Re: Jahressampler 2012 – Ergebnisse

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Tiz

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Steigis Jahressampler:

1. Deftones – Tempest
Deftones sind eine Band, die ich erst in diesem Jahr richtig zu schätzen gelernt habe, auch wenn ich erst das neuste Album sowie dessen Vorgänger kenne. Aber dennoch sind beides richtig starke Alben, von denen mir aber „Koi No Yokan“ mittlerweile sogar ein bisschen besser gefällt. Und mit „Tempest“ hat steigi hier den perfekten Einstieg gefunden. Denn dies ist mit einer der stärksten Songs auf dem Album, der vorallem durch seine unglaubliche Dynamik und den niederschmetternden Gesang zu überzeugen weiss. Der Songaufbau ist dabei äusserst gelungen, von den schwelenden, relativ harten Gitarrenriffs, die mit dem klagenden Gesang übertönt werden, über den grossartigen Pre-Chorus mit seinen suchenden Rufen bis hin zum mitreissenden Refrain. Das erstaunliche dabei ist, dass es die Band in den ersten dreieinhalb Minuten schafft, diese Dynamik aufrechtzuerhalten ohne allzu grosse Tempowechsel oder sonstige Brüche in der Musik. Und eben genau in diesen schwermütigen und wenig aggressiven Momenten gefallen mir die Deftones einfach am besten und „Tempest“ widerspiegelt perfekt warum. Und auch gesangstechnisch ist das hier wohl eines der stärksten Stücke der Platte, auch weil der Gesang hier extrem viel Raum erhält und diesen nutzen kann.
8.5/10

2. Apologies, I Have None – Clapton Pond
Ich kenne den Namen aus dem Visions Magazin und das Albumcover verrät mir, dass ich hier sogar schonmal reingehört habe. Die einzige Frage, die bleibt, ist, warum mir das damals nicht zugesagt hat. Denn „Clapton Pond“ ist ein Reisser allererster Güte. Auch hier muss ich zu anfang vorallem den Gesang positiv erwähnen, da mir vorallem dieser wunderbare Akzent in der Stimme sehr zusagt. Aber auch sonst ist „Clapton Pond“ ein äusserst starkes Stück Post-Hardcore oder was auch immer geworden. Schwermütig, aber dennoch mit einer gesunden Prise Hoffnung ausgestattet überzeugt der Song vorallem durch seine Schlichtheit und Geradlinigkeit, schafft es aber, auch nach mehrmaligem Hören nicht langweilig zu werden. Dies vorallem die tolle Instrumentierung und die gut eingebaute Bridge im Mittelteil des Songs. Und eben, der Gesang ist einfach wunderbar. Super Einstieg und ein Album, das wohl bald bei mir zuhause liegen wird.
8.5/10

Cloud Nothings – Wasted Days
Ich komme nicht mehr aus dem Loben heraus. Cloud Nothings haben mir in diesem Jahr die Türe zum Indie Rock sehr weit aufgestossen und mit „Wasted Days“ wohl den besten Songs des Jahres abgeliefert. Der Grund dafür ist die unglaubliche Stringenz, die Cloud Nothings hier an den Tag legen. Dies und das wohl nahezu perfekte Songwriting, das in diesem knapp 9 minütigen Meisterwerk an den Tag gelegt wird. Es beginnt schon mit einem so simplen wie mitreissenden Gitarrenriff und zieht sich von dort durch den ganzen Song. Der grossartige, klagende Gesang, der zu anfangs immer wieder in diesem riesigen Refrain gipfelt, diese kurze Melodie, die nach dem Refrain folgt und diese Dynamik, die hier an den Tag gelegt wird, dies sind nur wenige der Dinge, welche die ersten drei Minuten des Songs schon zu einem Wechselbad der Gefühle werden lassen. Doch dann beginnt die Faszination „Wasted Days“ erst richtig. Nahezu unscheinbar zerbricht die treibende Kraft der ersten drei Minuten und der Songs wandelt sich in einen schwermütigen, schleppenden und von wunderschönen Gitarrenmelodien getragenen Monolithen, der sich über zwei Minuten lang aufbaut. Von den immer präsenter werdenende Drums getragen, spielen sich die Gitarren in Ekstase, hangeln sich von mini-Ausbruch zu mini-Ausbruch und bauen dabei eine nahezu greifbare, bis zum Zerreissen gespannte Atmosphäre auf. So steigert sich die Band immer weiter in die Wall-of-Sound, irgendwo zwischen The Men und A Place To Bury Strangers, bis dann plötzlich der Bruch kommt, viel sanfter als erwartet und vielleicht genau deswegen so zerstörend und niederschmetternd. Doch wer glaubt, dass er hier schon entkommen ist, dem wird kurz darauf der nun verzweifelt schreiende Gesang einen starken Strich durch die Rechnung machen. Und plötzlich baut sich der Song wieder auf, in sekundenschnelle und dann brechen wohl alle Dämme. Verzweifelte Schreie „I thought I would be more than this!“ und zum Heulen schöne Gitarrenmelodien tragen den Hörer ans Ende. Ein absolut grossartiger Song, der die Höchstnote einfach verdient hat.
10/10

4. Kendrick Lamar – Swimming Pools (Drank)
Ich habe ja recht gestutzt, als ich 3x mal Hip Hop auf der Trackliste des Samplers entdeckt habe, da ich mich mit diesem Genre weiterhin nicht so richtig anfreunden kann. Auch der Anfang des Songs liess micht nicht unbedingt euphorisch werden, geht mir diese Passage doch immer noch ziemlich auf die Nerven. Doch was danach kommt, das liess mich selbst mich als Hip Hop Muffel erstaunt aufschauen. Tolle Rhymes und absolut ehrlich klingende Lyrics, garniert mit einem coolen Refrain. Die autobiographische Note des Albums kommt auch in diesem Song sehr gut zum Tragen und führen dazu, dass ich Kendrick Lamar nicht als Möchtegern-Gangstern abstemplen muss, sondern ihm seine Lyrics wirklich glaube. Und dies ist, zumindest für mich, das wichtigste Kriterium dieser Musik, denn emotional mitreissen kann auch dieser Song mich nicht. Aber ich denke, ich kann nachvollziehen, warum „Good Kid, M.A.A.D City“ zu einem der besten Rapalben des Jahres gehört. Denn wenngleich mich auch Kendrich Lamar wohl nicht bekehren können wird, so ist die Qualität seiner Musik dennoch kaum zu übersehen. Einer Wertung enthalte ich mich dennoch.

5. Code Orange Kids – Flowermouth (The Leech)
U
nd weiter gehts mit Hardcore voll auf die Fresse. Code Orange Kids erinnern mich ein bisschen an Converge, gehen aber viel weniger vertrackt und weitaus sludgiger/direkter an die Sache heran. Die Produktion ist super und der Song weiss zu gefallen, auch wenn ich bereits ein bisschen Abnutzungserscheinungen zu erkennen glaube. Zudem wirkt der Song stellenweise ein bisschen gewollt dynamisch, was ein paar der Breaks eher nervig dastehen lässt. Nach knappen zweieinhalb Minuten ist der Spass auch schon vorbei und lässt mich ein bisschen kalt und wenig berührt zurück.
5/10

6. Dinosaur Jr. – Watch The Corners
J. Mascis und seine Hauptband sind auch ein Spielfeld, mit dem ich mich schon länger beschäftigen wollte, aber leider noch nie richtig dazu kam. Nun ist hier „Watch The Corners“ vom mittlerweile zehnten Album der Herren vertreten und zeigt, dass es langsam höchste Zeit wird. Denn wenn eine Band auf ihrem zehnten Album noch so lässig und relaxt klingt, wie auf „Watch The Corners“, dann scheint doch grosse Qualität dahinterzustecken. So auch bei diesem Song. Hier treffen sich grungige Gitarrenriffs und schwebende Melodien, begleitet von der leicht resigniert, aber sehr entspannt klingenden Stimme von J.Mascis, die nicht nur einmal zu berühren weiss. So spielen sich Dinosaur Jr. durch diese fünf Minuten mit einem unglaublichen Selbstverständnis und -vertrauen, dass es eine wahren Freude ist, dieser grundehrlichen und persönlich gefärbten Musik zuzuhören, auch wenn sich auf den ersten, zweiten und dritten Blick keine richtige Innovation erkennen lässt. Aber wer braucht schon Innovation, wenn er sein Handwerk nahezu perfektioniert hat? Eben.
8/10

7. Captain Planet – Pyro
Visions lässt grüsse, habe ich diese deutsche Band erst gerade durch das Magazin entdeckt und war von der Single „Pyro“ äusserst beeindruckt. So hält sich der Song auch auf diesem mit einigen Perlen bestückten Sampler doch sehr gut im Rennen. Treibender, relativ unkomplizierter Punk Rock, der mit dem tollen, hohen Gesang eine eigene Note erhältt und dadurch weder platt noch unpersönlich daherkommt. Ein weiteres Schmuckstück in diesem Song sind die starken Lyrics, die zeigen, dass es sich hier nicht nur um ein paar gelangweilte Teenager handelt, sondern um Musiker, die den Hörer erreichen und mitreissen wollen. Bei mir haben sie es geschafft, auch mit dem kurzen und knackigen „Pyro“. Ganz tolles Lied.
8.5/10

8. Title Fight – Secret Society
Uh, das wird jetzt schwer. Dank der Beilage im Vision kenn ich das neuste Title Fight Album sogar und hab es mir auch relativ oft angehört, doch so richtig zünden konnten Title Fight bis heute leider nicht. Und wenn ich „Secret Society“ höre, dann weiss ich eigentlich gar nicht so richtig warum. Denn auch dieser Song bietet all das, was ich an dieser Musikrichtung schätze. Tolle Lyrics und ein Sänger, der diese persönlich und glaubhaft rüberbringt, sowie ein dynamisches und songdienliches Instrumentalgewand. Dazu noch die leichten Tempowechsel so um 2:15 herum und das Ganze ist perfekt auf meinen Geschmack zugeschnitten. Und eigentlich gefällt mir das alles ja auch sehr, aber irgendwie reisst es mich immer noch nicht so ganz mit. Auch „Secret Society“ nicht, und dies war leider immer der beste Song auf dem Album. Aber ich werde wohl dranbleiben, vielleicht kommts ja noch.
7/10

9. Brutality Will Prevail – The Path
Schon der Bandname hat mich ziemlich abgeschreckt. Ich mag solchen dicke-Hose Aggro-Hardcore in der Schnittstelle zu Metalcore einfach nicht. So haben sich meine Befürchtungen dann auch ziemlich schnell bewarheitet, auch es wenn glücklicherweise nicht ganz so schlimm ist. Denn der musikalische Teil des Songs weiss durchwegs zu gefallen, unter anderem auch durch die starke Gitarrenarbeit, die dann aber leider ein bisschen in der Belanglosigkeit verläuft. Genau andersrum verhält es sich mit dem Gesang, der mir vorallem in der Strophe ziemlich auf die Nerven geht, sich dann aber in starke, verzweifelt klingende Schreie zu steigern weiss, die dieses aggressive Gebelle schnell vergessen machen. Alles in allen ist das aber dennoch nichts, was ich mir freiwillig anhören würde, auch wenn es deutlich schlimmere Vertreter dieser Richtung gibt.
4.5/10

10. Birds in Row – You, Me And The Violence
Während Brutality Will Prevail ihren Hardcore so spielen, wie ich ihn nicht mag, spielen ihn die hier vertretenen Birds In Row genau so wie ich ihn mag. Verzweifelt, emotional und mehr von persönlichen Problemen geprägt als von politischen. So habe ich diese Band auch entdeckt und schon auf meine Liste genommen, bevor ich diesen Sampler erhalten habe und dieser Song beweist mir auch warum. Grossartiger, verzweifelter Gesang und eine pechschwarze Wand aus Gitarren wälzen sich unaufhaltsam vorwärts und begraben alles, was sich ihnen in den Weg stellt. Emotional und mitreissend, aber ich glaube, das kommt auf Albumlänge noch viel intensiver daher.
7.5/10

11. Japandroids – The Nights Of Wine And Roses
Japandroids. Liste und so. Eigentlich wollte ich mir die „Celebration Rock“ schon im Sommer holen, habe es dann aber irgendwie verpasst. Dieser Song zeigt mir aber, dass ich dies noch nachholen muss. Wunderbarer, eingängiger, relativ „fröhlicher“ Indie/Noise Rock, der mitreisst und schlichtweg grundehrlich daherkommt. Dabei überzeugen sowohl Songwriting, Gesang als auch die wunderbare Gitarrenarbeit. „We yell like hell to the heavens“. So und nicht anders muss Sommermusik klingen.
8/10

12. Marteria feat. Yasha & Miss Pi
Eigentlich bin ich ja von 3 mal Hip Hop auf dem Sampler ausgeangen, aber das hier hat mich schon ziemlich schockiert. Unglaublich langweiliger, 1000 mal gehörter Dancetrack, der mir einfach nur auf die Nerven geht. Sorry, das ist nicht meine Welt und taugt mir nicht.
-/10

13. Grizzly Bear – Yet Again
Die Qualitätskurve zeigt nach dem starken Rückgang vorhin nun wieder stark aufwärts. „Shields“ ist eines der besten Indie/Folk Alben des Jahres geworden und hat meine Top 15 nur ganz knapp verpasst. Und „Yet Again“ zeigt äusserst gut, warum „Shields“ so toll ist. Auch weil es ein Song ist, der ziemlich schwer zu beschreiben ist. Grizzly Bear zeigen eine ziemlich introvertierte und leicht intellektuelle Seite an sich, die ihnen verdammt gut steht. Hier stimmt eigentlich einfach alles. Die wunderbaren, zurüchhaltenden und dadurch enorm eindringlichen Melodien, kombiniert mit dem tollen Gesang und dem starken Songwriting. Dazu kommt noch diese wunderbar unaufgeregte und sehr tiefsinnige Atmosphäre, die dem Song auch eine leicht „kauzige“ Art gibt und ihn dadurch äusserst stark macht. Genauso wie das ganze Album. Was ich aber lernen durfte, ist, dass man „Yet Again“ eindeutig mit Kopfhörern hören sollte, da man ansonsten leicht die vielen Details zu verpassen, und die machen nunmal eine grossen Teil der Faszination aus.
9/10

14. Macklemore & Ryan Lewis . Can’t Hold Us
Hat mir Kendrick Lamar die Seite des Hip Hop gezeigt, die mir eher zusagt, so zeigen mir Macklemore & Ryan Lewis nun die Seite, die mich eher ratlos dastehen lässt. Ein pumpender, partytauglicher Beat, schnelle, relativ oberflächlich scheinende Rhymes und ein Refrain, der voll auf einen Club zugeschnitten ist. Ne, das ist genau so wenig meins wie Marterias Partysong.

15. The Gaslight Anthem – Handwritten
Kommen wir zu einer Band, die ich in den letzten Jahren äusserst lieb gewonnen habe. Auch wenn Brian Fallon sich gerne zu doofen Aussagen hinreissen lässt, so schreiben er und seine Band einfach Musik, die näher am leben kaum sein könnte. Grossartige Lyrics unterlegt mit tollen, mitreissenden und schlichtweg äusserst gut geschriebenen Songs, die auch nach vielen Durchläufen nicht langweilig werden. Dies ist das Rezept der Amis und „Handwritten“ ist eines der Paradebeispiele, wie gut dieses Rezept funktionieren kann. In meinen Augen eine der besten Bands in ihrem Sektor der letzten Jahre, einfach weil sie sich an den Basics orientieren und ihre Musik ganz tief aus dem Herzen zu kommen scheint. So kitschig dies auch tönen mag.
9/10

16. Converge – All We Love We Leave Behind
Das gleichnamige Album ist zwar erst mein zweites Converge Album, zeigt aber dennoch, dass diese Band auch nach über 15 Jahren im Geschäft nichts von ihrer Stärke verloren hat. Wenngleich es hier ein wenig geordneter zu und her geht als noch auf „Jane Doe“, so ist „All We Love We Leave Behind“ ein Hassbatzen erster Güte. Musikalisch auf allerhöchstem Niveau anzusiedeln, brettern Converge äusserst gekonnt durch ihre Songs, schaffen es dabei trotz allem Anspruch weiterhin stark auf der emotionalen Ebene anzudocken, was auch stark an dem grossartigen, verzweifelten Gesang liegt. Und da Converge und ihr neustes Album eigentlich sowieso für Qualität, Tiefgang, Ehrlichkeit und äuserst hochkarätige Musikalität stehen, schliesse ich hier mal die Samplerbewertung ab und sage „danke“ für eine Reise durch 16 (meistens) sehr tolle Songs, die mir sowohl Neuentdeckungen als auch Kauferinnerungen beschert haben und die Zeit zwischen Weihnach und Neujahr auch mehr als einmal versüsst haben. Vielen Dank steigi und ich freue mich auf 2013!
9/10