Re: Eddies Plattenkiste: Millenium

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Axe To Fall

Registriert seit: 18.10.2009

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Um auch hier auch mal was abseits der metallischen Pfade reinzubringen:

Get Well Soon – Rest Now, Weary Head! You Will Get Well Soon

(2008, City Slang)

Wenn man sich 2008 etwas in der Indie-Szene nicht entziehen konnte dann war das Hype um den jungen, deutschen Musiker Konstantin Gropper und dessen musikalisches Projekt Get Well Soon. Zunächst bewahrt man sich ja natürlich eine gewisse Grundskepsis. Aber als ich dann durch Zufall den Song „Christmas In Adventure Parks“ gehört habe war ich begeistert. Schon lange hatte ich keine so schöne Musik mehr gehört. Ein Song der nach dem Himmel griff, weit weg vom Bastard Pop. Und mit einer Stimme der man ihr junges Alter zu keiner Zeit anhört. Voller Weisheit, Einzigartigkeit und Gefühl, das ich, ohne die beiden vergleichen zu wollen, als Referenz nur Nick Cave nennen möchte.

Aber die Musik von Konstantin funktioniert anders. Sie atmet einen jungen, dynamischen Indie-Spirit der dem Ganzen eine komplett andere Geschmacksnote gibt. „Rest Now…“ ist ein Album das instrumental unglaublich vielseitig ist. Gitarre, Streicher, Piano, Bläser, Bässe – alles ist vorhanden. Alles ist gleichberechtigt. Das sorgt für ein unglaublich lebendiges Soundbild das den Hörer ständig wieder in seine eigene Welt zieht. Diese ist vornehmlich traurig und nachdenklich. Groppers oft finstere Gedanken werden von den weitläufigen Soundlandschaften immer perfekt getragen. Und natürlich von der Stimme des Meisters selber. Vollkommen einzigartig. Man hört dem Album zu jeder Zeit die lange Entstehungsdauer, den damit verbundenen Aufwand und die Leidenschaft an. Gropper arbeitete drei Jahre an „Rest Now, Weary head“ You Will Get Well Soon“. Währenddessen konnte er sich aber kein Tonstudio leisten, weswegen er alle Songs im Alleingang in seinem Schlafzimmer produzierte. Ganz recht, vollkommen allein. Konstantin hat zwar inzwischen eine eingespielte Live-Band, die jeden Auftitt dieses Musikers in ein leidenschaftliches Erlebnis verwandelt, aber alles was man auf diesem Album hört hat der Herr Gropper selbst eingespielt. Egal ob die dynamisch, spannend platzierten Blasinstrumente in „You/Aurora/You/Seaside“ oder die ganzen, kleinen Details (wie z.B. Glockenspiele) in solchen majestätischen Stücken wie „If This Hat Is Missing I Have Gone Hunting“ oder „Help To Prevent Forest-Fires“. Die einzelnen Songs ergeben ein fantastisches Gesamterlebnis welches ich nicht mehr missen möchte.

So ist jedem Freund von Nick Cave und ähnlichem dringenst geraten sich dieses Meisterwerk zuzulegen. Ein wahnsinnig vielschichtiges Werk voller Emotion und Tiefgang. Und wenn man gleich dabei ist sollte man sich auf jeden Fall auch den im Januar diesen Jahres erschienenen Nachfolger „Vexations“ zulegen, der zwar ungleich depressiver und düsterer ausgefallen ist, aber fast genauso gut ist.

http://www.youtube.com/watch?v=RPKtK9Utr4Y

http://www.youtube.com/watch?v=ai28X8Xe3fY

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Musik-Sammler „I met God and he had nothing to say to me.“