Re: Kosmo und Niks russischer Plagiatsmarkt mit Weltraumschlachten, Plüschhasen, Fairy Goodparents, komischer Musik und viel Senf!

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Nik

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PITY SEX - eine Liebeserklärung

Das Internet hat viele Faccetten, und einige davon verselbstständigen sich schneller, als man meinen mag. Die Bloggingplattform tumblr. ist ein Beispiel dafür. Das Konzept hat sich verselbstständig, und so hat die Seite mittlerweile eine beachtliche Anzahl eigener Subkulturen zu verzeichnen – mein eigenen Trends und Hypes, welcher eine beachtliche Zahl wundervoller Bands in den Vordergrund rückt, welche ich wohl sonst nie entdeckt hätte.

Und so wären wir auch schon dabei, wie ich Pity Sex entdeckt habe. Unschuldig durch Fluten von NSFW-gifs, Dolanhumor, Naturphotographien, verlorenen Textposts und Kleidungsstücken scrollend erschien ein Bild einer knallpinken Schallplatte in einem wunderschönen Cover – Schrift, Quadrate und Rosen.
Eine schnelle Suche ( /tagged/Pity+Sex) trug schnellere Früchte, und so fand ich mich nach weniger als einer Minute vollkommen versunken in Dogwalk wieder.
Auf eine kleine, impulsive Digitalliebe folgte dann auch schnell der entgültige Endschluß Dark World als LP zu bestellen. Feast of Love erschien als weiterer Vorschlag der Band – und so hab ich sie dann auch einfach mal mitgenommen.
Aber gut – wer, wie oder was sind Pity Sex?
Pity Sex sind eine (sehr) junge Band aus Ann Arbor in Michigan, drei Jungs, ein Mädchen.
Bisher sind zwei Veröffentlichungen erschienen – die EP Dark World und das Debütalbum Feast of Love, welches spektakuläre drei Minuten länger ist.

Dark World

Dark World war mein erster Kontakt mit dieser wundervollen Truppe. Im März 2012 erschienen bietet sie eine verspielte Mischung aus lo-fi Shoegaze, Noisepop und verträumten Emo-Elementen im Stil von Dads, Snowing, The World is a beautiful Place & I am no longer afraid to die, Whirr oder auch etwas Nai Harvest.
„Don’t love me for my misery… you love me, oh you love me…“
When you’re around leitet mit Brummeln und deprimiertem Männergesang ein. Schnarrende Gitarren und summendes Feedback, kleine und große Melodien, herrliche Wechsel zwischen schnell und langsam, so wie ein einprägsamer und dominanter Refrain. Das Lied zeigt sofort, wie man sich den Sound von Pity Sex vorzustellen hat.
„I get lost with you. I dogwalk with you around the block. I get by with you. I get high with you best I can. I’d do anything to make you feel, to make you feel…“
Dogwalk heitert die Stimmung etwas auf, man hüpft verträumt von Akkord zu Akkord, während Britty beweist, dass lo-fi Shoegaze nach wie vor am besten mit niedlichen Mädchenvocals funktioniert. In der zweiten Hälfte liefern sich Frau und Mann dann ein gesangliches Miteinander, bis die Gitarren kurz durchdrehen, um dann wieder in Strandstimmung zu gelangen. Mit fast fünf Minuten ist Dogwalk zudem das längste Lied der Diskographie.
„Heaven is a home and a pretty face…“
In Hole Away treffen wir wieder auf langsame, tiefe Akkorde und melancholischen Gesang, Melodien in der Ferne und Versprechen durch das Rauschen, alles vor der Kulisse des dominanten Schlagzeugs.
„And, I’m trying. Yeah, I’m trying. But the world’s not sweet enough. Your love’s not sweet enough.“
Auch in Coca Cola beweisen Pity Sex, wieso ein Emo in der Beschreibung ihrer Musik nicht fehlen darf. Sehnsüchtige Stimmung und düstere Riffs. Der wehleidige Gesang passt hier perfekt.
„I had it comin‘. Living life so numb and empty.“
Und auch Glue setzt auf ruhigere Stimmung, verlorene Melodien und fernen Männergesang, der im Refrain teilweise von Britty verstärkt wird. Die Produktion ist klarer, und alles in allem gehen viele Elemente verloren, welche sonst für Pity Sex typisch sind. Glue ist ruhiger, verträumter Indierock mit Samples und ordentlich Gefühl.
„I’m not ready to be happy, but if you would take my hand and lay me down so softly I think I’d make it out just fine.“
Flower Girl ist der Closer der EP und geht wieder druckvoller zur Sache. Heller und erneut typisch Pity Sex, findet sich ein Feuerwerk wummernder Gitarren welches alle Stärken der vorhergehenden Song für ein imposantes Finale vereint.
Wer Pity Sex nicht spätestens jetzt toll findet, ist kacke. Punkt.

Feast of Love

Etwa ein Jahr später erschien dann Feast of Love. Um genau zu sein dieses Jahr. Die Vier haben Erfahrung gesammelt, und sind sowohl musikalisch als auch soundtechnisch gereift.
Auf etwa der gleichen Länge findet sich die doppelte Anzahl an Songs – Das Album ist knackiger, energiegeladener und kurzweiliger als der Vorgänger.
„I’ve got a headache again. I’ve got all day to waste and an empty dead.“
Der Opener Wind Up bietet einen schnellen, positiven Opener mit einer Mischung aus tanzenden Riffs und genuscheltem Gesang, einem vor Kraft strotzenden Tremolo-Picking-Solo und, wie fast immer – einem Ohrwurmrefrain.
„You know I’ve never been the type. Afraid to die. It’d be for nothing if I couldn’t say I tried. „
Keep ist langsamer und brummiger als Wind Up. Britty bekommt ihren ersten eigenen Song der Diskographie, und zeigt sofort wieso dass auch öfter geschehen sollte. Die Mischung aus stampfender Strophe, catchigem Refrain und instrumentalem Endmarsch macht Keep für mich zu einem der Highlights auf Feast of Love.
„So drown me out. Drown me out. Drown me out.“
Ach. Gut, dass kann man so auch nicht sagen. Denn auf wirkliche Highlights mag ich mich bei dem Album gar nicht festlegen, schließlich ist Drown me Out ebenfalls eins, so wie Wind up und…
Viel schreiben kann man hier gar nicht viel, denn ich denke den typischen Aufbau eines Pity Sex-Songs hab ich in allen erdenklichen Varianten erklärt. Also hüpf ich lieber eine Runde mehr rum und summe den Refrain mit, als zu viele Gedanken zu verschwenden, wie ich es am besten beschreibe.
„Smoke screen I’m disappearing. Love dazed.“
Smoke Screen ist wieder ruhiger, und wieder Britty. Ihr heller, mädchenhafter Gesang passt einfach perfekt in den Sound. Erneut ein verträumter, kurzweiliger Song, der nicht zu viel Aufregung bietet, aber auch gar nicht sollte.
„You live in the back of my throat. Folded up there. A memento. Your scent.“
Und diese Stimmung wird in Hollow Body fortgesetzt. Denn der Mittelsong des Albums ist herrlich untypisch. Eine klare Melodie und hallender, zarter Frauengesang, nicht mehr, nicht weniger. Eine wunderschöne Ruhe und Klarheit.
„World brightens. Live motion. Sedated. Sedated and shameless.“
Nach dieser kleinen Oase lässt man es auf Sedated langsam wieder angehen. Ein ruhiger Noisepopsong mit monotonem Gesang und etwas verlorener Stimmung.
„I won’t feel guilty when you kiss me. Love is malleable and it bends like a body. Legs wrapped around me.“
Mit Honey Pot nimmt man erneut Stimmung und Fahrt auf. Ein schneller Song der zum mitwippen und tanzen und summen und singen einlädt. Tackerndes Drumming und ein kurzes Solo gefolgt von fiesem Ohrwurmrefrain und zarten Melodien.
„Your name is a drawstring laced around my neck. Tighter with every breath.“
Drawstring ist komisch. Das Riff erinnert mich immer an eine Waschmaschine, und ich weiß nicht warum. Zudem ist es mit einer Spiellänge von etwas über einer Minute vorbei bevor es beginnt. Und es besteht eben nur aus immer wieder diesem einen Riff únd Brittys Gesang. Drawstring ist komisch. Ich mag Drawstring. Ich weiß nicht warum.
„Erase my body. Replace it with anything. Place it beside you.“
St. John’s Wort ist wieder etwas ruhiger und wehmütiger, etwas richtungslos und endet abrupt. Nicht auf eine negative Art und Weise, im Gegenteil, es wirkt eben ein wenig… ich weiß nicht. Ist ja auch egal, es ist toll.
„Your voice, your face. From the folds of my brain. Still the current running through my veins. I am alive even though you are dead. „
Und schon ist das Album fast zu Ende. Fold ist ruhig, Fold ist schön. Ein langsamer Marsch von träumenden Gitarren und sanftem Frauengesang. Ein Suchen und ein Finden. Ein Ruhepol für das vorherige Stimmungswirrwarr, ein bisschen Seelenfrieden für den armen Hörer. Das Ende eines abwechslungsreichen, wunderschönen Album voller Highlights und eines meiner Highlights aus diesem Jahr.

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