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Kosmonaut

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Yüah… sollte eigentlich gestern schon kommen, aber ich war dann doch zu unmotiviert, also zerreißt mich heute :haha:

This Will Destroy You – Tunnel Blanket

Aus einigen Interviews wird deutlich, dass sich die Texaner von This Will Destroy You von dem Genre, dem sie zugerechnet werden, also vom Post-Rock, abgrenzen möchten. Eigenständigkeit ist für die Jungs das A und O, für Schubladendenken ist bei ihnen kein Platz. Der Musikstil, der ihnen vorschwebt heißt dann wohl einfach This Will Destroy You. Punkt, aus.
Wir schreiben das Jahr 2011, als die Band einen weiteren großen Schritt in Richtung der Eigenständigkeit wagt, und ein zweites Album namens Tunnel Blanket veröffentlicht. Bereits 2008 konnten die Südstaatler mit ihrem selbstbetitelten Album für Schlagzeigen sorgen – ein starkes Stück für eine neue Band in einem übersättigten Genre wie Post-Rock. Kein Wunder, dass sie schnell zu den bekanntesten Vertretern ihres Fachs gezählt wurden.

Aber Tunnel Blanket ist nicht das Ausnahme-Post-Rock-Album, das vielleicht von einigen erwartet wurde. Es ist viel mehr als Post-Rock, gleichzeitig aber auch viel weniger. Klingt kompliziert? Ist es vielleicht auch, denn auch nach vielleicht hundertfachem Hören fällt es mir schwer, dieses Stück Musik, dieses Stück Kunst, in Worte zu fassen.
Brachial und mit dem meiner Meinung nach besten Track des gesamten Albums -wenngleich dies unglaublich schwer auszumachen ist – machen TWDY ihrem Namen mit dem Opener Little Smoke alle Ehre. Knappe 12 Minuten walzt sich der Song aus den Boxen, minutenlang schweben ruhige, langsame Melodien umher, bis sie sich auftürmen, zu gewaltigen Soundwänden aus Rückkopplungen, Riffs und hinreißenden Melodien. Winzig klein komme ich mir vor diesen Wänden vor, Blicke hinauf, doch kann ihre Dimensionen nicht wirklich erfassen. Totale Überwältigung…
Zäh kriecht danach das Ambientstück Glass Realms über mich. Dröhnende Geräuschtürme erheben sich, und drohen, den Hörer unter sich zu erdrücken. Communal Blood erhebt sich dann aber, und ein leichter, wenngleich düsterer Song macht klar, dass sich TWDY dem Post-Rock noch nicht ganz abgeschworen haben.
Das Interlude Reprise leitet eigentlich nur Killed The Lord, Left For The New World ein, klingt mit seiner filmsoundtrackartigen Stimmung aber durchaus toll. Killed The Lord, Left For The New World sticht dann unglaublich aus dem gesamten Album heraus. Sprachsamples überraschen den Hörer, und eine heitere, beinahe aufmunternde Melodie scheint so gar nicht auf das ansonsten sehr düstere, und mitnehmende Tunnel Blanket passen.
Das ambientöse Osario geht zwischen dem überraschenden Killed The Lord, Left For The New World und dem monströsen Black Dunes leider ein bisschen unter. Black Dunes türmt wieder riesige Gitarrenwände auf, die jeden Moment einzustürzen drohen. Zerstörerisch.
Das Ende läutet dann Hand Powdered ein, welches langsam und dickflüssig aus den Lautsprechern schwappt. Scheinbar wirkt der Song ein bisschen unspektakulär, aber wenn man sich einfach hineinfallen lässt, läuft man Gefahr, darin zu ertrinken. Ein bisschen mehr Druck hätte hier vielleicht nicht geschadet.

Insgesamt schaffen es This Will Destroy You mit Tunnel Blanket dem Post-Rock einen Strich durch die Rechnung zu machen, in dem sie in ambientöse und droneartige Gefilde auswandern. Eine düstere, schwerfällige und bedrückende Stimmung geht dem Hörer, wenn er sich denn darauf einlässt, an die Nieren, und nach der Scheibe will man einfach für sich alleine in der Stille sitzen, und der Stille lauschen – der beruhigenden und friedlichen Stille.
Leider nimmt die Stärke des Albums nach dem brillanten Opener ein wenig ab, Osario geht ziemlich unter, und Killed The Lord, Left For The New World, klingt, als wäre es für ein anderes Album geschrieben worden. Dennoch ist das Album wundervoll, und auch nach unzähligen Durchgängen nicht ansatzweise totgehört.
8.5/10