Re: Nezys und Paulas musikalische Umkleidekabine mit Guckschlitz (mit Prüchtepunch [sic!], Éclairs und Stargästen)

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Nun, da der Sommer sich wieder dem Ende zuneigt kann man sich nun endlich wieder den wesentlichen Sachen zuwenden, für die eine zu lange Tagesperiode mit bedenklich freundlichen Temperaturen einfach nicht adäquat erscheinen.


Khanate zum Beispiel!
Die perfekte Musik für vernebelte Herbsttage, die bei unangenehm niedrigen Temperaturen im urbanen Grau-in-grau verbracht werden. Denn, machen wir uns nichts vor, gute Laune ist mitunter komplett überbewertet. Braucht kein Mensch eigentlich. Genau diese Ansicht scheinen Khanate nicht nur schon immer gehabt zu haben, sondern sogar im Laufe ihrer Karriere beständig weiter radikalisiert zu haben.
Die musikalische Reise begann 2001, als die Gruppe um den bereits durch Sunn O))) ausreichend bekannten Dröhn-Barden Stephen O’Malley mit ihrem selbstbetitelten Debutalbum das erste Mal auf sich aufmerksam machte. Einen derartigen musikalischen Sog gab es bis dahin in der Form noch nicht. Zwar hat O’Malley den von Khanate verfolgten Stil vorher schon durch Burning Witch ein gutes Stück weit vorgegeben, aber eine derartig konkretisierte Übellaunigkeit sollte der Menscheit bis dahin noch unbekannt geblieben sein.
Khanate machen gleich mit dem Opener klar, was den Hörer hier erwarten wird. Neben jeder Menge Rückkopplung, bis zum Erdkern heruntergestimmten, dissonanten Riffs und einem mehr akzuentierendem als vorgebendem Drumming fällt hier vor allem das entmenschlicht kreische Organ Alan Dubins auf, das die zu Papier gebrachten Untiefen des menschlichen Verstandes vorgibt. Der Hörer fühlt sich zuerst regelrecht abgestoßen von dieser dieser abweisenden und verstörenden Klangwelt.
„Silence, while I strip – bones (gnaw, so quiet)
Dark – and quiet, we go…into quiet time
No more whine“
Unbeeindruckt vom eventuell gefährdeten Geisteszustand ihrer Zuhörerschaft saugen Khanate wie ein schwarzes Loch alles in sich auf, was ihnen zu nahe kommt. Kein Licht ist sichervor diesem schwarzen Sog aus Rückkopplungen, Bassgewummer und den verstörenden Texten Dubins, der der Welt die pure Lebensverneinung entgegenkotzt.
„please please no face no breathe no breathe please don’t breathe no no joy no joy no joy no joy please“
http://www.youtube.com/watch?v=UD4EGN2MQjk


Der nächste Schritt Khanates war konsequenter die Abkehr von gängigen Hörgegohnheiten. Gab es auf „Khanate“ noch Riffs und zumindest angedeutete Strukturen, die dem Hörer noch etwas Halt zu geben vermochten, so wurden auf Things Viral prompt alle diese Dinge über Bord geworfen. Die Songs gewinnen dadurch an Eigenheit und weisen den Hörer mehr den je von sich, diese Band existiert lediglich um ihrer selbst willen, alles andere ist nicht von Relevanz. Der 20-Minuten Opener Commuted gestalted sich hierbei übrigens gleich als das am wenigsten hörerfreundlichste Stück, die ersten 7 Minuten bestehen nur aus vereinzelten Tom-Schlägen irgendwo in der verhallenden Leere eines dunklen Kellerraumes, untermalt von bedrohlich im Hintergrund wabernden Gitarrenakkorden, einem tiefen Bass und selbstverständlich den völlig abgefuckten Texten Dublins, dieses Mal unerfreuter als jemals zuvor.
„my god, the smiles, the sneezes, the talking
we’re in that place again
we’re gone, erased, RED, feel, feel
no good times in here
RED GLORY
change you, be gone or I’ll…“
Und in genau der Art geht es weiter. Nach Commuted folgt Fields, wohl mitunter eines der erschlagendsten Stücke Musik aller Zeiten. Dieses ebenfalls 20-Minuten schwere Monstrum von einem Song erzeugt einen Sog, dem man sich nicht entziehen, jeder einzelne Ton scheint die Umgebung noch weiter zu verdunkeln bis man sich nur noh als völlig verstörtes Abbild seiner selbst wiedererkennt. Musikalische Selbstdemontage auf höchstem Niveau.
http://www.youtube.com/watch?v=3qNwJkZuhFU


2005 erschien dann mit der EP – Capture & Release (2 Songs – fast 50 Minuten) der nächste emporgereckte Mittelfinger gegen das Wohlbefinden. Zwar ist das auf der EP dagebotene Material zwar wieder etwas riffbetonter (soweit man noch von Riffs sprechen möchte), aber das ändert nichts daran dass das hier das wohl düsterste, abstoßendste und schwierigste Werk ihrer Geschichte ist. Die Gitarrenarbeit schreitet natürlich nur im Zeitlupentempo vorran, wird immer wieder von Rückkopplungen unterbrochen bis es in den nächsten dissonanten Akkord geht. Neben dem dargebotenen musikalischen Nihilismus ist auch Dubin hier in Höchstform. Nicht nur klingt sein Gesang hasserfüllter als jemals zuvor, auch textlich ist die Hingabe an die Lebensverneinung hier aus dem Höhepunkt angelangt.
„Fail
Trying is not enough
I’ll hold you way too long
It’s cold when I’m near you
A release
And everything you are is on the ground
You are blood
That’s all
Blood
Fail“
http://www.youtube.com/watch?v=mRYE_Sb1I-8


Nun sollte man ja meinen dass die Auflösung einer derartigen Band wohl das beste für die Hörer, die Musiker und wahrscheinlich die Welt als Ganzes sei, ist wohl offensichtlich aber nicht so. Nachdem Khanate kurz nach Capture & Release zu Grabe getragen wurde, raffte man sich 2009 noch ein weiteres mal zusammen, um ein postmortal erscheinendes Album zu veröffentlichen.
„Clean Hands Go Foul“ ist der nächste und letzte Feldzug der Band gegen ihre Hörerschaft. Ähnlich wie auf Things Viral werden hier wieder gängigen Strukturen und sonstigem was dem Hörer irgendwie entgegenkommen könnte einfach mal außen vor gelassen, dieses Mal aber noch viel radikaler. Das hier ist wirklich der vertonte Nihilismus, es gibt keine Harmonien, es gibt keine Strukturen, es gibt nicht mal eine feste Metrik, es gibt nur Klang, Dissonanz, Bass und Akzente und Lebensverneinung. Über 4 Stücke zeigen Khanate der Nachwelt noch einmal, dass wirklich alles scheiße ist und schaffen wohl ein letztes mal ein schwarzes Loch in den Köpfen der Zuhörer, in dem alles in die unendliche Schwärze gezogen wird und dem kein Licht entweichen kann.
„God damn awake one more time
The daily death blow
Birds sing promise of a day pathetic
I’ll break their wings and they’ll stop singing
Like breaks window
Brings hope
Absurd
It’s all bad
It’s all bad again
It’s all bad
It’s all bad again

Out there someone’s dying
Hopefully
It should be all of them
I’d step on them if I could

If I could
Maybe it’s me
Maybe I’m dying
I’m the one
On fire
It’s all bad
It’s all bad again“
http://www.youtube.com/watch?v=wZwsNJfNmXo

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dentarthurdentP zur Vier zum Z zur Eins Trink ein Bier aber nicht meins F zur Eins zum S zur Sieben den P4z1f1s7 den musst du lieben!