Re: Eddies Plattenkiste: Die 90er Jahre

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Saro

Registriert seit: 13.10.2010

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VÖ: 1993

Udo Dirkschneider: voc.
Wolf Hoffmann: Guitars
Peter Baltes: bass
Stefan Kaufmann: drums

Tracklist

1. Objection Overruled
2. I Don’t Wanna be like You
3. Protectors of Terror
4. Slaves to Metal
5. All or Nothing
6. Bulletproof
7. Amamos La Vida
8. Sick, dirty and mean
9. Donation
10. Just by my Own
11. This one’s for you

Vorwort

Nachdem sich Accept von ihrem langjährigen Sänger, Aushängeschild und Super-Shouter Udo Drikschneider aufgrund diverser Differenzen trennten, kam mit dem US-Amerikaner David Reece ein neuer Fronter an Bord des deutschen Metal-Schlachtschiffs. Obwohl die mit ihm aufgenommene Platte Eat the Heat einige gute, accept-typische Songs enthielt, floppte es gnadenlos. Nach einer handgreiflichen Auseinandersetzung zwischen Peter Baltes und David Reece, schmiss man den Sänger raus und löste die Band auf. 1990 veröffentlichte man als Dankeschön an die Fans, das während der Metal Heart – Tour in Japan aufgenommene Live-Doppelalbum Staying Alive. Die Fans waren aus dem Häuschen und nahmen diese Veröffentlichung als Zeichen für eine baldige Reunion. Die Nachfrage war dermassen groß, dass sich Accept 1993 wieder zusammentan und das Album Objection Overruled veröffentlichten.
Alle, vor der Trennung von Udo Dirkschneider aktiven Bandmitglieder, ausser dem Gitarristen Jörg Fischer, waren mit von der Partie.
Das erste Mal, gingen Accept zu viert an den Start.

Das Album

1993, also ganze sieben Jahre nach dem letzten „reinrassigen“ Accept – Release Russian Roulette, erschien der lang ersehnte Nachfolger Objection Overruled.
Ich kann mich noch ganz genau daran erinnern. Man selber wusste nicht, was nun grösser war – die Vorfreude auf ein geniales Accept-Album, oder die hochgesteckten Erwartungen, und damit verbunden, die Angst, dass die Platte ein Reinfall werden würde.
Sofort machte ich mich nach der Schule auf den Weg in die Stadt, und mein halbes Taschengeld ging drauf. Im Nachhinein eine mehr als lohnende Investition.

Mit einer Mischung aus unendlicher Vorfreude und ebend so grosser Erwartung, schob ich die CD in den Player. Endlose 3 Sekunden musste ich warten, bis das Riff vom Opener und Titeltrack Objection Overruled erklang…
Power in absolut reinster Form explodierte aus den Boxen! Überwältigung und Glückseeligkeit gleichermassen ergriffen von mir Besitz. Was für ein Opener! Einer der härtesten, schnellsten und kompromisslosesten Accept-Nackenbrecher ever schlägt einem mit einer Urgewalt ins Gesicht, wie sie im Power-Metal bislang kaum erreicht wurde. Accept, wie man sie kennt und liebt. F-A-N-T-A-S-T-I-S-C-H-!
Man hat das Eröffnungsstück noch nicht annähernd verarbeitet, da walzt I Don’t Wanna be like you über einen herein. 100%iger Accept-Midtempo-Stampfer mit allen für die beste Metalband Deutschlands typischen Trademarks.
Der Text (Finger weg von Drogen) ist zwar stark ausgelutscht und klischeebehaftet, bietet aber musiklaische Unterhaltung der Extraklasse.
„They are Protectors of Terroooorrr…“dröhnt es dem Hörer als nächstes entgegen!
Testosterongeschwängerter Männer-Chor im Kehrreim, klasse Text (über die Gräueltaten und die Scheinheiligkeit der Kirche) und auch die erste Videoveröffentlichung – das ist der Stoff aus dem Metallerträume geschmiedet sind!
Ein traditionelles (Power) Metal-Album ohne Huldigung an die Musik, welche unsere Herzen in Wallung bringt, Grenzen, Sprachen und Religionen unwichtig werden lassen und Menschen aus aller Herrenländer zu Brüdern und Schwestern werden lässt – „das geht ja mal garnicht!“ Genau das haben sich wohl auch die Jungs von Accept gedacht und verdeln ihr Reunion-Werk mit Slaves to Metal, ein Song, der ohne Ausnahme jedem Metalhead ein Begriff sein sollte!

All or Nothing ist ein typischer Gute-Laune-Song, der sich locker mit dem Judas Priest -Klassiker United messen kann.
Bulletproof, der meiner Meinung nach schwächste Song auf Objection Overruled, wertet das Gesamtwerk in keinster Weise ab. Es gibt nicht viele Bands deren schwächere Songs meistens noch über dem Durchschnitt liegen. Accept sind eine davon!

Typisch für Accept und Front-Kreissäge Udo Drikschneider sind die Bekundungen des Dankes und der Verehrung an ihre Fans auf der ganzen Welt. Eröffneten U.D.O. auf Thunderball einen Song/Tribut an ihre Fans aus Russland, wird auf Objection Overruled mit Amamos La Vida unseren spanischsprechenden Brüdern und Schwestern gehuldigt. Ein zusätzlicher Pluspunkt, der die Musiker so dermassen sympatisch macht! Fannähe und das Bewusstsein, dass man ohne die Fans sein Hobby, seine Leidenschaft wohl nie zum Beruf hätte machen können.
Währe dies der Fall gewesen, wäre die Metalszene heute mit Sicherheit nicht das, was sie nunmal ist!

„He’s got the Power- he’s like a god. But he’s the devil of flesh and blood. a ’45 is his religon – code of silence his belief. Ooah, it’s the kiss of death. A 45′ is his religion – code of silence his belief… AAAaaaaahhhhhh!…“

Song Nummer 8 ist sowas von Sick, dirty and mean – der Inbegriff von Metal, einer Abrissbirne gleich. Accept schrieben mit diesem K-I-L-L-E-R einen der härtesten Songs der Bandgeschichte.
Was Fast as a Shark für die 80er, ist Sick, dirty and mean ganz klar für die 90er!
Der Metal starb in den 90ern? Pah! Accept sind ein musiklaischer Tritt in die Eier für jeden Nörgler. Wenn DAS kein (reinrassiger) Metal ist, was dann?
Das darauffolgende Stück Donation ist eine klassische Rock ’n Roll – Nummer und hätte auf jedem hochwertigen AC/DC-Album Platz gefunden. Der Song macht einfach nur Spaß, Spaß, Spaß!

Die/Das einzige (Power) Ballade/Instrumentalstück der Platte hört auf den Namen Just by my Own und gehört definitiv zu den ganz Großen seiner Art. Ich bin eigentlich kein Freund von instrumentalen Songs, aber Just by my Own lässt zu keiner Sekunde Langeweile aufkommen.
Und zum Schluss gibbet nochmal so richtig was aufs Maul! This One’s For You, ebenfalls eine Huldigung an die Fans, weiss auf ganzer Linie zu überzeugen. Rock ’n Roll, Metal, Eingängigkeit, Geschwindigkeit und Power – Ich frage: „WAS will man mehr?“
Bevor eines der besten Reunion-Alben der metallischen Musikgeschichte endet, werden die letzten, kümmerlichen Überbleibsel an Adrenalin dem Körper entzogen und durch eine doppelte Dosis Endorphine ausgetauscht.

Wow! Bei Objection Overruled handelt es sich nicht nur um ein mehr als gelungenes Reunion-Werk, sondern auch um eines der besten und heftigsten Power Metal – Alben der Geschichte. 10/10 Punkte!!!

Accept – Objection Overruled
http://www.youtube.com/watch?v=hD8DovXbLpo

Accept Slaves to Metal
http://www.youtube.com/watch?v=7KGG_HaZmME

Accept – Sick, dirty and mean
http://www.youtube.com/watch?v=C3LJl1XMqC0&feature=related

Accept – Protectors of Terror (Clip)
http://www.youtube.com/watch?v=FrzPY1hDNsc