Re: Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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andysocial

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Black Sabbath – Master Of Reality (1971)

Mr. Tony Iommi (g)
Ozzy Osbourne (v)
Geezer Butler (b)
Bill Ward (d)

Abstract. In dieser Besprechung wird gezeigt werden, dass Master Of Reality das beste Album aller Zeiten ist. Der Würstchenwagen kann eingepackt werden, es gibt nichts mehr zu sehen. Unlautere Methoden wie das Veralbern anderen Bands, die vorsätzlich Riffs aus diesem Album klauten, werden angewendet. Ganze Musikrichtungen werden in den Dreck gezogen und beschimpft.

1971. Die Single Charts:

1. Danyel Gerard – Butterfly
2. Middle Of The Road – Chirpy Chirpy Cheep Cheep
3. Sweet – Co-Co
4. Tony Marshall – Schöne Maid (jajaja hast du heut für mich Zeit hoooojahoooojahooo)
5. Roy Black & Anita – Schön ist es auf der Welt zu sein

1970 muss ein unglaubliches Jahr für Black Sabbath gewesen sein. Man bringt ein Debut raus, das sich blendend verkauft, legt eine US-Tour mit eigenem Drogendealer hin und schreibt nebenbei noch ein 2. Album, das es auf Platz 1 in UK schafft. Ende des Jahres touren die Jungs durch Europa und es wird schon verkündet, dass man am Nachfolger arbeitet. Geplant waren allerdings noch ein paar Konzerte in UK (Schlägereien) und Japan (Bandmitglieder bekamen wegen Vorstrafen kein Visum) die jedoch dann hmmmm….nicht stattfanden. Die Zeit wurde dann für die Aufnahmen gebraucht und nach einer 2-monatigen Tour in den USA erschien im Juli 1971 mit Master Of Reality dann bereits das 3. Album in 1 ½ Jahren. Eine unglaubliche Leistung. Vor allem wenn man die Qualität des Albums betrachtet.
Generell wird Paranoid als das größte Album der Band angesehen. Zugegeben, es hat mit War Pigs, Paranoid und Iron Man die großen Klassiker und Hits. Im Gesamtkontext ist Paranoid jedoch ein wenig goofy und verglichen mit Master Of Reality auch weniger gloomy. Paranoid + gloomy – goofy = Master Of Reality.

Bin mir sicher, die meisten kennen das Album und auch die meisten der enthaltenen Songs. Das Ding wie einen Geheimtipp zu behandeln wäre Rhabarber. Also, Platte aufgelegt (übrigens, für dieses verfluchte Poster, das damals mit der LP kam und oben zu sehen ist werden heute großartige Preise bezahlt), Knistern….

http://www.youtube.com/watch?v=_F5C0rrncXE
Husten. Alright now. Won’t you listen. SWEET LEAF. Muss sagen, es ist nicht mein liebster Song der Platte. Im Maßstab gesehen natürlich. Würde eine Band heute einen Song mit solch einem Riff veröffentlichen würde ich auf die Knie fallen.
Ozzy kam beim Blick auf seine, wie er sagt, Zigarette (It’s the sweetest leaf that gives you the taste) auf die Idee doch auch mal einen Text über süße Blätter schreiben. Der Riff ist natürlich ein Klassiker, wälzt sich in unendlicher Monotonie durch die Takte, gemacht fürs Headbangen. Bei den bridges zwickt natürlich wieder die Hand und man möchte zur schwarzen Gibson SG greifen. In der Mitte nimmt der Song Fahrt auf und wird mit Solo ein wenig wild findet dann aber recht schnell wieder seinen Hauptriff. Wie gesagt, für mich ein Mittelklasse-Sabbath Stück, mag wer’s mag.
http://www.youtube.com/watch?v=mXqu6fz0_LA&feature=related
Wirklich absolut gar nicht geht allerdings AFTER FOREVER. Sabbath hatte 1970 einige Probleme mit Satanisten die immer wieder versuchten die Band für ihre Bewegung einzuspannen, wogegen sich die Band (außer Geezer Butler) allerdings wehrte. So schrieb Iommi auch den Text für den Song der an christlichem Lala nicht zu überbieten ist. Dazu diese fröhliche Grundstimmung die sich ohrwurmhaft festsetzt. Der Riff ist allerdings großartig bluesig und das Solo erste Sahne. Wären da nicht diese Textzeilen. Would like to see the pope at the end of a rope, do you think he’s a fool? Ich will immer noch jedes Mal „Jaaa Mann!“ rufen aber sie lassen einen nicht. God is the only way to love! Das muss für Geezer sicherlich eine Qual sein zu spielen. Er konnte sich immerhin mit LORD OF THIS WORLD revanchieren.
http://www.youtube.com/watch?v=TCOX-IkeCAw&feature=related
Das Album enthält auch zwei kurze Gitarrenintros die einfach nur zum Zungeschnalzen sind. EMBRYO ist das erste davon mit einer Spielzeit von 28 Sekunden und im Kontrast zum vorherigen Stück. Verloren wirkt die Gitarre und ein wenig getrieben so dass eine Ahnung aufsteigt dass gleich etwas monströses kommt.
http://www.youtube.com/watch?v=236Lquwq22A&feature=related
CHILDREN OF THE GRAVE. Die leere E-Seite galoppiert bis im Hintergrund die Drums von Bill Ward wie ein herannahendes Donnern immer stärker werden und die Gitarre sich in diesen Berzerker von Riff stürzt. Man kann ihn eigentlich nicht anders als brachial und simpel bezeichnen und diese 2-3 Sekunden sind wahrscheinlich der zentrale Punkt des ganzen Albums. Das Drumming im ganzen Stück ist großartig. Ozzy kommt ins Spiel, der Text ist keine große Offenbarung aber er setzt in dem Stück seine Stimme perfekt ein. Die bridge nach etwa 2min geht in den besten Riff des Universums über der in Sachen Düsterheit nie übertroffen wird und in schätzungsweise jedem zweiten Doom Metal Song verbaut ist. Das Outro (The Haunting) ist dann eher da um sich den Schweiß vom Gesicht zu wischen.
http://www.youtube.com/watch?v=8Hv0Ldkh_0s
Mit ORCHID folgt dann das zweite Instrumental. Ein wärmeres und längeres Stück, das nach dem Großkampf auch notwendig ist. Lieblich geht es zu Ende und
http://www.youtube.com/watch?v=kwWMKC3U01w
LORD OF THIS WORLD (….Evil Possessor, he’s your confessor now.) folgt. Wie schon erwähnt Geezers Revanche zum Lala von Iommi. Klassische Okkultrocknummer mit bluesigem Einschlag. Der Riff ist ein 4-Akkord smasher den jeder nach 2 minütiger Einweisung spielen kann. Monotonie pur bis zur ersten bridge die den Song dann schlagartig besser macht. Wards Drumming befreit sich und Iommi wischt den Staub von den Bünden die er selten erreicht und haut ein großartiges Solo hin. Im zweiten Anlauf wird auch der Riff kräftiger und Ozzy darf endlich wieder die frohe Botschaft verkünden.
http://www.youtube.com/watch?v=RuqVogBiYSU
Was dann kommt ist seltsam. SOLITUDE. Ein Stück bei dem man sich fragt ob das Ozzy ist der Scarborough Fair von Simon & Garfunkel nach singt. Und ja er macht es tatsächlich irgendwie. 2 Oktaven tiefer als sonst schwimmt er durch diesen dicken und morastigen Song, der nichts mehr zu bieten hat als ein Haufen Neben, Einsamkeit, eine schmucke Bassline und ein paar Flöten und eine Gitarre ohne Distortion. Ein rätselhaftes Lied aber weit weg von schlecht. Was wäre gewesen wenn Ozzy immer so gesungen hätte. Man mag es sich nicht ausmalen.
http://www.youtube.com/watch?v=W69DwrXkjgw
Der Rausschmeisser ist dann wieder echt was fürs Riffherz: INTO THE VOID, auch eines meiner liebsten Lieder zu jeder Tageszeit. Iommi nagelt hier aber auch wirklich jede Note mustergültig aufs Brett. Zum einen dieses grandiose Intro bei dem kein Fuß still bleibt (erzählt mir nichts anderes), diese kurze bridge die aufflammen lässt dass die Distortion hier wieder reichlich gebraucht wird. Mit dem Einsetzen des Hauptriffs weiß man dass dies hier ein großer Bluesrocker ist. Ozzy muss so viele Wörter singen dass er kaum Luft holen kann (weswegen er dieses Lied auch nicht mag) während Iommi alle 10 Takte einen neuen Riff einbaut und der Song von bridge zu bridge und von einem Tempowechsel zum anderen rutscht und man kaum mehr weiss was eigentlich der Hauptriff ist. Dazu kommt noch ein Solo das selbst irgendwie in einen Riff eingebaut ist. Metallica waren zu ihrer Anfangszeit auch so. Naja Die Lyrics pendeln irgendwo zwischen Erde verlassen und zur Sonne schippern weil auf der Erde alles schlecht ist und natürlich Satan und Peace. Also kaum der Rede Wert. Aber wer braucht das schon wenn Iommi an Bord ist.

Nach nicht einmal 35min darf der Wurstwagen in die ewigen Jagdgründe gerollt werden.