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Ich wäre sehr, sehr traurig darüber, wenn CDs verschwinden würden. Ich bin nämlich eine leidenschaftliche CD-Hörerin und hasse die minderwertige Qualität der Mp3s.
Abgesehen davon bin ich der Meinung, dass die römische Regel des „Panem et Circenses“ sich heute noch auf jegliche künstlerische Ausdrucksform applizieren lässt: man kann Kunst und Konsum auf keinen Fall trennen. Ob die Art des heutigen Konsums die Kunst auch als solche erkennt und würdigt ist natürlich eine andere Geschichte (ich kenne viel zu viele Shuffle-Hörer und zu wenige Musikgenießer um zu behaupten, dass es so wäre).
Ich könnte auf keinen Fall auf eine CD verzichten: ich genieße es, immer wieder ins Booklet zu blättern, die Verpackung zu öffnen, die CD sorgfälltig rauszunehmen. Immerhin nimmt man mit einem „physischen Album“ auch eine ganze Idee wahr: obwohl viele Bands heutzutage nichts mit der Entwicklung der graphischen Gestaltung der CD zu tun haben, macht es für mich oft auch ein Entscheidungsgrund aus! (Und wie viele Fehlkäufe hab ich aufgrund dessen betrieben :lol:)
In diesem Fall kann ich natürlich sehr wohl von „künstlerischem Konsum“ sprechen: die Musik an sich würde zwar reichen, das fassbare Produkt und das Gefühl, etwas zu „besitzen“ (und ich kann wohl den geistigen Eigentum des/der Künstler/s nicht besitzen), gibt einem eine gewisse „Exklusivitätstäuschung“, aber es funktioniert.
Was den Vorschlag mit der „freien Spende für die Künstler“ betrifft, abrakadabra: ich kann dir garantieren, dass, sobald ein Durchschnittkonsument vor die Wahl gestellt wird, er sich immer einzelwirtschaftlich für das nicht-Zahlen entscheiden wird. Wenn es nicht so wäre, täten viel mehr Leute auf Permakultur umsteigen, auf Bananen und H&M verzichten und weniger Fleisch essen.
Wir haben selber vor einer Woche mit 3 anderen Bands einen 4 stündigen Konzert „gegen freie Spende“ gespielt, und haben mit fast nichts gerechnet, und so war’s auch: jeder Besucher warf durchschnittlich 0,02 € in die Kassa.
Und wieder mein Senf zur Kultursteuer: so ungern ich mein Geld für Stadien hergebe (und ich verstehe dein Beispiel mit Unis und Forschungszentren nicht, schließlich will/braucht jeder Mal einen kompetenten Arzt/Jurist etc. oder profitiert von den Leistungen von Maschinenbauabsolventen, Biologen oder etwaigen Technikern usw…), würde ich auch höchstunwahrscheinlich mein Geld freiwillig für Techno oder Schlager zur Verfügung stellen. Wenn die Leute darauf stehen, sollten sie die Musik und die Künstler aus eigener Tasche entlohnen, aber nicht mit mir.
Was Museen betrifft: ich behaupte mal, das großteils der Finanzierung und Erhaltung durch Hand der Erwachsenenbesucher erfolgt, und dass die Steuergelder schließlich für die Gratisbesuche der Schüler (ein Vorteil, den ich zum Beispiel in Italien nie genießen konnte) und die Gebäudeerhaltungskosten eingesetzt werden. Ob es stimmt, weiß ich allerdings nicht, aber ich frag mich dann, was sie mit meinen mindestens 9 € Eintritt pro Besuch dann machen.
Ich mag zwar eine sehr „elitäre“ Vorstellung der Kunst haben, aber ich möchte behaupten, dass man nicht von der Allgemeinheit was finanzieren lassen sollte, das von der Minderheit genoßen/ gebraucht wird (obwohl die „Kulturbedürfnisse“ von der Wirtschaft auch als Grundbedürfnisse anerkannt werden, wage ich zu bezweifeln, dass man „Mitten im Leben“ und ein Buch von Mario Barth als „Kultur“ oder gar als „Bedürfnisse“ angesehen werden können, obwohl sie durchaus öfters geschaut und verkauft werden als „Metropolis“ auf Arte oder die letzte Essayerscheinung von Umberto Eco)
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