Re: Moralisches Dilema

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abrakadabra

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LeukonNoch einmal zum Kern der Sache: du hast meine Argumentation nicht verstanden! Der Utilitarismus ist ein Konzept, das davon ausgeht, der Mensch sei im wesentlichen ein System, das die Bedürfnisse ,,Genuss‘‘ und ,,Abwesenheit von Unbilden‘‘ produziere, und dass es deshalb ethisch gut sei, diesen Interessen einer größtmöglichen Zahl so weit wie nur möglich nachzukommen. Diese empirische, das heißt: nachprüfbare, Annahme ist allerdings falsch; denn der Mensch ist im Kern kein dergestalt kalkulierendes Wesen. Gegenüber den Interessen setzen sich im Kollisionsfall andere Handlungsantriebe durch: emotionale Zustände wie Empörung, Zorn, Angst, Enthusiasmus, Hoffnung, der Glaube an eine große Aufgabe. Und deshalb ist das utilitaristische Konzept dem Menschen nicht gemäß, ganz egal ob man in solchen ,,irrationalen‘‘ Zuständen die wahrhaftige Größe oder die wahrhaftige Dummheit des Menschengeschlechts sehen mag. So erklärt sich auch, dass du selbst deiner Sollforderung im Organträger-Fall nicht nachkommen wolltest: der Fehler steckt im radikalisierten utilitaristischen Ethos, das der in Wahrheit bestehenden ethischen Pluralität nicht gerecht wird.

das ist kein einwand gegen den utilitarismus, denn wie sich menschen ihrem wesen nach verhalten, interessiert die utilitaristen nicht, wenn sie definieren was „gut“ und „schlecht“ ist.

dass ich selbst nicht bereit wäre gewisse utilitaristisch gute handlungen zu setzen, liegt wie du schon richtig erkannt hast, in meiner natur. das heißt aber nicht, dass dies irgendwas an der richtig- und falschheit besagter handlungen ändert, sondern bloß dass es ein paar harte entscheidungen gibt, für die ich einfach zu weich bin.

edit: wenn ich von „glück“ spreche, meine ich „pleasure“, es geht also nichts verloren, sondern gewinnt nur an schärfe.