Re: SirMetalhead gegen Verärgerter_Bahnkunde: Dämliche Threadtitel voll von blumigen Adjektiven waren leider aus…

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SirMetalhead
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Beiträge: 30,318

11 – Castle – Decent Of Man

Da rechne ich bei son nem Namen irgendwie mit irgendner neumodischen Kapelle und dann so ein Anfang: Bratende Gitarren, ein Riff, dass klassischer und oldschooliger nicht sein könnte – herrlich. Umsomehr überraschte mich dagegen wieder der einsetzende Gesang, mit einer Frau hatte ich nicht gerechnet. Aber daran gewöhnt man sich schnell. Die Strophen klingen noch recht garstig und kratzig, im Refrain zeigt sich die Stimme klarer, versöhnlicher, nahezu beschwörend. Das wird auch so erstmal beibehalten, was ich gut finde. Auch wenn das nicht gerade ein herzerwärmender Sirenengesang ist, so spricht er einen trotz seiner Garstigkeit irgendwie an. Da mag man schon fast die sehr überzeugende Gitarrenarbeit vergessen – aber nur fast, da sie wirklich äußerst effektiv ist. Keine großen Spielereien, dafür immer auf dem Punkt. Wäre ein perfekter Soundtrack für Shakespeares MacBeth, als die Hexen ihm Ruhm und Macht prophezeien. Da find ich es schon fast schade, dass das Lied nach 4 Minuten schon ausgeblendet wird. Es hätte eigentlich ein offizielles Ende verdient. Nichtsdestotrotz: Ein schönes Beispiel, dass man klassischen Metal auch moderner (?) interpretieren kann und nicht zwangsweise starr am Strophe-Refrain-Schema festkleben muss. Nicht übel!

7/10

12 – Kekal – Rare Earth Elements

Ok, hier wird man nicht lange auf die Folter gespannt: Die unterschiedlichen Beats zu Beginn legen die Marschroute gleich fest. Dazu Tiefsee-Ozean-Keyboard-Klänge und Frauengesang. Hin und wieder verirrt sich auch eine Gitarre in dieses Gebräu. Und gerade als ich eigentlich anfangen wollte zu meckern, dass das für mich alles ähnlich klingt und ich atmosphärisch keinen Unterschied zum Song von Basarabian Hills (bereits weiter vorne besprochen) ausmachen kann, folgt nach zwei Minuten dann etwas, womit ich schon gar nicht mehr gerechnet hatte: Ein nahezu gleitender Übergang in eine von Gitare und Bass gestützte Soundwand. Und die Gitarren sind noch nicht mal hochpoliert, sondern sie dürfen auch rauschen. Den Teil find ich absolut super. Allerdings wird er zwischenzeitlich von einem Technopart unterbrochen, mit dem er sich später verbindet. Für meine Ohren ist sowas ziemlich neu, weswegen ich mich hier chronologisch an der Song-Struktur entlanghangeln muss. Es folgen noch allerlei andere Spielereien, beispielsweise Klavierspiel, der Gesang hat sich auch verändert und klingt jetzt maskuliner, aber der schöne Gitarrensound darf bleiben. Lustige Mischung, gar nicht mal so übel. Zum Ende folgen noch ein paar minimalistische Keyboards, die mir etwas fad nachschmecken.
Zum Ende stellt sich mir die Frage, ob ich das hier höher einschätzen würde, wenn es nur aus den härteren Parts bestehen würde oder ob die gerade deshalb so wirkungsvoll sind, weil sie immer wieder von anderen (für mich steriler klingenden) Elementen unterbrochen werden. Je öfter ich es höre, desto mehr tendiere ich zu Letzterem und so erhält auch der elektronische Teil am Anfang seine Daseinsberechtigung. Fazit: Dafür, dass ich sowas vermutlich nie selbst auflegen würde, gefällts mir überraschend gut. Ob ich mehr davon brauche, würde ich mal in Frage stellen, aber da mich Metal derzeit irgendwie immer seltener vom Hocker hauen will, wäre das für die ferne Zukunft vielleicht ne Richtung, die man sich mal genauer ansehen könnte.

7/10

13 – When Woods Make Graves – Seeds Of An Ancient Priestess

Klar, gute Bandnamen wachsen nicht auf den Bäumen, aber mir sind diese aufgestellten Szenariennamen a la „An Autumn For Crippled Children“ oder „If These Trees Could Talk“ immer etwas suspekt. Aber lassen wir die Musik sprechen. Und die ist relativ roh, verzerrt, aber schwer. Selbst wenn sie leise und reduziert auf eine Gitarre vorgetragen wird, wirkt sie auf mich erdig, echt. Man wird dazu bewegt, genau hinzuhören und darauf zu warten, welchen Orkan die feinen Melodielinien ankündigen. Und tatsächlich wird man nach einer Weile erlöst und das Gewitter bricht wörtlich über einen hinein. Donner, Blize, peitschender Regen. All das vermittelt eine gewisse Hektik und Chaos, im Grunde genommen ist das Lied aber relativ langsam, zumindest sagen das die gut im Hintergrund eingesetzten Keyboards. Der Gesang befindet sich stimmungsmäßig etwa in der Mitte: Weder aufreibend noch wirklich ruhig. Und so entsteht ein eigentlich sehr homogenes Bild aus komplett unterschiedlichen Elementen. Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Einzelteile. Find ich super! Sitze gerade im Zug und kann daher nicht nachschlagen, was das für ne Band ist oder woher sie kommt. Aber kann ja auch mal ganz nett sein, sich nur auf die Informationen zu verlassen, die man über die Ohren aufnimmt. Müsste ich die Band also einschätzen, dann würd ich auf ein Ein-Mann-Projekt tippen, da das Schlagzeug auf mich doch ein wenig klinisch-künstlich wirkt. Sollte es ein echtes sein, dann liegts vermutlich am etwas übersteuerten Klang. Geographisch tu ich mir schwer, aber europäisch klingt es irgendwie nicht. Also würd ich einfach mal Nordamerika raten.
Wie auch immer, es gibt ja viel atmosphärischen Black Metal dieser Spielart. Aber die Band hier schafft es, ihn auch spannend zu gestalten. Nicht schlecht!
Edit: Ah, Großbritannien, auch Recht 🙂

8/10