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Kosmonaut

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Defeater – Letters Home (2013)

2008 erschien das Debut Travels der melodiösen Hardcore Truppe aus Boston, Massachussets, und erregte einiges an Aufsehen, denn schnell wurde klar, dass die fünf Jungs auf die Grenzen des klassischen Hardcore pfiffen.
Undurchdringliche Melodien, beinahe dissonante Riffs, wirre Riffwände paarten sich mit klassischem Hardcore – zu progressiv für alteingesessene Hardcore Fans. Doch einige andere, wagten sich an das Projekt heran, und waren schnell begeistert von der eigenen Art Defeaters. Auch fünf Jahre später – in der Zwischenzeit ist bereits ein weiteres Album erschienen, Empty Days and Sleepless Nights, ein progressiver Schritt in eine eingängigere Richtung – weiß das Gespann aus Boston noch zu überraschen, und vor Eigenständigkeit zu strotzen.
Erwarteten viele nach der 2011er Scheibe, dass Defeater ihren Sound nun dem „Mainstream“ öffnen würden, und einen abgespeckten, extrem melodiösen Hardcore auf die neue Scheibe bringen würden, taten diese Jungs genau das Gegenteil, und feilten ihren 2008er Sound noch ein wenig aus, um einen aggressiv melodiösen Hardcore Bastard auf Scheibe zu bannen.

Bastard ist auch schon ein gutes Stichwort, denn der erste Song auf der Scheibe heißt Bastards und ist eine Mischung aus rüdem Hardcore und melodischem Sound. Sofort fällt der markante Gesang auf, der zum Teil ein wenig an Architects‚ Sam Carter und ähnliche Kollegen erinnert. Weniger rüde, und eher mit einem walzenden, langsamen Groove versehen, rollt dann No Shame durch die Boxen. Unkonventionelle Melodien paaren sich mit treibenden Drums und ein toller Mix entsteht, der zum Mitnicken anregt. Hopeless Again prügelt dann in einer düsteren Atmosphäre mit klarer Punkschlagseite vor sich hin, und ballert in Blood In My Veins hinein. Eine sehr melodische Gitarrenspur wird von kantigen, sich in den Vordergrund drängenden, schnellen Drums in die enge Getrieben – einer der stärksten Tracks der Scheibe!
Auch der fünfte Song, No Relief, hätte gut an das punkige Hopeless Again anschließen können, denn punkig geht es hier allemal zu. Rotziger Sound rumpelt einem entgegen, und ich fühle mich teilweise an The Casualties oder sogar Discharge erinnert.
No Faith knüppelt dann noch einmal absolute Geschwindigkeit aus dem Boston Fünfer heraus, bevor Dead Set einen Bruch schafft, und sich melodisch, und offenherzig dahin schleppt. Auch No Savior passt sich diesem Schema an, und ein Akustikintro leitet einen warmen Song ein, der eigentlich nicht so recht auf eine Hardcore Scheibe passen will, an dieser Stelle bei Defeater aber an genau der richtige Stelle ist.
Die undurchdringlichste Nummer auf dieser Scheibe folgt dann allerdings auf dem Fuße: Rabbit Foot. Melodie folgt auf Geknüppel, folgt auf Melodie, folgt auf Geknüppel und so weiter. Spannende Abwechslung, und für mich der stärkste Track auf Letters Home. Das Ende der Scheibe wird dann von dem melodischen, sechs minütigen Bled Out getragen. Mit seinen sehr eingängigen Riffs wirkt er auf die Dauer des Songs leider etwas ermüdend, und steht vor allem im direkten Vergleich mit Rabbit Foot eher wie ein Lücken füllender Rausschmeißer da, als wie ein Song, der zu diesem Zeitpunkt noch in das Konzept des Albums hinein passt.

Alles in allem kann man sagen, Defeater liefern 2013 ein überaus überraschendes Album hin, das zumindest meine Erwartungen vollkommen übertrifft, und mit nur wenigen Ausnahmen durchgehend spitzen Songs abliefert. Ab und zu hätte ich mir eine Priese mehr Hardcore gewünscht – zum Beispiel bei Hopeless Again, wenngleich der punkige Einfluss ebenfalls Spaß macht, bei No Reliefaber deutlich besser durchkommt – und auch das Ende des Albums wirkt nicht so, wie es vielleicht wirken soll.
Solide Leistung, die ich mit 8 von 10 Punkten bewerten möchte!

Und hier noch mein Lieblingssong des Albums:



P.S.: Ich habe jetzt wieder etwas mehr Zeit, und wenn das hier gut angenommen wird, gibt es bestimmt wieder öfter mal was von mir zu hören.