Re: Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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Clemente

Registriert seit: 24.08.2008

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Wie man gesehen (0der vielmehr nicht gesehen hat), habe ich es doch noch nicht geschafft, mich zu Can zu äußern.
Nungut, hier jetzt aber mal ein Versuch:

Die Band Can unterscheidet sich insofern von den meisten zeitgenössischen Krautrock-Bands, als dass da nicht einfach ein Haufen zugedröhnter Hippies zugange ist, sondern die Mitglieder stammen zu einem guten Teil aus „seriösem“ und intellektuellem musikalischen Umfeld. Versteht mich nicht falsch, ich liebe zugedröhnte Hippiemusik, aber Can unterscheiden sich halt.
So habe ich auch meist beim Hören nicht das Gefühl, auf irgendwelchen wüsten Trips herumzuirren, sondern mit den Jungs nach ein paar Bier und maximal einem Joint zur Entspannung irgendwo in lockerer Atmosphäre zusammenzusitzen und ihnen beim Jammen zuzuhören. Allerdings sollte das nicht bedeuten, dass die Musik durch die Bank laid back und entspannt wäre. WIe bei jeder guten Jamsession ändert sich die Musik konsequent und permanent und mal ist die Chose eher ge- und manchmal eher entspannt.
Ein ganz besonderes Feeling erhalten die Songs dadurch, dass sie auf einem meist sehr konstanten und fast monotonen Drumbeat aufbauen, der immer präsent ist, ohne dass er sich aufdrängt und dadurch ein Gefühl der Langeweile aufkommt. Ich würde sogar vielleicht behaupten, dass diese Monotonie in gewisser Weise hypnotisch und Einlullend funktioniert, wodurch man von der Musik leichter aufgesogen werden kann. Da die Musik sehr spontan und ungeplant, eben jammig wirkt (was sie wohl auch zu einem guten Teil war), wirkt sie zusammen mit dem Schlagzeug trotz von mir empfundener „Undrogigkeit“ sehr psychedelisch.
Insgesamt empfinde ich den Sound als relativ blue, melancholisch, manchmal sogar fast bedrohlich und beängstigend, auch insofern ist da ein Unterschied zum „gängigeren“ Sound der Zeit.
Trotzdem sind Can irgendwo auch Kinder ihrer Zeit und man findet auch sehr abstrakte „musikalische“ „Gebilde“, die durchaus ohne Probleme als Intro eines Black Metal-Albums oder -Songs laufen könnten bzw. die mich vom Feeling her an sunn o)) und Konsorten erinnern (wenn ich ein entsprechendes Album veröffentlichen würde, würde ich mich für das Intro schamlos bei Aumgn bedienen).
Alles in allem haben sich Can in letzter Zeit bei mir ziemlich gemausert, allerdings hat es auch so einige Zet gebraucht, bis ich mich daran gewagt habe, weil die Band halt einfach extrem krass ist.

Verbraucherhinweis: Diese Eindrücke entstanden hauptsächlich unter dem EInfluss der Tago Mago, sollten sich aber zumindest ansatzweise auf andere Alben übertragen lassen.

http://www.youtube.com/watch?v=ode3GaJtcg0

Wer mal querhören will, es gibt einen netten und ziemlich umfangreichen Can-Sampler, genannt „Anthology“.

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"So fix me one more drink, momma, And give Mr. Entrance one more kiss"[/SIZE] Shiva Shiva Boom Boom [/SIZE]