Re: 2012 – der letzte Jahresrückblick ever

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Tiz

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M – P

Make A Change… Kill Yourself – Fri
Die Dänen mit dem coolsten Bandnamen sind wieder zurück und nicht viel glücklicher als auf dem Vorgänger. Wie auf „II“ dominiert auf „Fri“ nichts als Schwärze und Depression, dargeboten durch schlurfende Gitarrenwände, die hin und wieder Tempo aufnehmen, gequälten, aber genau deswegen grossartigen Melodien, und wabernden Dark Ambient Einschüben. Die grosse Innovation ist hier natürlich nicht zu erwarten, doch liefern MACKY ihren Depressive Black Metal auf konstant hohem Niveau ab, wobei einzig die zu klare Produktion für den ein oder anderen einen Kritikpunkt darstellen könnte.

Maladie – Plague Within
Die deutschen Newcomer wurden ja stellenweise sogar als die neue grosse Black Metal Hoffnung abgefeiert, doch auch wenn das Album durchaus sehr stark ist, würde ich wohl doch nicht so weit gehen. Aber wie gesagt, „Plague Within“ bietet eine frische, starke und mitreissende Herangehensweise an moderneren Black Metal, der vor Experimenten nicht zurückschreckt und mit einer ordentlichen Portion Emotionalität daherkommt und wunderbar zwischen Wahnsinn und Depression hin- und herwechselt. Hier ist eindeutig sehr viel Potential vorhanden und viel davon wird auch schon ausgespielt, tolles Debut.

Manetheren – Time
Ich muss sagen, dass ich von dem Album ein bisschen enttäuscht bin. Nach einem sehr euphorischen Review hatte ich mal reingehört und war ziemlich begeistert, das Album konnte diese Begeisterung leider nicht entfachen. Handwerklich und ideenmässig sicher sehr gut gemacht, zieht sich „Time“ titelgemäss unglaublich in die Länge und wirkt wie Kaugummi. So stellen sich leider schnell Ermüdungserscheinungen ein, was angesichts der Qualität des Gebotenen sehr schade ist. Aber eben, es langweilt mich teilweise richtig, auch wenn es eigentlich gut wäre.

The Megaphonic Thrift – s/t
Norwegische Sonic Youth Kopie, die man sich im Sommer gut geben kann.

Membaris – Entartet
Ohne grosses Brimborium und ohne grosse mediale Präsenz brachten die deutschen Membaris den Nachfolger zum grossartigen „Grenzgänger“ auf den Markt. „Entartet“ zeigt dabei stellenweise noch Merkmale des Vorgängers, hat sich aber insgesamt doch recht von dessen Sound entfernt. Persönlich finde ich das neue Album aber sogar noch einen Tacken genialer, da die deutschen hochemotionalen und mitreissenden Black Metal in Perfektion bieten. Dabei mischen sie Mid-Tempo mit Rasereien und Gitarrenwände mit filigranen Melodien wie man es besser fast nicht machen könnte. Jeder Song packt sofort und geht dabei tief unter die Haut, wie es nur bei wenigen Bands der Fall ist. Klar eines der (vielen) grossen Black Metal Highlights des Jahres.

The Men – Open Your Heart
Noch mehr cooler Indie Rock, in diesem Falle aber mit einer gehörigen Portion Noise Rock vermischt. Das Album bringt dabei die Vorzüge der beiden Genres auf den Punkt, will heissen krachige Gitarren, knackige Songs, viel Gefühl und gute Stimmung, die nicht nervt. Tolle Sache.

Merrimack – The Acausal Mass
Die Franzosen liefern mit ihrem nunmehr vierten Album ihr vielleicht bestes ab. Noch ein Stück vertrackter und uneingängiger als der Vorgänger, aber gleichzeitig auch von einer grossartigen, „teuflischen“ Atmosphäre umgeben, wie sie typisch für die neueren französischen Bands ist. Natürlich kann man der Band ankreiden, dass sie im Grunde nichts neues macht, aber das was sie macht, das ist schlichtweg sehr, sehr stark und mitreissend dargeboten. Alles andere ist meckern auf hohem Niveau.

Mgla – With Hearts Toward None
Man glaubt es kaum, doch „With Hearts Toward None“ ist gerade mal das zweite Album der Polen. Unglaublich ist dies einerseits wegen der irsinnig hohen Qualität, welche die Band seit ihren ersten EPs immer wieder an den Tag legt und andererseits wegen der grossen Aufmerksamkeit, die ihr bereits zuteil wird. Auf ihrem Zweitling verfeinern die Polen die Formel, die sie schon auf „Groza“ sehr gut dargeboten haben, noch weiter. Dies bedeutet Mid-Tempo Riffing, das sich teilweise wie eine schwarze Lavamasse anfühlt und quälende, verzweifelte Melodien und dennoch mit einer Art morbiden Schönheit, die dem Ganzen anhängt. Super Band und super Album, das die Top 15 leider knapp verpasst hat.

Motorpsycho & Stale Storlokken – The Death Defying Unicorn
Für fast 11 Monate war mein Album des Jahres, dieses Mammut-Meisterwerk. Entdeckt habe ich das Album durch ein euphorisches, ja in den Himmel lobendes Review in meinem ersten Visions Magazin, das ich mir gekauft hatte, weil mir langweilig war. Einmal reingehört war klar, dass dieses Album so schnell wie möglich her musste. Und es hat sich gelohht. Über 80 Minuten lang feuern die Norwegischen Prog-Wirrköpfe zusammen mit dem Jazz Komponisten aus allen nur erdenklichen Rohren. Moderne Klassik trifft auf Progressive Rock trifft auf Rock Oper trifft auf musikalische und kompositorische Höchstleistung. Einer der besten Orchester-Rock Verbindungen die es je gegeben hat und kompakt, kohärent und mitreissend wie nur weniges sonst. Eines der innovativsten, elaboriertesten und faszinierendsten Alben der letzten Jahre, das eigentlich auch die 1 im Poll locker verdient gehabt hätte. Ein Meilenstein, der wohl leider niemals als solcher beachtet werden wird, da zu unbekannt und verschroben.

Muse – The 2nd Law
Ich hatte Angst, wirklich Angst in dieses Album reinzuhören. Grund dafür waren etliche vernichtende Reviews und ein grottenschlechter Durchschnitt von <2.5 Punkten auf Rate Your Music, was wirklich schlecht ist. Aber ganz ehrlich: ich find das Album richtig cool, sogar besser als den Vorgänger. Muse trauen sich vieles, gehen Wege die sonst nur wenige bisher gegangen sind. Und das Erstaunliche ist, dass es oftmals aufgeht. Egal ob Classic Rock, Progressive Rock oder Brostep, die Songs schwanken zwischen Hits und herausfordernden, aber stimmigen Mini-Epen und Balladen. Auch der Gesang von Matt Bellamy und dem Basser, der auf zwei mal mitsingen durfte, ist auf gewohnt hochstehendem Niveau. Natürlich ist das bei weitem nicht jedermanns Sache, aber Muse gehen ihren Weg und tun dies auch nicht (wie oft geschrieben) in Richtung Mainstream, sondern so, wie es die Querdenker nun mal wollen.

[B]Nachtmystium - Silencing Machine
Ein bisschen schade finde ich es ja schon, dass Nachtmystium den Weg von "Assassins II" nicht weiter verfolgt haben. Aber mit "Silencing Machine" ist den Amis eine tolle Rückbesinnung auf die rohere Spielweise des Black Metal gelungen. Dabei lassen sie die Moderne trotzdem nicht vollständig aus den Augen, was darin mündet, dass man mit "Silencing Machine" eine schöne Werkschau hat, die altbewährtes und modernes genauso gut mixt wie Wut und Depression. Es zünden zwar nicht alle Songs vollständig, aber stark ist das Album allemal.

[B]Ne Obliviscaris - Portal Of I
Ein weiterer gefeierter Newcomer sind Ne Obliviscaris aus Down Under. Auf ihrem Debut, das einem einzigen Demo nachfolgt, spielen die Aussies starken und progressiven Melodic Black Metal, der vorallem durch den häufigen Einsatz einer Violine eine besondere Note erhält. Die Band ist aber auch vorallem dann am stärksten, wenn diese Violine im Einsatz ist, wobei die "normalen" Parts, vorallem die schwarzmetallischeren, nicht so herausragend sind. Aber auch das ist Kritik auf hohem Niveau, ist "Portal Of I" doch eines der besseren Progressive Metal Alben der letzten Jahre, das auch mit einer sehr gesunden Portion Experimentierfreudigkeit daherkommt und daher doch ein sehr starkes Debut darstellt.

[B]Neurosis - Honour Found In Decay
wird noch nachgetragen, muss ich noch ausgiebiger hören. Ersteindruck auf alle positiv, sowieso, da Neurosis.

[B]Pallbearer - Sorrow And Extinction
Sehr früh im Jahr erschien das starke Debut dieser Ami-Doomer. Sitlistisch nah am Epic Doom Metal, setzen Pallbearer aber auch auf eine rauschige und niederschmetternde Produktion und Atmosphäre, was die Band stilistisch ein bisschen in die Nähe der grossartigen Warning rückt, ohne deren Genialität vollständig zu erreichen, was aber auch nicht weiter schlimm ist. Denn "Sorrow and Extinction" ist dennoch ein starkes Doom Metal Album, das auch mit starkem Gesang aufwartet. Müsste ich eigentlich mal wieder hören, kommt sicher super jetzt im Winter.

[B]Perfume Genius - Turn Your Back N 2 It
Ein relativ "komisches" Album ist dieser Silberling, stammend aus den USA. Irgendwo zwischen Singer-Songwriter, Chamber Pop und Indie Pop wird hier eine bezaubernd-schräg-depressive Atmosphäre aufgebaut, bei der man manchmal nicht so recht weiss woran man genau ist. Dazu trägt auch die Stimme bei, die irgendwie zwischen resigniert und fraglos pendelt und den Hörer in letzterem Zustand zurücklässt. Die kurze Spielzeit von einer halben Stunde macht es auch nicht einfacher. Interessant ist das Album aber allemal.

[B]Peste Noire - Les Démos
Tolle, schön aufgemachte Demo-Kollektion der durchgeknallten Franzosen. Hoffe aber trotzdem auf etwas neues im nächsten Jahr.

[B]Placebo - B3 EP
Der eine Totalausfall auf der EP ist zum Glück nur ein Cover, sodass die vier Eigenkompositionen doch einen positiven Gesamteindruck hinterlassen. Vorallem der Opener und der siebenminütige Rausschmeisser erinnern an die seligen Zeiten vor "Battle For The Sun", und Molkos Stimme geht auch noch schön unter die Haut. Bin mal gespannt, was das nächste Album nun bereithält.

[B]Pontiak - Echo Ono
Wieder eine relativ kurze Sommerplatte. Psychedelischer Shoegaze-Rock, der in den schillerndsten Farben daherkommt und alle Drogen zu ersetzen weiss. Cooles Album für die ganz heissen Tage.

[B]Porta Nigra - Fin De Siècle
Die Band, um die nur sehr wenig bekannt ist, ausser dass sie irgendwie mit Mitgliedern von Membaris verbandelt ist, bringt ihr Debutalbum auf den Markt und kann sogleich überzeugen. Auch wenn der Vorabsong "Megalomaniac" die Erwartungen ein bisschen zu hoch steigen liess, ist das Debut der Deutschen doch auf ganzer Linie überzeugend. Unkonventioneller, düsterer und fordernder (Black) Metal, der zwischen vielen Einflüssen hin- und herschwankt, was das Ganze ein bisschen schwer zu greifen macht, aber dafür umso mehr Langzeitwirkung bereithält. Auch wenn mit "Der Spiegel" ein schwacher Track dabei ist, der einfach nicht so mitreissen will wie der Rest des Albums, kann man hier bedenkenlos von einem der gelungensten Debuts des Jahres sprechen.