Re: Jahressampler 2012 – Ergebnisse

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Kosmonaut

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Der Jahressampler von TwistOfFate

Eine kurze Notiz – geschrieben nach dem ersten Lesen der Tracklist:
Es fällt auf, dass der Sampler von Twisty keiner festen Reihenfolge unterworfen ist, daher gibt es die folgenden Bewertungen in der Reihenfolge der alphabetisch sortierten Bandnamen.
Au0erdem freue ich mich einige bekannte Namen zu lesen, zum einen von Alben, die ich selber schon besitze, zum anderen von Dingen, die ich leider bisher verpasst habe zu kaufen. Auch ein paar mir bis dato völlig unbekannte Titel sind – glücklicherweise – vorhanden.

Anathema – The Beginning And The End [von Weather Systems]
Los geht es mit einer Song und einer Band, die ich nur vom Namen her kenne, und ich bin gespannt, was mich erwartet. Der Song startet mit beruhigenden Klavierakkorden, mit immer wieder eingespielten Melodien wird Spannung aufgebaut.
Dann setzt prompt Schlagzeug ein, und nur ein paar Takte später folgt der Gesang. Ganz offensichtlich handelt es sich hier um atmosphärischen Rock – zumindest will es das wohl gerne sein. Der Gesang wirkt leider zunächst ziemlich kraftlos und auch das Schlagwerk hat kaum druck, so verfällt der Song recht schnell in einen Plätscherfluss, und fließt so vor sich hin. Es fällt mir ein bisschen schwer, mich dran festzuhalten, und aufmerksam zu bleiben, aber der Song geht zum Glück nur rund fünf Minuten.
Gen Ende des Songs wird der Gesang pathetischer und ein rockiges Solo gibt dem Fluss wieder etwas mehr Fahrt. Leider etwas zu spät, denn nach dem Solo klingt der Titel schon mit Klaviermelodien aus.
4/10

Arktika – A Praise For Ghosts [von Symmetry]
Schon nach den ersten paar tönen weiß ich, dass mich an dieser Stelle des Samplers nun Post-Hardcore erwarten wird, und ich freue mich auf das, was folgt.
Der Gesang klingt verzweifelt, kalt und voller Weltschmerz. Teilweise geht das mit der Musik, die Arktika bieten, deutlich auseinander, denn es gibt musikalisch oft post-rockig anmutende warme Gitarrenläufe zu hören, nur wenige bedrohliche Soundwälle. Man verliert sich schnell in Details, in abwechslungsreichen Melodien und vielgestaltigen Schlagzeugmustern, die sogar in Snarewirbel ausarten. Ich bin begeistert, wie viel positive Energie in der Musik steckt, und wie deprimierend doch der Gesang ist. Das Zusammenspiel aus beidem hält das Gemüt bei Laune, und so scheint der Song mit jedem Durchlauf zu wachsen. Man verliert sich in ihm, denkt man hat gerade einen Haltepunkt gefunden, dann verändert sich alles, und man muss wieder nach neuen Ideen greifen.
Leider endet der Song recht abrupt, aber das passt eigentlich nur zu gut zu dem, was die Band vorher bereist geboten hat.
9/10

Baroness – Eula [von Yellow & Green]
Yes! Alles richtig gemacht bei der Auswahl dieses Songs, liebe Twisty! An dieser Stelle folgt ein Song eines Albums – oder zweier Alben, wenn man so will – aus meiner Jahresliste, und zwar einer, den ich wahrscheinlich auch ausgewählt hätte. Oder Take My Bones Away. Aber darum geht es jetzt nicht. Es geht um Eula, und dieser Song ist für mich so etwas wie die songgewordene Definition des „neuen“ Baroness Sounds. Erdig rockiger Gesang, rau und doch so leidenschaftlich. Böse verzerrte Gitarrenriffs, psychedelische Einwürfe, schwerer, tragender Bass. Black Sabbath. Pink Floyd. Grooviges Schlagwerk.
Was hier geboten wird ist Musik, wie sie eine Band nicht mit mehr Herzblut machen könnte, es stimmt einfach alles, und ich behaupte, es ist genau das dabei herausgekommen, was die Band herausbekommen wollte. Ein großartiger Song!
10/10

Candlemass – Psalms For The Dead [von Psalms For The Dead]
Candlemass gibt es noch? Das finde ich auf der einen Seite zwar erstaunlich – ich meine gehört zu haben, dass die nach Death Magic Doom Schluss machen wollten -, bin auf der anderen Seite aber auch extreme erfreut, denn hier gibt es nun also etwas neues von den Doom-Urgesteinen aus Stockholm.
Geboten wird, wofür man die „jungen Burschen“ kennt – epischer Doom Metal der traditionellen Art. Man will es nicht glauben, aber doch – das Ganze hat sogar noch Ohrwurmcharakter. Endlich bin ich Gama Bomb los 😉
Im Gegensatz zu jüngeren Vertretern des Genres sind die Gitarren nicht extrem tief gestimmt, und der Groove kein Groooooooooooove. Epischer Klargesang kommt meist nur vor Gitarrenspielereien vor, nicht vor den schweren, doomigen Riffs. Nach einiger Zeit kommt es zu einem Einschnitte im Song, und er nimmt eine härtere, metallischere Schlagseite an. Ein wirbelndes Gitarrensolo zieht vor einem treibenden Schlagzeug seine Kreise, bricht abrupt ab, und schon verfällt der Song zurück in sein altes Muster. Auf die Länge des Songs wirkt das jedoch leider recht eintönig, und so verfällt der Song leicht in eine hypnotische Plätscherstimmung. Auf der einen Seite ist diese hypnotische Wirkung toll, leider macht sie diesen Song überraschenderweise zu eingängig, und so zieht man langsam mit dem Song dahin, bis dieser ausklingt.
6/10

Christian Mistress – Possession [von Possession]
Ein Name, der mir absolute nichts sagt. Noch nie gehört, oder zumindest nicht bewusst aufgenommen. Ich freue mich, was Neues kennenzulernen.
Laut Metal Archives erwartet mich Heavy Metal, ein Blick auf das Cover verrät mir aber, dass das ganze hier ein bisschen psychedelisch doomiger zugehen könnte, und so kommt es auch:
Basslastig gespielter Old School Heavy Metal, ab und zu eher Doom. Dazu gibt es weiblichen Gesang.
Groovige, ruhige Riffs bestimmen das Klangfeld, ein walzendes Schlagzeug – leider ein bisschen drucklos – unterstützt das Ganze hervorragend. Vereinzelte hohe Gitarrenleads geben dem Song einen leicht psychedelischen Anstrich und der Gesang hebt mit mir in andere Sphären ab. Der Sound erinnert mich ein bisschen an Blood Ceremony, es wirkt auch so rituell und hypnotisch auf mich.
Während ich durch mein Musikzimmer schwebe und den Klang genieße, setzt plötzlich ein göttliches Solo ein, und aus meiner Schwebe wird eher Getragenwerden. Ich lasse mich von der Musik treiben, genieße den Klang und bin bis zum letzten Ton vollends in dem Song versunken.
Schöne Musik, da werde ich mal auf Albumlänge reinschnuppern.
9/10

Diablo Swing Orchestra – Voodoo Mon Amour [von Pandora’s Pinata]
Hell yeah! Lange habe ich in diese Band, die ich bisher nur von ihrem Namen kannte, reinhören wollen, bin aber irgendwie – lag wohl einfach an Verdrängung – nie dazu gekommen.
Schon nach wenigen Tönen wurde mir klar, dass die Band ihrem Namen alle Ehre macht. Entgegen meiner Vorstellung, dass es mir metallische Gitarren in irgendeiner Form entgegenriffen, gibt es tanzbare Trompetenmusik und ein treibendes Schlagzeug, toll arrangiert, eingängig und vor allem einfach Swing. Zwischendurch setzt eine, zunächst irgendwie nervig klingende Stimme ein, aber mit der Zeit wird mir klar, dass die Stimme super zur Musik passt.
Was hier geboten wird ist Musik für gute Laune, Lebensfreude und lange Sommernächte. Für den Moment gefällt mir das sehr gut – nichts, was ich immer hören möchte, aber wenn ich mich fühle, als wäre ich der König der Welt, könnte das mein Soundtrack sein.
8/10

Jess And The Ancient Ones – Twilight Witchcraft [von Jess And The Ancient Ones]
Psychedelic Occult Rock hat ja in den letzten paar Jahren einen neuen Aufschwung, beinahe einen Hype erlebt – dazu übrigens hier einen recht lustiger Artikel von einem Blog, der leider nie weitergeführt wurde – und neben einigen Schimmelpilz-Vertretern gibt es auch richtige Champignons in dieser Szene. Wenn man den Leuten Glauben schenken darf, gehören Jess And The Ancient Ones definitv zur zweiten Gruppe.
Der Song beginnt mit einer doomigen Melodie, eine zweite Liedgitarre spielt hypnotisch immer wieder die gleichen Töne ein. Schnell wird man in die Sphären des Songs hineingezogen, aber so schnell nichtmehr entlassen. Das Schlagzeug ist ein bisschen im Hintergrund, das tut der Musik aber – ausnahmsweise mal – keinen Abbruch. Es beginnt zunächst als Tomgetrommel, das mich ein bisschen an Urwaldkommunikation erinnert, wächst dann aber zu einem ausgewachsenen Rockschlagzeug an. Die Gitarren haben einen durchgängig doomigen Sound, liegen im Tempo aber eigentlich bei einer flotten Rocknummer. Fesselnde Riffs umspielen den Hörer und erheben ihn in luftige Höhen.
Jetzt fällt mir auf, dass ich mich am Anfang geirrt habe, gegen Ende wird das Schlagzeug nämlich doch sehr kraftvoll, was mir ja jetzt umso besser gefällt.
Die Dame, die der Band ihre Stimme gibt klingt zunächst ebenfalls ein bisschen zurückhaltend, wird aber mit anschwellendem Song immer leidenschaftlicher und druckvoller, und erinnert mich so ein bisschen an die göttliche Jex Thoth – auch nur ein bisschen, weil sie ganz am Ende des Songs doch durchaus an ihre stimmliche Grenze stößt (?).
9/10

Moonspell – Sacrificial [von Alpha Noir – CD 2: Omega White]
Los geht es mit dunkelen, metallischen Riffs, geführt von einer monotonen Leadgitarre, doch recht schnell höre ich die ersten Keyboardtöne im Hintergrund. Ich befürchte das Anheben eines Epikbombasten ohne jegliche Emotion, meine Angst bestätigt sich jedoch nicht. Tiefer klargesang setzt ein, ein schleppendes Schalgzeug quält sich mit einer langweiligen Keyboardspur ab. Das ganze möchte wohl gerne eine dunkle Atmosphäre schaffen, ich bringe jedoch nicht mehr als ein Gähnen hervor. Dann ein kleiner Lichtblick: Metallische Riffs paaren sich plötzlich wieder mit drückendem Schlagwerk, Growls setzen ein. Aber nur kurz, dann darf ich mich wieder mit dem invariablen Klargesang rumplagen, die immer gleichen Riffs sorgen für Langeweile und der Keyboarder scheint bei seiner Aktivität einzuschlafen. Kurz bevor der Song endet nochmal ein recht ansehnliches Gitarrensolo, das aber von dem direkt darauffolgenden Solopart des Keyboards wieder zerschmettert wird. Außerdem recht schicken Albumcover und –titel ist da nicht viel Tolles dran.
2/10

My Dying Bride – My Faults Are Your Reward [von A Map Of All Our Failures]
Ein Song mit diesem Titel, von einem Album mit einem noch viel besseren Titel, verspricht großartig zu werden. Ich freue mich auf eine bedrückende Fahrt durch dunklen Doom Metal, auf die man sich einlassen muss, deren Geist in einem aufgehen muss, damit man sie mögen kann. So komme ich nicht obhin zu sagen, dass es sich bei diesem Song um den wohl meisteghörten Song dieses Samplers handelt. Und das nicht umsonst, denn hier verbirgt sich ein kleines Meisterwerk, versteckt in einem recht kurzen, depressiv düsteren Gewand. Stellen, die beim erstmaligen Anhören nach zähen Doomparts klangen, geben bittersüße Melodien frei, die den Kopf zum Wippen und das Herz zum Schwimmen bringen. Der Gesang ist hypnotisch, nichts kommt überraschend, aber genau das ist das eigentlich Überraschende. Man erwartet, dass der Gesang dunkle Löcher aufreißt, doch das tut er nicht. Er trägt einen lediglich über die Instrumente hinweg, deren Klang ein Meer aus Emotionen bildet, er ist sozusagen der Reiseleiter auf dem düsteren Schiff. Die Melodien schlagen wie Wellen gegen den Bug, man kann sie spüren und wird irgendwann von ihnen erfasst.
So mag ich das.
10/10

Ne Obliviscaris – Xenoflux [von Portal Of I]
Eiskalter, experimenteller Death Metal. Ein brachiales Riff begrüßt mich zur Eröffnung des Songs, und ich ahne, wo die Reise hingeht. Rasende Blastbeats nehmen mich auf, tragen mich durch karge Einöde, vielleicht ein Trümmerfeld, aber neben mir tauchen immer wieder, wie aus dem nichts, Merkmale auf, die eigentlich nicht in diese Umgebung gehören: Wunderschöne Blumen, eine anmutig tanzende Frau, fröhlich zwitschernde Vögel. Obwohl all diese Dinge überhaupt nicht in diese Welt passen, wirken sie so natürlich, so selbstverständlich, dass ich nichts hinterfrage. In der Musik werden diese Merkmale durch allerlei progressive Elemente dargestellt, durch Streicher, die betörende Melodien in die schwarzen Riffs und die dunklen Growls zaubern, durch noisig dissonante Töne, die immer wieder auftauchen und nicht zuletzt durch tolle, jazzige Gitarrenläufe.
Dann bricht plötzlich alles zusammen, und ich finde mich in einem goldenen Raum wieder, in dessen Mitte ein weißer Schwan in einem See mit kristallklarem Wasser schwimmt. Akustikgitarren verzaubern mich.
Als mich der rasende Death Metal Zug wieder aufnimmt, erschrecke ich mich fast ein wenig, lasse mich dann aber gerne auf die wilde Fahrt ein.
Wahnsinnig guter Song, und wenn das ganze Album so klingt, habe ich definitiv ein Jahreshighlight verpasst.
9/10

Der Rest wird dann hier hinein editiert 🙂