Re: Jahressampler 2012 – Ergebnisse

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SirMetalhead
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dann eröffne ich mal den Reigen. Ich hab in den nächsten Tagen mehr zu tun und mir für den Sampler heute extra Zeit eingeplant. Ist also nicht so, dass ich den möglichst schnell hinter mich bringen wollte.

Ich habe also den Sampler von xTOOLx bekommen und war nicht unglücklich mit der Auslosung. Von den beinhalteten Bands sind mir Namen sicherlich bekannt und von der ein oder anderen hab ich auch ne Vorstellung, wie sie klingen (Neurosis, Katatonia, Converge), aber keine von ihnen kenne ich wirklich gut, geschweige denn in Albumlänge. Könnte also ne interssante Sache werden. Ich bin das Ganze sehr deskriptiv angegangen, weil ich mich auf den dargebotenen Genres nicht besonders heimisch fühle. Allerdings konnte ich mir nach mehrmaligem Hören dann doch eine eigene Meinung zu jedem Song bilden. Los gehts.

1. Evening Hymns – Arrows
Nie gehört, nichtmal wo gelesen. Sehr ruhig gehalten, ein pulsierendes, fast minimalistisches Schlagzeugspiel, dazu Klavier und Bass. Diese fallen ebenfalls recht nüchtern aus und nur eine Abfolge von Akkorden. Verrauschter Gesang, teilweise männlich und weiblich. Klingt wie aus nem alten Radio, netter Effekt. Ab ca. 2 Minuten setzen Akustikgitarren ein und die monotone Struktur löst sich allmählich auf, schöner Übergang. Jetzt wird ein richtiges Lied draus. Die Musik klingt sehr nordamerikanisch, könnte auch im Hintergrund eines Streifens der Marke Forest Gump laufen. Google sagt mir, dass ich damit nicht ganz falsch liege, Kanada passt definitiv. Besonders gut gefällt mir, dass sich das Lied gegen Ende nochmal dramatisch steigert, eingeleitet durch ein rauschendes, immer lauter werdendes Keyboard, auf das schlagartig ein wieder ähnlich wie zu Beginn beschriebenes Pulsieren folgt, dieses Mal aber stumpfer und schneller. Sehr ruhiges, aber auch lebendiges Lied, macht definitiv neugierig, was die Band sonst noch so zu bieten hat.
6.5/10

2. Earth – A Multiplicity Of Doors
So, jetzt gehts ans Eingemachte. Earth sollten auch einem Nicht-Doomer wie mir ein Begriff sein. Jetzt hab ich also die Gelegenheit, mir mal in Ruhe anzuhören, wie die im Jahr 2012 so klingen. Das Tempo überrascht mich natürlich nicht, sehr wohl aber das Cello, das von Beginn an eine tragende Rolle spielt. Mein Problem mit Doom war häufig, dass ich die Spannung nicht fühle, die transportiert wird. Durch das Cello wird das geschickt gelöst, weil es als Streichinstrument per se sehr spannungsvoll klingt. Ein Blick auf das Cover überrascht ebenfalls, da es asiatische Kreaturen zeigt. Da das Album anscheinend eine Fortsetzung eines 2011 veröffentlichen Werks ist und dort ähnliche Elemente auf dem Cover sind, scheint wohl ein übergreifendes Konzept zu existieren, auch wenn ich zunächst musikalisch keine asiatischen Einflüsse spüre. Textlich kann man bei der Band ja lange suchen *gg* Gerade als mir das Cello-Gequitsche auf die Nerven zu gehen drohte, kommt bei ca. 5:30 ein absolut genialer Übergang in eine neue Tonart, den Bass und Cello gemeinsam bestreiten und plötzlich wird das Ganze bunter und lebendiger, die Musik gewinnt an Seele und kann diese auch über das restliche Stück aufrecht erhalten. Die Rollen der einzelnen Instrumente variieren noch, jeder darf mal was zeigen, wodurch ebenfalls Monotonie vermieden wird. Ich kann jetzt schlecht sagen, wie mir das auf Albumlänge gefallen würde aber da es anscheinend „nur“ 45 Minuten geht, könnte das sogar funktionieren – vorausgesetzt, die Songs haben erkennbar unterschiedliche Charakter. Aber bei nur 4 Songs (+ 1 Intro) und einer Band der Größe von Earth sollte ich da wohl keine Bedenken haben.
7/10


3. If These Tree Could Talk – Red Forest

Bäume sind schonmal sehr gut, diesmal sowohl in Band- als auch Liednamen vorhanden. Also, ihr Bäume, erzählt mir was. Das Lied geht deutlich schneller zur Sache als die beiden vorangegangenen Stücke, das Tempo ist ebenfalls gemäßigt. Geographisch bleiben wir in Nordamerika, soll mir nur recht sein. Von Tundren und skandinavischen Nadelwäldern kenn ich selbst genug. The Morningside aus Russland beispielsweise, an die ich bei dem klaren und gitarrendominierten Klang schnell erinnert werde. Und ich muss sagen, die Bäume sprechen tatsächlich zu mir. Zwar erschließt sich mir noch nicht, warum der Wald rot ist (Herbstlaub, Blut, Leben, Feuer). Zumindest kommt die Wärme, die mit der Farbe assoziiert ist, durch die Musik rüber. Muss man wohl am ehesten im Post Bereich einordnen. Auch hier war ich gerade dabei, es als „nett, aber zu gleichatmig“ zu empfinden, da kündet sich ab ca. 5:20 durch eine neue und sehr hohe Gitarrenspielweise eine Wende an, welche 5:41 dann auch eintritt. Ein deutliches, abfallendes Motiv, das von allen Instrumenten gestützt immer wieder vorgetragen wird, dazwischen sind jedoch kurze Pausen. So gesehen würde ich mit dem Rot also am ehesten an ein Feuer denken, welches züngelnd auf- und abflammt. Das ist schon ziemlich großartig, der Restliche Song vergeht wie im Flug, jetzt ist Dampf und vor allem auch viel Leben dahinter. Der erste Teil war gut, aber nicht umwerfend. Als Vorbereitung auf die zweite Hälfte allerdings unentbehrlich, die so deutlich kräftiger wirkt. Den Effekt muss man sich also erst verdienen – mach ich in dem Fall gerne!
8.5/10

4. Pelican – Lathe Biosas
Endlich, Rhythmus und ein flotter Beat. Kommt gerade zur richtigen Zeit, meine Aufnahmefähigkeit für langsame Zeit ist noch sehr untrainiert und braucht hin und wieder Regeneration. Die kommt in Form von Pelican, die mir zumindest namentlich als nicht ganz unbedeutende Band im Kopf rumgeistern. Das Riffing ist frisch und inspiriert, das kommt auch gänzlich ohne Gesang aus. Besonders gut gefällt mir der Sound der Instrumente. Die Gitarren werden nicht zu „weich“ gemacht, dürfen auch etwas surren und brummen (keine Ahnung, dafür gibts bestimmt auch einen Fachausdruck, kenn mich in dem Bereich mal so gar nicht aus). Immer wieder drückt auch der Bass nach oben, man lässt ihn ziemlich schwungvoll mitlaufen. Klingt hier aber nicht plump, sondern durchaus gewollt und lädt zum Mitnicken ein. Hier muss man nicht groß auf Highlights warten, sie reihen sich geradezu aneinander. Das letzte Drittel legt sogar noch eine Schippe drauf und so vergehen die knappen 5 Minuten zwar sehr kurzweilig, haben jedoch für diese Spielzeit enorm viel zu bieten. Würde ich es hören, ohne die Länge zu kennen, hätt ich vermutlich so auf 7 Minuten getippt. Sehr schön!
8/10


5. The Gaslight Anthem – Mulholland Drive

Geläufiger Name, aber keinerlei Vorahnung, was mich erwartet. Stellt sich als relativ geradliniger Rock mit charakteristischer Stimme. Muss beim Hören an Pearl Jam denken, das ist gut! Die Gesangslinien erinnern mich merkwürdigerweise auch an „When The Wild Wind Blows“ von Iron Maiden. Im Gegensatz zu den Pearl Jam-Parallelen ist das vermutlich eher weniger beabsichtigt. Aber zumindest sind sie sehr variabel und sorgen dafür, dass es unterhaltsam bleibt. Die restlichen Instrumente müssen sich da über weite Strecken (Ausnahme: Das tolle Gitarrensolo) eher hinten anstellen. Aber die Gesamtmischung funktioniert. Mehr gibts hier für mich eigentlich nicht zu sagen. Das ist alles Andere als schlecht!
7/10

6. Parkway Drive – The River
Nach dem Intro habe ich mich schon darauf eingestellt hatte, in traumartige Sphären mitgenommen zu werden, folgt der Weckruf schlagartig in Form typischer Hardcore/Metalcore-Screams – auch Recht. Rhythmisch geht man abwechslungsreich voran, besonders die (schnelleren) Strophen im Kontrast zum (langsameren) Refrain finde ich gelungen. Zwischendurch wird man noch von doppelten Gitarreneinlagen vergnügt und plötzlich findet man sich doch wieder in den ruhigen Passagen, die man vom Anfang her kennt. Sanfter Frauengesang will einen doch wieder abdriften lassen („I’ll take you away“), aber das weiß der Shouter zu verhindern. Gegen Ende gibts dann sogar eine Art Duett beider Stimmen. Der Kontrast kommt definitiv rüber, mir vielleich ein Stück zu stark. So weiß ich nicht, wie ich das Lied einordnen soll – Fisch oder Fleisch? Es passt ja schon einigermaßen zusammen und die Melodieführung ist nicht schlecht. Aber so hundertprozentig überzeugt mich diese Kombination nicht. Ist mir bisher am banalsten vorgekommen.
6/10

7. Neurosis – Casting Of The Ages
Hier hab ich mich schon drauf gefreut. Neurosis genießen ja nicht nur in Sludge-Kreisen einen exzellenten Ruf. Trotzdem bin ich mit denen bisher nur in Reviews anderer Bands (z.B. Disbelief werden ein paar Parallelen attestiert) in Kontakt mit ihnen gekommen. Beste Gelegenheit also, das jetzt mal zu ändern. Der Song beginnt mit einem 2-minutigen orgelartigen Intro, welches noch nicht allzuviel hergibt. Dann gehts allerdings los, sehr schwere Gitarren, sehr gerader Beat, rauchiger Gesang. Die Gesangslinie wird erstmal eine Weile wiederholt, bohrt sich dafür umso mehr in den Kopf ein, gerade auch mit den auf- und absteigenden Gitarrenläufen im Hintergrund. Klingt schon sehr opulent. Auch textlich bedient man sich großer Bilder und Metaphern, allerdings werd ich da noch nicht schlau draus. Das geht ne ganze Zeit so weiter, bis ab ca. 6:50 ein dröhnendes Etwas hinzukommt, das angekündigte Unheil zieht also endlich auf, auch die Drums dürfen jetzt ein wenig mehr Stimmung machen. So schlagartig wie es gekommen ist, verschwindet es jedoch auch wieder: Erst durch langsames Ausblenden, dann durch das Aussetzen der Instrumente. Übrig bleibt ein leises Rascheln und ich frage mich, ob das nun das Ende war oder nur der Anfang von selbigem. Auch ein erneuter Durchlauf klärt mich nicht auf, allerdings tendiere ich zu zweiterem. Neurosis sind somit die Propheten eines Unheils, das sie – in diesem Fall zumindest – musikalisch nicht verkörpern. Aber ist ja allgemein bekannt, dass gerade das Weglassen ein legitimes künstlerisches Element ist. Und wie sich an meinen Gedankengängen zeigt, hat es seine Wirkung nicht verfehlt – ich grüble. Auch wenn ich eigentlich noch mit einer Explosion gerechnet hatte, muss ich sagen, dass es auch ohne diese funktioniert. Ist nicht immer so, aber Neurosis wissen schon, was sie da machen. Das war was für Gehirn und Ohren – und es gefällt mir!
8.5/10

8. Katatonia – The Racing Heart
Ein vielgelobtes Album einer vielgelobten Band. Trotzdem bin ich über ein paar Samplerbeiträge bisher nie hinweggekommen. Sollte ich das doch mal ändern? Vielleicht kann mir „The Racing Herat“ diese Frage ja beantworten. Sehr gefühlvolle Stimme, bedrückter Beginn. Dieser entpuppt sich jedoch nur als Vorbereitung auf einen deutlich positiver klingenden Refrain. Der Gesang wird gedoppelt, die Drums drehen auf und die Gitarren schunkeln mit. Es scheinen musikalische Lichtstrahlen zwischen den Wolken durchzubrechen. Trotzdem bleiben Zweifel, der große Optimismus kommt im Lied nicht auf. „My Racing Heart Is All I Find“. Der Wechsel zwischen den Stimmungen klingt hier für mich deutlich gekonnter als bei Parkway Drive, er erfolgt nicht so harsch, sondern die Teile sind besser ineinander verwoben. Der Gesang wird zum Ende hin dumpfer, als würde er durch ein dickes Tuch hindurch singen. Alles gut gemacht und man merkt der Band ihre Erfahrung und Qualität an, aber eine Offenbarung war das für mich nicht. Spiegelt im Groben auch das wider, was ich von Katatonia halte: Gute Musik auf hohem Niveau, aber trotzdem fehlt mir der letzte Funke. Vielleicht bin ich einfach nicht so bedürftig nach dieser Art ruhiger Klänge. Hier fällt es mir schwer, diese Gedanken in eine Punktzahl zu quantifizieren.
6.5/10

9. Swans – A Piece Of The Sky
Ok, zurück nach Amerika, Swans sind hier im Forum ja sowas wie der nicht mehr geheime Geheimtipp. Avantgarde/Industrial/Noise schwirrt mir durch den Kopf. Etwas, das ich sonst nicht höre – also lass ich es einfach mal auf mich zukommen. Habe ja mit 20 Minuten genügend Zeit, mir ein Bild zu machen. Auch hier nähere ich mich am einfachsten mal chronologisch strukturiert und beschreibe erstmal, was ich höre. Rascheln, künstliche Stimmen, ein helles Klingen, einen warmen Keyboard- bzw. Orgelklang, ein Tröten, welches mich ebenfalls an eine Orgel erinnert, alles bisher sehr matt im Klang und dicht verwoben. Ein nicht näher identifizierbares Streichinstrument. Auffallend ist, dass jedes Element zunächst in den Vordergrund drängt, um dann anschließend im Gesamtsound zu verschwinden. Einzig die Geige lässt sich hin und wieder blicken. Nach 7 Minuten kommt ein helles Klingeln, das an eine Mandoline erinnert. Es fällt mir schwer, bei der Musik irgendwas zu fühlen, da keine greifbaren Harmonien existieren. Ab 9:40 kommt jedoch ein Bruch und ein Schlagzeug und ein ruhigen Gitarrepart beginnt. Allerdings ist dieser relativ unspektakulär und schaukelt munter vor sich her. Dazu kommt noch ein Klavier, das für zusätzliche Farbe sorgt. Plötzlich gesellt sich noch Gesang dazu, was ich eigentlich gar nicht mehr erwartet hätte. Jetzt hat das Ganze etwas Country-mäßiges, die Mandoline kommt nochmal dazu sehr obskur…
Was soll man also davon halten? Zunächst sehe ich nur wenig Zusammenhang zwischen dem ersten geräuschhaften Part, zu dem ich gar keinen Zugang finde und dem melodischen zweiten Part, der mir nahezu banal vorkommt. Vielleicht würde ich ihn anders aufnehmen, wenn er als Song für sich stehen würde und Swan in meinem Kopf nicht schon verrückte Künstler vorgebranntmarkt wären. Aber auch rein nüchtern betrachtet finde ich in diesen 20 Minuten nichts, was mir ernsthaft gefällt. In dem Fall muss ich mich wohl als Ignorant outen *gg*
4/10

10. Converge – Trespasses
Die Band kam mir auf anderen Samplern bereits unter. Ich habe „Dark Horse“ mit seinen pfeilschnellen Gitarren und dem punkigen Beat noch in sehr guter Erinnerung, hat mich damals positiv überrascht. Auch die Energie, mit der die Texte vorgetragen wurden, das war einfach pures Feuer. Im Gegensatz dazu beginnt „Trespasses“ deutlich massiger, es poltert mehr und ist weniger melodisch. Trotzdem meine ich, die Band wiederzuerkennen, die mich damals beeindruckt hat. Sie wirkt jetzt nur chaotischer und auch ein Stück härter. Die Ansage ist klar: „nothing will bring peace, nothing will bring rest“. Explosiv ist das definitiv und auch die Strukturen sind deutlich zu erkennen. Von daher gibts nix zu meckern. Trotzdem bin ich durch mein beschränktes Vorwissen etwas vorbelastet und muss sagen, dass mir die etwas schlankere Variante aus vom Dark Horse-Album in dem Fall mehr zusagt. Kann man sich trotzdem anhören.
6.5/10

11. Baroness – Green Theme
Ah, die Band mit dem Bart und dem üblen Busunfall. Zunächst schön zu sehen, dass es ihnen den Umständen entsprechend gut geht. Hatte bisher auch nur wenig Ahnung, wonach die so klingen, muss aber zu Beginn feststellen, dass deutlich sanftere Töne angeschlagen werden als ich erwarte. Nach eineinhalb Minuten gehts dann aber richtig los und doch relativ verzerrte Gitarren braten los. Das klingt jetzt nach ner Queen-artigen Rockhymne und macht definitiv Lust auf mehr. Das Vergnügen ist allerdings nur von kurzer Dauer und der Song fällt zurück in den ruhigen Anfangspart. Das Hymnische klingt jedoch jetzt deutlich besser nach, nachdem man den lauten Part in seiner ganzen Pracht bestaunen durfte. Trotzdem schade, dass dieser nicht intensiver ausgestaltet wurde, da hätt ich gerne noch länger zugehört. Mit 4:22 ist der Song auch relativ kurz, schade eigentlich.
8/10

12. Crippled Black Phoenix – How We Rock
Also, zeigt mir mal, wie ihr so rockt. Ein sehr ruhiger, getragener Beginn, leichtes Gitarrenzupfen. Zusammen mit dem Keyboard sind das fast walartige Laute, dann gibt es einen sehr bluesigen Einstieg der Gitarre, die zwischen Hawaii und Lounge-Musik anzusiedeln ist. Über die transportierte Stimmung bin ich mir nicht so wirklich im Klaren. Ich empfinde sie als durchaus positiv, aber es schwingt immer auch etwas Nachdenkliches, fast schon Elegisches mit. Ist aber auf jeden Fall kurzweilig gestaltet, man bringt viel Variation rein, ich hab auch das starke Gefühl, dass die Herren sich intensiv mit Dream Theaters „Metropolis Part 2: Scenes From A Memory“ beschäftigt haben, das meine ich hier an vielen Ecken raushören zu können. Ebenso die Landsmänner von Haken. Beides nicht unbedingt die schlechtesten Refernzen. Den Titel kann man in dem Fall etwas anderes interpretieren als zunächst angenommen: Betont wird nicht das „Rock“, welches ich hier im klassischen Sinne vergleichsweise wenig finde, sondern vielmehr das „how“. Und die Art, wie Crippled Black Phoenix rocken, find ich super!
8.5/10.

13. Ef – Delusions Of Grandeur
Postrock aus Schweden also. Nie gehört, nie gesehen. Geht gleich ordentlich los, positive Grundstimmung. Was mir besonders gut gefällt sind die Klangfarben. Ich kann schwer einordnen, was da mit-trompetet, aber es fügt sich auf jeden Fall gut ein. Fast gar überraschend kommt nach 3 Minuten doch noch Gesang dazu, welcher im bisherigen Sampler ja eher eine Rarität darstellt. Und auch hier hätte ich vermutlich nichts vermisst, wenn er ausgeblieben wäre. Anderseits sorgt er für ein wenig Auflockerung, auch wenn mir das Musikalische nun nicht mehr so gut gefällt wienoch in der ersten Hälfte. Gegen Ende hin schafft man jedoch den Spagat und kommt zum anfänglichen Schema zurück, es wird sogar fast schon glamurös. Der Mittelteil ist mir ein wenig zu unspektakulär und poppig ausgefallen, aber vermutlich ist auch hier der Kontrast der eigentlich Trumpf.
Die Band hat ihren Stil auf jeden Fall gefunden, das klingt rund. Auch das Cover ist erwähnenswert, das abstrahiert einen in Blättern sitzenden Vogel mit Blüten zeigt – im Hintergrund ist ein Pilz, bis auf ein paar Ausnahmen ist alles in matten Brauntönen. Passt schön zusammen, Musik für gut befunden.
7/10

14. Godspeed You! Black Emperor – We Drift Like Worried Fire
Das ist also die Band, die mir – als Napster Ende der 90er als nahezu einzige Tauschbörse für mp3s existierte – immer angezeigt wurde, wenn ich was von den norwegischen Emperor runterladen wollte. Aus dem Namen werd ich immer noch nicht schlau, wobei ich gerade nachlese, dass der seine Ursprünge in ner japanischen Serie hat. Wie auch immer, für den ganzen Post-Sektor scheint die Band ja nicht ganz irrelevant gewesen zu sein, daher kanns auch nicht schaden, mir jetzt mal 20 Minuten Zeit für sie zu nehmen. „Nicht verbiegen, sondern erheben“ scheint das Motto zu sein, jedoch beginnt man erstmal sehr leise mit einer Mischung aus aus Gefrickel und monotoner Grunduntermalung. Die allmähliche Steigerung ist allgegenwärtig spürbar und so fügen sich immer mehr Elemente zusammen. Kenn ich jetzt ja schon, dieses Schema – auch hier ein munteres Konkurrieren unterschiedlicher Instrumente und Klangfarben. Sehr schön finde ich, dass diese ab ca. 7:05 auf einen gemeinsamen Nenner kommen, die Spannungen lösen sich in Wohlgefallen auf. Find ich immer gut. Aber was soll da jetzt noch kommen, frag ich mich. An den klareren, durchsichtigeren Teil kann ich mich gewöhnen, allerdings könnte es sich als schwierig erweisen, dessen Aufmerksamkeit und Spannung über die restlichen 10 Minuten aufrecht zu erhalten. Selbiges dachten sich wohl auch die Komponisten des Songs und lassen bald darauf wieder puristische Klänge sprechen, zeitweise ebenfalls untermalt mit der Gitarrenbegleitung des Anfangs. Alles deutet darauf hin, dass sie das Kunststück von vorher wiederholen möchten. Dabei ist es doch die zweitwichtigste Regel eines jeden Magiers, keinen Trick zu wiederholen. Auch das umgehen die Kollegen geschickt, indem sie nun andere Harmonien sprechen lassen. Es erfolgt zwar wieder ein Übergang in songähnliche Strukturen, dieses Mal jedoch nicht in so positive wie beim ersten Mal. Es werden auch Dissonanzen zugelassen, die sich jedoch bei 15:20 meisterhaft auflösen. Jetzt strahlt die Sonne und – orientiert am Songtitel – die Kreatur hat es geschafft, sich nach anfänglichen Schwierigkeiten ganz aufzurichten. Stolz genießt sie die Aussicht, bevor zum großen Finale am Ende nochmal alles aufgefahren wird. Auch beim zweiten Hören ein interessantes Erlebnis.
8/10


15. Heroin And Your Veins – Snow Will Cover My Footsteps

Heroin und meine Venen. Klingt nach einer verhängnisvollen Kombination. Hier verzichte ich mal darauf, mich über den/die Künstler zu informieren und lasse es einfach mal wirken. Hat was Doomiges, klingt dafür aber sehr modern und elektronisch. Ein dröhnendes Brummen und feine Klavierakzente („Still DRE“ lässt grüßen *gg*) sorgen für eine schwüle Atmosphäre und ich frage mich, ob das Klopfen aus dem Nebenzimmer oder aus meinen Boxen kommt. Plötzlich wird es still – was nun? Ah, das Herz schlägt wieder, war wohl nur ein kurzer Aussetzer. Schön find ich all die Stellen, an denen der Bass etwas neues macht. Hier horcht man auf und lässt den neuen Zusammenklang wirken. Ob man sich diese Strukturen einprägt, wenn man solche Sachen öfter hört oder ob man sich einfach nur beschallen lässt, kann mir xTOOLx vielleicht im Nachhinein beantworten. Wieder ein Streichinstrument und plötzlich das Lied zuende und lässt mich etwas verstört zurück. Ist das noch Musik oder schon Kunst? Für meine verwöhnten Ohren ist es sicherlich beides, auch wenn ich mir darüber im Klaren bin, dass es natürlich noch viel Extremeres gibt, von dem ich in diesem Sampler (bis auf Swans) allerdings verschont blieb. Dieses Lied betreffend fällt mir schwer, mir eine Stimmung zu formulieren, die es transportiert. Definitiv etwas nicht sehr Angenehmes, aber auch nichts komplett Grauenerregendes. Am ehesten sehe ich einen rauchigen Raum mit Deckenventilator, spartanischer Möbelierung und heruntergezogenen Jalousien. Menschen sind zumindest keine drin, aber vielleicht ja hinter dem Fenster, wer weiß…
6/10

Das war er also, xTOOLxs Sampler. Für mich waren das viele neue Erfahrungen, weswegen ich größtenteils nur meine Gedanken schildern konnte. Trotzdem hab ich natürlich versucht, mehr als nur das Gehörte zu verarbeiten und hab bei vielen auch gerne nochmal zurückgespult. Ein ziemliches Novum für mich war der große Anteil an Instrumentalen Stücken. Es bleibt mehr Raum für die restlichen Instrumente, der hat sich auch in vielen Fällen entfaltet. Am zugänglichsten waren für mich The Gaslight Anthem, netter Rock für Zwischendurch. Am meisten (und am wenigsten) herausgefordert haben mich Swans, mit denen ich nicht warmgeworden bin. Ist vermutlich mit einem einzelnen Stück auch nicht so einfach. Zumindest hat man das jetzt mal gehört. Auch Bands wie Baroness, Godspeed You! Black Emperor oder Earth sind mir jetzt mehr als nur ein Begriff. Merken werde ich mir definitiv Pelican, If These Trees Could Talk, Neurosis und Crippled Black Phoenix, von denen mich bei nochmaligem Hören Neurosis vermutlich am meisten beeindrucken. Auch wenn die ganz große Offenbarung diesmal nicht dabei war (kein Song hatte 9/10 oder mehr Punkte), hat es mir Spaß gemacht, mich mal wieder auf was Neues einzulassen und zu sehen, dass es hinter dem eigenen Horizont noch so viel mehr gibt, das hörenswert ist.