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Kosmonaut

Registriert seit: 25.10.2012

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Teil 1 meiner Sampler Besprechung. Bis hier her war der Sampler mit einem „+“ gekennzeichnet. Wenn ich das richtig deute, soll das also der eher fröhliche Teil des Samplers sein.

Teilweise wusste ich nicht wirklich, was ich schreiben soll, entschuldige das ein oder andere recht knappe Review.

Jimmy Eat World – Futures
Es geht los mit einer kitschigen Melodie, die aus einem US-amerikanischen Teenie-High-School-Film stammen könnte, dafür aber etwas zu tief gespielt wird..
Durch den sehr basslastigen Sound erwarte ich eine eher rüde Stimme, die sich zwischen den Instrumenten tummelt, doch stattdessen erklingt eine Gesangsstimme, die ebenfalls in die oben beschriebenen Filme passen würde. Helles, fröhliches Glockenspiel tönt über die Gitarren, eine Refrain mit Ohrwurmcharaker ertönt immer wieder. Vor meinem inneren Auge sehe ich eine Bande junger Menschen in einem Cabrio jubelnd und singend gegen den Sonnenuntergang fahren, während der Songs langsam ausklingt.
Insgesamt ist das alles sehr eingängig – würde sicher gut im Radio ankommen – und vor allem der Refrain bleibt schon nach einem Durchgang im Ohr. Macht ganz gute Laune, ist aber für mich persönlich nichts, was ich immer hören könnte. – Zudem hatte ich mir bei dem Bandnamen – der tierisch cool ist – ein bisschen was abgefahreneres gewünscht.
5/10

Kendrick Lamar – The Recipe (feat Dr. Dre)
Als nächstes erwartet mich amerikanischer Rap.
Über den mittelschnellen Beat ist eine melancholisch flüsternde „Frauenstimme“ gelegt – oder sind es einzelne Gitarrentöne? – , die dem ganzen einen schleppenden, hypnotisierenden Effekt gibt. So zieht sich dieser Beat auch durch den gesamten Track, und zieht einen irgendwie ziemlich runter.
Kendrick Lamars Flow dagegen ist schön abwechslungsreich, seine Stimme kommt – im Gegensatz zu Dr Dres – mit einer recht warmen Stimmfarbe daher, es ist angenehm ihm zuzuhören. Mir gefällt der Stil, den Kendrick Lamar in diesem Song hat, immer einzelne Wörter zu doubletimen, und sich so nah an der Snare zu orientieren. Dr Dres Parts gefallen mir aber aus irgendeinem Grund gar nicht.
Ich bin von dem Song sehr überrascht, normalerweise kann ich amerikanischem Hip Hop nichts abgewinnen, und wenngleich ich den Beat auf Dauer sehr nervig finde, will ich doch unbedingt mehr von Kendrick Lamar hören, und werde mich auf jeden Fall mal durch YouTube klicken.
6.5/10

Justice – D.A.N.C.E.
Der Titel des Songs beschreibt den Inhalt auch schon ziemlich gut. Justice bieten Dane Music mit Honigkuchenpferd-Grinsen, Diskofieber-Sythies und kindlicher Stimme. Dazu gesellt sich ein grooviger, aber durchaus mitreißender Bass – das einzig Positive, das ich diesem Song abgewinnen kann.
Ich fühle mich an das Intro einer Kinder-Tanz-Sendung mit kannlleuchtenden Farben erinnert, sehe 90er-Jahre-Kinder mit viel zu großen Jeanshosen und Stirnbändern vor mir, die ihre monatelang einstudierten Breakdancemoves präsentieren. Am liebsten möchte ich einfach den Sender wechseln, und sofort vergessen, was ich gerade gesehen bzw gehört habe.
Ein grausamer Song, aber auf einem Sampler mit diesem Thema sicherlich genau richtig!
1/10 für den Song; 10/10 für die Wahl, ihn auf einen solchen Sampler zu packen.

La Dispute – Bury Your Flame
Der erste Song auf dem Sampler, der mir bekannt ist. – Und den ich absolut großartig finde!
Ein treibendes Schlagwerk fürht eine harmonisch jaulende Gitarre in angenehmem Tempo vorwärts – das ganze klingt soweit ziemlich freundlich! Dann bricht Jordan Dreyers typisch melancholische Stimme als starker Kontrast dazwischen. So geht der Song eine Weile voran, die Emotionen werden hin und her gezogen, von Melodie und Stimme, doch ein plötzlicher Bruch weist den Gewinner des Duells aus: Zur melancholischen Stimme Deyers – die übrigens in diesem Song sehr abwechslunsgreich ist, und von düsteren Hardcoreshouts zu traurigem, klarem Sprechgesang reicht – gesellen sich nun verträumte, düster elegische Gitarren und ein langsames Schlagzeug. Man wird nierdergedrückt, fühlt sich leer.
Dann nimmt der Song erneut Fahrt auf, die Gitarren werden harmonischer, freudiger, das Schlagzeug nimmt wieder einen treibenden Part ein, das Gemüt des Songs erhellt sich. Die Shouts von Jordan Deyer vermischen sich nun teilweise mit Gangshouts, was dem Song an diesen Stellen eine klare Hardcore Schlagseite gibt, die La Dispute aber sehr gut steht, und die absolut gute Laune macht. Schöner Song.
8.5/10

Jedi Mind Tricks – A Storm Of Swords (feat. Planeta)
„Was zur Hölle haben Jedi mind Tricks mit A Song Of Ice And Fire zu tun?“, war mein erster Gedanke beim lesen der Tracklist. Amerikanischer Rap, der sich mit einer Fantasy-Sag beschäftigt, das wäre mir neu. Auch das Lesen der Lyrics hat mir bei dieser Frag nicht wirklich weitergeholfen. Egal, zur Musik:
Das Intro hat was von einem verspielten, vertonten Feen-Tanz zwischen guter und böser Fee. Das ganze ist dann auch in Dauerschleife über den späteren Beat gelegt, was das ganze auflockert und dem Song eine hererwärmende Stimmung gibt. Der Rap, der abgeliefert wird, klingt für mich nach 08/15 Ami-Rap, nur der Refrain bietet etwas Abwechslung, weil der Gesang auf diese Feen-Tanz Melodie abgestimmt ist. Macht eigentlich gute Laune, kann ich mir persönlich aber nicht immer geben.
6/10

Between The Buried An Me – Desert Of Song
Der Wind pfeift, seichte Töne einer Westerngitarre malen das Bild eines einsamen Wolfes, der am Lagerfeuer sitzt. Klargesang setzt ein, sehr southern-rockig, und sehr hypnotisierend. Ich sehe Bilder von dem, was er singt, von Regen, von einer Vogelscheuche, ich höre alte Melodien in meinem Kopf.
Das Lied ist sehr ruhig, ein leicht pessimistischer Unterton klingt mit. – Beinahe laut erscheint der Knall, mit dem plötzlich das Schlagzeug einsetzt. Mut schwingt plötzlich im Gesang mit, die schwermütigen Gitarren wirken plötzlich federleicht und offen, lassen sich sogar zu einem Solo hinreißen. Ich fühle mich motiviert, bereit allem und jedem entgegen zu treten.
Dann werden die Gitarren langsam wieder einsamer, werden depressiver, und der Wind fängt wieder an zu pfeifen, während der Songs ruhig ausklingt.
Sehr schönes Lied, eine Achterbahnfahrt zwischen „Ich bin auf dieser Welt ganz allein…“ und „Ich könnte euch alle knuddeln!“, ohne dabei überladen zu wirken.
9/10

Mare – The Sent You
Das Intro des Songs besteht aus ewig lang gezogenen Orgeltönen, über die eine hypnotische Stimme gelegt wurde. Ich versuche mich darauf zu konzentrieren, doch egal wie oft ich dieses Intro höre, ich verfalle in eine Art Trance-Zustand, in dem ich an nichts denke.
Verzerrte Gitarren und eine treibende Basedrum reißen mich in die Wirklicheit zurück und spielen eine langsame Melodie, die mich aus irgendeinem Grund an ein langsameres Amon Amarth (?) Lied erinnert. Gleichzeit schwingt eine leichte Stoner-Note mit. Das ganze wirkt sehr hypnotisch und ich bin beim Hören ein wenig abwesend.
Immer wieder erwarte ich, dass deathmetallischer Gesang einsetzt, aber es passiert einfach nicht. Dann mischen sich Drum-Rolls unter die Melodie, und man denkt, dass der Song jeden Moment zu ende ist, doch ein radikaler Bruch lässt einem plötzlich das Blut in den Adern gefrieren. dissonannte Riffs werden wunderbar qualvoll in die Länge gezogen, doomartiges SChlagwerk legt sich darüber – genau so habe ich Musik gern. Dann schreit jemand, ich weiß nicht, ob er oder sie aus Angst oder aus Hass schreit, aber es geht durch Mark und Bein. Plötzlich ein erneuter Bruch, und wenige warme Töne stellen eine Art Outro dar. Ist es der Tod desjenigen, der gerade noch so erschütternd geschrien hat?
Schade, dass nicht der ganze Song so ist, wie circa das letzte Drittel, denn das schafft es, Geschichten in meinem Kopf entstehen zu lassen, wie guter Post Metal oder Sludge oftmals zu tun vermag. Die restlichen zwei Drittel finde ich allerdings leider eher nichtssagend, und emotionslos.
3.3333333333333333/10

Fazit Nummer eins: Dafür, dass dies der irgendwie fröhlichere Teil des Sampler zu sein schien, war eine Menge (emotional) recht durchwachsenes Zeug dabei. Oft sieht man in den Songs eine Hin- und Hergerissenheit zwischen sonnenumarmender Freude und kläglicher Depression, was auch durch die irgendwie undefinierte Reihenfolge der Songs – zumindest für meinen Eindruck – verstärkt wird. So ist beispielsweise der Justice Song sicherlich der hibbeligste und fröhlichste auf dem ganzen Album, wird aber direkt von einem La Dispute Track verfolgt.
Ich hoffe, ich habe deine Bemühungen soweit nicht ganz falsch reflektiert, sacrut. Falls doch ignorier es, bis ich den zweiten Teil der Besprechung veröffentlicht habe – entweder später am Abend oder morgen – und zerreiß mich erst dann :haha: