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(1) Der Bildungsplan für Baden-Württemberg ist ja letztlich wegen der Proteste verschoben worden und wird derzeit überarbeitet. Was in Berlin an den Schulen wirklich passiert, weiß ich nicht, und da auch nicht gerade eine Dissertation oder sowas zu diesem Thema vorbereite, sehe ich mich nicht veranlasst, das im Detail auszuforschen. Überhaupt finde ich es unangebracht, dass ich hier gewissermaßen als beweisbelastete Partei behandelt werde. Willst du mir denn wirklich weismachen, dass die SPD und die Grünen überall die Anliegen einschlägiger “Sexualpädagogen‘‘ wie Tuider und Sielert zum Schulstoff machen, nicht aber deren Methoden? I don’t buy that.
Zur Illustration diese in fünf Minuten ergoogleten Informationen: (a) “Sexualpädagogik der Vielfalt“ wurde den Lehrkräften im Bundeslandes Hamburg vom Hamburger Lehrerinstitut ausdrücklich als Unterrichtsmaterial vorgeschlagen. (Mittlerweile wurde diese Empfehlung auf Nachhaken der CDU im Senat aufgehoben.) (b) In manchen Bundesländern wird die Sexualpädagogik in Kooperation mit privaten Trägern vermittelt (“Pro Familia“ etwa und die Initiative “SchLAu“), die das Buch nutzen und empfehlen. (c) Ein weiteres Beispiel für aggressive Konfrontationsstrategien à la Tuider bietet eine Publikation der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft Baden-Württemberg, worin sich für den Einsatz in der Unterstufe ein sog. “heterosexueller Fragebogen‘‘ findet. Ich zitiere aus der SZ: <
Wenn nun Eltern in BW schulpflichtiger Kinder hellhörig geworden sind oder sogar entschieden haben, sich solche Eingriffe in ihr Erziehungsrecht nicht gefallen zu lassen, dann ist das eine völlig nachvollziehbare Reaktion. Man muss sich schon naiv-obrigkeitshörig stellen, um hier nur irrationale Panik am Werk zu sehen.
(2)
Warum soll die Hinterfragung der Darstellung von Geschlechterrollen in der WERBUNG und FONT="Medien bittesehr notwendigerweise die Elternschaft von Vater und Mutter lächerlich machen? Gefällt dir die Darstellung von Frauen in Werbungen etwa? Hat die irgendwas mit echten Frauen zu tun? Könnte man nichts anständiges über zb. die Aufgabenstellung „Analysiere die Darstellung der Geschlechterrollen im Film „Sin City.““ schreiben? Oder über die Darstellung der Frauen in jeder Mineralwasserwerbung?
Das Zitat ist etwas unglücklich, da schon zu spezifisch. Genau genommen wurde im Entwurf des Bildungsplans als Zielvorgabe das “Hinterfragen“ von Klischees und stereotypen Lebensformen, Geschlechtsidentitäten und sexuellen Orientierungen natürlich ohne Beschränkung auf Werbung und Medien aufgenommen. Darin ist das etwa von Uwe Sielert formulierte Anliegen zu erkennen, Kernfamilie und Heterosexualität zu “entnaturalisieren“, und das heißt offenbar im Sinne Siguschs Diktum von der Paläosexualität als vorbewusst, primitiv und im umfassenden Sinne unfrei abzuwerten. Diesem Denken gilt allein die polymorph deviante, promisk ausgelebte, unablässig neu ausgelotete (“postmoderne“) Sexualität als Ausschöpfung des menschlichen Potenzials, indes der Normalmensch mit seiner Normalfamilie in einengenden Rollenerwartungen und Beziehungsstrukturen dumpf vor sich hindämmert. Die traditionelle Familie dagegen wird – cum grano salis – als “bigott und fassadenhaft vorgeführt, errichtet auf Unterdrückung (der Frauen, der eigenen Homosexualität…), auf häuslicher Gewalt, sexistischen Rollenmustern und so weiter“ – das ist eine Formulierung von Michael Klonovsky, und sie trifft ins Schwarze. Aber natürlich, wenn man vollkommen naiv sein will, kann man auch behaupten, es gehe nur um die “seriöse Darstellung von Alternativen“ zu traditionellen Familienstrukturen und –werten. I don’t buy that. Und wieso eigentlich – um alles in der Welt – sollen staatliche Institutionen für das “Hinterfragen“ und “Dekonstruieren“ der Sexual- und Familienwirklichkeit der Leute zuständig sein? Geht’s noch? So etwas gibt es nur einem wildgewordenen Ideologiestaat, der überhaupt keine Grenzen mehr respektiert.
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