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Vielen Dank an Nik für die äusserst unterhaltsamen und aufwendigen Reviews, hat viel Spass gemacht, diese zu lesen :). Dann werde ich mal meinen Senf ein bisschen dazugeben:
Muse sind eindeutig einfach grossartig. Ich kann bisher mit allem anfangen, was die bisher veröffentlicht haben und „Bliss“ war mein Einstieg zu Band. Einfach ein perfekt durchkomponiertes und arrangiertes Glückspillchen, das von Oberflächlichkeit so weit weg ist wie wir vom Weltall.
Und schon alleine weil ich mit dem ersten Song bereits zu den Coolen gehören darf, hat sich das Battle vollends gelohnt 😀
Auf Sophie Hunger werde ich beim zweiten Song noch näher eingehen.
The Clashs „London Calling“ ist für mich DAS Sommeralbum überhaupt. Nur Hits, nur tolle Laune aber eben auch (grösstenteils) Songs mit Message. „London Calling“ und „Guns Of Brixton“ sind zwar meine absoluten Lieblinge, „Koka Kola“ hat mit seiner wunderbar leichtfüssigen Albernheit aber irgendwie besser auf den Sampler gepasst 🙂
Sonic Youth sind eine Wundertüte wie keine andere Band, bei denen die Coolness schon seit der Geburt durch die Venen zu fliessen scheint. Mit „Kool Thing“ habe ich genau diese unglaublich Unbekümmertheit und Abgebrühtheit, welche die Band so besonders macht, einfliessen lassen wollen. Dass es scheinbar gelungen ist, freut mich ungemein.
Aber auch allgemein sind Sonic Youth eine Band, mit der sich zu befassen ziemlich lohnenswert ist. Egal ob die ganz frühen, fast schon No-Wavigen Sachen, die düsteren Frühwerke „Sister“ und „Evol“ oder die Mitt-90er Indie Rock Göttergaben wie „Goo“ und „Dirty“, bei denen sie nie ihre Wurzeln vergessen haben. Auch wenn „Daydream Nation“ immer das Manifest des Indie Rock und der Band bleiben wird.
Die neueren Sachen sind (so weit ich sie kenne) einerseits eher auf Sicherheit gespielte, gute Alben („Rather Ripped“), in Richtung Post Rock schielende, eher experimentelle und unzugängliche Alben („Murray Street“ und „A Thousand Leaves“) oder ziemlich abgedrehtes, experimentelles Zueg (die ganze SYR – Reihe, mit zahlreichen Gästen). Eine Band, bei der es sich lohnt, in die Diskographie abzutauchen.
Modest Mouse sind grossartig, sehr schön, dass du das genauso siehst. Und „Dashboard“ sowieso, perfektester Feel-Good Song überhaupt.
Einfach.geil.hört.es.euch.an.ob.ihr.es.kennt.oder. nicht.sofort.
Dem ist nichts mehr hinzuzufügen.
Dass man sich bei Yes ziemlich schnell die Zähne ausbeisst (oder sie wegen Karies verliert, je nach Standpunkt) ist vollkommen nachzuvollziehen und verständlich. Für mich repräsentiert die Band einfach alles, was ich am Prog so liebe (und du offensichtlich nicht ;-)): diese Leichtfüssigkeit, verbunden mit der unglaublichen Brillanz des Songwritings und der Musiker fasziniert mich ungemein. Und Jon Andersons Gesang passt einfach wie die Faust aufs Auge zu dieser heliumleichten Musik :).
Und da das nichts für dich ist, darfst du dich wohl zur Mehrheit der Musikliebhaber zählen und glücklich schätzen, dass ich mich nicht für „Close To The Edge“ entschieden habe ;-).
Dass gerade du Yndi Halda nicht kennst, erstauen mich ehrlich gesagt ein bisschen. Auch wenn die Band ein kleiner Geheimtipp ist, hätte ich dir als Post-Liebhaber am ehesten zugetraut, die zu kennen (was Pazi offensichtlich tut). Nun, so sei es, so habe ich dir wenigstens eine tolle Entdeckung bescheren können 🙂
Ich denke du hast es ziemlich gut beschrieben, dass die Band eigentlich Post Rock nach Schema-F macht, aber überhaupt nicht danach klingt. Es sind die bekannten Stilmittel des Genres, eigentlich auch altbekannt eingesetzt, doch nichtsdestotrotz klingt die Band zu keiner Sekunde ausgelutscht oder uninteressant. Im Gegenteil, ihr einziges Album, „Enjoy Eternal Bliss“, ist das beste unbekannte Post Rock Album überhaupt und dürfte dir vollends zusagen, unbedingt anhören, denn dort sind alle vier überlangen Songs so gut wie „A Song For Starlit Beaches“!
The National: ganz ehrlich, das ist momentan für mich DIE Band überhaupt. Ich feiere die letzten vier Alben ohne Ende. Und ähnlich wie du hatte ich zu Beginn immer wieder einzelne Songs gehört, doch es hat nie so recht zünden wollen. Irgendwann dann mal „High Violet“ zugelegt und nicht mehr rausbekommen. „Sorrow“ ist einer der eingängigeren Tracks und schlägt einem die Depression nicht unbedingt so ins Gesicht wie der Rest. Deiner Beschreibung nach zu urteilen, sollte dir aber „High Violet“ vollends zusagen (auch wenn es ein paar Durchläufe zum zünden braucht), denn dort findet sich alles wieder, was „Sorrow“ so toll macht: die Lyrics, der Gesang, die (wunderbaren, niederschmetternden aber wunderschönen) Streicher, das grenzenlose Post-Rock Gefühl verbunden mit der Beklemmtheit des Post Punk und die stoische, unter die Haut gehende Ruhe.
„Alligator“ und „Boxer“ setzen teilweise noch stärker auf den Chamber Pop Ansatz, ohne poppig zu klingen, sind gleichzeitig aber ziemlich introvertierte Alben, die den Post Punk Anstrich auch noch stärker zur Schau tragen als (High Violet). „Trouble Will Find Me“ (übrigens das beste Album 2013) ist ähnlich wie „Boxer“ beklemmender und „enger“ als „High Violet“, brilliert aber mit einer unglaublichen Scharfsinnigkeit und Kälte, die The National so bis dato noch nie transponiert haben. Zumindest nicht so direkt. Am besten einfach alles hören 🙂
So, kommen wir nun zu Sohpie Hunger, der besten schweizer Sängerin, die momentan aktiv ist. Zumindest für mich. Während „LikeLikeLike“ eines der fröhlichsten Lieder der Dame ist, ist „Rise And Fall“ ein emotionaler Rundumschlag wie ich ihn nur selten gehört habe. Aber der Reihe nach: „The Danger of Light“ ist letztes Jahr erschienen und ist ein Album, das diese beiden emotionalen Seiten der Dame äusserst gut repräsentiert. Hier geben sich Melancholie und Lebensfreude die Hand und begleiten die Hörer durch ein tolles Pop Album, das vorallem von seinen Arrangements und der wunderbaren Stimme lebt, sehr empfehlenswert, vorallem jetzt im Sommer.
„Rise And Fall“ hingegen stammt von „Monday’s Ghost“, ihrem zweiten Album, das auch mein liebstes ist. Hier geht die Melancholie noch um einiges tiefer und durchzieht das ganze Album, das weniger Licht bietet als die letzte. Aber auch hier faszinieren die Stimme und die grossartigen Arrangements. Aber auch Atmosphäre ist äusserst erwähnenswert, irgendwo zwischen Mitternachtsstadtbummel mit Kälte und Neonlichtern und klaustrophobischer Depression, absolut empfehlenswert. Und gut aussehen tut die Dame noch dazu:

PS: Die Beschreibung zu „Rise And Fall“ ist wirklich super, Hut ab! Der Vergleich zu „Avraham“ ist nach ein bisschen nachdenken gar nicht mal so abwegig. Und der schweizerdeutsch-jiddisch „Vergleich“ hat mir ein grosses Schmunzeln abgerungen 😉
The Mars Volta sollten ursprünglich das emotionale Gegenstück zu Yes‘ „Heart Of The Sunrise“ darstellen, auch wenn es wohl nicht geklappt hat. Rückblickend würde ich mich wohl auch für eine andere Band entscheiden, weil der Song den Fluss wohl doch zu arg bricht. Dass die Rezension aber so vernichtend ausfällt, hätte ich eigentlich nicht erwartet. Einerseits weil es sich hier um die Nachfolgeband zu At The Drive-In handelt, andererseits weil das Debut „De-Loused In The Comatorium“, von dem der Song stammt, stimmungstechnisch das Thema perfekt wiedergibt. Dies weil es ein Konzeptalbum über Suizid ist, und „Cicatrix E.S.P“ trieft für mich, trotz des instrumentalen Overkills, auch nur so von Emotionen. Aber ja, das ist eine äusserst polarisierende Band – mehr noch als Yes – und ich kann verstehen, dass dir das gar nix gibt.
Von der Tuxedomoon Reaktion hätte ich mir ehrlich gesagt ein bisschen mehr erwartet, vielleicht habe ich deine Post Punk Affinität aber auch ein bisschen zu hoch eingeschätzt. Der Song (es ist übrigens wirklich ein Song, ich habe da nix zusammengeschnitten oder so) ist der Eröffnungstrack vom grossartigen Album „Desire“. „Desire“ ist der absolute Wahnsinn, ganz ehrlich jetzt! Verlorener, eiskalter Mitternachtspostpunk und der ideologisch Vorgänger von Ulvers „Perdition City“, wenngleich rauer, unzugänglicher und experimenteller. Der Rest des Albums ist zugegebenermassen auch ein klein wenig konventioneller (oder nicht wirklich), aber wohl nicht wirklich was für dich, wenn der Track dir nicht gefallen hat. Dabei entgeht dir leider das beste Post Punk Album mit Geige 😉
Warning, das hast du völlig richtig erkannt, sind traditioneller Doom und leben wie viele solcher Bands von ihrem Sänger. „Watching From A Distance“ ist dank des Gesanges das traurigste, verlorenste und emotionalste Doom Metal Album, das ich kenne. Aber man muss es halt mögen, sonst kommt auch so nicht viel rüber.
Eigentlich ist es ja eine Schande, dass du dich noch niemals mit Anathema auseinandergesetzt hast. Nun denn, „Alternative 4“ stammt vom gleichnamigen Album und fängt dessen Atmosphäre perfekt ein. Es ist ein Album, das man am besten in einem kleinen, weissen Zimmer ohne Fenster hört und dabei fsat eingeht. Es ist unglaublch karg, stellenweise zugänglicher als der Titeltrack und stellenweise aber auch abweisend und auf Isolation ausgerichtet. Für mich eindeutig ihr bestes Album und auch sehr empfehlenswert, wenn es mal wieder etwas für das ganz schwere Gemüt sein darf.
Zum weiterhören geeignet: „A Natural Desaster“ (nicht ganz so niedergeschlagen, aber musikalisch grösstenteils auch eher karg gehalten, aber stellenweise auch „bombastischer“), „Judgement“ (ähnlich depressiv und niedergeschlagen wie „Alternative 4“, aber gleichzeitig musikalisch vielfältiger und opulenter) und „A Silent Enigma“ (noch aus der Doom-Death Metal Phase, aber mit viel Elegie und Melodie, auch wenn ich die Alben ab „Alternative 4“ klar bevorzuge)
Ganz ehrlich: hätte ich Jason Molinas Musik zum Zeitpunkt seines Todes schon so sehr gekannt wie heute, es hätte mich wohl bis heute aus der Bahn geworfen. Doch, grausam wie das Schicksal manchmal ist, habe ich mich erst nachdem ich seine Todesmeldung in der Visions vernommen habe, genauer mit seiner Musik auseinandergesetzt. Mit seiner Band Songs: Ohia (bei der eigentlich grösstenteils er die Songs geschrieben hat) hat er bis 2003 grossartigen, depressiven Singer/Songwriter Folk veröffentlich, der vom grossartigen Gesang Molinas und der niederschlagenden Stimmung lebt. Molina war Zeit seines Lebens stark alkoholkrank und liess seine (wohl vorhandenen) Depressionen auch immer in seine Musik einfliessen. Empfehlenswert sind eigentlich alle Songs:Ohia Alben, genauso wie seine beiden Soloalben („Let Me Go Let Me Go Let Me Go“ war das zweit und neben dem Songs: Ohia Debut wohl das spärlichste Album, das er je aufgenommen hat). Nach dem Ende von Songs: Ohia hat er mit Magnolia Electric Co, einer Folk Rock Band, weiter Musik gemacht, mit der muss ich mich aber noch selber beschäftigen. Ich weiss nur, dass deren Alben wohl nicht mehr so karg und desolat sen sollten, kann dies aber nicht bestätigen.
Pain Of Salvations „Undertow“ ist, zumindest für mich, der niederschlagendeste Song, der je veröffentlich wurde. Ganz im Ernst, das ist musikgewordener Suizid. Aber auch wenn dir „Undertow“ zusagt (das meine ich jedenfalls rauszulesen) würde dir das dazugehörige „Remedy Lane“ (übrigens eines der besten Alben aller Zeiten, sagt auch Nezy ;-)) eher weniger zusagen, da die meisten Songs stärker in die Progressive Metal Richtung gehen, obwohl die emotionale Wuche das ganze Album durchzieht ;-).
Again, vielen Dank für die Reviews und ich freue mich, dass dir doch einiges zugesagt hat. Und ich werde The Mars Volta wohl in Zukunft nicht mehr in Samplernähe kommen lassen ^^. Aber ja, ein Ausfall gibt es wohl (fast) immer und dieser ist zumindest derjenige, bei dem die Warscheinlichkeit am höchsten war 😉