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Schade, einige der Arguemnte würde übergangen, aber sei’s drum
DeconstructionNochmal die Frage: Von welchen Substanzen gehst du aus? Unter den bekannten Drogen gibt ja nur recht wenige Drogen, die bei seltenem Konsum Schäden anrichten/stark suchterzeugend sind. Ich meine man kann pauschal sagen, solange man die Finger von Opiaten (die rein körperlich kaum schädigen, da ist eher die suchtgefahr gefährlich) oder Benzos lässt, hat man wenig zu befürchten. Amphe sind auch nicht das gelbe vom Ei, aber wenn man 1x in 3 Monaten mal ein Näschen zieht, ist das kein Problem. Die meisten Drogen werden eigentlich erst richtig gefährlich, wenn man sie wirklich regelmäßig, also wöchentlich oder gar täglich nutzt.
Prinzipiell von allen.
Du kannst Dich auch zu Grunde richten, wenn Du täglich zu viele Äpfel isst. Natürlich wird deswegen niemand auf die Idee kommen, Äpfel zu verbieten. Die Anzahl Äpfel, die Du essen müssest, um eine lethale Dosis zu erwischen ist enorm hoch (wobei das nicht für alle gilt, es gibt auch Menschen, die auf bestimmte Inhaltsstoffe sehr empfindlich reagieren)
Bis hierhin sind wir uns ja scheinbar einig, die Dosis macht das Gift. Nur daß der Grenzbereich zwischen „verträglich/unschädlich“ und „gefährlich/lethal“ bei einem Apfel viel, viel größer ist als bei den harten Sachen. Lass es mich mal mit einem Vergleich probieren: früher hatten die Autos nicht diese ganzen elektronischen Helferlein wie ESP, ABS und so weiter. Man merkte also recht zeitig, wenn man sich mit dem Auto in den Grenzbereich bewegte, weil die Kiste unter-/übersteuerte, kippelte, oder sonst was tat. Man bekam also vom Auto zeitig die Rückmeldung, wenn es auszubrechen drohte. Die modernen Helferlein können diese Physik nicht außer Kraft setzen, irgendwann bricht das Auto auch aus, wenn Du es darauf anlegst. Aber in dem Bereich davor kannst Du relativ normal fahren, spürst die Konsequenzen noch nicht, weil das Auto Deine Fahrfehler bis zu einem gewissen Maß ausbügelt. Wenn Du aber weiter pushst, passiert es halt – praktisch ohne Vorwarnung. Um diesen Grenzbereich bzw. die Dosierung geht es mir. Ein Apfel ist halt deutlich einfacher zu dosieren, Coffeein ist auch noch einigermaßen praktikabel, danach wird’s schwierig. Klar, das gilt auch für Alkohol. Deshalb sage ich als Faustregel: je kleiner der Grenzbereich / je schwieriger die Dosierbarkeit, desto eher gehört das verboten oder nur in die Hände von Medizinern. Und irgendwo muss halt die Grenze gezogen werden.
Und was die Schäden angeht gilt das mit den Konsequenzen genauso. Zu vielen Stoffen liegen noch überhaupt keine Langzeitstudien vor, welche Spätfolgen die haben.
Ich habe früher richtig stark geraucht. Das kam auch eher schleichend. Fing mit einer Kippe zum Kaffee an und endete bei eineinhalb Schachteln am Tag. Ein schleichender Prozeß, die Folgen habe ich so richtig auch erst zum Schluß hin realisiert, weil ich deutlich kurzatmiger und beim Sport immer schlechter wurde.
Deconstruction
Nochmal: Die meisten Drogenkonsumenten haben das alles unter Kontrolle.
Und jetzt kommt ein meiner Meinung nach der Gedankenfehler, der hier gerne gemacht wird: Ihr geht in Eurer unendlich selbstsicheren Art mal davon aus, „Mir? Mir kann das nicht passieren! Ich bin so ein souveränder Fahrer…“ Dabei bewegt Ihr Euch vielleicht längst im Grenzbereich, nur spürt Ihr die Konsequenzen noch nicht. Und diese Selbsteinschätzung (oder -täuschung) wird mal blindlings auf alle anderen übertragen. Kannst Du wirklich davon ausgehen, daß das so viele unter Kontrolle haben?
(Von den Dunkelziffern mal ganz abgesehen). Es gibt genug Erkenntnisse, die dem widersprechen – wobei man genau auch hier differenzieren muss.
Deconstruction
Und bei bestimmten Stoffen sprichst du von? Heroin? Kokain?
Zum Beispiel…
Deconstruction
Alkohol ist schlichtweg eine Droge mit einem der höchsten Suchtpotentiale überhaupt. Das muss man immer bedenken. Alkohol ist eine harte Droge. Ganz von gesellschaftlichen Schäden abgesehen. Da kannst du jeden Arzt fragen.
Und dann verstehe ich nicht, dass man der Ansicht sein kann, mit dieser Droge sei ein Umgang möglich, mit anderen aber nicht. Verstehe die Logik dahinter nicht.
Wiegesagt, Es ist nicht so, daß ich Alk für ungefährlich halte, im Gegenteil. Deswegen halte ich mich ja da auch sehr zurück. Aber ich denke halt, daß die individuelle (!) Gefahr ein bissl geringer ist, als bei den meisten von Euch bislang ins Feld gefürhten Stoffen. Der beispielhafte Vergleich Alk/Cannabis aus der Studie ist ja ein Indiz in die Richtung.
Deconstruction
Absoluter Quatsch. Es ist natürlich nicht verkehrt, gegen Drogen zu sein, bzw. sie selbst abzulehnen. Aber die Verbotspolitik hat absolut versagt. Allein in München gibt es mehr Drogentote als in den ganzen Niederlanden.
Das Verbot hat eigentlich nur einen Zweck: Verfügbarkeit von Drogen und Konsum von Drogen einzuschränken. Diesen einzigen Zweck hat es nicht erfüllt. Bei uns kiffen mehr Menschen, als in Ländern, mit liberaleren Gesetzen. Man bekommt an jeder Strassenecke sein Dope, Heroin, Kokain, Speed, Ecstasy, Pilze, super, wie das ganze funktioniert.
Dann kommt dazu, dass das ganze Milliarden (!) kostet, Konsumenten werden kriminalisiert, Existenzen werden zerstört, die Stoffqualität ist scheiße, es sind gesundhsschädliche Streckstoffe in Umgang, Heroinkonsumenten werden gezwugen, menschenunwürdige Existenzen zu leben..
90% des Budgets für Drogen gehen für Repression drauf, 5-10% für Prävention, klasse.
Woran willst Du das bitte festmachen, daß die Verbotspolitik versagt hätte? Das ist doch auch nur eine Behauptung ohne erbrachten Nachweis.
Der Vergleich Niederlande / München hinkt ja massiv:
Erstens sind die Drogengesetzte in den Niederlanden weit weniger liberal als immer behauptet wird.
Zweitens (Menschen ohne Kenntnisse der empirischen Sozialforschung ist das immer schwer zu erklären) : Es ist unzulässig, nur durch einfachen Blick auf die Symptome auf die Ursachen zu schließen. Selbst mal angenommen, Deine Behauptung stimmt, berechtigt das noch nicht, allein die Gesetzgebung dafür verantwortlich zu machen. Es gibt ja eine Vielzahl von Gründen, die da noch reinspielen. Nur mal ein paar, die mir auf die Schnelle einfallen: Einkommen, Einkommensverteilung, Bildungsniveau, Migrantenrate, kultureller Background, Akzeptanz im Umfeld, Kurierrouten, Kriminalität, Erziehung,…. die blendest Du mal alle einfach aus. Das ist einfach zu billig, so monokausal kannst Du nicht vorgehen.
Abgesehen davon: das schwedische Modell funktioniert recht gut und Schweden verfolgt eine noch viel repressivere Drogenpolitik als wir es tun (einschließlich Alk). Gleichwohl gilt das Land als annähernd drogenfrei. Aber natürlich gilt auch hier: das liegt nicht nur an der Gesetzgebung. Das soll aber nur mal vor Augen führen, daß die Behauptung liberalere Gesetzgebung = weniger Konsumenten einfach ein Kurzschluß ist.
Und das Verbot hat in aller erster Linie einen ganz anderen Zweck: ein Bewußtsein für Illegalität bzw. Gefährdung zu schaffen. Würde sich theoretisch jeder an das Verbot halten, wäre ja selbst die Verfügbarkeit kein Problem. Tja, so schnell kann eine Behauptung in sich zusammenfallen.
Auf einen schlüssigen Argumentationsstrang, daß die Stoffqualität bei Legalität besser würde, warte ich übrigens immer noch.
Und für die dürftigen Lebensverhältnisse eines Heroin-Konsumenten hält sich mein Mitleid echt in Grenzen. Wiegesagt, wer sich in Gefahr begibt…. und wer alles gar so schrecklich findet und sich unbedingt den Verstand vernebeln will, der kann ja aauswandern. Wie wär’s mit dem Kosovo, ein Drogenumschlagplatz allererster Güte, dort bekommst Du das Zeug auch noch ungestreckt, weil es erst danach für den mitteleurop. Markt vorbereitet wird. Da gibt es mehr Drogenlabore (und Zwangsprostituierte – die meisten bauen sich da zwei geschäftliche Standbeine) als Polizisten und keine Kontrollen. In diesem geschundenen Land fahren mehr Audi Q7, S-Klassen und Porsche Cayenne herum, als im ganzen Jahr auf der Münchener Maximiliansstraße. Und denen sollen wir noch den Markteintritt erleichtern, damit die ehrenwerte Gesellschaft vom lumpigen Audi auf Rolls-Royce umsteigen kann?
Wenn Du von Kosten sprichst, darst Du natürlich auch nicht die Kosten verschweigen, die entstünden, wenn Du das Zeug freigibst.
90% des Budgets gehen für Repression drauf, was ein Aufreisser [Ironie] Na klar ist das so: Verbote ohne Kontrolle bringen nix, und daß das Nachspüren nach den Drogenbaronen kostenintensiver ist als der Unterhalt von Drogenberatungsstellen usw. ist, dazu braucht man kein Abi.
Außerdem: unsere Gesellschaft ist recht gut über die allgemeinen Gefahren von Drogen aufgeklärt, wer sich also das Zeug reinpfeifft, tut dies sehenden Auges. Da hilft auch Prävention im herkömmlichen Sinne kaum was. Das einzige, was in Sachen Prävention helfen könnte, wäre, wenn dieser extrem hedonistische Zeitgeist mal zurückgefahren würde, der das alles als mehr oder weniger tolerabel deklariert. Im Kern der ganzen Legalisierungsdebatte steckt doch nur die egozentrierte Gier nach einem vulgären Kulturnihilismus, der einem bald alles erlaubt. Die ganze krampfhafte Suche nach Indizien, daß Drogen nicht so schlimm seinen, ist doch nur das Feigenblättchen einer im Grunde höchst asozialen Strömung. Angenommen, die Drogengesetzgebung fällt, welches Ziel wird dann in Angriff genommen, das der eigenen Bespaßungsmaximierung im Wege steht? Sehr viel habe ich eigentlich für Westerwelle nicht übrig, aber die Diskussion, die wir hier veranstalten, ist echt von der Sorte „spätrömischer Dekadenz“. Und da nutzt alles Geld nix, so lange es Menschen gibt, die sich zum Fürsprecher dieser Geisteshaltung machen.
Die Kosten für die Behandlung der Anhängigen hast Du in der Aufstellung übrigens auch geflissentlich weggelassen.
Du scheinst mich für reichlich dumm zu halten, wenn Du glaubt, ich hinge der Illusion einer drogenfreien Gesellschaft nach. Das ist freilich kaum machbar, aber man kann es doch eindämmen. Mir totalitäre Phantastereien zu unterstellen ist schon eine recht unverschämte Arroganz.
Die Repressionsgefasel hört man auch hauptsächlich aus dem Munde derjenigen, die eine paranoide Angst davor haben, sich nie wieder was reinpfeiffen zu können.
Deconstruction
Ich kann dir ja sagen, was ich so konsumiere, dass du dir ein bild machen kannst:
Ich kiffe 1-2x die Woche. Sonst mache ich nichts regelmäßig. Habe schon einiges ausprobiert, aber ich bin mir bewusst, dass fast alles schädlich ist, wenn ich es zu oft konsumiere. Ecstasy habe nehme ich 1-2x im Jahr, Pilze auch ca so. Sonst alles sehr vereinzelnt. Alkohol trinke ich übrigens nicht einen Tropfen.
Halte ich auch schon für zuviel.
Wir gehen hier teilweise auch etwas undifferenziert mit der Gefahr aus. Ich versuche mich mal an einer groben Kategorisierung potentieller Gefahren:
1. Gefahr durch körperliche Schäden
a. schon bei einmaligen Gebrauch
b. bei regelmäßigem / intensiven Konsum
c. für Fremde (z.B. passiv-Rauchen)
2. Gefahr durch den Rausch
a. für sich selbst
I. Körperlich
II. Unfallgefahr
III. Sozial, z.B. durch kompromittierende Handlungen
b. Gefährdung anderer
I. bis III. analog zu a
3. Gefährdung durch Abhängigkeit
a. körperlich
b. psychisch
c. sozial induziert
4. Weitere Gefahren
a. Finanzielle Kosten
b. Soziales Umfeld
c. Beschaffungskriminalität
Da kommt auf Anhieb einiges zusammen. Und die Faktoren wollt Ihr allesamt ausschließen können?
Deconstruction
Charakterschwäche ist wieder eher unpassend. Menschen mit problematischen Konsummuster haben oft Probleme in ihrem Leben. Wer weiß, wie du mit anderem Umfeld/schweren Schicksalsschlägen umgegangen wärst. Pauschal zu sagen, die Person sei schwach, halte ich nicht für richtig.
Ja und? Fast alle Menschen haben irgendwann irgendwelche Schicksalschläge hinter sich. Die wenigsten fangen deshalb an, sich hartes Zeug reinzuballern. Ansonsten wäre ja fast die ganze Welt ständig high? Es erkärt vielleicht die Umstände, aber es doch kein rechtfertigender Notstand? Außerdem, wie Du vielleicht gemerkt hast, praktisch jeder Mensch hat solche Schwächen. Ich doch auch. Nur die Ausprägungen unterscheiden sich.
Deconstruction
Klingt mir sehr nach Benzos. Kenne ich persönlich nicht, will ich auch nicht ausprobieren. Ich kann auch nachvollziehen, wenn Menschen für sich sagen, dass sie das nicht möchten. Nur kommt man mit Intoleranz/Wunsch nach Verbot nicht weiter.
Es war eine Mischung aus starken Schlafmitteln (Babiturat-Derivate) und Serotonin-Aufnahmehemmern.
Deconstruction
Nach nem Joint habe ich auch noch die Kontrolle über mich 😉
Und wieso ist das unverantwortungsvoll? Wenn man eine gute Zeit hat, und die Gesundheitsschädigung gering ist?
Na ja, eingetrübt wird sie zumindest sein, sonst würdest Du den Zinober doch nicht betreiben. Und zum Beispiel das Autofahren würde man nicht verbeiten, wenn die Kontrolle nicht zumindest eingeschränkt wäre. (und ich hoffe, Du willst mir nicht das Gegenteil weismachen).
Sich mit Vorsatz betrinken? Finde ich gruselig. Siehe oben Punkt 2. Und sich mit den Saufeskapaden brüsten? *fremdschäm* Wenn man mal im Laufe eines Abends einen zu viel erwischt, na gut, passiert. Aber sich mit Vorsatz die Lichter ausschießen finde ich schon recht pubertär. Und man weiß nie, was man in dem Zustand anstellt (oder andere mit einem). Ich habe da schon Dinger erlebt….
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Qui tacet consentire videtur!