Re: kifft ihr?

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blacklebaron

Registriert seit: 29.02.2004

Beiträge: 620

OK, auf alles schaffe ich nicht mehr einzugehen, weil ich noch Besuch bekomme.

DeconstructionViele deiner Aussagen über Drogen sind dann unsinnig, wenn wir von weicheren Drogen sprechen. Nicht alle Drogen sind so gefährlich bzw. zerstörerisch, wie du es hier allgemein darstellst.
Oder stelle mir doch dar, inwiefern es bei Cannabis wahrscheinlich ist, in einen problematischen Konsum abzurutschen.

Hier gebe ich Dir in einem Punkt recht: nämlich in der Differenzierung zwischen Gefährlichkeit und Zerstörungspotential. Diese Unterscheidung kann vielleicht noch hilfreich sein.
Nun, was was den problematischen Konsum anbetrifft: die Macht des Faktischen. Es wurde ja schon erwähnt, knapp 16% Missbrauch von Cannabis, knapp 3 bei Alk. Da ich selbst kein Forschungsinstitut mein Eigen nenne, kann ich diese Zahlen jetzt nicht nochmal selbst messen. Aud welchem konkreten Wege man in den problematischen Konsum gerät: glaube nicht, daß es da „den“ Standardweg gibt.
Was nichts daran ändert, und da widerspreche ich Dir ja auch nicht, daß Alk eine ebenfalls extrem Gefährliche Klamotte ist mit viel Zerstörungskraft.

DeconstructionOk, also muss ich doch zu jedeM, eigentlichen Bekannten Sachverhalt Quellen suchen. Nagut.

http://www.aerzteblatt.de/archiv/24785

Wenn dir das nicht reicht, gibt tausende andere Quellen. Einfach mal „Alkohol Cannabis Vergleich“ googeln.

Es sind nich nur „ein paar“. Viele illegale Drogen sind deutlich harmloser. Mit Gefährlichkeit lässt sich gegen die meisten Drogen nicht argumentieren, wobei das ohnehin keine Rolle spielt. Cannabis könnte auch das Hodenkrebs Risiko um x% erhöhen, wäre nach wie vor kein Argument gegen eine Liberalisierung.

OK, nun haben wir teilweise Aussage gegen Aussage. Wir können uns jetzt gegenseitig Studien um die Ohren hauen, lauter tolle Experten, die sich nun den Kopf zerbrechen um die Gefährlichkeit. Die einen sagen mehr, die anderen weniger.
Eine grundsätzliche Gefährlichkeit bleibt. Und erst recht, wenn man sie nicht genau einschätzen kann, sollte man doch mit Vorsicht rangehen?

Deconstruction
Deine Faustregel lautet also: Um so gefährlicher, um so härter die Strafen? Oder wie darf ich mir das vorstellen? Für Cannabis gibts nen Klatscher auf die Hand, für Crack wird die abgehackt? 🙂

Du kannst nicht den Legalitätsstatus synonym mit der Strafbewehrtheit verwenden. Es ist doch auch so, daß der Besitz geringer Mengen Gras (zum Eigenkonsum) straffrei ist. Das finde ich ja auch OK, man muss nicht gleich das Kind mit dem Bade ausschütten. Überhaupt, den Konsumenten will ich nicht so sehr ans Leder, sondern den ganzen Dealern, Panschern, Anfixern usw. Die züchten doch u.a. THC-Pflanzen mit einem vielfachen Wirkstoffgehalt im Vergleich zur ursprünglichen Pflanze. „Höher, schneller, weiter“ – die Drogenindustrie dockt eben ganau an dem hedonistischem Lebensprinzip an.

DeconstructionErklärung? Bezieht sich auch wieder nur auf härtere Drogen.

Bist Du Eremit, oder was? Praktisch jede Deiner Handlungen hat Auswirkungen auf Deine Umwelt. Du lebst doch in keiner Blase. Ob Du nun auf’m Klo zum Scheißen bist (andere Menschen müssen daher Kläranlagen bauen und instandhalten), harte Drogen nimmst (Beschaffungskriminaltät, Finanzierung der Dealer) oder weichere Drogen nimmst (Geld dafür in Handnimmst, daß an anderer Stelle vielleicht besser investiert wäre, Deinem sozialen Umfeld damit signalisierst, das ist OK, doch Kosten für’s Gesundheitssystem produzierst, auch die Verkäufer finanzierst, ggf. Passiv-Rauchen uvm) – das sind doch auch alles Signale an Deine Umwelt. Oder um es mit watzlawick zu sagen: „man kann nicht nicht-kommunizieren.“

Deconstruction
Das stimmt aber nicht. Nikotin ist ebenfalls eine psychoaktive Substanz, die das Bewusstsein verändert. Ich als Nichtraucher kann ein Liedchen davon singen, wenn ich mal Shisha/Zigarre rauche klatscht es mich ganzschön weg.

Hmm, kann es sein, daß Du versucht hast, die Zigarre auf Lunge zu rauchen? Anyway, ja ok, mag sein, dass das ein bissl zwirbelt. Aber der Gewöhnungseffekt tritt doch recht fix ein. Das weiß ich ja (leider). Wiegesagt, ich will Nikotin auch nicht in Schutz nehmen, auch ein Teufelszeug, sogar ein recht heimtückisches.

Deconstruction
Kern der Aussage also: Wer die Wahrheit über Cannabis kennt, soll sie für sich behalten, und weiter hin die Verteufelungen um sich herum schreien? Ich verharmlose ja nichtmal, ich sage doch nur, wie es ist.

Nein, überhaupt nicht. Im Gegenteil. Es geht mir – wie ich ja auch schon geschrieben hatte – nicht darum, den sporadischen Konsumenten zu dämonisieren, trotzt dessen ich ja auch nicht gezwungen werden muß, das gut zu finden.
Natürlich darf man auch über Gefahren und Zerstörungskraft reden und sich zivilisiert streiten. Tun wir auch (wenn auch sicherlich von beiden von uns ein paar polemische Bemerkungen drin waren).
Ich weiß ja auch durchaus zu schätzen, daß Du Dich offensichtlich kritisch damit auseinandersetzt. Sonst würde ich schon nicht mehr mit Dir schreiben.
Das einzige, worauf ich nicht richtig klar komme, ist jene ultra-hedonistische Grundhaltung, die in Ihrem Konsumrausch irgendwann an alles ran will. Wenn man nun Cannabis freigibt, liegt mMn nach die primäre Gefahr gar nicht darin, daß es vielleicht ein paar Abhängige mehr oder weniger gibt, je nachdem, wie man die Gefahr einschätzt.
Ich möchte nur das Signal nicht sehen, daß die Gesellschaft (mal wieder) dem Begehr ein Minderheit nachgibt. Denn wenn die das nun dürfen, kommen als nächstes irgendwelche Splittergruppen, um Ihre sehr speziellen Sonderinteressen durchzusetzen. Passiert doch eh schon genug….

Deconstruction
Sry, ich durchwühle jetzt nicht extra dein Textmonstrum nach irgendeinem unwichtigen Detail.

Na gut, das ist jetzt nicht besonders prall, etwas – ohne es gelesen zu haben – als unwichtig abzutun. Wenn Du gesagt hättest, ich habe keine Lust, ok, das hätte ich geglaubt.

Deconstruction
Weißt du überhaupt, warum Cannabis ursprünglich verboten wurde?

Einige der Thesen dazu sind mir geläufig.

Deconstruction
Überall weltweit, wo der Trend in Richtung Liberalisierung geht, bessern sich die Zustände. Schau doch mal nach Portugal, da funktioniert es super.

http://www.heise.de/tp/artikel/34/34857/1.html

Ein durchaus interessanter Artikel, das gebe ich zu. Dennoch ein paar kleinere Anmerkungen dazu:
– der Artikel schränkt selbst seine Aussagekraft ein: Zitat: „Vielleicht auch, weil bei aller Zahlenspielerei unklar ist, in wie weit die Gesetze überhaupt Einfluss auf das Konsumverhalten haben. Kulturell bedingte Moden scheinen eine mindestens ebenso große Rolle zu spielen. Seit kiffende Gangsta-Rapper für viele Jugendliche nicht mehr die Leitkultur bilden, hat auch der Drang zum Bong erheblich nachgelassen.“
Auch viele andere Faktoren wurden ausgeblendet.
– Eine echte Liberalisierung hat ja gar nicht stattgefunden. Es wird ja immer noch sanktioniert (und damit ist es qua definition eigentlich keine Libaralität), wenn auch weniger hart. Zweitens – und das erscheint mir viel wichtiger- wird Hilfe angeboten. Ich habe ja auch nie bestritten, daß das Hilfsangebot nicht ein elementarer Bestandteil des Repressionsmechanismus ist, „Zuckerbrot und Peitsche“ (und die Peitsche v.a. allem gegen die Produzenten gerichtet). Ich gebe zu, vielleicht hätte ich es klarer rausstellen sollen. Aber mir kommt es bald so vor, als soll hier von mir das Bild eines reaktionären Ungeheuers gezeichnet werden, der polizeiliche Schlägertrupps losschickt, Denunziantentum fördert, und jeden, der auch nur mal im Entfernstesten damit zu tun hatte in den ewigen Orkus der Verbannung schickt etc.
Auch wenn Du heute z.B. wegen Diebstahls verknackt wirst, steht hinter der Strafe ja auch zusätzlich immer ein Erziehungsgedanke (das wird sogar in den dämlichen Gerichtsshows immer mal wieder betont). Ob das in der Realität tatsächlich immer konsequent stattfindet, ist eine andere Frage. Und wenn Du Dich erinnerst, habe ich auch keineswegs behauptet, daß alles in Sachen Drogenpolitik in Butter sei, weil dieses Gleichgewicht „Hilfe und Eindämmung“ auch in Deutschland sicher nicht gegeben ist.
Wenn man in Portugal eine pragmatischere Lösung für Zuckerbrot und Peitsche gefunden hat, ist das gut für die und freut mich für die.
– Gleichwohl ich für den Portugisischen Ansatz eine gewisse Sympathie mitbringe, muss noch abgewartet werden, wie sich das langfristig entwickelt. 10 Jahre sind in solchen Fragen keine sonderlich lange Zeit.

Und nochmal kurz weg von Portugal:
Selbst angenommen, wir würden eine „echte“ Liberalisierung durchziehen und mal unterstellt, der Konsum würde tatsächlich sinken, so bleibt doch ein gewisser „Bodensatz“ (den Begriff wähle ich, weil er in der Statistik gebräuchlich ist) Du hast vorher mal sinngemäß gesagt, eine gewisse Anzahl Konsumenten wird es immer geben. Die, die es immer geben wird, sollen wir also als gottgegeben hinnehmen? Denn eine gesellschaftliche / staatliche Handhabe haben wir dann nicht, es ist ja deren Einzelschicksal (und das ist ja auch eine der Kernbotschaften des Liberalismus).
Das will ich nicht, denn der Mensch ist für mich eben nicht nur ein Individuum, dessen hauptsächlicher Lebenszweck im Konsum (von was auch immer) besteht, sondern er hat auch eine Verantwortung für seine Mitmenschen. Einen Nullpunkt an Drogenkonsum wird man nie erreichen, das ist mir schon klar, aber man kann doch in die Richtung arbeiten wollen.

Überhaupt, Liberalismus, … eigentlich momentan so beliebt wie Fußpilz, in Wirtschaftssystem als Manchester-Kapitalismus gegeißelt, aber für Drogen soll’s dann grad recht sein. Na ja…

OK, soweit, mein Besuch kommt. Den Rest, wenn ich Zeit und/oder Muse dazu habe.

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Qui tacet consentire videtur!