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So, dann will ich mich mal nach ein paar Verzögerungen dem Jahressampler von Fleisch widmen. Ich hatte keine Ahnung, was mich erwartet, weil Fleisch mir als User bislang nur mal peripher über den Weg gelaufen ist. Naja, muss ja nichts heißen.
Was gibt es also? Einen Kompott aus Pagan-, Folk- und Orient Metal mit einer Prise Black Metal und einer Haube von…. Hexvessel. Na dann mal los:
Howard Shore – Over Hill (aus The Hobbit: An Unexpected Journey)
„Der Hobbit” also. Ein lange erwarteter und vor fast drei Wochen nun endlich erschienener Film, der es scheinbar geschafft hat ganz gut zu polarisieren. Ich für meinen Teil liebe alle drei „Herr Der Ringe“-Teile und fast gleichermaßen gut fand ich auch „Der Hobbit“. In so manch einer Szene denke habe ich mich dabei erwischt, darüber zu grübeln, warum da jetzt plötzlich Dr. Watson steht, aber das ist ein anderes Thema. Freeman spielt seine Rolle ausgezeichnet.
Mit „Over Hill“ wird mir hier ein seichtes Instrumentalintro gebotet, das Anleihen aus der allseits bekannten Herr-Der-Ringe-Melodie beeinhaltet. Schön anzuhören, nicht besonders auffällig, allerdings wohl gut geeignet als Intro für den Sampler. Die Bewertung spare ich mir hier mal.
Al-Namrood – Hayat Al-Khlood (aus Kitab Al Awthan)
Und jetzt geht es hier richtig los. Den Namen Al-Namrood lese ich hier nicht zum ersten Mal, allerdings habe ich es bislang schlicht versäumt da mal in Ohr zu riskieren. Die Bezeichnung „Oriental Metal“ lässt mich unweigerlich an Melechesh denken, aber Al-Namrood scheint absolut keine langweilige Kopie zu sein. Einzig an Melechesh erinnern mich die Drums.
Was bieten Al-Namrood also? Ein etwas thrashiges Hauptriff, eine relativ trockene Produktion, arabische Texte (passt hervorragend zu Black-Metal-verwandter Musik, finde ich), ein paar angenehme Melodien und ganz genau eine Melodie, die mir Kopfschmerzen bereitet. Nach etwas mehr als drei Minuten setzt sie das erste Mal ein und fräst sich in mein Hirn, reißt den ganzen Song auseinander. Es ist nicht mal unbedingt die Melodie als solche, nein, die ist eigentlich hervorragend für den Song geeignet; die Melodie ist schlicht zu laut abgemischt und von irgendeinem glockenähnlichen Instrument gespielt.
Wäre diese eine Melodie nicht so nervtötend, hätte der Song vermutlich eine bessere Bewertung von mir erhalten. Nichtsdestotrotz werde ich die Band im Auge behalten, denn das Gesamtbild ist schon sehr stimmig und interessant.
6/10
Waylander – Lámh Dearg & Kindred Spirits (aus Kindred Spirits)
Ich steige also in Saudi-Arabien in ein Flugzeug und jette einmal um die halbe Welt nach Nordirland. Dort warten dann Waylander auf mich und die sind mir durchaus ein Begriff. Leider hatte ich mit der Band allerdings einen eher mäßigen Start, denn kennengelernt habe ich sie durch ihr 2001er Album „The Light, The Dark And The Endless Knot“, welches mich so überhaupt nicht überzeugen konnte.
Gut wiederum ist, dass „Lámh Dearg“ und der Titelsong des aktuellen Albums „Kindred Spirits“ mich eines Besseren belehren. Beide Songs bieten gleichermaßen angeschwärzten Folk Metal. Simple aber wirksame Riffs, glücklicherweise nicht allzu nervige Flötenmelodien. „Lámh Dearg“ entwickelt sich – wohl vor allem durch den oft wiederkehrenden und markanten Refrain – sehr schnell zu einem Ohrwurm.
Ich hätte es echt nicht für möglich gehalten – und das trotz der positiven Worte, die SirMetalhead ja schon hinlänglich über „Kindred Spirits“ verbreitet hat – aber ich kann mir das echt gut anhören und bin sogar ein bisschen geneigt davon mehr hören zu wollen.
8/10 für „Lámh Dearg“
7/10 für „Kindred Spirits“
Borknagar – The Beauty of Dead Cities & Frostrite (aus Urd)
Die nächste Reise ist nicht mehr ganz so weit, denn es geht einmal auf den Kutter und rüber nach Norwegen. Borknagar kenne ich natürlich; sogar der Vorgänger von „Urd“ befindet sich in meinem Besitz. Grundsätzlich bin ich zwar eher den frühen Alben der Band zugetan („The Olden Domain“ !!!), aber auch „Universal“ fand ich noch sehr gut hörbar. „Urd“ kenne ich noch nicht.
Es gibt Songs, denen steht ein gutes Melodiegewand. „The Beauty of Dead Cities“ hat davon meiner Meinung nach etwas zu viel und das ist bei mir ein klarer Risikofaktor den Song skippen zu wollen. Tu ich aber nicht, selbst wenn mich ab ca. 3:50 das Gefühl beschleicht, dass ABBA in Form einer Metalband wiedergekehrt sind. Der Song bewegt mich sicherlich nicht dazu, mich mit „Urd“ weiter zu beschäftigen.
Teilweise finde ich „Frostrite“ da besser. Etwas midtempolastiger das Ganze, etwas weniger überladen. Vielleicht sollte Vintersorg nur bei solchen Songs darüber nachdenken nicht ganz so hohe Tonlagen zu wählen. Das klingt einfach etwas komisch an manchen Stellen.
„Frostrite“ ließ mich erst denken, dass das Ganze vielleicht doch nicht so schlimm ist, aber das Keyboardsolo bei ca. vier Minuten gibt mir den rest. Aua. Nein, Borknagar, ich glaube ich bleibe bei „Borknagar“ und „The Olden Domain“.
3/10 für „The Beauty of Dead Cities“
5/10 für “Frostrite”
Enslaved – Veilburner & Roots of the Mountain (aus RIITIIR)
Ganz anders sind da Borknagars Landsmänner Enslaved. Die Diskografie ist meiner Meinung nach durchgängig auf einem sehr hohen Niveau. Alben wie „Frost“ und „Eld“ sind natürlich absolute Klassiker der norwegischen Black Metal Szene, aber manchen Bands tut es einfach extrem gut sich ein bisschen weiterzuentwickeln, neue Einflüsse wirken zu lassen und musikalisch neue Gefilde zu erkunden. Das haben Enslaved spätestens mit „Vertebrae“ geschafft, mit „Axioma Ethica Odini“ und den beiden nachfolgenden EPs perfektioniert und mit „RIITIIR“ gebührend weitergeführt.
„Veilburner“ ist eigentlich der perfekte Vorbereiter für „Roots of the Mountain“ (die Reihenfolge ist ja schließlich auf dem Album dieselbe). Der Song mutet nahezu episch an, das Tempo wird eher seicht gehalten. Ich neige dazu mich darin ein bisschen zu verlieren und werde dann wachgerüttelt:
„Roots of the Mountain“ ist ein großartiger Song. Erst fühlt man sich in klassische norwegische Black Metal Gefilde versetzt, dann explodiert der Song vollends, wird getragen von tollen Melodien, progressiven Spielereien und den cleanen Vocals (die auf „RIITIIR“ fast noch besser sind als auf „Axioma Ethica Odini“). Darf ich vorstellen: Mein Lieblingssong von „RIITIIR“.
8/10 für „Veilburner“
9/10 für „Roots of the Mountain
Korpiklaani – Sumussa Hämärän Aamun (aus Manala)
Hiervor hatte ich die ganze Zeit Angst. „Korpiklaani“ verbinde ich mit Saufsongs und Gedudel. Saufsongs verbinde ich in der Regel mit nervig. Gedudel ist wohl negativ besetzt genug.
„Sumussa Hämärän Aamun“ könnte man vielleicht mit Abstrichen als Saufsong durchgehen lassen. Gedudel ist auch drin, aber nicht so schlimm wie erwartet. Insgesamt macht sich bei mir aber eher Langeweile breit. Es gibt zwei, maximal drei Riffs, die einfach total öde sind. Es gibt etwas uninspiriertes Rumgegeige und Vocals von denen ich nicht so genau weiß ob ich sie cool oder ebenfalls vollkommen öde finden soll.
Ich hatte ein anderes Bild von Korpiklaani, trotzdem gibt mir die Musik überhaupt nichts.
2/10
Wolfhorde – Nyvinland (aus Nyvinland)
Weiter geht es mit scheinbar noch ziemlich unbekanntem folkigem Metal aus Finnland. Der Bandname sagt mir überhaupt nichts, bei der Musik sieht es leider sehr ähnlich aus. Wolfhorde verderben es sich irgendwie ein bisschen selbst dadurch mit mir, dass der Sänger echt richtig schlecht growlt. Das klingt einfach irgendwie mies und kraftlos. Die Melodien sind teilweise noch ganz nett, aber auch nichts Besonderes. „Nyvinland“ ist jetzt kein Song, den ich vollkommen schlecht finde, aber eben auch absolut nichts was ich mir wieder anhören würde.
2/10
Skálmöld – Gleipnir (aus Börn Loka)
Und wieder Folk Metal. Skálmöld sagt mir schonwieder nichts. Wäre es mal so geblieben. Mir fällt dazu einfach nichts mehr ein, sorry. Diese führende Melodie finde ich so dermaßen nervig und unnötig. Das ist leider eine absolute Tortur für mich. Übrigens schonwieder ein echt schlechter Growler. Kinder, nein das muss ich leider beenden, jetzt fängt der Gitarrist auch noch an einen auf Paganini zu machen. Aua. Stopp jetzt.
0/10
Naglfar – Invoc(H)ate (aus Téras)
Danke, danke, danke. Endlich Erlösung. Naglfar haben echt richtig gute Sachen gemacht und “Téras“ zähle ich da definitiv zu. Das Album besitze ich selbst und es konnte mich, nach der eher etwas schwächeren „Harvest“ davon überzeugen, dass Naglfar es noch können.
Schade finde ich lediglich, dass der Werte Herr Wrath nicht zeigt was er gesangstechnisch noch drauf hat, wie er es auf Bloodlines „Hate Procession“ getan hat. Die typischen Naglfar-Vocals finde ich nämlich verhältnismäßig eintönig.
„Invoc(H)ate“ nicht für mich jetzt nicht besonders aus „Téras“ heraus, ist allerdings wirklich nicht von Schlechten Eltern.
7/10
Ensiferum – Pohjola (aus Unsung Heroes)
Und noch ein Song, den ich schon kenne. Ensiferum konnten mal was. Ja, die konnten wirklich mal was und das sogar bis in weite Teile von „Victory Songs“ hinein. Leider ist das Vergangenheit. „From Afar“ habe ich ausgelassen, in „Unsung Heroes“ habe ich mich kurz reingehört und ich wünschte ich hätte es nicht getan. Das ist an Kitsch einfach kaum noch zu übertreffen („Pohjola“ ist da das perfekte Beispiel) und wirklich allerspätestens bei „Bamboleo“ waren Ensiferum für mich dann endgültig gegessen.
Selbst die ersten Alben habe ich schon seit einer halben Ewigkeit nicht mehr gehört. Die neuen kommen mir definitiv nicht ins Haus.
3/10
Hexvessel – Woods to Conjure (aus No Holier Temple)
Wie gut, dass vor dem Hobbitoutro noch so ein großartiger Song kommt um mich wieder etwas herunterzukühlen. „No Holier Temple“ ist ein vollends großartiges Album. Ich glaube, dass ich das nicht das erste Mal schreibe, aber selbiges gefällt mir mittlerweile noch ein kleines bisschen besser als „Dawnbearer“. Es gibt kaum eine Band, die in den letzten Jahren so eine dichte Atmosphäre und eine fast ritualartige Musik erschaffen und auf ein Album gebannt hat. Ganz allgemein fällt mir keine Band ein, die man überhaupt nur mit Hexvessel vergleichen könnte.
„Woods to Conjure“ ist für mich kein einzelner Song sondern eher ein Teil des Gesamtwerkes „No Holier Temple“. Einzig „Your Head Is Reeling“ kann man etwas vom Rest des Albums abgrenzen. Aber weil Hexvessel einfach großartig sind und weil ich selbst für meinen Jahressampler einen Song aus dem Kontext gerupft habe, gibt das natürlich keine Abstriche.
10/10
Neil Finn – Song of the lonely Mountain (aus The Hobbit: An Unexpected Journey)
Ich beende die Samplerbewertung mit diesem hübschen Zwergenlied und bedanke mich für die Zusammenstellung.
Mir ist klar geworden, dass es von Waylander nicht nur „The Light, The Dark And The Endless Knot“ gibt. Ich hatte auch meine Freude an Al-Namrood. Mit Hexvessel und Enslaved hast du, liebes Fleisch, natürlich vollkommen ins Schwarze getroffen. Tiefpunkte waren zwar auch einige dabei, aber was solls.
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Ich meineseits finde [COLOR=#ff0000]Black Metal[/COLOR] ziemlich krass und düster , langweilt aber meinermeinug auf dauer. Die erste von Behemooth ist zu empfehlen.