Re: Anddies Mottenkiste: Die 70er Jahre

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tonitasten

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Ich werd in nächster Zeit hier mal ein paar Klassiker vorstellen, die zu den Glanzlichtern meiner Sammlung gehören, beginnend mit, taadaa :mrgit:

Pink Floyd- The Dark Side Of The Moon (EMI, 1973)

Unter den Pink Floyd- Alben gibt es einige, welche für das neue Musikverständnis der 60er und 70er wegweisend gewesen sind. Man denke an den Psychedelic- Pop auf „The Piper At The Gates Of Dawn“, den langen Improvisationsorgien auf „A Saucerful Of Secrets“ und vor allem der „Ummagumma Live“, an Syd Barrets Debüt, das 1970 schon sowas wie eine Blaupause für Britpop gewesen ist, doch zählt „The Dark Side Of The Moon“ zu einer der meistgehörten Alben in meiner Sammlung.

Es ist ein Konzeptalbum über Technisierung, Beschleunigung und Materialisierung und der damit verbundenen Entmenschlichung. Es geht um das Gefühl in dieser Welt durchzudrehen. Das macht schon der Opener „Speak To Me“ deutlich, das mit hektischen Herzrasen beginnt. Nach und nach türmen sich wilde Sprachfetzen und Schreie auf, welche nahtlos in das melancholische Breathe übergehen. Eine bluesige, filigrane Nummer, von Gilmour feinfühlig vorgetragen. Der proggige Charakter dieser Platte kommt erst so richtig bei „Time“ zum Vorschein, das auch schon diese ausufernden, verträumten Gitarrensolos besitzt, die auf späteren Floyd- Alben ja zum Markenzeichen wurden. Zuvor gab es mit „On The Run“ eine elektronische Nummer, welche eine Art Gehetztsein transportiert. Von ihrer psychedelischen Phase hat sich die Band nun vollkommen verabschiedet. Der Sound ist kristallklar und von Produzent Alan Parsons kongenial auf den Punkt gebracht. Auch ist der Einsatz steriler Elektronik und neuer Sampletechnik im Kontext des Prog, gar der populären Musik im allgemeinen so noch nicht vollzogen worden. „Money“ ist dagegen ein lässiger, bluesiger Shaker, den man sogar leichtfüßig mitsummen kann, ganz im Kontrast zum vorhergehenden „The Great Gig In The Sky“, dass von einer souligen Stimme begleitet wird, die von feinfühligen Summen bis hin zum markerschütternden Schreien sich in einen Rausch steigert, der gar Beklemmung zurücklässt. Fast der größte Moment auf den Album. Der soll mit „Us & Them“ folgen, einer ruhigen Ballade mit wunderbaren Saxophonspiel, souligen Chören und Gilmour in stimmlicher Brillanz, die zu den Glanzpunkten im Floydschen Schaffen zählt (wobei man auch nicht das grandiose „Echoes“ auf der Meddle unerwähnt lassen sollte) und nahtlos zum Finale „Brain Damage/Eclipse“ übergeht. Der Protagonist muss sich seinen inneren Wahnsinn ergeben. Die Welt um ihn herum verfinstert sich. Die zweigegliederte Nummer wirft nochmal alles in die Wagschale, was Floyd ausmacht und beendet das Album mit hektischen Herzrasen so, wie es angefangen hat. Der Kreis schließt sich.

Somit ist „The Dark Side Of The Moon“ die typischste unter den Floyd- Platten. Alle Markenzeichen Floyds, diese ausufernden Riffs, Waters kauziger und Gilmours epischer Gesangsstil, ein bis zum Ende hin strukturiertes Konzept und die Tendenz zu Perfektion und Größenwahn, lässt sich hier in kompakter Form finden, verbindet sich zu einen einmaligen Hörerlebnis, dass große Bilder herraufbeschwört und besitzt auch noch einige Hits, die unverzichtbar sind. Alle Musiker sind auf ganz unterschiedliche Weise und trotzdem gleichberechtigt beteiligt. Gilmour setzt stimmliche Glanzpunkte, Waters kristallisiert sich als hervorragender Songwriter, Wright als konzeptueller Klangtüftler und Mason bringt sein Schlagzeugspiel kongenial auf den Punkt. Dass „The Dark Side Of The Moon“ ihre konsequenteste und geschlossenste Platte ist, muss man vor allem diesen hervorragend funktionierenden Bandgefüge verdanken, das in den späteren Jahren ja bekanntlich bröckeln sollte.

Anspieltipps:

http://www.youtube.com/watch?v=9Vg–QSztNM

http://www.youtube.com/watch?v=lBabMxnFQsQ

http://www.youtube.com/watch?v=cpbbuaIA3Ds

Wertung: 666
von 666 Punkten

Edit: So, passt, mit der Review bin ich sowieso unzufrieden. Eigentlich kann man diesen Album mit Worten nicht gerecht werden.

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