Re: 2012 – der letzte Jahresrückblick ever

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SirMetalhead
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letzte Runde:

Tenacious D – Rize Of The Fenix
Mit der gewohnten Portion Selbstwitz gabs auch dieses Mal keine Enttäuschung aus dem Hause D. Ist zwar erst ihr drittes Album, aber man darf mittlerweile sicher sein, dass sie nichts anbrennen lassen. Klar, man kann wie immer nicht mit JEDEM Song was anfangen, da einfach sehr viel ausprobiert wird (beispielsweise „To Be The Best“ in Disco-Manier), aber der Titeltrack, „Señorita“ oder „The Ballad Of Holywood Jack And The Rage Kage“ sind einfach nicht nur lustig, sondern auch musikalisch hochwertig und vor allem mitreißend.
Fazit: The fuckin‘ D is back.

Threshold – March Of Progress
Erstaunlich, wie die Band den Tod von Sänger Andy McDermott verdaut hat. Schön zudem, dass sie mit Damian Wilson einen bereits bekannten Namen ins Boot holen. Finde seine Stimme sehr angenehm, ebenso dass sie in sehr vielen Fällen gedoppelt und mehrstimmig aufgenommen wurde. Musikalisch wirkt das Album größtenteils nachdenklich, aber auch spürbar positiv und bezüglich der Kompositionen spielt es bei mir ebenfalls ganz oben in der ohnehin schon grandiosen Diskographie mit.
Fazit: „Ashes“ ist wohl mein Song des Jahres, aber das Album hat auch in den restlichen 65 Minuten sehr viel zu bieten. Ich war sogar ein wenig überrascht, dass es so gut geworden ist.

Vintersorg – Orkan
Knifflig. Da verspricht der Titel „Orkan“ ein furioses und nordisches Werk, meine Ernüchterung setzte jedoch bereits nach wenigen Sekunden des Openers „Istid“ ein. Furios – ja, nordisch oder gar klassisch – nein. Die Kompositionen sind ambitioniert und kommen bestimmt von Herzen, trotzdem hab ich das Gefühl, dass ich mich allmählich von der Band entferne. Schließlich ist der momentane Stil nicht komplett neu, nur ruht in mir vor jedem neuen Album die Hoffnung, dass ich mit den Melodielinien und Strukturen besser zurechtkomme als auf dem vorangegangenen. Solens Rötter fand ich ziemlich lahm, Jordpuls zeigte wieder nach oben. Leider setzte sich dieser Aufwärtstrend zumindest für mich nicht fort. Einzig „Urvädersfången“ konnte mich so wirklich überzeugen.
Fazit: Alles andere als schlecht, aber ich kann nicht viel damit anfangen.

Waylander – Kindred Spirits
Meine Überraschung des Jahres. Seit diesem Album sehe ich die Band mit anderen Augen, selbst vorhergehende Werke konnte es rückwirkend noch aufwerten. Einfach aus dem Grund, dass mir nun klar ist, worauf es Waylander abgesehen haben. War dies in den bisherigen Alben noch nicht wirklich deutlich zu hören, scheint jetzt ein Profil geschaffen worden zu sein, mit dem sich die Band sehen lassen kann. Die Mischung aus Rhythmusgitarren und Flöteneinlagen war nie harmonischer, die Songs sind extreme Ohrwürmer und klingen außerordentlich frisch und energiereich. Wer hiermit nicht warm wird, der hat an der Band vermutlich auch in Zukunft keine große Freude. Ich hingegen bin extrem froh über die Entwicklungen.
Fazit: Unerwartet überragend.

Wintersun – Time I
Da mein Leserbrief zum Album leider nicht abgedruckt wurde, füg ich ihn einfach mal hier ein, da er meine Eindrücke zum Album gut zusammenfasst:
vom neuen Wintersun-Album mag man ja halten, was man möchte. Was mich aber verärgert, ist die Tatsache, wie das Album letztenendes veröffentlicht wurde: Seit der Ankündigung von Arbeiten am neuen Album sind mittlerweile sechs Jahre vergangen und es gab viele Umstände, die das Vorankommen verzögerten. Umso ärgerlicher finde ich es, dass wenige Monate vor dem Release angekündigt wurde, das Album in zwei Teile aufzusplitten. Begründet wurde dies von Nuclear Blast mit der Komplexität des Materials oder der Gesamtspielzeit von etwas über 80 Minuten. Zu allem Überfluss wurden diese Ankündigungen im Namen von Wintersun veröffentlicht, obwohl sich mittlerweile herausstellte, dass Jari selbst niemals vorhatte, das Album in Stücke zu teilen.
Zu dieser fadenscheinigung Begründung lässt sich Folgendes sagen: Was die Komplexität angeht, würde ich gerne selbst entscheiden, was ich meinen Ohren zutrauen kann und ab wann mir ein Album zu viel ist. Und in diesem Fall wirkt Time I leider extrem unvollständig und kurz – nicht nur für mich, wie auf vielen Diskussionsplattformen zu lesen ist.
Das „Problem“ mit der Spielzeit hätte man durch eine Vorab-EP oder dem Weglassen eines Instrumentalstücks sicherlich eleganter lösen können. Mittlerweile kristallisiert sich heraus, dass noch nichtmal alle Stücke aufgenommen sind. Das Argument, man wolle die Fans nicht noch länger warten lassen, finde ich vor dem Hintergrund der langen Wartezeit, geradezu lächerlich. Auf ein halbes Jahr mehr wäre es hier auch nicht mehr angekommen. Anstatt dessen setzt man den Hörern nun zweimal 40 Minuten für mindestens 15 Euro vor und verkauft das auch noch als fanfreundliches Entgegenkommen. Sorry, aber das war meiner Ansicht nach ein Schnellschuss, der der Qualität der Musik eigentlich nicht gerecht wird.
Entweder gab es schlechte Kommunikation zwischen Band und Label oder man wollte mit der Veröffentlichung schlicht mehr Geld rausschlagen. Zumindest eins von beiden muss sich Nuclear Blast in diesem Fall vorwerfen lassen.

Wodensthrone – Curse
Wer nach dem grandiosen Debut ein weiteres atmosphärisches Opus erwartet hat, der hat vermutlich – wie ich auch – beim Hören der ersten Töne etwas geschluckt. Zeichnete sich das Debut noch durch einen unwahrscheinlich weichen und beruhigenden Sound, klingt das neue Album deutlich grober und metallischer. Die Drums geben nach wie vor Vollgas, allerdings bewegen sie sich aufgrund der Rhythmusarbeit der Gitarren und einer lauteren Abmischung nun nicht mehr so weit im Hintergrund. Musikalisch hat sich ansonsten nicht viel geändert. Die Briten spielen nach wie vor eine interessante Mischung aus rasdendem Black Metal und hymnischen Elementen, ohne dabei jedoch jemals feierlich oder klebrig zu klingen. Dass hier jeglicher Pathos vermieden wird, macht die Band so reizvoll für mich und ich muss sagen, dass auch Curse seinen Zweck erfüllt. Für mich ist es zwar nicht so gut wie das Debut, allerdings lag da die Messlatte auch schon recht weit oben.
Fazit: Tolle Band, gute Musiker. Wer Bands wie Fen, Skogen, Drudkh oder Winterfylleth mag, sollte sich die Burschen merken.

Wolfsbane – Wolfsbane Save The World
Blaze Bayley sieht Wolfsbane nicht als finanzielles Standbein, sondern lediglich als Spaß, den er mit den alten Kollegen gerne fortsetzt. Die Musik hat noch den ähnlichen Charme wie noch die bluesig-punkigen Hardrock-Alben der 90ger und so war ich auch dieses Mal interessiert. Von der Band mag ich längst nicht alles, genausowenig wie ich musikalische Offenbarungen erwarte. Trotzdem ist ihnen wieder ein leichtfüßiges und sonniges Album gelungen, welches sich nach 12-jähriger Veröffentlichungspause überraschend gut in die Diskographie einfügt.
Fazit: Langfristig werde ich sicherlich Bayleys Soloalben bevorzugen, aber schön zu sehen, dass das Kapitel Wolfsbane noch nicht zu Ende ist.