich kann nur nochmal davon Gebrauch machen, um die heutige Show zu beschreiben:

Abriss.

Es kommt mir vor wie ein Deja Vu: wie schon im Vorjahr nimmt das schier unermüdliche Lustenauer Publikum unter Aufbietung sämtlicher noch verbliebenen Kraftreserven die ausverkaufte Culture Factory auseinander. Teile der Deckenverkleidung werden – wie schon beim letztjährigen „Pleasure of Rock“ – von den herumgereichten Crowdsurfern herunter- und in der kochenden Menge in Fetzen gerissen. Die Stagediver entern im Sekundentakt die Bühne, und man bangt mit den ersten Reihen um die Wette, wobei man die erhobenen Pommesgabeln fast schon in den Nasenlöchern stecken hat, hahahaha…geil. Die Wall of Death wird trotz der geringen Raumgröße in bester Festival-Manier durchgezogen. Und es erübrigt sich wohl zu erwähnen, dass sich die Lustenauer nicht mit einem herkömmlichen Set „abspeisen“ lassen, sondern erst nach einer Zugabe zufrieden sind. Obwohl ich selbst nach Ende der Show noch bezweifle, dass die Menge wirklich erschöpft ist. Eine sehr geile Show für alle Bands! Danke, Lustenau, und hoffentlich bis bald!

Gepennt wird heute im laut der Culture Factory-Besitzerin „besten Hotel“ am Ort. Das hört sich auf jeden Fall schon mal sehr geil an, und die Bude hält, was sie verspricht, hähähä. Hinzu kommt, dass am nächsten Tag die kürzeste Fahrt des Tourkalenders ( Lustenau – Innsbruck ) ansteht. Das bedeutet Auspennen bis ein Uhr nachmittags und ausnahmsweise mal keinen ganzen Tag auf der Autobahn, har har…

Innsbruck, Österreich, 27.10.:

Nach einer sehr geruhsamen Nacht versammelt sich im Laufe des Vormittags nach und nach der Neaera-Tourtross in der Lobby des Hotels. Gegen Mittag geht es von Lustenau aus weiter ins nur 200 km entfernte Innsbruck. Wir machen zwecks Proviantbeschafung Zwischenstation im nahegelegenen Dornbirn, wo sich ein riesiges Einkaufszentrum in den Himmel bohrt, hahaha…oh Mann, und es ist auch noch Samstag, und so erstaunt es fast nicht, dass man sich den Weg durch Millionen kaufwütiger Mitkonsumenten bahnen muss Immer wieder interessant, wenn man z.B. durch solche Einkaufstouren aus dem Tourtrott gerissen wird und feststellen muss, dass sich die Welt um einen herum scheinbar doch weiterdreht. Naja, wenigstens bietet sich hier auch die Gelegenheit, ein paar Spiele für den Laptop käuflich zu erwerben…

Danach geht es ab auf die Bahn, und die Fahrt führt durch die wunderschönen Landschaften von Vorarlberg und Tirol. Es gibt Wasserfälle, Berge und Flüsse zu bestaunen, so kommt beinahe ein bisschen Urlaubsfeeling auf.

Wir freuen uns alle sehr auf Innsbruck. Das letzte und einzige Mal waren wir im Januar 2005 dort, als wir noch nicht einmal eine Platte draußen hatten. Damals waren wir zusammen mit unseren Offenburgern Kumpels von Devil Ate My Son auf einer viertägigen Österreich-Konzertreise unterwegs. Das war unsere erste tourähnliche Erfahrung, ich würde es sogar immer noch als unsere erste richtige Tour bezeichnen. Im PMK fand diese Tour damals einen würdigen Abschluss, die unglaublich coole Reaktion der Innsbrucker auf eine damals noch völlig unbekannte Band wie uns ist uns allen in guter Erinnerung, und so sind wir froh, endlich zurückkehren zu können und vielleicht sogar ein paar Bekannte Gesichter zu treffen, wer weiß ;)…

Bei unserer Ankunft treffen wir Promoter Andy, der uns erstmal den Innsbrucker Hafen Club von innen zeigt. Die Halle ist, zumindest vom Fassungsvermögen her, das wohl fetteste Venue der bisherigen Tour. Spontan würde ich die Kapazität auf ca. 500 Leute schätzen. Na, hoffentlich wir das auch voll nachher, hahaha…

Nachdem die kurze Clubbesichtigung abgeschlossen ist und wir unser Equipment neben der Bühne verstaut haben, geht es in die 15 Minuten entfernt gelegene Jugendherberge, wo wir heute nächtigen werden. In der Eingangshalle wuselt eine ganze Schulklasse um uns rum, als wir die Schlüssel abholen, und irgendwie fühlt man sich, als wäre man selber auf Metal-Klassenfahrt ;)…erstmal ab auf die 8er-Zimmer, ( 4 Hochbetten ) und die Internet-Verfügbarkeit prüfen ;)…Das Wireless LAN funktioniert nicht! Na OK, so kann man sich wenigstens etwas ausruhen, bevor es in geschlossener Formation zurück zum Hafen Club geht.

Dort ist am frühen Abend schon deutlich mehr los als bei unserer Ankunft vorhin. Das kan natürlich auch daran liegen, dass im Saal DIREKT nebenan eine türkische Hochzeit stattfindet, hahaha… Die beiden Konzertsäle sind nur durch eine Tür voneinander getrennt, sodass die Death Metal-Fraktion in den Pausen von den Kläangen der orientalischen Partyband beschallt wird und umgekehrt. Auf jeden Fall geht das Rezept von Promoter Andy, den Abend mit insgesamt 7 Bands ( hoffentlich vertue ich mich da nicht ;)… ) zu füllen, auf. Maintain sind heute nicht mit von der Partie, doch mit lokalen Hartwurst-Combos wie z.B. The Sky Is Ours sowie Lost Dreams ( in denen auch Andy selbst aktiv ist und die heute ihre neue Scheibe präsentieren ) sind qualitativ mindestens gleichwertige Bands am Start, die vom heimischen Publikum mit Spannung erwartet werden. Dementsprechend gut gefüllt ist auch schon der Saal, und die anfängliche Sorge um die vermeintlich zu groß geratene Venue weicht der Vorfreude auf einen geilen Gig.

Deadlock gehen nach den souverän aufspielenden Lost Dreams auf die Bretter und sind sehr gut aufgelegt. Die Erwartungshaltung beim Publikum scheint hoch, und die Deadlocker werden ihr mehr als gerecht. Es entwickelt sich eine energiegeladene Show, die zwischendurch nur dadurch getrübt wird, dass sich anscheinend im Pit zwei halbwegs besoffene Typen in die Wolle kriegen. Johannes „der Prem“ beweist Professionalität und Übersicht, indem er den Song kurzerhand abbricht und die beiden Streithähne mit dem Hinweis, dass Deadlock eine „positive Band“ sind ( was man nur unterstreichen kann!!! ), in die Schranken weist. Die Standpauke trägt Früchte, und so liegen sich die beiden Kirmesboxer nur wenige Augenblicke später in friedlicher Eintracht in den Armen und bangen wieder um die Wette, während Deadlock den abgebrochenen Song erneut auf die Menge abfeuern, als sei nichts gewesen. Mit derselben Präzision wird der gesamte Gig zum Abschluss gebracht, und die Deadlocker werden mit Jubel verabschiedet.

Die Menge scheint auch nach dem Mammutprogramm der vielen Vorbands immer noch hungrig auf Death Metal. Kein Wunder, bietet der weitläufige Club doch genug Gelegenheit, zwischendurch zu verschnaufen und neue Energie für den Pit zu sammeln. So lassen wir uns mit dem Aufbau etwas Zeit, und da wir heute keinen Soundcheck gemacht haben, machen wir wenigstens einen kleinen Line- und Monitor-Check. Das klappt nur bedingt gut, da das Mikro des Soundmanns irgendwie kaputt zu sein scheint, auf jeden Fall klappt die Kommunikation nicht so ganz, Außerdem ist anscheinend unsere Intro-CD im Arsch, jedenfalls scheint sie zu springen. Scheißegal, wir legen mit „Spearheading…“ los, und von Anfang an steht Innsbruck kopf! Wir hatten natürlich alle noch das besagte PMK-Komzert im Kopf, aber dass uns dieselbe arschgeile Stimmung nach so langer Abwesenheit nochmal entgegenschlägt… hammer! Was für ein Wiedersehen, Innsbruck! Danke! Schon nach dem ersten Song kommt es einem vor, als wäre das die PMK-Stimmung von damals, nur diesmal mindestens fünfmal so krass! Also, nicht lang gelabert und direkt den nächsten Song hinterhergefeuert! Das Publikum moscht und pogt sich in einen Rausch, und es muss positiv hervorgehoben werden, dass wir nicht gezwungen sind, einen Song abzubrechen. Keine Dellerei im Pit diesmal, gut so.

Wenn man schon mal einen fast gefüllten 500er Club vor sich hat, was macht man dann? Klar, die Wall of Death! Das sieht natürlich bei so einer Menge an Zuschauern schon etwas krasser aus als bei den bisherigen Shows ( auch wenn ich da keinem zu nahe treten will ;)…). Boah ey :)))!!! Cool, dass auch hier alles ohne Verletzte vonstatten geht, denn obwohl während der gesamten Show der Energielevel extrem hoch ist, geht das Publikum stets rücksichtsvoll miteinander um. Daumen hoch, Innsbruck. Tja, ich habe es erwähnt, der Club ist relativ geräumig, die Bühne auch…also, was böte sich da also mehr an, als beim letzten Song wieder so viele Leute wie möglich zum Mitfeiern hochzuholen?! Gesagt, getan, und kurzerhand verpflanzen die Innsbrucker den Pit auf die Bühne. Glücklicherweise ist „Synergy“ ein vergleichsweise leichter Song ;)….und so kann man gleichzeitig zocken UND zusammen mit den hochgestürmten Fans für Handybilder posieren, HAHAHAHA…so muss das, Innsbruck! Zur Zugabe sind die Jungs wieder vor der Bühne, Ihr hättet aber auch ruhig oben bleiben können ;). Vielen Dank für die geile Show, Innsbruck, hoffentlich dauert es nicht wieder 2 Jahre, bis wir uns wiedersehen!!!

Später, als wir im Backstagebereich unser Equipment zusammenschnüren, spricht mich ein leicht angetrunkenes Mitglied der türkischen Feiergemeinde an:

Er: „Hey, Dich kenne ich doch aus dem Fernsehen, oder nicht?!“

Ich: „Wie, echt? Wie kann das sein?“

Er ( lachend ): „Ja klar Alter, vom Pornokanal!“

ALTER!!! Ist das jetzt schon bis nach Innsbruck vorgedrungen, dass ich mir da ne Mark nebenbei verdiene?…aber PSSST…bruharharhar!!! :)))!

Herberge, Pennen (!), da morgen Innsbruck-Prag ( = km!!! )!!!

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