Re: Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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andysocial

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jaja ich bin ein Sabbathfreak, aber bevor ich nicht ein paar Sabbathalben abgehandelt hab kann ich mich nicht den kleinen Perlen hingeben. Das wuerde mir im Herzen weh tun. Deswegen nun:

Black Sabbath – Paranoid (1970)

Tony Iommi (g)
Geezer Butler (b)
Bill Ward (d)
Ozzy Osbourne (v)

Der Klassiker. Knapp ein halbes Jahr nach dem Debut legte die Band nach und brachte ihr zweites Album Paranoid heraus. Ich sage mal einer der 5 groessten Klassiker des harten Rock, definitiv wegweisend, denn im Gegensatz zum Debut streift die Band hier die deutlichen Blueselemente ab und gibt sich voellig den heavy Riffs hin und definiert damit endgueltig das Metalgenre. Es gibt auch ab diesem Album keine Coversongs mehr, die Band hat ihren Stil gefunden. Das Cover des Albums ist pure Albernheit, ein verkleideter irgendwas hampelt durch einen Wald und in goofymanier steht darueber Albumname und Band. Black Sabbath hatten sich immer gegen das Cover gewehrt jedoch zahlte die Plattenfirma nach dem gewaltigen Erfolg des Debuts gut und setzte sich in diesen und auch textlichen Fragen ueber die Band hinweg. Wer kann sollte sich die originalen Versionen anhoeren, es gibt sie z.B. In der Deluxe Version des Albums die letztes Jahr erschienen ist. Urspruenglich hiess das Album auch War Pigs und noch urspruenglicher Walpurgis. Das Album hatte seinen Antikriegs/Antivietnam Schliff erst auf Druck der Plattenfirma bekommen, im Grunde war das Album eine Fortsetzung des Debuts und den okkulten Ansichten von Geezer Butler.
So wurde auch der Opener War Pigs, einer der absoluten Klassiker der Rockgeschichte nicht als Antikriegssong geschrieben und hiess auch nicht War Pigs sondern Walpurgis. Die Band spielte in allen Konzerten um diese Zeit ihre urspruengliche Version von einem Hexentreffen zur Walpurgisnacht. Die Plattenfirma draengte die Band jedoch zu einem gewinnbrigenden Antikriegsalbum und so merkt man dem Song lyrisch auch an, dass einfach Hexen mit Generaelen ausgetauscht wurden, hier und da ein paar Fetzen reingeschrieben wurde. Generals gathered in their masses, just like witches at black masses. Aber wer hoert denn auch auf die Lyrics. War Pigs startet mit einem Riff fuer die Ewigkeit, niederdrueckend vom ersten Ton, ein rumpelnder Bass, die Spannung steigt, Ozzy setzt ein, es ist eigentlich schwer zu beschreiben wieso dieser Song so catchy ist, er ist es einfach. Die Gitarrenarbeit ist simpel und haelt sich stur 5min lang an dieses Schema bis ein grandioser Zwischenriff den anderen jagt. Ein wahrer Klassiker, der aber noch ueberboten wird durch den naechsten Song.
Paranoid, der Titelsong des Albums war nicht fuer das Album vorgesehen. Der Plattenfirma war das Album zu kurz und so war Iommi gezwungen einen Filler zu schreiben. Er brachte es in 10min fertig einen Welthit zu schreiben, in vielen Laendern kletterte der Song auf Platz 1. Ich bezweifle, dass es einen Gitarristen gibt der noch nie diesen Riff gespielt hat. Er ist eigentlich an Albernheit nicht zu ueberbieten. Hoechstens noch von Ozzys Lyrics, der spaeter auch zugab keine Ahnung gehabt zu haben was Paranoid eigentlich bedeutet. Es klang aber so cool, dass man es verwursten musste. Und so hangelt sich der Song von wunderlicher Zeile zu Zeile. All day long I think of things but nothing seems to satisfy. Think I’ll lose my mind if I don’t find something to pacify. Aber wen kratzt es wenn man seinen Kopf gegen die Wand knallt bei diesem Riff. Der groesste Hit den die Band geschrieben hat, ein Lueckenfueller den man in 10min abgehandelt hat. Grossartig.
Song #3 ist Planet Caravan, dieser Song bereitet mir Schwierigkeiten, nimmt er doch komplett die Fahrt raus, ist nur dazu da sich den Duebel anzuzuenden und abzuspacen. Light of the night, The earth, a purple blaze, Of sapphire haze in orbital ways. Diese Art der Songs gibt es auf jedem Sabbath Album, auf Paranoid ist er leider nicht mein Lieblingsstueck. Er ist nicht schlecht gemacht, Ozzy klingt als wuerde er eine Standleitung irgendwo vom Orionnebel haben, Iommi klotzt eine Gitarre hin die wie losgeloest scheint, vor allem nach den beiden sehr intensiven Songs. Trotzdem bin ich immer froh wenn der naechste Song kommt, Sabbaths 2. groesster Erfolg.
Iron Man. Schon der Beginn laesst einen erzittern, das Schlagzeug gibt den Takt vor, 8 Schlaege, Iommi fummelt am Kopf der Gitarre herum und haut drei Toene raus die dir sagen, du bist einbetoniert. Ein Riff folgt, der, wie kann es anders sein, zum Repertoire eines jeden Gitarristen gehoert. Ozzy packt seine Stimme in Bestform aus. The iron man lives again. Ein perfektes Lied, Monsterriff, feiner Zwischenteil, grossartige Soloarbeit (2-fach). Was will man mehr. Die Lyrics sind grossartig. Vengeance from the grave, Kills the people he once saved. Oh ja. Mehr braucht man ueber den Song nicht zu verlieren. Jeder kennt ihn wohl.
Song #5 ist Electric Funeral. Wah Wah Wah-Wah Wah. Das Pedal wird hier von Anfang an genoetigt, brettharter Riff, eine richtige Walze. Moerderischer Song, eine handvoll Toene, Monotonie, dann Uptempo, kurzes Solo. Untergang. Flashes in the sky turns houses into sties, Turns people into clay, radiation minds decay.
Anschliessend folgt Hand Of Doom, einer meiner abolusten Lieblingssongs. Die Verbindung von leise und laut wird hier in perfektion gezeigt. Der langsame Anfang, zurueckhaltend die paar Toene gespielt, ploetzlich entsteht daraus ein Riff, der nicht mehr weg gehen will. Ozzy macht schon in seiner ersten Zeile klar What you gonna do? Time’s caught up with you. Now you wait your turn, you know there’s no return. Ein Song ueber die Drogensucht, die auch in der Bandgeschichte ihre Spuren hinterlaesst. Und schon zu dieser Zeit laesst sich annehmen, dass die 4 (und insbesondere Ozzy) wenig klare Tage mehr hatten. Der Song entwickelt sich zum Bastard. Der Zwischenteil wirkt schon fast punkig in der Geschwindigkeit, eine Freude das auf der Gitarre zu spielen. Am Ende dieses Teils der Knueppel of Heaviness mit den 2 Akkorden und Ozzys mahnenden Worten You’re having a good time baby, but that won’t last. Your mind’s all full of things, you’re living too fast. Man weiss an dem Punkt schon, dass das kein gutes Ende haben wird. Und so kommt es auch. Head starts spinning round, you fall down to the ground. Feel your body heave, Death’s hands starts to weave.
Song #7, Rat Salad, ist ein Instrumental. Bill Ward an den Drums war sicher der technisch beste der vier und Drumsoli waren erstaunlicherweise in. Wer wills ihnen verdenken. Viel muss man ueber das Stueck dennoch nicht sagen.
Die Platte schliesst mit Fairies Wear Boots ab. Das Intro (mit dem adligen Titel Jack The Stripper) ist ein herrlich laessiger Anfang, guter Riff, ein wenig zurueck zu den Blueswurzeln des ersten Albums. Fairies Wear Boots ist im Vergleich zum Rest uptempo und bleibt auch weit bluesiger als die vorigen Stuecke. Nicht unbedingt mein liebstes Stueck der Platte, aber solide. Der Song nimmt an Heaviness zu, und ich kann mir nicht wirklich erklaeren wodurch. Gut, das 2. Solo wird weit aggressiver gespielt, dazu kommen Elemente die Iommi auch schon bei Electric Funeral benutzt, schlussendlich faellt es aber trotzdem jedes Mal wieder in den Bluesriff zurueck. Ein wuerdiger wenn auch nicht uebergroesser Abschluss einer umso uebergroesseren Platte. Sollte jeder in seinem Schrank haben. Ohne Ausnahme.

http://www.youtube.com/watch?v=pZCyOWLrRTE
http://www.youtube.com/watch?v=QQBttKoetqo
http://www.youtube.com/watch?v=ZwxYmbGiVR8