Re: Kernschmelze in Чернобыль! Verstörte Kosmonauten überleben dank riesiger Ausgänge!

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Kosmonaut

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So, da ja demnächst dann der Jahressampler schon bewertet werden will, und ich spontan noch den Besten der Besten-Sampler von Toolie übernommen habe, hau ich jetzt einfach alles auf einmal raus. Vielleicht auch ein bisschen kürzer als sonst, damit ich nicht den ganzen Tag hier am Tippen bin.

These Arms Are Snakes – Angela’s Secret
Es gibt jetzt progressiven Post-Hardcore auf die Ohren, beginnend mit einem leicht an Neue Deutsche Welle erinnernden ambient-synthie-noise Intro. Das Ganze teilt sich die Bühne recht schnell mit einem treibenden Schlagzeug – meine Güte, das hat richtig Druck -, dazu kommen schöne Vocals, die irgendwo zwischen cleanem Sprechgesang und hardcorigen Shouts liegen, was mir wirklich richtig gut gefällt. Erinnert mich irgendwie ein bisschen an La Dispute, wenngleich sie hier nichtmal annähernd so verzweifelt klingen.
Zwischendurch kommen scheinbar wirr und ziellos eingespielte Synthesizer erzeugte Streicher, was dem ganzen Song eine gewisse Unübersichtlichkeit verleiht, was bei mir aber sicher auf offene Ohren stößt.
Die Gitarren sind ein bisschen im Hintergrund, aber wenn sie mal zu hören sind, paaren sich dissonante Gitarrenläufe mit den Synthiebeats und erzeugen eine Soundwand vor dem Herren. Große Klasse, genau mein Geschmack!
10/10

Saints Never Surrende – This Moment
Metalcore, würde ich sagen. Das ganze geht mit Gangshouts – yuck! – los, aber überraschend melodische, weiche Gitarren mischen sich doch recht schnell ein, und vor einem drückenden Hardcoreschlagwerk schreit sich der Sänger die Lunge aus dem Leib. Auffällig ist, dass es im ganzen Stück extrem viel Gesang gibt, doch durch die recht unverständliche und wenig markante Stimme bleibt davon leider nicht viel im Ohr.
Schlagwerk und vor allem die Gitarren haben immer wieder tolle Momente, und das hellt den Song ein bisschen auf, gibt ihm eine warme sommerliche Stimmung. Das gefällt mir doch recht gut.
6.5/10

More Than Life – Faceless Name
Entgegen meiner Annahme, dass ich diese Band nicht kenne – der Name sagte mir nichts – muss ich mich jetzt eines Besseren belehren lassen. Das ganze kommt mir erstaunlich vertraut vor, und tatsächlich. Ein Blick in mein Regal verrät mir, dass ich exakt jene EP Brave Enough To Fail darin stehen habe.
Und nachdem ich den Song jetzt in dem Sampler mal wieder ein paar Mal gehört habe, werde ich die wohl auch mal wieder öfter im Player rotieren lassen, denn was hier geboten wird ist durchaus toll.
Melodischer Hardcore mit pessimistisch verzweifelten Vocals. Die Gitarren riffen sich zu undurchdringlichen Wänden auf, unterdrücken das Geschrei des Sängers, der jedoch seinen Kamp gegen die unbezwingbare Soundwucht unerbitterlich kämpft, und am Ende, als der Song ausklingt, als Überlebender herausgeht. Schade ist allerdings, dass einige tolle Leadgitarrenläufe ab und an ein bisschen zu sehr in der Wall Of Sound untergehen, was dem Song zwar einen noch betrübenderen Touch gibt, aber leider tolle Ideen zunichtemacht.
8/10

Khoma – Through Walls
Mit einem großen Knall, einer Wucht aus Gitarrenriff, geht dieser Song los, doch dann fällt die Energie sofort ab, ruhige Gitarren schleichen hinter einem extrem betonten Klargesang hinterher. Der Sänger scheint, als wolle er unbedingt episch klingen, aber ihm fehlt der gewisse Schliff, irgendetwas, dass seine Stimme außergewöhnlich macht.
Zur Mitte des Songs wächst der Soundwall dann wieder an, die Gitarren bauen sich zu einem Geräuschbombast auf, um nur wenig später wieder von dem Gesang durchbrochen, und zu Boden geworfen zu werden. In Verbindung mit dem Titel könnte man hier wohl anbringen, dass der Sänger die Soundwände durchbricht 😉
Irgendwie weiß ich nicht genau, ob ich das nun toll finde, oder nicht, vielleicht sollte ich den Song irgendwann mal im Albumkontext hören, oder mir zumindest andere Sachen von der Band zu Gemüte führen, aber vorerst möchte ich mir an dieser Stelle eine Punktebewertung sparen.

Mob – Fast Lane To Nothing
Eigentlich würde für dieses Review ein einziges Wort genügen: Intensiv. Das beschreibt meiner Meinung nach die Musik der Dänen am allerbesten.
Auf das Trommelfell gibt es hier extrem noisigen Post-Rock, mit riesigen Gitarrenwänden, Feedback, Ächzen und Krächzen, und mit Gesang. An einer Stelle habe ich immer das Gefühl Vogelgezwitscher zu hören, dann denke ich aber, dass es sich im GItarrenfeedbacks handelt. Und wenn ich es nochmal höre, höre ich wieder das Vogelgezwitscher. Geheimnisvoll.
Trotz der unglaublich massiven Wall of Sound schaffen es Mob irgendwie süßliche, aber nicht zu kitschige Melodien zu transportieren, die nur leicht auf dem monotonen Geräuschblock aufsitzen zu scheinen, gebrechlich wirken, aber dem ganzen eine tolle Atmosphäre verleihen.
Der Gesang wird hier durchaus ein bisschen zur Nebensache, geht aber nicht unter. Bedrückend depressiv geht dieser zu werke und gibt dem Song damit etwas Kaltes, Unantastbares, was in Kombination mit der Instrumentalisierung etwas wundervoll herzzerreißendes schafft.
So mag ich meine Musik, da kann es nur eins geben, nämlich
10/10

mewithoutYou – A Glass Can Only Spill, What It Contains
Ein sehr philosophischer Titel, und auch die mysteriös schöne Covergestaltung lassen auf progressive Musik schließen, und genau das gibt es auch auf die Ohren.
Komplexe Gitarrenstrukturen, experimentelle Bassläufe, bald verzerrt, bald clean, ein wirklich vielseitiger Sänger, dessen Gesang von klaren Sprechen bis zu jammernd schreienden Flüstershouts – ja, das ist ein Widerspruch in sich selbst, aber man muss sich das nur mal anhören, dann weiß man, was ich meine – reichen. Alles sehr schön kombiniert, nicht zu frickelig, und immer sehr atmosphärisch.
Mir gefällt gut, was ich höre, aber wohin ich es stecken soll, weiß ich nicht so genau, daher gibt es auch hier keine Punktebewertung. Aber definitiv eine Band, in die ich mehr Zeit investieren werde.

Fear Before The March Of Flames – Taking Cassandra To The End Of The World Party
Jetzt gibt es den letzten Song für mich zu hören, und das ist gleichzeitig einer, den ich vom Titel her wohl besser am 21.12. reviewed hätte.
Die Band, die heute nur noch Fear Before heißt, zaubert da etwas ganz eigenes auf das Silberlingparkette, was trotz harmonisch klaren Gitarren und bezaubernd süßen Melodien – auch im Gesang – eine düster betrückende Atmosphäre erschafft, was ich absolut liebreizend finde. Das Ganze kommt mit einer „Ich lächel dich an und bringe dich dabei langsam und qualvoll um“-Ironie daher, da läuft einem fast das Wasser im Munde zusammen. Elektrische Spielereien verleihen dem Song eine sehr experimentelle Seite, gepaart mit den Gitarrenläufen kommt dabei ein unglaublich progressives Stück Post-Hardcore raus, wie es meine Ohren nicht minder begeistern könnte.
10/10

Fazit:
Ein interessanter Sampler mit seinen Höhen und Tiefen – wenn man das, was so gerade unter oder über dem Durchschnitt liegt denn so nennen mag – der mir einige großartige Bands näher gebracht hat, von denen das ein oder andere Album sicher eher auf kurz als auf lang in meinem Regal landen wird. Mein persönliches Highlight waren Fear Before The March Of Flames und schon nach den ersten zwei Samplerdurchläufen hatte ich das Album gekauft, was absolut kein Fehler war. Ich freue mich auf Tipps zu mewithoutYou und meinen anderen guten Bewertungen und möchte mich hier schon einmal für den Sampler und das Battle bedanken, auch wenn von Big Exit ja noch nicht so viel kam :haha:
Dann noch, mehr aus Phrasendrescherei als aus Gläubigkeit, ein frohes Weihnachtsfest 🙂